Nicht Englisch ist die Muttersprache des Pop, sondern Smurfing. Kein Song zeigt das besser als „Forever Young“ von Alphaville. Für das Gefühl wohliger Vertrautheit muss man ihn gar nicht verstehen.
„Die Unverständlichkeit blockiert nicht den Zugang zur Popmusik“, meint der Literaturwissenschaftler Eckhard Schumacher, „sie macht vielmehr ein entscheidendes Moment ihrer Attraktivität aus und eröffnet so, unabhängig von institutionell vorgegebenen Regeln, eine eigentümliche Annäherung an das, was man als eine Fremdsprache bezeichnen kann – in diesem Fall jene mit dem Namen Pop.“ Popguru Diedrich Diederichsen berichtet davon, wie er als Kind mit seinem Bruder vor dem Radio gesessen, die Hitparade angehört und kein Wort von den Beatles-Texten verstanden hat. „Dennoch mussten wir die Titel bezeichnen, mussten unsere Lippen und Gaumen zu irgendwas formen, wenn wir die Songs sangen“, schreibt er. So sei ein Englisch entstanden, das keinerlei Bedeutung hatte. „Als wir Englisch irgendwann auch als ganz normale Fremdsprache lernten, war das schon nicht mehr wegzukriegen, wir konnten bereits ein Englisch, das sich mit diesem zweiten niemals decken würde.“