Auf nichts kann man sich mehr verlassen, heißt es in den letzten Jahren immer öfter. Bankenkrise, Corona, Inflation, der Aufstieg der Rechten, die Entwicklung Putins zum imperialistischen Diktator – unsere Zeit ist geprägt von Unberechenbarkeit.
Das stimmt dann so aber wieder auch nicht.

Die schärfsten Kritiker der Elche – waren früher selber welche
Diese Haltung ist natürlich nicht neu. Die Figur des Kritikers wird seit langem verfolgt von einer Tradition der kulturellen Feindseligkeit – von Johann Wolfgang Goethes vielzitiertem Jugendgedicht Rezensent („Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.“) bis hin zur Figur des düsteren, freudlosen Restaurantkritikers Anton Ego in Pixars Ratatouille. Wir Kritiker gelten als Spielverderber, die sich zwischen das Publikum und die Kunst drängen, als Gatekeeper mit fragwürdiger Autorität, als pedantischer Lehrer, der gnadenlos Noten verteilt – oder als vom Cäsarenwahnsinn gezeichneter Imperator, der durch eine Bewegung seines Daumens über Wohl und Wehe eines Kunstwerks entscheiden kann.