Taqawan“ ist nicht eigentlich ein Roman und die kriminalistischen Elemente sind absolut zweitrangig. Der Frankokanadier Eric Plamondon erzählt von einem historischen Unrecht, und er tut dies mit allen Mitteln der Poesie. Es geht um den großen Lachskrieg von 1981, als sich die kanadischen Ureinwohner gegen das Verbot stemmten, in den Flüssen mit Netzen Lachs zu fangen. Die Mi’gmaq sind eine der großen indianischen Nationen in Kanada, sie leben zurückgedrängt auf der Gaspésie-Halbinsel von Québec, der Fluss Restigouche bildet die Grenze ihres Reservats, aber auch zugleich ihre Ernährungsgrundlage.
Die großen Trawler vor der Küste haben die Lachsbestände minimiert, am oberen Flusslauf beschweren sich die luxuriösen Anglerressorts, sie könnten ihren Gästen aus New York, Washington und Toronto keine Beute mehr bieten.
Wenn es dich erwischt, dann könntest Du bald tot sein, denkt der Eine. Du bist 77 Jahre alt, einer von fünf in deinem Alter, die sich mit dem Coronavirus anstecken, stirbt an den Folgen, denkt der andere. Und man kann sich rasch infizieren: Die Enkelkinder, die Bekannten, die Verkäuferin im Supermarkt – alle können den Erreger übertragen. Andererseits willst du ja auch deine Freunde sehen, statt ständig allein rumzuhocken, überlegt der Nächste. Bist ja schließlich noch fit. Dilemma? – Programmiert!
Das Coronavirus Sars-CoV-2 ist nicht nur für ältere Menschen besonders gefährlich – womit offiziell alle ab 60 Jahren gemeint sind, erst recht jene mit Vorerkrankungen. Sie sollen während der Pandemie besonders Acht geben, weil Covid-19 sie häufiger hart trifft. So wird ihnen – schönes Beispiel – empfohlen, soziale Kontakte soweit als möglich zu reduzieren, sogar zu Gleichaltrigen. Großeltern sollen jeden unmittelbaren Kontakt zu Enkelkindern meiden und sie möglichst nicht betreuen. (mehr …)
Philosoph und Übersetzer, Kritiker und Schriftsteller, Kunstagent und Enzyklopädist:
Denis Diderot, 1713 in der Champagne geboren, 1784 in Paris gestorben, war eine der prägenden Figuren jener Bewegung, die als europäische Aufklärung in die Geschichte eingegangen ist.
Doch was ist der Fluchtpunkt seines vielgestaltigen Euvre, das anders als die Werke seiner Zeitgenossen Voltaire und Rousseau, Schiller, Kant und Hume von einer geradezu zentrifugalen Dynamik gekennzeichnet ist Entlang von Szenen aus Diderots bewegtem und bewegendem Leben und in genauen Lektüren seiner Schlüsselwerke geht Hans Ulrich Gumbrecht in seinem Buch dieser Frage nach und entwickelt einen neuen Zugang zu diesem außergewöhnlichen Intellektuellen.
Oder ist er das vielleicht doch, ein Irrtum der amerikanischen Geschichte?
In der Tat ist dies der US-Präsident nicht, und zwar nicht, obgleich er in nur vier Jahren den politischen Betrieb auf den Kopf gestellt hat, sondern weil er genau eben das getan hat, womit er nämlich vielen (amerikanischen jedenfalls) Bürgern aus dem Herzen gesprochen zu haben scheint. Und, es stellt sich die Frage: Was bleibt nun in der Post-Trump-Ära zu denken (und was zu tun)? Mehr als die Hälfte der Amerikaner fühlt sich in der Öffentlichkeit als Raum der Repräsentation nicht mehr zu Hause. Mit ambivalenter Nostalgie kommen in den Corona-entvölkerten amerikanischen Universitäten jetzt die Erinnerungen an jene Periode des Protests auf, die vor genau vier Jahren einsetzte, nachdem – viel schneller als in der vergangenen Woche – die Entscheidung über den neuen Präsidenten gefallen war.
Die Hochschulen seien zu islamfreundlich: Das hat der französische Bildungsminister den Universitäten vorgeworfen. Thomas Römer hält die Kritik für verfehlt. Der Leiter des prestigeträchtigen Collège de France erklärt im Gespräch, was der Bildung in seinen Augen fehlt:
? Herr Römer, Sie sind Hochschullehrer – Mitte Oktober ist ein Lehrer ermordet worden. Sie sind Theologe – jüngst wurden drei Kirchgänger umgebracht. Was haben diese islamistischen Attentate bei Ihnen ausgelöst?

Klagen des Verlierers und des noch amtierenden US-Präsidenten Donald Trump gelten als kaum aussichtsreich – doch die Republikaner stellen sich nach tagelangem Zögern nun immer klarer hinter Trump. Das könnte zahlreiche, langandauernde Folgen für die Partei und das gesamte Land haben. Vor allem die Unterstützung durch den Senatsführer Mitch McConnell und der ungewöhnliche Schritt von Justizminister William Barr, behauptete Unregelmäßigkeiten bei der Wahl von Bundesstaatsanwälten prüfen zu lassen, senden ein klares Signal an die gesamte Partei: Diese soll weiter treu zu Trump und dessen Weigerung, die eigene Niederlage anzuerkennen, stehen. (mehr …)
Albrecht von Lucke versprüht viele politische Visionen – Realutopien kommen aber auch nicht zu kurz:
Mit diesem Titel weist der Jurist und Politologe Albrecht von Lucke nach, dass die These, der ehemalige SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder habe mit seiner „agenda 2010“ und weiteren so genannten „Reformgesetzen“ die deutschen Interessen mutig und erfolgreich vertreten und allenfalls seiner Partei geschadet, nur halb richtig ist.
Zwar stimme es, dass Schröder damit sowohl die Mitglied- als auch die Wählerschaft der SPD halbiert habe, es sei aber falsch, diese Gesetze als positiv für Deutschland zu bewerten.
Mit nämlich dem Verschwinden der SPD als potentiell regierungsführende Volkspartei in der deutschen Parteienstruktur sei derzeit eine Lage eingetreten, in der nur noch die Volkspartei CDU (einschließlich der CSU) mit dem Anspruch auf die Kanzlerschaft auftreten kann und die anderen deutschen Parteien lediglich als Mehrheitsbeschaffer dienen.
Das Bundesarbeitsgericht entschied, dass sich Berlin dem dem entsprechenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts unterwerfen müsse. Das Berliner Neutralitätsgesetz sei hier hinfällig. In der Berliner rot-rot-grünen Koalition war es darüber zu Konflikten gekommen: „Die SPD wollte das Gesetz bisher unverändert lassen. Ihr Hauptargument: „Bei den sich häufenden Religionskonflikten an Berliner Schulen könnten kopftuchtragende Lehrerinnen nicht die gebotene überparteiliche Rolle einnehmen.“

Noch steht die Mauer, jedoch kann man drüber klettern, ohne erschossen zu werden. Das – pardon – haben wir jetzt davon: „Ossis zwischen Selbstmitleid und Barbarei“
Mit Montagsdemos und Massenfluchten zwingen die DDR-Bürger ein Regime in die Knie. Und mit einem Versprecher: „Nach meiner Kenntnis ist das … sofort, unverzüglich“ – mit diesen Worten zur neuen DDR-Reiseregelung läutet Politbüro-Sprecher Günther Schabowski am 9. November 1989 um 18.53 Uhr unfreiwillig – aber als folgenreicher Auftritt im Fernsehen – das Ende der deutschen Teilung ein – womit er Geschichte geschrieben hat.
Die Reiseregelung soll sowohl ständige Ausreisen als auch private Urlaubsreisen von DDR-Bürgern in den Westen ermöglichen – nach Antrag bei der Behörde und erst ab dem 10. November. Doch Schabowski ist unvorbereitet. Er verhaspelt sich, erklärt die Grenze für geöffnet, „ab sofort“.
Nehmen wir mal eben zum Beispiel die heutige Linke. Sie gibt sich zwar ökologisch sensibel, aber Geschlecht ist für sie ein reines Konstrukt.
Nun ist der Begriff der „Konstruktion“ von jeher ein genuin technischer Begriff, der im Spannungsverhältnis zum Konzept „Natur“ steht.
Wir konstruieren, was wir in der Natur nicht vorfinden, etwa Geräte, Gebäude, Maschinen oder (Bild links) einen Minischutz gegen Unwetter. Dazu brauchen Menschen natürliche Ressourcen, die sie „Rohstoffe“ nennen. Konstruktionen brauchen und verbrauchen Natur. Über eine Theorie-Paradoxie und ihre Tabus:
Zur türkischen Fassung der Kolumne von Yazının Türkçe
Einer der Sender, welche die Wahrheit verbreiten, ist die Deutsche Welle. Jüngst führte dort ein Bericht die Auswirkungen der Wirtschaftskrise vor Augen. Darin hieß es, in den ersten acht Monaten dieses Jahres sei gegen rund 600.000 Personen Vollstreckung angestrengt worden, weil sie außerstande sind, ihre Schulden zu zahlen. Wer in der Not Schulden macht oder einen Kredit aufnimmt und, kann er diese nicht begleichen, zur Tilgung neue Kredite aufnimmt, hat Schwierigkeiten.
Mit seinem Platz im Weißen Haus wird Trump auch seine Immunität verlieren. Ihn erwarten dutzende Klagen. Dabei geht es um Betrug, Steuerhinterziehung, Geldwäsche und sexuellen Missbrauch. Der amtierende US-Präsident kämpft einen zunehmend einsamen Kampf. Nachdem Donald Trump in der Nacht zu Donnerstag (Ortszeit) noch in einer massiv kritisieren Rede seinen Wahlsieg erklärte – obwohl die Stimmen nicht annähernd ausgezählt waren -, wendete sich das Blatt zugunsten seines Mitbewerbers.

Der Islamische Staat will „auf symbolträchtige Aktionen in Europa weitgehend verzichten – was aktional zählt, sind für diese Terroristen Effizienz und Grausamkeit.
In einem öffentlichen Aufruf beklagen Necla Kelek, Seyran Ates, Susanne Schröter, Joachim Wagner und andere die Indifferenz in Deutschland gegenüber dem islamistischen Terror: „Auffällig ist regelmäßig das Schweigen der Politik, der Medien, der Kirchen und zivilgesellschaftlicher Organisationen. Mit Recht wurden nach rechtsextremen Anschlägen Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen durchgeführt, Maßnahmen gefordert und an die Namen der Getöteten erinnert.
Warum nicht auch bei islamistischen Anschlägen? Kennt jemand spontan auch nur einen Namen eines deutschen Opfers islamistischen Terrors? (mehr …)
In Sachen Freiheitsbegehren waren wir hierzulande schon mal weiter. Vor 50 Jahren haben die 68er das muffige Deutschland durchgelüftet. Oswalt Kolle klärte die Republik auf, die Pille wurde erfunden, der kecke Minirock passte trefflich zur Popmusik der Beatles und Stones, Alice Schwarzer stritt mit „Emma“ für die Frauenemanzipation.
Es herrschte – endlich – ein Klima geistiger Freiheit, der offenen Debatte, bis hin zur Provokation. Dabei wurden selbstverständlich auch Religionen nicht verschont. So wurde der Papst als „Pillen Paul“ von Schülerzeitungen verhöhnt und die Satire-Zeitschriften „Titanic“ und „Pardon“ überschütteten in Wort und Karikatur Papst und Bischöfe mit ergötzlich-atemberaubender Häme.