wandlung
Fische sind stumm …, meinte man einmal. Wer weiß?
Aber ist nicht am Ende ein Ort, wo man das, was der Fische
Sprache wäre, ohne sie spricht?

Wolle die Wandlung. Sei für die Flamme begeistert,
drin sich ein Ding dir entzieht, das mit Verwandlungen prunkt;
jener entwerfende Geist, welcher das Irdische meistert,
liebt in dem Schwung der Figur nichts wie den wendenden Punkt.

Was sich ins Bleiben verschließt, schon ists das Erstarrte; wähnt es sich sicher im Schutz des unscheinbaren Grau’s?

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Aug. 2016 | Allgemein, Feuilleton, Junge Rundschau, Senioren, Kurz-Text-Arena | Kommentieren

Ein fettes Schwein von rund
fünfhunderfünfzig Pfund
begegnete einmal
in einem verräucherten Schweinelokal

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Aug. 2016 | Heidelberg, Kurz-Text-Arena | Kommentieren

Nicht am Neckar hängt es,
aber an Buchhandlungen,
an Geschäften am Uniplatz,
blau, für den Abend.
Wenige Kähne fahren den Fluss hinab.

Hier muss der Tenno wohnen
zwischen den Zeilen.
Die Jahre verwirren mich,
das Salz wohnte damals auf Schienen
das war, was ich damals mitnahm.

Wie haltbar der schwarze Anzug ist!
Seine Fürsprecher ruhen aus,
schräg in der Haltung wie jene Fahrer,
der die Kurve zu schnell nahmen,
ruhen aus, ruhen aus.

Michael Witt

 

Aug. 2016 | Kurz-Text-Arena | Kommentieren

Manchmal, wenn er grau aus Feldern steigt,
so als sei die Mühle schwer zu tragen,
weiß er nichts von Lerchengesang zu sagen
und er steht in diesen blassen Tagen,
müde und verkümmert da und schweigt.

Doch wenn abendliche Wolken schweben
und ein Stern sich ihn zur Rast erkor,
dann beginnt der Hügel sich zu heben
und er trägt in Liebe hingegeben,
seine Mühle zu dem Mond empor.

tno

Aug. 2016 | Senioren, Kurz-Text-Arena | Kommentieren

Hier, an dieser Stelle
stand ein anderes Gedicht; es ging verloren.
Vielleicht
nahmen jene Wirbel der Luft, die wir als Wind ansehen,
doch die irdischen Geister verbergen,
es in jähem Verliebtsein leidenschaftlich weg
und spielen nun damit. Vielleicht
noch trug es zu viel Wissen
um leben zu
können.

Michael Witt

Aug. 2016 | Senioren, Kurz-Text-Arena | Kommentieren

Herr Cotsch, vom Leben längst gewitzt,
weiß, dass es überhaupt nichts nützt,
Vorsätze, löblich gar, zu fassen.
und fasst den Vorsatz, es zu lassen.

Herr Fritz ist die Idee entsetzlich.
Wer ohne Vorsatz sich vorsätzlich
nichts vorsetzt, zeigte überhaupt,
dass er selbst an sich selbst nicht glaubt.

Drum macht Herr Cotsch sich rasch ein paar
Vorsätze aus dem Vorjahr klar,
staubt sie kurz ab und merkt dabei:
die sind ja noch so gut wie neu.

Ha, denkt er, wie bequem ist dies:
dass man Vörsätze fallen ließ,
weil man die kaum Gebrauchten dann
ganz gut noch mal gebrauchen kann.

tno

Aug. 2016 | Senioren, Kurz-Text-Arena | Kommentieren

Herr Cotsch muss von Herrn Fritz grad hören
es täten sich die Fälle mehren,
wo Schufte, nur um abzuhören,
was andre sprechen, fähig wären,
in deren Telefone, Wände,
Gebisse, Schränke, Shakespeare-Bände,
sogar – mein Gott! – in deren Frauen
Kleinstmikrophone einzubauen.
Nie weiß man, sagt Herr Fritz empört,
wenn man was sagt, wer`s heimlich hört!

Herr Cotsch jedoch begeistert sich:
Wer sagt denn, keiner hört auf mich?
Ja, öffentlich! Ja – öffentlich …

tno

Juli 2016 | Kurz-Text-Arena | Kommentieren

Herzlich für tno

I

wo aber steht geschrieben
dass wir sie auswerfen dürfen
diese worte
die ins andere blut fahren
mit widerhaken

wo aber steht geschrieben
dass wir uns dem wort widersetzen
das zu uns kommt
bei tag und  auch bei nacht
dass das licht
der finsternis im weg steh
und die finsternis
eins wird mit dem licht

II

nun kommt zu uns
eine dreieinigkeit
wort und licht und finsternis
und grüßt mit augen
ein blinder verbeißender
schnee

III

der name
der ausgesprochen ist
die nächtliche leiter
steigt er auf
den schweif des kometen
zu fangen
und mit ihm zu stürzen
die gräserne erde triffts
und wach werden
die jungen vögel

IV

hört ihr
ein schweigen
geht hand in hand
mit dem schweigen
unseres bleibens
ist nicht länger

"Falado von Rhodos"

„Falado von Rhodos

V

wer aber viele worte verlor
um der falado willen
um des königreichs azur
und sie nicht wiederfindet
der gehe

 

Cornelius v. N

Juli 2016 | Junge Rundschau, Kurz-Text-Arena | Kommentieren

Papa ist in `n Bach gefallen.
Holen wir ihn raus?
Also schön: den Gurt abschnallen.
Zieht die Schuhe aus.

Papa ruft, er kann nicht schwimmen.
Das ist schlimm für ihn.
Na, dann woll`n wir mal beginnen,
Socken auszuzieh`n.

Papa, musst doch nicht so zappeln,
Papa, sei ein Held.
Also, lasst uns nicht lange fackeln.
Und die Hose fällt.

Papa, musst nicht so lauft stöhnen.
Hast doch gar kein` Grund.
Und man spricht mit seinen Söhnen
nicht mit vollem Mund.

Papa, du gehst ja gleich unter.
Nicht so hastig sein.
Warst doch sonst so frech und munter.
ja, wir spring`n gleich rein.

Papa, wo bist du geblieben?
Bist nicht mehr zu sehn.
Deine Söhne. deine sieben,
hier als Waisen steh.

Papa ist in`n Bach gefallen.
Mann o Mann o Mann.
Hose rauf, den Gurt anschnallen.
Zieht euch wieder an.

Papa. das war kein Vergnügen.
So ein böses Glück.
Traurig sind wir. Und wir kriegen
deine Wurstfabrik.

Michael Witt

 

 

Juli 2016 | Kurz-Text-Arena | Kommentieren

Du lieber Mai, ich dichte dir
ganz heimlich auf Geschäftspapier
ein paar verliebte Zeilen.
Durchs Fenster sehe ich, obwohl
ich nicht durchs Fenster sehen soll
die Wolken ziehn beziehungsweise eilen.

Du wütest draußen ganz schön rum.
Du wirfast auch Bäume und Autos um
Ich habe selbst gelesen:
weit überm jährlichen Durchschnitt sei
in diesem, in dir mein Lieber!, Mai
die Schadensziffer gewesen.

Blas zu mein Freund! Reiß Häuser ein,
nimm Rentner und alte Mütterlein
und puste sie über die Dächer.
Man sagt, du bist so lieblich, ach!-
Komm lieber Mai und mach und mach
viel Fetzen und Scherben und Löcher.

Michael Witt

Juli 2016 | Kurz-Text-Arena | Kommentieren

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