
Ein Plakat aus der Mitte der 70er-Jahre wirbt für eine Solidaritätsveranstaltung mit Kretschmann, damals ASTA-Vorsitzender an der Uni-Hohenheim, weil er durch den Radikalenerlass drohte nicht verbeamtet zu werden
Politische Positionen ändern sich – in der Regel — nicht abrupt um 180 Grad, zumindest würde eine solche Änderung selten so deutlich artikuliert werden. Insofern könnte man es durchaus als bemerkenswerten Wandel deuten, wenn Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in einem Interview den vor bald 50 Jahren, am 18. Februar 1972, in Kraft getretenen Radikalenerlass jetzt als „keine Erfolgsgeschichte“ bezeichnet – und Entschuldigungen bei denen, die von ihm betroffen waren und zum Beispiel ihren angestrebten Beruf nicht ausüben konnten, nicht ausschließt. Das hört sich zwar zunächst nicht nach einer allzu dramatischen Kehrtwende an. Doch man muss es im Zusammenhang früherer Äußerungen Kretschmanns betrachten.