„Größers wolltest auch du, aber die Liebe zwingt / All uns nieder;
das Laid beuget gewaltiger;
Doch es kehret umsonst nicht
Unser Bogen, woher er kommt.“
Tatsächlich, selten lagen die Schönheit und die Großartigkeit und Bedeutsamkeit von Hölderlin so auf der Hand wie heute. Die elaborierten Argumentationsketten, warum uns der schwäbische Dichter vergangener Zeiten auch im 21. Jahrhundert noch etwas zu sagen habe – die Gegenpredigten können wir uns alle sparen. Wir müssen dem Schicksal dafür danken, dass der 250. Geburtstag des Poeten in diese unwirklichen Tage der Einsamkeit und Distanz fällt, die sich womöglich zu Wochen und Monaten ausdehnen werden.
Ist die Aufnahme von 47 Flüchtlings – Kindern wirklich mehr als reine Symbolpolitik? Im Schatten karonatischer Weltkrise fand sich in der Tat in Europa eine neue „Koalition der Willigen“ von Luxemburg über Finnland bis Bulgarien. Drum herum ist ein Netzwerk entstanden, das Anlass zur Hoffnung gibt. Wir erinnern uns: Im September 2013 treffen am Flughafen Hannover 107 Männer, Frauen und Kinder ein.
Sie sind die ersten von 5.000 syrischen Kriegsflüchtlingen aus einem Sonderkontingent. Deutschland hatte sich verpflichtet, die Menschen, die Monate unter erbärmlichsten Bedingungen im Libanon festsaßen, aufzunehmen. Zur Begrüßung eilen Politiker aus Bund und Land herbei, in Demut verstummt. Während vorn in der Ankunftshalle Kleinkinder gelöst Seifenblasen pusten, behandeln Sanitäter hinter Planen Schwerverletzte mit zerschossenen Leibern.