Dass ein Virus große Teile der Welt in den Lockdown treibt?
Nie im Leben!
Dass ein Flüsschen wie die Ahr ein ganzes Tal verwüstet?
So viel kann es doch gar nicht geregnet haben!
Dass Wladimir Putin die Ukraine überfällt?
So irre wird er ja wohl nicht sein!
Dass der Mensch – ohne Flieger – fliegen kann? Schaun wir mal …
Vor 10 Jahren – am 22. August 2013 debattierte der Deutsche Bundestag über den „Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur“. Grundlage der Aussprache war der entsprechende Bericht der Bundesregierung,
Unsere Städte heizen sich im Sommer extrem auf. Asphalt und Beton speichern die Wärme und kühlen nachts kaum ab. In Thüringen wird getestet, wie Stadtplaner für angenehmere Temperaturen sorgen können.
Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund von den Grünen will ab 2020 jährlich acht Millionen Euro in das Programm Klimainvest stecken. Mit dem Geld sollen die Städte an das veränderte Klima angepasst und die Temperaturen um einige Grad verringert werden. Bei dem Programm geht es darum, Städte Hitze-belastbarer zu machen: Man könne „mit den richtigen Maßnahmen drei bis fünf Grad Absenkungen erreichen“.
Wir erinnern uns vieler Stunden (meist wenn seine Frau Bridge-spielend unterwegs war) mit dem großen Philosophen in Heidelbergs Grabengasse 9, mit von ihm mitgebrachtem, bereits dekandiertem Bordeaux und gedenken seiner, indem wir sein Hauptwerk in Kurzfassung (versuchen) in Erinnerung zu bringen:
Hans-Georg Gadamer, der sich selbst als unpolitischen Denker sah, hat die Philosophie stets vor politischer Anmaßung gewarnt.
Er unterließ kaum eine Gelegenheit, aus der Berufung der Philosophie jederzeit die entschiedensten Konsequenzen aus allem zu ziehen; die Rolle des Propheten hingegen, oder gar eines Besserwissers, stehe ihr schlecht.
In liberalen Demokratien sind viele Dinge verboten: das Fahren über rote Ampeln zum Beispiel. Menschen sind oft nicht eins mit sich selbst.
Man liebt jemanden – und fürchtet Nähe. Man wünscht sich was – und freut sich nicht, es zu bekommen. Oder: Man will das Klima schützen –
und bucht dann doch Langstrecke.
Protect me from what I want – lautet ein Slogan der US-amerikanischen Konzeptkünstlerin Jenny Holzer, der 1982 als Leuchtschild in goldener Schrift über dem New Yorker Times Square prangte:
Schütze mich vor dem, was ich mir wünsche. Man kann diese Parole als Definition von Selbstsabotage verstehen – oder als konsumkritischen Kommentar.
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Papst Benedikt XVI. besuchte die Kathedrale von Valencia in Spanien. Sie hütet den Kelch aus Achat (Santo Cáliz), der von den Gläubigen als der „Heilige Gral“ verehrt wird.
Vor gar nicht so langer Zeit (habe ich 2009 hier in der Rundschau geschrieben) gibt es noch eine richtige Sympathiewelle für den „bescheidenen Arbeiter im Weinberg des Herrn“. Auch und gerade Linke konnten sich dem Charme des Mannes, der sich gegen den Zeitgeist stellte, „diesem Bollwerk des Eigensinns“, nicht entziehen. Man witterte eine fremde rebellische Energie, deren Widerstandspotential gegen die neoliberale Marktbeherrschung aller Lebensbereiche man Anerkennung zollte. Gerade dieser verschrobene Theologieprofessor nährte ob seiner beharrlichen Unzeitgemäßheit die Hoffnung, er würde die Kirche zu einer dissidenten Kraft machen, einer unerwarteten Bündnispartnerin im Einspruch gegen die Totalkapitalisierung des Lebens. (mehr …)
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Eve Langley:
Australien-Roman
Mit kurzgeschnittenem Haar und in Männerkleidern waren die Schwestern im Australien der 1920er Jahre als Erntehelferinnen unterwegs. Davon erzählt Eve Langleys 1942 publizierter Roman „Pea Pickers“. Das kühn auf vielerlei literarischen Registern spielende Buch erscheint nun erstmals auf Deutsch: „Ich bin dir unbekannt, du bist mir unbekannt, und zwischen diesen beiden Punkten liegt die Literatur.“ Das ist nicht nur eine knackige Definition des Verhältnisses zwischen Autor und Leser; zumindest der Anfang des Satzes trifft auch auf die derzeitige Situation seiner Verfasserin im deutschen Sprachraum zu.
Eve Langley? Nie gehört. Dann ist es an der Zeit – Der Osburg Verlag und die Übersetzerin Ilka Schlüchtermann verschaffen nun erstmals Einblick ins Werk der 1974 verstorbenen australischen Schriftstellerin, die abseits begangener Pfade – und doch verblüffend nah am Nerv der heutigen Zeit unterwegs war.
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Bundesrepublikanische Gesellschaft geht fröhlich am Stock
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte für den geringen Stellenwert, den die Jüngeren auf der politischen Prioritätenliste der alternden deutschen Gesellschaft haben – Corona hat ihn erbracht. Zerknirscht gestehen Politik und Gesellschaft in der postpandemischen Welt ein, dass sie die Jüngeren massiv überfordert haben. Warum war das so?
Weil sie keine Macht und keine Lobby haben. Und weil sie nicht wählen dürfen. Doch die Pandemie war und ist nur ein Symptom. Das Problem sitzt – und zwar erheblich – tiefer:
Vom 22. bis 24. August macht das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft Halt in Heidelberg und lädt auf Entdeckungstour durch das Universum ein. Der Eintritt ist frei.
Am 23. August gibt die Physikerin Dr. Teresa Marrodán Undagoitia vom Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg Einblicke in ihre Arbeit und erklärt anhand ihrer Exponate, wie versucht wird, Dunkle Materie nachzuweisen.
Zudem findet am 23. August – in Kooperation mit dem Gloria & Gloriette Filmkunsttheater Heidelberg – ein Filmabend mit Gesprächsrunde zum Film Hidden Figures statt.
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Das Weiherelief des Archinos. Im Vordergrund träumt der Patient, wie der Gott an ihm eine Operation vornimmt, rechts ist dargestellt, wie der Kranke in Wirklichkeit von einer Schlange geleckt wird. Athen, Nationalmuseum. 380 v.Chr.
Aufmerksamkeit ist eine selektive Energie. Was sie dem einen Phänomen zuteil werden lässt, entzieht sie einem anderen. Diese Ökonomie können sich politische Akteure zunutze machen, um hinter dem Hype eines Themas bequem ein anderes zu kaschieren. Im Aufmerksamkeitsschatten von Ukraine, Isis und von Europawahl, schleicht dieses Jahr eine Debatte durchs Parlament, die das Potenzial hätte, die Prinzipien demokratischer Legitimation radikaler zu erschüttern als die großen weltpolitischen Spektakel, von denen sie überlärmt wird – von der Debatte um die gesetzliche Regelung der Sterbehilfe.