Für das bemerkenswerteste und allüberall präsente in unserer Welt schuf Immanuel Kant einen Begriff:
Das Ding an sich. In seiner 1783 veröffentlichten Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft würde auftreten können, schrieb er: „Ich hingegen sage: es sind uns Dinge als außer uns befindliche Gegenstände unserer Sinne gegeben, allein von dem, was sie an sich selbst sein mögen, wissen wir nichts, sondern kennen nur ihre Erscheinungen, das sind die Vorstellungen, die in uns wirken, indem sie unsere Sinne affizieren. (mehr …)
Neid war eine der sieben Todsünden im Buch der Bücher. Das hängt uns nach. Auch, wenn Wollust und Völlerei heute nettere Namen erhalten haben und dann doch akzeptabel geworden sind: Neidisch hat man gefälligst nicht sein zu wollen. Allenfalls noch in scherzhaftem Sinn: Da bin ich aber neidisch. Genau: Neidisch, das waren und sind immer die anderen.
Womit – keineswegs ausschließlich theoretisch – wir uns dem seit langer Zeit außer Kurs geratenen Neid anzunähern versuchen, nachdem nur wenige Autoren, die man flugs als rechte Soziologen abtat, ihn noch bewirtschafteten, ihn sogar zu einer Triebkraft für die und in der Gesellschaft erhoben.
Schwarze Schwäne seien – sagt und hört man – selten. Doch schon der römische Meister der Satire, Juvenal, kannte sie. Wenn auch mitunter in einem allegorischen Zusammenhang: Rara avis in terris nigroque simillima cygno („… [er ist wie] ein seltener Vogel in den [in den fremden] Ländern, [ähnlich] wie ein schwarzer Schwan „…).
Die Leute im Mittelalter mögen zwar unwissender in Bezug auf das Faktenwissen gewesen und auch Zusammenhänge mögen dem mediavälen Menschen nicht wie heutzutage klar gewesen sein. Und der Alltag, der war ja eh vom Aberglauben bestimmt. Eines aber konnten die Mittelaltler ganz gewiss: sie konnten sehr gut beobachten – und daraus Schlüsse ziehen!
Das Coronavirus zwingt zu außergewöhnlicher Entschlossenheit. Längst ist nicht klar, ob die Anstrengungen der westlichen Länder ausreichen. Zwar wird Panik als Reaktion schlecht geredet – nachgerade aber wird sie derzeit zur Bürgerpflicht! Der Reality-TV-Superstar Kim Kardashian twitterte zum Beispiel im Jahr 2017 eine berühmt gewordene Statistik, der zufolge im Jahresschnitt zwei Amerikaner Opfer eingewanderter islamistischer Terroristen werden; gleichzeitig aber werden jedes Jahr 69 Menschen von ihrem Rasenmäher umgebracht. Die Terrorgefahr sollte also zwar nicht übertrieben werden, war aber dezidiert politische Stoßrichtung dieses Tweets. Was denn auch schon beinahe folgerichtig von der britischen Royal Statistical Society 2017 in die „Internationale Statistik des Jahres“ hinein gekürt wurde, „weil“ nämlich „dieser Weck-Ruf ein erhellendes Licht auf die wahren Lebensrisiken und die damit verbundenen Missverständnisse“ werfe. Er passte zudem gut in die Zeit: Die Trump-Regierung hatte gerade ein Einreiseverbot für Menschen aus überwiegend islamischen Ländern verhängt. Leider unterlag die Statistik-Gesellschaft einem fundamentalen Missverständnis, den nun aber der Londoner Professor für Computer-Wissenschaft Norman Fenton aufspießte – die RUNDSCHAU spießt mal wieder mit:
Gleichwie wahrscheinlicherweise eine Anleitung zum Selberdenken als konventionelles Risikomanagement ähnlich wie bei einem Schwarzen Schwan nicht so recht funktionieren will, vemag auch ein hyperfunktionales menschliches Gehirn exponentielles Wachstum – leider – nicht intuitiv zu erfassen. In Ausnahmesituationen wie das derzeit in vielen Köpfen tanzenden Covid19-P(T)andaradei führt dies zu katastrophalen Fehleinschätzungen von Entscheidungsträgern. Und, was Wunder, sind auch alle herkömmlichen Kosten-Nutzen-Abwägungen ungeeignet, um mit Krisen, einer solchen zumal, umzugehen. Sie kommen – was Wunder – sowohl systemisch als auch systematisch einfach zu spät. (mehr …)
Tausende NS-Verbrecher flohen nach dem Zweiten Weltkrieg über die sogenannte Rattenlinie vor allem nach Südamerika – mit Hilfe des Vatikans. Am 2. März wurden jetzt die (bislang geheimen) Archive von Pius XII. geöffnet. Wie viel wusste der Papst darüber – Und was werden die nun für Wissenschaftler und Theologen geöffneten Archive davon preisgeben? (mehr …)
Wer auf den Einfall käme, nach Shakespeare John Donnes Elegien und Sonette zu lesen, könnte – es sei mal so halblaut geflüstert – es auf deutschen Laken selbst bei weitschweifig geführtem Liebesleben mit jeder Geliebten in einer anderen Übersetzung tun. Und in zahlreichen guten, eigensinnigen. John Donne aber, dessen Gedichte die seines Zeitgenossen in ihrem Informationsgehalt für solche und ähnliche Umstände weit übertreffen, ist im Deutschen fast unbekannt. Schliefen die deutschen Romantiker in Wahrheit doch allein? Und, wenn, weshalb konnten sie dann nicht wenigstens in einer Lyrik, die dort, wo sie nicht von der Frauenfrage handelt, katholische und protestantische Gewissensfragen so lange gedanklich hin- und herdrehen, bis man denkt, man sei schon in Deutschland, und dann ihre eigenen religiösen Querelen erkennen?
Mit diesem Urteil zum (StGB § 117) hat es sich das Bundesverfassungsgericht nicht leicht gemacht, die Karlsruher Richter beschränkten sich nicht nur etwa auf das Schicksal Schwerstkranker, sondern geben jedem Bürger mit ihrem Urteil die Möglichkeit, von ihrem Recht auf einen selbstbestimmten Tod Gebrauch machen zu können. Und, ausdrücklich schliessen sie damit auch alle – nicht nur unheilbar – Kranke mit ein, womit die Richter einen so weiten Freiraum öffnen, dass das in der Tat an eine Zumutung grenzt. Eine – muss allerdings gedacht werden dürfen – längst notwendige Zumutung. (mehr …)
1.b) Das Recht auf selbstbestimmtes Sterben schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen. Die Entscheidung des Einzelnen, seinem Leben seinem Verständnis von Lebensqualität und Sinnhaftigkeit der eigenen Existenz ein Ende zu setzen, ist im Ausgangspunkt als Akt autonomer Selbstbestimmung von Staat und Gesellschaft zu respektieren.

Kritik, Besorgnis und Zustimmung: Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Recht auf Sterbehilfe hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Ärzte fordern nun gesetzliche Regelungen. Jetzt ist der Gesetzgeber gefordert.
Viel Kritik kam von – was Wunder – Kirchenvertretern, große Zustimmung dagegen von den Sterbehilfevereinen, von denen einige in Karlsruhe geklagt hatten. Unter den Klägern waren – neben Schwerstkranken, die sterben wollen – auch Ärzte, die das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe kippen wollten. Zu ihnen gehört Dietmar Beck, Facharzt für Palliativmedizin in Stuttgart: „Das wichtigste ist, dass das Arzt-Patienten-Verhältnis nicht mehr von einer Strafnorm beeinträchtigt ist. Nun können wir nach unserem ärztlichen Wissen und Gewissen entscheiden. Im Einzelfall können wir dem Patienten, der sehr gequält ist ein Mittel zur Verfügung stellen, welches sein Leben beendet.“ (mehr …)
„ … wo ist dein Stachel?“ Ist doch – zwar – der Tod im Westen das Entsetzlichste, derweil es – aber – im Osten Leben bedeutet. Im Westen muss man sterben (das ist der Lohn der Sünde), und im Osten muss man immer wiedergeboren werden (das ist die Strafe für begangenes Unrecht). „Erlösung“ im Westen ist Überwindung des Todes, im Osten ist es die Überwindung des Wiedergeboren-Werdens. Derweil Christus das ewige Leben verspricht, tröstet Buddha mit der Befreiung vom Leben, das er als Leiden erkannt hat.
Der Ewige hat die Welt aus dem Tohuwabohu geformt.
Die Neurophysiologen sind ihm dahinter gekommen und lassen jetzt jeden besseren Designer glauben, befähigt zu sein, es ihm nachtun oder gar es besser machen zu können als ER.
Sprache darf wohl als wichtigste Waffe im Kampf für einen völkischen Umsturz gelten müssen, Rechtsextreme AfDler benutzen sie für ihre Ziele, wobei sie sich verschiedenst ausgefeilter Strategien und Methoden bedienen. Zum ersten Mal für die extreme Rechte wurde die Nouvelle Droite, die neue Rechte in Frankreich, in den 50er und 60er Jahren ausformuliert. Statt sich allerdings um Wahlerfolge und Parlamentssitze zu bemühen, verlegte man den Kampf gleich auf die – wie sie das nennen – „kulturelle Ebene“. (mehr …)
Erstmals erklärte es ein Gericht für zulässig, den Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke einen Faschisten zu nennen. Womöglich hat das alles zusammen die Debatten über die AfD mehr verändert als alles andere in den sechs Jahren seit ihrer Gründung.
Hier seien einige seiner aktuellen Rechtsradikalisierereien und Kasperal-Reden seziert. Immer wieder feste dabei: Des Björn Höckes Thuemeleien sowie rhetorische Muster eines Möchtegerführers – oder, wie sie gerichtsnotorisch genannt werden dürfen: „Faschistische Narrative“ seiner Heilslehre – entnommen dem Höckeschen Buch „Nie zweimal in den selben Fluss“ – wir haben es zur Besprechung vom Verlag bekommen und es uns zu lesen angetan. Lesen Sie rein – keiner soll später mal sagen können müssen: „Das habe ich nicht gewußt.“
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Friedrich Pfäfflin versammelt Berichte von Weggefährten und Widersachern, Kraus´ Lebenswerk-Zeitschrift, Die Fackel, einst als Zweitausendeins-Reprint weit über dreißigtausend mal verkauft, kann man elektronisch gespeichert seit kurzem, wie auch die Suhrkamp-Ausgabe der Schriften, mehr als preiswert erwerben, zwei große Ausstellungen gab es (in Marbach und Wien), und in den letzten Jahren erschienen mehrere Briefwechsel von Kraus mit Zeitgenossen und (in einer stark überarbeiteten Form neu ediert) die große Sammlung der Briefe an seine Lebensfrau Sidonie Nádhern von Borutin und, ja, wir haben ihn – posthum wird ers überleben, nicht gefragt worden zu sein – „mit stolzer Freude“ in unser Redaktions-Team gebeten, wo er mal weniger mal mehr herum tollt oder trollt …