Der Blick auf die jugendlichen Protagonisten ist eine Mischung aus Distanziertheit und intensiver Nähe:
Ein Sturm zieht auf. Typhoon Club (1985) – einer von gleich drei 1985 erschienenen Filmen des früh verstorbenen japanischen Regisseurs Shinji Sōmais (1948-2001) – erzählt seine Coming-of-Age-Story entlang eines herannahenden, wütenden und schließlich abklingenden Taifuns, der eine Ortschaft im ländlichen Umland Tokios heimsucht. Und er erzählt, metaphorisch gesprochen, von jugendlichen Gefühlsstürmen, die sich inmitten des „Auge des Sturms“ bahnbrechen. Alles gerät ins Wanken.
In seiner 1783 veröffentlichten Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft würde auftreten können, schrieb Kant:
„Ich hingegen sage: es sind uns Dinge als außer uns befindliche Gegenstände unserer Sinne gegeben, allein von dem, was sie an sich selbst sein mögen, wissen wir nichts, sondern kennen nur ihre Erscheinungen, das sind die Vorstellungen, die in uns wirken, indem sie unsere Sinne affizieren.
Demnach gestehe ich allerdings, dass es außer uns Körper gebe, die die Dinge, die, obschon nach dem, was sie an sich selbst sein mögen, uns gänzlich unbekannt sind.
Dies ist fraglos ein Vorteil für die AfD, deren reißerische Botschaften nämlich vom Algorithmus belohnt werden – Alkohol trinken, Motorroller fahren, selbständig ein Handy kaufen und, und und: Ab 16 Jahren ist vieles möglich. Wählen gehörte jenseits von einigen Kommunal- und Landtagswahlen – bislang noch – nicht dazu. Das wird in diesem Jahr anders: Bei der nächsten Wahl des Europäischen Parlaments Anfang Juni dürfen erstmals auch 16- und 17-Jährige abstimmen. Deutschland hatte bereits im November 2022 nach langen Debatten beschlossen, das Mindestwahlalter für die Europawahl abzusenken.
Ja, ungefährlich ist das Zeug nicht. Und wer davor warnt, tut das zu Recht. Es kann unzurechnungsfähig, abhängig und krank machen, die Persönlichkeit verändern (in der Regel nicht zum Guten), das Hirn, das Herz und die Libido schädigen, sowie etliche Krebsarten auslösen.
Trotz alledem ist Alkohol in fast allen Ländern der Welt legal. Und, das andere Zeug ist schließlich auch nicht ungefährlich!
Die Mehrheit der befragten Bundesbürger hält Markus Söder für einen geeigneten Kanzleraspiranten, aber Präsidium und Vorstand der CDU beharren darauf, ihrem eigenen Mann Armin Laschet die Kandidatur zu servieren, obwohl dieser in sämtlichen Umfragen weit abgeschlagen zurückliegt. Man kann die Volten der Kandidatenfindung in der Union mit parteitaktischen Beweggründen erklären – die CDU ist Koch, die CSU nur Kellner, man will dem neuen Parteichef einen Autoritätsverlust wie seiner Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer ersparen – und so weiter.
Zum zweiten Mal ist Olaf Scholz an einen Ort geeilt, den die Wassermassen bedrohen. Das musste er auch, denn als Katastrophen die Elbe und Ahr heimsuchten, wurden Karrieren beschleunigt und beendigt.
Heute ist unser aller Bundeskanzler in das Städtchen Sangerhausen gereist und stand am Deich an der Helmebrücke, begutachtete ihn kritisch und riet ihm dringend, doch gefälligst den Wassermassen standzuhalten. Ob sich der Deich davon beeindrucken lässt? Na ja, warum nicht. Kameras sind besonders dann unbarmherzig, wenn sich ein herausgehobener Mann des Staates in Gummistiefeln und Regenjacke der Flut nähert, die Deutschland öfter als früher heimsucht.
Karlheinz Stockhausen ging in der Regel – wird munter erzählt – weder in Konzerte, noch besuchte er Opernaufführungen. Wir greifen die Gelegenheit beim Schopf und hören eine Antwort nicht aus Gerüchteküchen, sondern direktemang von Ihm selber …
… also, gehen Sie doch?
Stockhausen: Nein, und in die Oper sowieso nicht.
Warum so ganz entschieden?
Stockhausen: Weil der Spielplan mich nicht interessiert. Ich möchte, wenn ich in die Oper ginge, etwas erleben, was ich nicht kenne, was mich erstaunt, wofür ich studieren muss.
Wären Sie also immer auf der Suche nach etwas, nach „dem“ Neuen?
Stockhausen: „Suche“ ist vielleicht falsch. Es gibt ja das berühmte Wort: Wer suchet, der findet. Aber ich finde meist, ohne zu suchen. Ich arbeite praktisch, ich schreibe und arbeite viel in Studios, schon seit Anfang meiner Arbeit, und bei der Realisation in den Studios finde ich viel.
Teils war es – wie Gerichte glaubten – kurios ins Innere der Angeklagten sehen zu können. Sein Spott über die ungeheuer populäre Mode der Psychoanalyse des Sigmund Freud (1856–1939) oder das, was man seinerzeit aus ihr machte, hat Karl Kraus einen Platz im kollektiven Gedächtnis gesichert.
Zum geflügelten Wort wurde sein Aphorismus, wonach die Psychoanalyse jene Geisteskrankheit sei, für deren Therapie sie sich halte – einigermaßen zu Recht, beschreibt er damit doch eine kassenwirksame Grundmodalität vieler Tätigkeiten nicht nur im psychologisch begründeten Beratungs-, Consulting- oder Coaching-Geschäft der modernen Gesellschaft.
Awdijiwka – Carlo Masala lag falsch mit seiner Vermutung. Vorerst. Am Beispiel Awdijiwka hatte der Hamburger Politikwissenschaftler im Hamburger Abendblatt erläutert, dass die Ukraine sich zwar darauf versteift hatte, Putins Truppen weitestgehend ausbluten zu lassen. Wie er sagt, rechne er aber beinahe stündlich mit einem „taktischen Rückzug“ der ukrainischen Verteidiger aus dem Territorium. Das hatte Masala schon vor geraumer Zeit gesagt. Die Kämpfe dort gehen aber weiter; auch die Russen kämpfen weiter unnachgiebig um die Stadt, ohne dass ihr große Bedeutung für den Ausgang des Ukraine-Krieges beigemessen wird – sie steht als Symbol für das gegenseitige Kräftemessen zwischen Wladimir Putin und der freien Welt.
Ein Mann, eine Bühne. Die Auftritte für das „Deutsche Volk“ sind Hartmut Issmers Mission. Mit seinem Wagen bringt er gerne gleich einen Anhänger als Bühne mit. „Wir sind das Volk“ steht auf dem schwarz-weiß-roten Transparent, das den Anhänger ziert. In gleicher Farbwahl ein weiteres Transparent mit „Patrioten für Deutschland“. Unter diesem Label tritt Issmer meist mit Strohhut und Lederjacke auf. Beim Pegida-Ableger in Berlin oder bei „Deutscher Michel, wach endlich auf“ in Hamburg hetzte der Anfang 70-Jährige gegen die „links-grünen Spinner“ und die „internationale Finanzlobby“, die mit der CO2-Debatte und der Diesel-Diskussion nur eines wolle: den Standort Deutschland zerstören. Der Mann aus Weimar redet nicht bloß, er spendet auch. Er ist der größte Einzelspender der AfD, der beim Präsidenten des Deutschen Bundestag angegeben wird.