Die heranrückenden ukrainischen Soldaten werden von den Einwohnern Butschas euphorisch begrüßt

Grauen trägt einen neuen Namen: Butscha. Auf den Straßen der zerschossenen Ortschaft liegen ermordete Zivilisten. Ihre Hände sind gefesselt, offenbar wurden sie kaltblütig exekutiert.
Putins Kämpfer sollen in Butscha und in Nachbarorten mehr als 400 wehrlose Menschen umgebracht haben, Augenzeugen berichten von erschütternden Szenen.

(mehr …)

Apr. 2022 | Allgemein, In vino veritas, InfoTicker aktuell, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren

Die heranrückenden ukrainischen Soldaten werden von den Einwohnern Butschas euphorisch begrüßt

Grauen trägt einen neuen Namen: Butscha. Auf den Straßen der zerschossenen Ortschaft liegen ermordete Zivilisten. Ihre Hände sind gefesselt, offenbar wurden sie kaltblütig exekutiert (falls Sie den Anblick ertragen: Hier ist ein Video.) Putins Kämpfer sollen dort und in Nachbarorten mehr als 400 wehrlose Menschen umgebracht haben, Augenzeugen berichten von erschütternden Szenen. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko spricht von einem „Völkermordund fordert: „Für die ganze Welt und insbesondere Deutschland kann es nur eine Konsequenz geben: Kein Cent darf mehr nach Russland gehen, das ist blutiges Geld, mit dem Menschen abgeschlachtet werden.“

Allein in Butscha sollen russische Soldaten bis zu 300 Zivilisten ermordet haben. (Quelle: Mykhaylo Palinchak/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa)
Allein in Butscha sollen russische Soldaten bis zu 300 Zivilisten ermordet haben
Auch in Westeuropa ist das Entsetzen groß. Doch ebenso groß ist die Hilflosigkeit der Regierenden in Brüssel und Berlin. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen spricht von „Horrorszenen“, verlangt eine „unabhängige Untersuchung“ und versichert: „Kriegsverbrecher werden zur Verantwortung gezogen.“ Ins selbe Horn stößt Annalena Baerbock. „Die Verantwortlichen für diese Kriegsverbrechen müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, fordert die Außenministerin und verspricht: „Wir werden die Sanktionen gegen Russland verschärfen und die Ukraine noch stärker bei ihrer Verteidigung unterstützen.“ Auch Bundeskanzler Olaf Scholz kündigt weitere Strafen an und verlangt: „Die Täter und ihre Auftraggeber müssen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden.“
Verlangen, versichern, versprechen

Drei Verben mit V bestimmen den Kurs der westeuropäischen Politiker im Ukraine-Krieg. Sie reden viel, sie machen Druck, und sie handeln ja auch. Sanktionen gegen Putins Regime, Waffen für die Ukraine, langsame Abkehr von den russischen Rohstoffen. Doch all das hält den Kremlchef nicht von seinen Verbrechen ab. Im Gegenteil, er lässt seine Militärs immer blindwütiger zuschlagen. Nun haben sie begonnen, Odessa zu beschießen; offenbar wollen sie nach dem Osten auch den Süden der Ukraine besetzen. Droht der Millionenstadt am Schwarzen Meer dasselbe Schicksal wie Mariupol?

Auch Odessa liegt nun unter russischem Beschuss. (Quelle: Petros Giannakouris/AP/dpa)
Auch Odessa liegt nun unter russischem Beschuss. (Quelle: Petros Giannakouris/AP/dpa)
Er wolle die Ukraine „entnazifizieren“, gab Putin als Grund für seinen Angriffskrieg an. Die Behauptung ist nicht nur absurd, sie kehrt sich auch gegen ihren Absender, denn Putins Soldaten verhalten sich wie einst die Killerkommandos der Nazis: Sie fackeln Schulen und Krankenhäuser ab, sie meucheln Zivilisten, sie rotten ganze Dörfer aus. Das Grauen im größten europäischen Landkrieg und in der größten Migrationskrise seit dem Zweiten Weltkrieg kommt aus dem Kreml. Dort hockt ein skrupelloser Imperialist wie einst Stalin vor seinen großrussischen Landkarten und spielt mit dem Leben Tausender Menschen.
Angesichts dieser Verbrechen erscheint es zynisch, dass Deutschland weiterhin jeden Tag Hunderte Millionen Euro für Erdgas nach Moskau überweist. Olaf Scholz, Robert Habeck und die Chefs von Industrieunternehmen können wortreich erklären, warum ein sofortiger Stopp aller Gasimporte gravierende Folgen für die deutsche Wirtschaft hätte. Trotzdem ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem selbst ein Bundeskanzler und ein Wirtschaftsminister nicht mehr an der Frage vorbeikommen: Wann ist es genug? Wann wiegt die Menschlichkeit mehr als das Geschäftsinteresse, wann ist uns auch hierzulande das Überleben der gepeinigten Ukrainer wichtiger als das Brummen unserer Wirtschaft? Leicht zu beantworten ist diese Frage nicht, eine jahrelange Rezession könnte Zigtausende Deutsche den Job und die Ersparnisse kosten, die Radikalisierung mancher Bevölkerungsteile könnte sich beschleunigen. Doch irgendwann sind die Grausamkeiten eben nicht mehr hinzunehmen, und das Massaker in Butscha könnte dieser Moment sein.
So oder so kann es keine Zukunft mit Putin geben. Ein Großteil seiner Truppen ist demoralisiert, die Berichte über Fahnenflüchtige häufen sich. Sein Regime wird vom Westen mit harten Sanktionen bestraft, seine Kriegsziele – ein Blitzsieg und der Sturz der Regierung in Kiew – sind schon jetzt gescheitert. Nun bleibt seinen dezimierten Bataillonen nur, sich mit letzter Kraft gen Osten und Süden zu wenden, um dort die Bevölkerung zu tyrannisieren, noch mehr Unheil anzurichten und die Moskauer Mafiaclique endgültig international zu desavouieren. Mit der Eroberung des gesamten Donbass und der Küstenregion versuche Putin, doch noch eine vorteilhafte Ausgangslage für Waffenstillstandsverhandlungen herauszuschlagen, vermutet der ehemalige Nato-General Hans-Lothar Domröse.
Der Krieg ist ein Desaster für Millionen Menschen in der Ukraine und auch für viele russische Soldaten sowie deren Angehörige. Aber er wird eben auch für Putin selbst zum Desaster, das seine Herrschaft beenden könnte. Wenn nicht sofort, dann vielleicht in einigen Monaten, wenn nicht in einigen Monaten, dann in einigen Jahren. „Er wird die Macht abgeben müssen“, sagt der frühere Leiter der Russland-Abteilung des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6, Christopher Steele. Selbst die Komplizenschaft mit China und Indien wird das Land nicht vor dem wirtschaftlichen Niedergang bewahren – und natürlich gibt es in der russischen Kleptokratie eine Menge Leute, denen das nicht gefällt, weil sie Geld und Einfluss verlieren. Sie werden irgendwann versuchen, den strauchelnden Mafiaboss loszuwerden.
Putin wollte sich zum neuen Zar aufschwingen, der das russische Reich in seinen alten Grenzen wiederherstellt, indem er andere Völker unterjocht. Nun ist er drauf und dran, nicht nur als Kriegsverbrecher, sondern auch als einer der größten Versager der Weltgeschichte zu enden. Wer auch immer nach ihm kommt, wird eine Lehre daraus ziehen. Wenigstens darin liegt ein Hoffnungsschimmer.
Apr. 2022 | In vino veritas | Kommentieren

Soldaten in Butscha prüfen, ob der Leichnam eines Zivilisten als Sprengfalle missbraucht wird

Solche nationalistischen Exzesse sind keine Ausrutscher. Sie haben System. Man hat sich an vieles gewöhnt in gut fünf Wochen Krieg in der Ukraine: die hemmungslosen russischen Angriffe auf Städte, die brennenden Wohn­häuser, die verzweifelte millionenfache Flucht, die U-Bahn-Luftschutzbunker von Kiew und Charkiw, die Trümmerfelder von Mariupol.

(mehr …)

Apr. 2022 | Allgemein, In vino veritas, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren

Die russischen Soldaten sollen in den eroberten Gebieten plündern, morden und gezielt Politiker, Journalisten und Aktivisten verschleppen, um die Bevölkerung einzuschüchtern

Entführungen, Vergewaltigungen und die Deportation von Zivilisten: Den russischen Besatzern werden von der Ukraine schwere Verstösse gegen das Völkerrecht vorgeworfen. Doch auch auf ukrainischer Seite gibt es Hinweise auf Kriegsverbrechen- Die Russen kamen am frühen Morgen, umstellten das Haus und drangen dann in die Wohnung von Oleksandr Kniga ein. Mit vorgehaltener Waffe wurde der Direktor des Theaters von Cherson zum Auto gebracht und mit verbundenen Augen zum Verhör in ein Behördengebäude gefahren. Russische Geheimdienstoffiziere hätten ihn zu den Protesten gegen die Besatzung befragt, die es seit Wochen in der okkupierten südukrainischen Stadt gegeben habe, berichtete Kniga später lokalen Medien. Sie glaubten offenbar, dass er zu den Organisatoren gehört.

(mehr …)

Apr. 2022 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren

Gedrosselte Erdgas-Lieferungen aus Russland, zunehmend leere Speicher und immer weiter steigende Preise für Strom und Gas: Die Energiekrise in Europa spitzt sich zu

Zwar ist die Situation hochgefährlich – ausweglos aber ist sie noch nicht. Und sollte der russische Präsident und „Quasi­diktator“ Wladimir Wladimirowitsch Putin bald endgültig den Gashahn zudrehen, würden die Preise – noch weiter – in die Höhe schiessen. Nun könnte das – eigentlich – eine gute Entwicklung sein, denn wir müssen uns ja ohnehin von fossilen Energie­trägern verabschieden.

Steigen die Preise für Öl und Gas, werden erneuerbare Energie­n attraktiver, umso besser.  So einfach ist das nun aber auch nicht:

(mehr …)

Apr. 2022 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Politik, Sapere aude | Kommentieren

In Afghanistan haben die Taliban im August 2021 die Macht übernommen. Viele Staaten haben ihre Landsleute und lokalen Mitarbeiter unter teilweise dramatischen Umständen evakuiert. Die Lage im Land ist unübersichtlich. Hunderte von Menschen versammeln sich am Flughafen von Kabul um ein Transportflugzeug am 16. August 2021. Kurz zuvor waren die Taliban in die Stadt vorgedrungen.

(mehr …)

März 2022 | Allgemein, In vino veritas, InfoTicker aktuell, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren

Ukrainischer Soldat auf einer Einfallstrasse von Charkiw

Statt weiter vorzustossen, sind die russischen Verbände nach mehr als einem Monat Krieg mit der Verteidigung gewonnener Schlüsselpositionen gebunden. Die taktischen Kampfgruppen sind zu wenig auf den konventionellen Panzerkrieg ausgerichtet – und das Lagebild verändert sich seit Tagen kaum.

Auf der Übersichtskarte wirkt die russische Offensive wie eingefroren. Neue Gebietsgewinne sind nicht zu erkennen.

Die militärischen Bewegungen werden erst im kleinen Massstab sichtbar. Der Krieg scheint sich um einzelne Schlüsselpositionen zu drehen.

(mehr …)

März 2022 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren

„Sapere aude“: Ach, der Stoff, der unsren Stammtisch erfreut: der Wein, unser Riesling.

Es scheint uns fraglich, ob der Wein zu den Drogen im engeren Sinne gerechnet werden dürfe. Wahrscheinlich ist, dass seine ursprüngliche Gewalt in Jahrtausenden des Genusses domestiziert  wurde.

Mächtigeres, aber auch unheimlicheres erfahren wir aus den Mythen (Bild),
in denen Dionysos als Festherr mit seinem Gefolge von Satyrn, Silenen, Mänaden und Raubtieren erscheint.
(mehr …)

März 2022 | Allgemein, Essay, Gesundheit, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Senioren | Kommentieren

Plakat mit Stalin, Putin und Hitler (v.l.) auf einer Demonstration in Berlin gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine

Historische Vergleiche pflegen zu hinken, und Mystifizierungen von Politikern helfen meist auch nicht weiter. Aber gerade im Fall Wladimir Putin, der ein obsessives Verhältnis zur Geschichte hat, ergibt eine historische Herangehensweise durchaus Sinn. Vor allem bei der Antwort auf die Frage, ob Putin im Ukrainekrieg einlenken und Friedensverhandlungen führen würde, kann die Geschichte Hinweise geben. Dabei ist Putin natürlich nicht Reinkarnation einer nur historischen Figur. Oder, um es provokativ formuliert zu haben: Er ist ein Stalin, der unter Paranoia litt und sein Volk nach Belieben massakrierte. Und er ähnelt, was seine Verachtung anderer Nationen angeht, durchaus auch einem Hitler.

(mehr …)

März 2022 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Macht der Disziplin: Wie wir unseren Willen trainieren können

Viele unserer persönlichen und gesellschaftlichen Probleme hängen mit mangelnder Selbstdisziplin zusammen: zwanghafter Konsum, Verschuldung, Gewalt, schlechte schulische Leistungen, mangelnde Produktivität am Arbeitsplatz, Alkohol- und Drogenmissbrauch, ungesunde Ernährung, mangelnde sportliche Betätigung, chronische Angst, Jähzorn, und so weiter und so fort – angefangen von der Entlassung über den Verlust von Freunden bis zur Scheidung oder sogar zu Gefängnisstrafen. Tennisspieler verlieren das Finale, weil sie ihre Gefühle nicht im Griff haben. Politiker zerstören mit einem Seitensprung ihre Laufbahn. Die Finanzwirtschaft wird durch eine Epidemie von riskanten Krediten und Investitionen ruiniert. Viele Menschen leben im Alter in Armut, weil sie nicht genug Geld auf die Seite gelegt haben.

(mehr …)

März 2022 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, In vino veritas, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren

« Vorherige SeiteNächste Seite »