
Angstloser Kritiker – weil: verkleidet …
Über den Schriftsteller Richard Ford wird berichtet, er habe einem Kritiker einmal bei einer Party wegen einer schlechten Besprechung ins Gesicht gespuckt. Zuvor hatte er schon mit einer Schusswaffe auf das Buch einer anderen Kritikerin gefeuert und ihr das durchlöcherte Exemplar per Post zugeschickt. Solche Anekdoten, in denen Kritiker zur Zielscheibe von Racheaktionen der Künstler werden, gehören zur Folklore des modernen ästhetischen Diskurses.
Dass sie durchaus auch mit Verständnis oder sogar Genugtuung erzählt werden, hat eine Erklärung im umstrittenen Status des professionellen Rezensionswesens. Kritiker sind in der Moderne immer wieder angegriffen worden, als Nörgler und Pedanten, unproduktive Feinde der Kunst, die sich unsensibel über Menschen hermachen, die sich ästhetisch und emotional verausgaben, um für uns Meisterwerke zu schaffen.
Nachdem der Choreograph Marco Goecke im Februar 2023 Wiebke Hüster, die Ballettkritikerin der FAZ, in der Pause einer Aufführung an der Staatsoper Hannover mit Hundekot attackiert hatte, konnte man einen Eindruck davon gewinnen, wie unsicher der Status der Kritik in der Gegenwart geworden ist.

Bundeskanzlrt Scholz: Meine Damen und Herren, lassen Sie mich, bevor ich über unser Gespräch und die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Ukraine berichte, auf eine Meldung eingehen, die uns alle jetzt erreicht hat. Sie ist noch nicht abschließend bestätigt, aber wir müssen ja doch mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sie zutrifft, nämlich dass Herr Nawalny in einem russischen Gefängnis verstorben ist. Das ist etwas, das sehr bedrückend ist. Ich habe Herrn Nawalny getroffen, hier in Berlin, als er sich in Deutschland von dem Vergiftungsanschlag zu erholen versucht hat, und mit ihm auch über den großen Mut geredet, den es erfordert, wieder in das Land zurückzugehen. Wahrscheinlich hat er diesen Mut jetzt mit seinem Leben bezahlt.
Vorsicht Einsturzgefahr: Wenn das Gebäude – wie im Bild – stark beschädigt ist, müssen Sie draußen bleiben. Verständigen Sie telefonisch die 112 und betreten Sie das Gebäude erst wieder, wenn es von Fachleuten freigegeben wurde.
Dass Frankreichs Präsident Macron das Parlament auflöst und Neuwahlen ausruft, zeugt von Realitätsverlust. Dass er offenbar glaubt, die Verhältnisse könnten sich plötzlich geändert haben, ist gefährlich für das ganze Land. Diese Wette ist völlig unverantwortlich! Macron wettet, dass die Wähler nur mal kurz mit dem Feuer spielen, sich einfach abreagieren wollten. Er setzt darauf, dass sie jetzt erschrocken aufblicken und sagen: Haben wir doch gar nicht so gemeint!
Anlass dieses Jubiläums ist das Lebensende eines Dichters: So jährt sich der Tod von Franz Kafka am 3. Juni zum 100. Mal. Das sogenannte und seit Wochen vielfach bedachte Kafka-Jahr nimmt dessen Leiden in den Blick, seine lange Erkrankung an Lungentuberkulose. 1917 erlitt er einen ersten nächtlichen Blutsturz. Während seiner Berliner Jahre 1923/24 griff die Tuberkulose dann auf den Kehlkopf über. Zwei Aufenthalte in Sanatorien konnten nur noch Symptome lindern. Kafka starb am 3. Juni 1924 in Kierling. Für den Kafka-Biografen Reiner Stach steht fest, dass sich Kafka im Büro ansteckte. Als promovierter Jurist arbeitete er von 1908 bis 1922 bei der „Arbeiter-Unfallsversicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen“ in Prag. Dort habe er sich vermutlich bei Soldaten angesteckt, die von der Front kamen und von denen viele an Tuberkulose erkrankt waren. Kafka wurde nur 40 Jahre alt.
Am 10. Juni 1977 verkündet der Niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht von der CDU den Standort des neuen nationalen Endlagers für hochradioaktiven Atommüll: die Gemeinde Gorleben im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Eine Protestwelle bricht los. In den darauffolgenden Jahren folgen immer wieder Tausende Atomkraftgegner:innen und kilometerlange Trecker-Konvois der Route nach Ost-Niedersachsen, in den am dünnsten besiedelten Landkreis der alten deutschen Bundesländer. Das Endlager Gorleben lockt aber nicht nur Atomkraftgegner an, sondern auch Tausende Polizeikräfte, die diese in Schach halten sollen. Wenn nicht demonstriert wird, starren diese vielen Polizisten aber nicht Löcher in die Luft – sie kontrollieren, ahnden und zeigen an. Kurzum: Sie gehen ihrer Arbeit nach …
In den vergangenen Jahren hat das Image Kratzer bekommen. Erst der Dieselskandal, dann die quälende, gefährliche Unentschlossenheit bei der Abkehr von einer Technologie, die sterben muss und wird: der Verbrennungsmotor. Klima- und gesundheitsschädlich, laut , anfällig,
Über mehr als zehn Jahre hinweg, von Mitte der achtziger Jahre bis zum Jahr 2001, erlebten die Feuilletons der großen, überregionalen deutschsprachigen Zeitungen einen Boom, wie es ihn in der Geschichte des Kulturjournalismus noch nie zuvor gegeben hatte. Beginn und Ende dieses Booms sind zeitlich exakt zu definieren: Er beginnt mit dem Historikerstreit und endet mit dem Zusammenbruch des Neuen Marktes. Während dieser Periode waren die Feuilletons das Zentrum der kulturellen und intellektuellen Öffentlichkeit in den deutschsprachigen Ländern.
Vor kurzem erschien im Open Access Das zweite „konvivialistische Manifest“, in dem über 300 Intellektuelle aus 33 Ländern, darunter Wendy Brown, Noam Chomsky, Shirin Ebadi, Maja Göpel, Eva Illouz und Chantal Mouffe, für neue Formen des Zusammenlebens und eine „post-neoliberale Welt“ plädieren. Der Soziologe und Mitinitiator Frank Adloff erklärt, was es mit dem Konvivialismus auf sich hat und welche konkreten Ziele er verfolgt.
Jedenfalls noch junge Menschen sind überrascht über die steigende Zahl von Pflegebedürftigen in unserer alternden Gesellschaft – manche Pflegeforscher glauben eher, es sei ein politisches Manöver, um steigende Pflegebeiträge zu rechtfertigen.
Papst Franziskus hat bei der Frühjahrstagung der italienischen Bischöfe Homosexuelle beleidigt. Ihre angeblichen Umtriebe an Priesterseminaren hat er als „frociaggine“ (etwa: Schwuchtelei) bezeichnet. Man muss sich schon sehr verrenken, um die Bezeichnung „froci“ (Schwuchtel) oder „frociaggine“ nicht als homophob zu erkennen. Das gilt fürs Italienische wie fürs Deutsche.
Staatsschutz und die Polizei ermitteln, Verbote werden erteilt, Politiker drücken ihr Entsetzen aus: Die Diskussionen über ein Video, das zeigt, wie Gäste in einem Sylter Club rassistische Parolen singen, halten an. Mehrere Wiederholungen hat der Vorfall in kürzester Zeit provoziert, immer mehr Videos gelangen an die Öffentlichkeit, in denen meist auf Festen und in ausgelassener Stimmung Gigi D’Agostinos L’amour toujours rassistisch umgedichtet wurde. Es ist zu einer TikTok-Challenge geworden. Wer traut sich, das Lied zu spielen und entsprechend zu betexten?