Stadt und Evangelische Kirche in Heidelberg sind sich (waren sie jedenfalls „im Jahr des Herrn 2019)“ noch einig über die Nutzung des „Providenzgartens“  (Foto: Philipp Rothe) –  Die Freifläche hinter der Providenzkirche in der Altstadt bleibt erhalten und steht den Bürgern künftig als öffentlich nutzbare Grünfläche zur Verfügung. Die Stadtverwaltung und die Evangelische Kirche in Heidelberg konnten nach konstruktiven Verhandlungen eine grundsätzliche Einigung über die Nutzung als Bürgerpark erzielen. Das Erbbaurechtsgrundstück soll eine Fläche von circa 1.200 Quadratmetern aufweisen. Die Gestaltung der Gartenfläche wird dabei eng mit den Planungen der Kirche über die Außenflächen ihres neuen Gemeindezentrums abgestimmt. (mehr …)

Nov. 2019 | Heidelberg, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

„Schaut auf diese Stadt“ (Kennedy) – in diesem Zusammenhang sei auch (und zwar genau – Doppelklick) geschaut auf ein Graffitty – damals – an einer Wand nahe der Glienicker Brücke nahe der Mauer durch Berlin …

Es gibt Begriffe, die die Erkenntnis eher verstellen als befördern. Einer davon ist der „Unrechtsstaat“. Seit dem (heute vor 30 Jahren) Fall der Mauer wird in unregelmäßigen Abständen über die Frage diskutiert, ob die DDR ein Unrechtsstaat war. „Natürlich!“, lautet die Antwort aus konservativen und oft westlich geprägten Kreisen. „Diffamierung!“, schallt es aus linken und meist östlich geprägten Kreisen zurück. In dem Streit überlappen sich juristische, politische und moralische Kriterien. Wer etwa juristisch argumentiert, muss mit einer moralischen Replik rechnen. Dabei scheint die Sache klar zu sein. Die DDR gewährte weder Reise- noch Redefreiheit. Bürger wurden bespitzelt und eingesperrt, wer die Grenze gen Westen überqueren wollte, wurde erschossen.
Die Partei hatte alle Macht, eine unabhängige Justiz gab es nicht, viele Gesetze – von der „staatsfeindlichen Hetze“ über die „Staatsverleumdung“ bis zur „Zusammenrottung“ – waren menschenrechtswidrig. (mehr …)

Nov. 2019 | Allgemein, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude, Senioren, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch, wächst das rettende auch" | Kommentieren

Höcke hat den vergleichsweise gemäßigten AfD-Funktionären einen Anlass zum Angriff geliefert. Grund zur Freude gibt es für sie dennoch nicht. Eigentlich hatten sie in der AfD geglaubt, nach dem Austritt von Ex-Chefin Frauke Petry die Zeiten öffentlicher Schlammschlachten hinter sich gelassen haben zu dürften. Doch jetzt wird in der Partei so heftig wie schon lange nicht mehr darüber gestritten, welche Rolle der vom Verfassungsschutz beobachtete „Flügel“ um – der nach höchstrichtlerlichem Beschluß muß Faschist genannt weden dürfen – Björn Höcke spielen soll.

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Aug. 2019 | Allgemein, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude, Senioren, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Martin Luther war einer der wirkmächtigsten Protagonisten der europäischen Geschichte. Als maßgeblicher Initiator der Reformation spaltete er, wenn auch ungewollt, die römische Kirche des 16. Jahrhunderts. Dies hatte einschneidende und dramatische Konsequenzen, wozu nicht zuletzt der verheerende Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 gehörte. Seine wort-gewaltige Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache kann durchaus als Beitrag zur Aufklärung verstanden werden.Von den zahlreichen Schriften Luthers sind heute viele in gut lesbarem Deutsch der Allgemeinheit zugänglich. Dennoch fristen manche seiner heiklen Schriften noch ihr Dasein in der verschnörkelten Schrift und der frühneuhoch-deutschen Sprache des 16. Jahrhunderts und sind damit einem breiteren Publikum kaum bekannt. Insbesondere gilt dies für seine judenfeindlichen Schriften.

 

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Juni 2019 | Heidelberg, Allgemein, Buchempfehlungen, In vino veritas, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Am 7. Juni 2019 wird der EU-Rat über die weitere Planung für eine Vorratsdatenspeicherung von Kommunikationsdaten abstimmen. Konkrete Vorschläge gibt es nur für anlasslose Massenüberwachungen.

Deutschland will diesem Kurs in diese schöne Neue Welt folgen  
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Juni 2019 | Allgemein, Feuilleton, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude, Wirtschaft, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Ja, ist leicht zu merken: Wir habens mal wieder mit müssen dürfen. Alsdann: Gegen das „Zentrum für Politische Schönheit“ ist wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ ermittelt worden. Das ist ein Bedrohlicher Angriff auf die Meinungs- und Kunstfreiheit.
Noch dürfen wir gegen solche Machenschaften protestieren:
Fassungslos hatten wir Anfang April zur Kenntnis zu nehmen, dass die thüringischen Straf- und Ermittlungsbehörden seit Ende November 2017 auf Antrag der Staatsanwaltschaft Gera gegen das „Zentrum für Politische Schönheit“ (ZPS) nach § 129 StGB mit Blick auf den Verdacht zur „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ ermitteln.

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Apr. 2019 | Allgemein, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Der 2007 gestorbene amerikanische Philosoph (Bild) Richard McKay Rorty hat ein imposantes Werk hinterlassen, das bis heute weltweit gelesen wird. Sein privates Leben war voll von – meist sympathischen – Widersprüchen. Als Rorty 1998 einen Ruf von Virginia an die Stanford University im Silicon Valley annahm, war diese Überraschung der «New York Times» einen Bericht auf der ersten Seite wert. Sehr interessierte Rorty ein Exemplar der Übersetzung von «Wahrheit und Methode», dem Hauptwerk des 2002 im Alter von 102 Jahren in Heidelberg verstorbenen Denkers Hans-Georg Gadamer. Einige an Gadamer zugesandte Kopien von Rortys durchgehenden Unterstreichungen und die mit eng geschriebenen Kommentaren vollen Seitenränder im Buch „Wahrheit und Methode“ – „hatten es auch mir angetan, Gadamer zeigte es mir bei einem meiner Besuche bei ihm in Heidelberg-Ziegelhausen.“
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März 2019 | Heidelberg, Allgemein, Essay, Feuilleton, Junge Rundschau, Senioren, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

suedliches_ambienteUnmittelbar am Rande des Gebiets der ehemaligen Pontinischen Fiebersümpfe Latiums, deren Trockenlegung schon die Römer, dann Papst Leo X. zu Leonardo da Vincis Zeiten, dann die Preußen und schließlich – erfolgreich – Mussolini zu bewerkstelligen versucht hatten, liegt direkt am Meer die italienische Kleinstadt Nettuno, früher ein Fischerdorf, heute ein Badeort. Schon der italienverliebte Dichter Goethe hatte zusammen mit seinem Freund, dem Maler Tischbein, diese Sümpfe dereinst besucht und schließlich auch in Nettuno Halt gemacht. Das soll im Februar 1787 gewesen sein.
Und wie es heißt, ließ sich der Dichter damals von der modrigen Naturlandschaft zu einer ahnungsvollen Szene in seinem Faust II anregen:

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Juli 2017 | Heidelberg, Allgemein, Feuilleton, Wirtschaft, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Das Ereignis dieses Films ist Piotr Jaxas Kamera. Der polnische Fotograf und Kameramann, der seit langem schon in der Schweiz lebt, hatte da dem einheimischen Film neue Qualitäten des Farbsinnlichen eröffnet. Mit „Hello Goodbye“ von Stefan Jäger treibt er nun die Erkundungen in die Bereiche von Dämmerlicht und Helle, von weich atmender Unschärfe und kristallener Klarheit nochmals weiter. Sehr viel stärker als in früheren Arbeiten wird der Film hier auf faszinierende Weise ganz unmittelbar Ausdruck. Dergleichen sinnliche Entrückung kann auf Kosten des «Inhaltlichen», des Intellektuell-Reflektierten, gehen, obgleich es natürlich unsinnig wäre, die beiden Bereiche säuberlich trennen zu wollen. Gefühlszustände, wie sie sich in Film und Fotografie idealerweise über Bildkomposition und -ausdruck vermitteln, sind nachhaltiger als blosse Dialogpassagen.
Eben diese Dialoge stehen hier vor einer doppelten Herausforderung. Die eine ist das Thema – Sterben und die Hilfe dazu –, die andere die Methode: die Erarbeitung über Improvisation. Die Produktionsumstände verlangten zudem, dass die Dreharbeiten innerhalb von drei Wochen abgeschlossen waren. Stefan Jäger, 1970 in Uster geboren, hat mit Erfolg (und einem Misserfolg, fürs Fernsehen) bereits in verschiedenen Filmgenres und auf der Bühne gearbeitet, wobei sich sein Flair fürs Experimentelle zeigte, besonders im Film «Birthday» (2000) und im Einpersonenstück «57′ 38” Ewigkeit» (2002), beide mit Bibiana Beglau. Doch obwohl Improvisation seinem Naturell zu entsprechen scheint, hat sie hier, auf der Ebene des Dialogs, nur bedingt funktioniert.

Die Falle der Banalität

Die Erkenntnis des Banalen ist schnell zur Hand, wo es um Sterben und Tod geht. Als Vorwurf wird sie denn auch vom Vater gegenüber der Tochter geäussert, die er als Einzige in der Nähe haben will, wenn er seinen «Cocktail», wie mit einem befreundeten Arzt abgesprochen, trinkt, um dem Krebs in seiner Lunge ein Ende zu bereiten. Hier verhindert neben der «strukturellen» die tatsächliche Banalität des Gesprochenen, dass sich dem Zuschauer etwas von der Not des Mannes mitteilt, der mit dem Leben abgeschlossen zu haben möglicherweise nur glaubt. Stefan Gubser lag der Stoff so sehr am Herzen, dass er als Koproduzent fungiert; mit kahlrasiertem Schädel eine imposante Erscheinung, ist er wohl nicht von ungefähr dann am stärksten, wenn er die Szene wortlos gestalten kann. Existenzielle Verzweiflung wird freilich nicht greifbar. Und nicht weiter verfolgt wird die mögliche Wendung ins Tragikomische, die sich einstellt, als sich der Vater einmal beschwert, bei diesem Krach könne man ja nun wirklich nicht sterben.
Doch etwas anderes wird anschaulich, die Verführungskraft des Lebens. Sie äussert sich zum einen in der Person der Tochter, Melina (Mona Petri). Auch wenn die Dialoge zwischen den beiden nur bedingt überzeugen mögen, erfüllt die Vitalität der jungen Frau die Szene buchstäblich mit Leben. Ihr Umfeld, der Job in einem Plattenladen und die Liebe zu einer andern Frau – deren dramaturgisch wirkungsvollster Beitrag darin besteht, dass sie die Beatles-Platte «Hello Goodbye», die auf dem Fußboden liegt, betrunken zertrampelt –, bleibt zwar papieren und wirkt notdürftig konstruiert. Die übrigen Nebenfiguren sind hübsch, bleiben aber anekdotisch.
Doch da gibt es, wie erwähnt, die Inszenierung in der, über die, mit der Kamera. Bereits die Liebesszene, mit der der Film einsetzt, ist nur noch helldunkel lockendes Geheimnis, auch wenn ihr «Zweck» reichlich grotesk anmutet. Diese Stimmung setzt sich fort in der Ansicht auf ein nebelverschleiertes, geheimnisvoll glimmendes Zürich, die erste einer Reihe faszinierender Stadtansichten, ihr folgt das knallrote SBB-Logo, das die Bewegungen der Protagonistin, hin zu ihrem Vater und wieder zurück, signalisiert. Die Kamera weicht gelegentlich zurück in die Totale, zumeist aber exploriert sie die Nähe, bis in die extreme Grossaufnahme. Und indem ihr dabei alles zum Faszinierenden, Niegesehenen wird wie etwa das Aufspringen der Wassertropfen im Ausguss oder das Schimmern eines Weingestells im dunklen Keller, ersteht parallel zum «banalen» Dialog auf der «Handlungsebene» ein verhalten-nachdrückliches Plädoyer für die Welt der Phänomene, fürs Leben – kulminierend wohl in der Schrecksekunde, als Melina im Morgengrauen beinah in ein Ungeheuer von Mähdrescher läuft.

 Verschwimmende Grenzen

Es gibt noch einen zweiten Moment mit komischem Potential, das hier aber bewusst nicht entwickelt wird. Der Vater ist gestorben – etwas gar schnell, wie uns schien, sowohl «physiologisch» wie dramaturgisch –, die Tochter vermag ihrer Trauer nun Ausdruck zu verleihen, bis plötzlich seine Hand sie berührt. Der Vorfall bringt die Handlung auf eine neue Ebene. Zunehmend zerfliessen Wach- und Traumzustände, Erinnerungen an das kleine Mädchen, an die Mutter steigen hoch, wir verlieren die Orientierung im Zeitlichen, vermögen nicht mehr zu sagen, ob das ersehnte Abfeuern einer Rakete, die dann im klaren Licht des frühen Morgens im Spiegel eines Bergsees explodiert, bloss Vision geblieben ist. Wenn es zuletzt ans Sterben geht, dann ist es wohl eine subjektive Kamera, die nun, in sachte atmenden Wellen, in die zunehmend dominierende Helle zarte Fragmente einer bunten Wirklichkeit zurückholt. Erinnerungen? Verheissung? gt

Dez. 2007 | Allgemein, Feuilleton, Film, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

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