Die erste Pisa-Studie vor mehr als zwanzig Jahren war ein Weckruf. Doch das Sprachdefizit ist seither noch grösser geworden. Als Ende 2001 die Resultate der ersten Pisa-Studie veröffentlicht wurden, löste dies in Deutschlland und  der Schweiz Schockwellen aus.

Die im Vorjahr durchgeführte Erhebung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stellte den Fähigkeiten der Schüler im deutschsprachigen Raum gerade bei der Lesekompetenz ein schlechtes Zeugnis aus.

Nur die Österreicher hatten mit Resultaten über dem OECD-Durchschnitt Grund zum Feiern. Bis auch hier der Kater einsetzte: Wie sich 2007 herausstellte, waren die Daten falsch erhoben worden, und die Kompetenzen waren deutlich geringer.

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Jan. 2022 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Sapere aude, Senioren, Zeitgeschehen | Kommentieren

In seiner „Philosophie der Weltbeziehung“ verbindet der karibische Denker Edouard Glissant Dichtung, Erinnerung und politische Analyse zu einer Poesie der Weite, des Austauschs und der Offenheit. Gegen Polarisierung und Abgrenzung beschwört er den gemeinsamen Ort, an dem sich die Gedanken zur Welt gegenseitig erhellen. Die Karibik war in der Weltgeschichte die Bühne, auf der im frühen 16. Jahrhundert erstmals die drei Kontinente Europa, Amerika und Afrika so überaus gewaltvoll aufeinandertrafen. Noch bevor sich hier Engländer und Spanier mit ihren Flotten und Freibeutern gegenseitig bekriegten, verfrachteten ihre Segelschiffe Sklaven aus Westafrika über den Atlantik hierher. 1510 verschleppten die Spanier die ersten Afrikaner auf die Insel Hispaniola, um sie auf ihren Zuckerrohrplantagen schuften zu lassen, fünfzig Jahre bevor auch die Portugiesen Sklaven nach Brasilien brachten und hundert Jahre bevor die ersten Sklavenschiffe in Virginia landeten. Aber hier in der Karibik trafen auch drei große Weltkulturen aufeinander und verbanden sich zu der ganz eigenen, dynamischen Kultur der Antillen.

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Jan. 2022 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Senioren | Kommentieren

Ein Plakat aus der Mitte der 70er-Jahre wirbt für eine Solidaritätsveranstaltung mit Kretschmann, damals ASTA-Vorsitzender an der Uni-Hohenheim, weil er durch den Radikalenerlass drohte nicht verbeamtet zu werden

Politische Positionen ändern sich – in der Regel — nicht abrupt um 180 Grad, zumindest würde eine solche Änderung selten so deutlich artikuliert werden. Insofern könnte man es durchaus als bemerkenswerten Wandel deuten, wenn Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in einem Interview den vor bald 50 Jahren, am 18. Februar 1972, in Kraft getretenen Radikalenerlass jetzt als „keine Erfolgsgeschichte“ bezeichnet – und Entschuldigungen bei denen, die von ihm betroffen waren und zum Beispiel ihren angestrebten Beruf nicht ausüben konnten, nicht ausschließt. Das hört sich zwar zunächst nicht nach einer allzu dramatischen Kehrtwende an. Doch man muss es im Zusammenhang früherer Äußerungen Kretschmanns betrachten.

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Jan. 2022 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude, Senioren, Zeitgeschehen | Kommentieren

15 Männer organisierten vor 80 Jahren die Ermordung von Millionen Juden. Unter den Bürokraten des Massenmords gebärdete sich (im Bild rechts) Heydrich besonders radikal. Der Holocaust war derweil längst im Gange. Es war ein prachtvoller Ort, an dem am 20. Januar 1942 Grauenhaftes besprochen wurde. „Am Großen Wannsee 56/58“ lautet die Adresse der Berliner Fabrikantenvilla aus dem Jahr 1915, die 1942 einem ganz anderen Zweck diente: als Gästehaus der SS.

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In den nächsten Wochen werden sich sehr viele Menschen mit der neuen Sars-CoV-2-Variante infizieren – was soll man jetzt darüber wissen? Die Omikron-Welle rauscht nicht nur durch Europa.
Man hat das Gefühl, jetzt werde es fast jeden erwischen. Plötzlich werden Fragen zu Symptomen: Was bedeutet etwa eine milde Erkrankung oder welche Regeln gelten für die Isolation?

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Jan. 2022 | Allgemein, Gesundheit, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Senioren, Zeitgeschehen | Kommentieren

Anfang 1943 trat eine Gruppe deutscher Emigranten, die bisher an Horkheimers Institut für Sozialwissenschaften in New York gearbeitet hatten und dort aus finanziellen Zwängen ausscheiden mussten, in die Forschungs- und Analyse-Abteilung des amerikanischen Geheimdienstes OSS ein, darunter der Gewerkschaftsjurist und Politologe Franz Leopold Neumann, der Staatsrechtler Otto Kirchheimer und der Philosoph Herbert Marcuse. Ihre Arbeit wurde davon bestimmt, dass es im Krieg gegen Nazideutschland nicht schlechthin um den Sieg ging, sondern darum, Deutschland nach der bedingungslosen Kapitulation zu besetzen und mittels eines Besatzungsregimes Maßnahmen zur vollständigen Vernichtung und Beseitigung von Nationalsozialismus und deutschem Militarismus einschließlich ihrer gesellschaftlichen Grundlagen durchzuführen …

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Jan. 2022 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Sapere aude, Senioren, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Es bleibt keine Zeit, auf schärfere Ansagen der Regierung zu warten. Derweil nämlich die Mehrheit der Deutschen einen Lockdown will, beschließt die Regierung laschere Maßnahmen. Da hilft: freiwillige Isolation. Viele Deutsche halten einen allgemeinen Lockdown für unausweichlich, um sich selbst und andere vor dem Coronavirus zu schützen. Aber statt eines Lockdowns beschloss die Regierung am Donnerstagnachmittag Kontaktbeschränkungen nur für Ungeimpfte und 2G im Einzelhandel – Maßnahmen, die im Vergleich lasch wirken. Was also werden wir tun?

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Erst wenn es dunkel wird, zeigt die Welt sich so, wie sie wirklich ist. Denn Nachts wird ihre Rückseite sichtbar:
Nach Sonnenuntergang beginnt die Welt geheimnisvoll zu glimmern. Was bei Tageslicht verborgen blieb, kommt nun zum Vorschein. Dazu zählt sogar die Unendlichkeit. An den Türen zu den eingezäunten Friedhöfen und zu den alten Kirchen der amerikanischen Ostküste liest man oft den Hinweis: «Closed from dusk to dawn». Man soll sie also zwischen der Abenddämmerung und der Morgendämmerung nicht betreten. Gewiss aus Sicherheitsgründen zur Vermeidung von Fehltritten und Unfällen, vermutlich aber auch, weil die Zeit vom Eindunkeln bis zum Morgenlicht als eine der Besinnung und der Ruhe prädestiniert zu sein scheint.

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Wenn es dich erwischt, dann könntest Du bald tot sein, denkt der Eine. Du bist 78 Jahre alt, einer von fünf in deinem Alter, die sich mit dem Coronavirus anstecken, stirbt an den Folgen, denkt der Andere. Und man kann sich rasch infizieren: Die Enkelkinder, die Bekannten, die Verkäuferin im Supermarkt – alle können den Erreger übertragen. Andererseits willst du ja auch deine Freunde sehen, statt ständig allein rumzuhocken, überlegt der Nächste. Bist ja schließlich noch fit. Dilemma? – Programmiert!
Das Coronavirus Sars-CoV-2 ist nicht nur für ältere Menschen besonders gefährlich – womit offiziell alle ab 60 Jahren gemeint sind, erst recht jene mit Vorerkrankungen. Sie sollen während der Pandemie besonders acht geben, weil Covid-19 sie häufiger hart trifft. So wird ihnen  – schönes Beispiel – empfohlen, soziale Kontakte soweit als möglich zu reduzieren, sogar zu Gleichaltrigen. Großeltern sollen jeden unmittelbaren Kontakt zu Enkelkindern meiden und sie – wenns auch noch so schwer fällt – möglichst nicht „betreuen.“

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Jan. 2022 | Allgemein, Essay, Gesundheit, Junge Rundschau, Senioren, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Das taten sie, indem sie Bücher verboten oder sogar vernichtet haben. Papier entzündet sich ab 233 Grad Celsius. Diese in Fahrenheit umgerechnete Temperatur wählte der US-amerikanische Schriftsteller Ray Bradbury als Titel für seine Dystopie, in der er das Leben in einem Staat beschreibt, der den Besitz und das Lesen von Büchern unter Strafe stellt. »Fahrenheit 451« stammt aus dem Jahr 1953: Gerade einmal 20 Jahre zuvor, am 10. Mai 1933, verbrannten deutsche Studenten unter den Augen der Weltöffentlichkeit auf Initiative der erstarkenden nationalsozialistischen Bewegung ausgewählte Bücher.

Dazu gehörten weltbekannte Werke von Schriftstellern wie Bertolt Brecht, Erich Kästner, Heinrich und Klaus Mann und vielen mehr, die auf Grund ihrer Volkszugehörigkeit, ihres Lebensstils oder ihrer politischen Einstellungen von den Nationalsozialisten geächtet wurden.

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