So berechtigt es ist, die fragwürdigen Geschäfts-Prinzipien der Social-Media-Konzerne anzuprangern – mit dem Finger auf Facebook als dem Schuldigen an der wachsenden Ausbreitung von Hass und Gewalt zu zeigen, lenkt von der wahren Dimension des Problems ab und trägt letztlich zu seiner Verharmlosung bei. Hass und Gewalt in den sozialen Medien sind Symptome einer viel tiefer liegenden zivilisatorischen Krise.
Facebook und andere soziale Plattformen sehen sich zur Zeit heftiger Kritik ausgesetzt. Um ihre Reichweite zu steigern, so heißt es, förderten sie bewusst irrationale Kontroversen und zum Hass aufstachelnde Äußerungen. Insbesondere Facebook wird vorgeworfen, zerstörerische Konflikte zu schüren und daher für Ausbrüche exzessiver Gewalt mitverantwortlich zu sein.
Die Koalition von SPD, Grünen und FDP steht – so gut wie, jedenfalls – das ist seit Freitag wahrscheinlicher denn je. Aber wer hat sich in den Verhandlungen durchgesetzt? Und was kommt jetzt auf uns zu?
Als alles vorbei ist, als jeder sich und die anderen gelobt und das Ergebnis der Sondierungen eine große Chance genannt hat, da schaut Olaf Scholz zu Christian Lindner herüber. Und dann lächelt er ihn an. Die beiden stehen in einer Berliner Messehalle nebeneinander, wo die Wahrscheinlich-bald-Ampelkoalition sich an diesem Mittag getroffen hat.

Nach dieser Kanzlerschaft ist die CDU ein Trümmerhaufen. Könnte es sein, dass Peter Altmaier im Taumel seines Abschieds aus der Politik (die sein ganzes Leben war) ein wenig die Orientierung verloren hat, so wie der Taucher im Tiefenrausch? Also das Gefühl für die Richtungen, für hinten und vorne, oben und unten, rechts und links? Die CDU gehöre in die Mitte, da sei sie immer stark, sagte Altmaier vergangene Woche im Deutschlandfunk, daher (aber, bitte nicht nur deshalb) dürfe sie sich nicht nach rechts orientieren. Was daran stimmt: Die CDU war immer in der Mitte stark. Aber eben gerade die hat sie verloren.
Titel (freitag) mit 24 starken Frauen. Von links nach rechts und von oben nach unten: Katja Kipping, Reyhan Şahin aka Lady Bitch Ray, Alice Schwarzer, Margarete Stokowski, Teresa Bücker, Sineb El Masrar, Annika Klose, Sarah Diehl, Caroline Rosales, Franziska Schutzbach, Theresia Enzensberger, Luca* Ehrhardt, Shermin Langhoff, Ulle Schauws, Julia Neigel, Idil Baydar, Marion Brasch, Ines Geipel, Christine Finke, Heike-Melba Fendel, Mo Asumang, Katja Riemann, Karen Duve, Manja Präkels.
Österreichs politische Elite hat mit dem Smartphone etwas gar sorglos kommuniziert. Als Fundgrube für die Staatsanwälte erwiesen sich dabei die Chats von Thomas Schmid, dem ehemaligen Generalsekretär im Finanzministerium. Sie legen einen ganz eigenen Kosmos offen.
Chat-Nachrichten sind eine private Kommunikation zwischen Bekannten – sollte man denken dürfen. Die Österreicher aber wissen es mittlerweile besser; scheinbar Privates ist dort hochpolitisch geworden und hat den Sturz von Bundeskanzler Sebastian Kurz ausgelöst. Noch erstaunlicher ist der Umstand, dass ein einziges Smartphone und das Back-up Zehntausender von Nachrichten einer Person die Republik in eine Regierungskrise gestürzt hat.
In spezieller Schutzausrüstung besuchte Jan Josef Liefers eine Covid-Intensiv-Station.
Er schreibt über seine Eindrücke, Bedenken und die Gedanken zur „Lotterie des Lebens“, die ihn noch heute beschäftigen:
Corona ist vorbei. Oder? Schnee von gestern. Spielte schon im Wahlkampf keine Rolle mehr. Pandemiepolitik? Exitstrategie? Kein Thema – Oder doch?
Neulich war eine Schlagzeile zu finden, Christian Drosten warne vor einer schlimmen Welle im Herbst/Winter.
Die Infektionszahlen werden steigen, sagen auch andere. Saisonal jedenfalls wäre das zu erwarten.
Es ist, als wäre da so etwas wie eine Stellenausschreibung: Retter der CDU. Das erwartet Sie, das sollten Sie mitbringen, das ist Ihr Weg zu uns: Eigentlich ist klar, wer den Job machen muss, nämlich der Parteivorsitzende. Das ist allerdings derzeit noch Armin Laschet, der glücklose Kanzlerkandidat, dem viele in der CDU eine Mitschuld an der Krise geben. Zwar hat Laschet angekündigt, einem neuen Parteichef nicht im Wege zu stehen. Aber wann und wie der kommen soll, ist offen. Mithin überlegen die Abgeordneten schon einmal selbst, wen – oder was – ihre Partei zukünftig brauchte. …
„Wozu Atomkraftwerke? Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose!“ Das war ein beliebter Witz in den Achtzigern, wo man noch offen über Ökos lachen durfte und mit gespielter Naivität das eigene Verbraucherverhalten verhohnepipelte. Heute mutet der Witz wie ein Kassandra-Ruf an: Die deutsche Energiewende droht gleich nach dem Abbiegen an die Wand zu fahren. Aber kaum jemand ist sich der bedrohlichen Lage bewusst – der Strom fließt ja noch.