Auf dem Cover werden nochmal einige der bekannten Karikaturen gezeigt (auch die dänische Karikaturen, die Charlie nachgedruckt hatte). Warum? Nun ja, wenn man sieht, dass – zum Beispiel – der Guardian darüber berichtet, ohne das Cover abzubilden, versteht man die Provokation. Bernard-Henri Lévy tweetet dazu: „Riss, der Chef von Charlie, hat recht: Wenn der Rest der Presse die Karikaturen veröffentlicht hätte, wäre niemand in den Räumen der Zeitung gestorben. Man muss diese Zeichnungen teilen. Nicht weil sie uns zum Lachen bringen, sondern weil unsere kollektive Immunität gegen den Fanatismus davon abhängt.“
Gérard Biard schreibt im Edito der Sondernummer über den „anderen Antisemitismus“, der von bestimmten Fraktionen der Öffentlichkeit lieber beschwiegen wird, und er erinnert etwa an Sarah Halimi, die von dem Attentäteter Kobili Traoré unter „Allahu-Akbar“-Rufen aus dem Fenster geworfen wurde, und daran, dass Le Monde zu titeln wagte: „Wurde Sarah Halimi getötet, weil sie Jüdin war?“
Diese Jugendlichen erleben die prägenden Jahre ohne festen Wohnsitz, ohne verlässliche Bezugspersonen und ohne in Schule oder Ausbildung eingebunden zu sein. Darauf weist SOS-Kinderdorf e.V. anlässlich des Internationalen Tags der Jugend am 12. August hin. Dieser wurde 1985 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen und erinnert an die Bedeutung der Jugend als wichtige Lebensphase. Schätzungen des Deutschen Jugendinstituts zufolge erleben allerdings rund 37000 junge Menschen bis zum Alter von 27 Jahren, davon ca. 7000 sogar unter 18 Jahren, diese so prägende Zeit ohne gesicherte Wohnsituation. (mehr …)
Die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre 1453 bildet seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein zentrales Motiv im geschichtlichen Selbstverständnis sowohl des späten Osmanischen Reiches als auch der republikanischen Türkei. Die große Bedeutsamkeit dieses historischen Ereignisses macht es jedoch zugleich zu einem hart umkämpften Feld, auf dem miteinander konkurrierende politische Strömungen um Deutungshoheit ringen. Die unterschiedliche Gewichtung nationalistischer, religiöser und säkularer bzw. säkularistischer Elemente brachte in den vergangenen hundert Jahren deshalb immer wieder neue und zum Teil stark voneinander abweichende historische Erzählungen hervor.
Der Abschluss der großen Homo-Sacer-Reihe – der bedeutendste lebende Philosoph Giorgio Agamben legt den letzten Band seines Lebenswerkes in einer gegenüber der italienischen Originalfassung erweiterten Ausgabe vor.
»Mehr als ein Mal hat Agamben Giacomettis Behauptung zitiert, dass man ein Werk niemals beenden könne, sondern es nur aufgeben.
Wenn das Homo-Sacer-Projekt nun aufgegeben wird, dann im Sinne Giacomettis: mit Meisterschaft.«
Giorgio Agambens »Homo Sacer« ist eines der wegweisenden Werke der politischen Philosophie der letzten Jahrzehnte, in dem er mit überwältigendem Ehrgeiz die tiefsten Grundlagen des westlichen politischen Denkens untersucht.
Können Maschinen Agenten im Sinne von handlungsfähigen Wesen sein? Können sie kreativ sein und etwas wirklich Neues hervorbringen? Der Philosoph Prof. Dr. Thomas Müller (im Bild rechts) von der Universität Konstanz und der Physiker Prof. Dr. Hans Briegel von der Universität Innsbruck werden für ihre Untersuchung der Rolle Künstlicher Intelligenz (KI) in der Grundlagenforschung von der VolkswagenStiftung im Rahmen des Programmes „Offen – für Außergewöhnliches“ vier Jahre lang mit insgesamt 825.000 Euro gefördert. (mehr …)
„ … wo ist dein Stachel?“ Ist doch – zwar – der Tod im Westen das Entsetzlichste, derweil es – aber – im Osten Leben bedeutet. Im Westen muss man sterben (das ist der Lohn der Sünde), und im Osten muss man immer wiedergeboren werden (das ist die Strafe für begangenes Unrecht). „Erlösung“ im Westen ist Überwindung des Todes, im Osten ist es die Überwindung des Wiedergeboren-Werdens. Derweil Christus das ewige Leben verspricht, tröstet Buddha mit der Befreiung vom Leben, das er als Leiden erkannt hat.Der Ewige hat die Welt aus dem Tohuwabohu geformt. Und, die Neurophysiologen sind ihm dahinter gekommen und lassen jetzt jeden besseren Designer glauben, befähigt zu sein, es ihm nachtun oder gar es besser machen zu können als ER.
Bis vor einer Milliarde Jahren gab es Leben erst in der Form von Prokaryoten (Einzeller wie Bakterien). Da deren Erbgut in der Zelle verstreut ist, kommt es kaum zu Innovation. Es gibt nur Zellteilung, und jede Zelle ist ein Teil ihrer Vorgängerin. Damit gibt es keine Individuen. Da es das Individuum nicht gibt, gibt es auch den Tod nicht – obwohl Prokaryoten Lebewesen sind.
Individuen treten erst mit der eukaryotischen Zelle ins Universum. Diese ist mit konzentriertem Erbgut ausgestattet, das, gekreuzt mit anderem Erbgut, zu nie da gewesenen neuen Zellen, also Individuen, führt. Diese werden in der ökologischen Nische dem Konkurrenzkampf ausgesetzt, die besser angepassten überleben und geben die gewonnene Fitness ihrem Nachwuchs weiter. Von der warmen Ofenbank aus beurteilt ist das brutal – doch Individualität ist nun mal mit Risiko verbunden. (mehr …)
Der Surrealismus begann als gemeinsame Rebellion gegen all jene Mächte, die die Welt in den Krieg geführt hatten. Ein Aufstand auch gegen verlogene Religion, Demagogie, Prüderie und usurpierte Autoritäten. Wie lebten sie wirklich, diese inzwischen so berühmten Künstler? Desmond Morris, selbst surrealistischer Künstler, kann davon berichten wie kein Zweiter. Er gehörte zu ihrem Kreis und kannte sie alle. Ihre Vorlieben und Macken. Ihre Arbeitsweisen und ihre Geheimnisse. Ihre Freundschaften, Feindschaften, Liebschaften, Frivolitäten und dramatischen Zerwürfnisse.
Er porträtiert einsame Wölfe, rebellische Vorkämpfer, brillante Exzentriker. Anfang der 1920er Jahre formte der Schriftsteller André Breton aus einer diffusen Stimmungslage, die mit avantgardistischem Konventionsbruch und Psychoanalyse zu tun hatte, eine Bewegung, als deren Anführer er sich verstand: den Surrealismus. Es ging ihm um die eigene Wirklichkeit des Menschen im Unbewussten, um Rausch- und Traumerlebnisse als Quelle der künstlerischen Eingebung. Das Bewusstsein und die Wirklichkeit sollten global erweitert und alle geltenden Werte umgestürzt werden. Logisch-rationale, als bürgerlich abgewertete Kunstauffassungen wurden radikal und provokativ abgelehnt. Große Worte, dafür war Breton bekannt, aber was sollte das in der Praxis bedeuten? (mehr …)
Der Rundschau Credo: „Sapere aude – wage zu denken!“ – Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Immanuel Kant
Diese Sachliteratur lebt von ihrer Informationsdichte, Rolf Bergmeier beschreibt in die „Christlich-abendländische Kultur“ genau diese als Legende. Richtig unterhaltend wird’s aber erst, wenn mit großer Sorgfalt gearbeitet wird, oder besser, eine griffige These hinzukommt, die kraftvoll genug ist, gewohnte Denkmuster zu durchbrechen. Dann liest sich Sachliteratur so spannend wie gute Belletristik.
Rolf Bergmeier ist Sachbuchautor mit der deutlich steilen These des Sachbuchdramatikers. Nun kann aber die spektakulärste These nichts reißen, wenn sie nicht zu wachsender Gewissheit heranreift, indem sie konsequent den finalen Beweis sucht. Oder, auf einfach: Der Verfasser einer These behauptet erfolgreich seine Wahrheit. Nun gibt es beinahe so viele Wahrheiten wie Thesen. Die Wahrheit des Rolf Bergmeier in „Christlich-abendländische Kultur“ lautet kurz und knapp: diese Kultur ist eine Legende.