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Juni 2021 | In Arbeit | Kommentieren

Das Gendersternchen schadet niemandem, auch wenn vorgebliche Sprachpuristen es gern anders darstellen. Sensiblen Sprachgebrauch vorzuschreiben, ist aber auch keine Lösung.

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Schon Ray Davies sang: „Boys will be girls and girls will be boys.“ Nur die Sprache dafür haben wir noch nicht. Aber das kommt noch. © Girl with red hat/​unsplash.com

Die Sprache als Fahne – Seite 1

„Amerika, du hast es besser / Als unser Kontinent, das alte, / Hast keine verfallene Schlösser / Und keine Basalte.“ So reimte Deutschlands Dichterfürst 1827, und man muss feststellen: Goethe, du hattest es besser: Um den Reim auf „Basalte“ zu ermöglichen, veränderte er einfach das Geschlecht des Worts „Kontinent“. Es ist auch gar nicht einsichtig, warum eine Landmasse weiblich oder männlich  sein sollte und nicht sächlich. Wer – wie ich – als Zuwanderer die Geschlechter deutscher Wörter – „der“ Mond, obwohl die romanischen Sprachen unseren Trabanten als weiblich ansehen, „die“ Sonne, obwohl es bei den Nachbarn umgekehrt ist – lernen musste, beneidet Goethe um seine Nonchalance. Heutige Deutschlehrer*innen und Korrektor*innen würden außerdem – wie mein Word-Korrekturprogramm – „keine verfallene Schlösser“ als Fehler ankreiden. Unsere Sprache war schon mal flexibler.

Wie Sie bemerkt haben, verwende ich oben das Gendersternchen, um männliche, weibliche und im Hinblick auf ihre sexuelle Identität – oder „Gender“ – diverse Menschen einzubeziehen. Früher habe ich auch das – inzwischen als unzureichend inklusiv verworfene – „Binnen-I“ verwendet. Aber – ich gebe es zu – nicht eigentlich aus edlen Gründen, sondern oft, um Reaktionäre zu ärgern. Oder um Fortschrittlichen zu signalisieren, dass ich selbst nicht reaktionär bin. Jedenfalls nicht im Hinblick auf die gesellschaftliche Inklusion. Und hier liegt ein Problem. Sprache wird allzu oft nicht als Verständigungsmittel benutzt, sondern als Fahne: Seht her, ich gehöre zu dieser oder jener Gruppe!

Es gibt andere, weniger brisante Beispiele. Psychologen benutzen zur Kennzeichnung ihrer Zugehörigkeit zur Zunft das Verb „erinnern“ mit dem Akkusativ: „Ich erinnere die Begegnung“ statt „ich erinnere mich an die Begegnung“. Eine übrigens sinnvolle Anwendung angelsächsischer Grammatik auf die deutsche Sprache, die sich merkwürdigerweise aber nicht durchsetzen will. Protestanten reden von ihrer Institution oft als „Kirche“ ohne Artikel. Vermutlich wollen sie damit Alleinvertretungsansprüche der einen oder anderen Konfession – und vor allem der Katholiken, die mit „der“ Kirche eben ihre eigene meinen – zurückweisen und die Gemeinschaft aller Christen betonen. Paradoxerweise aber weisen sie sich gerade dadurch als gesonderte Gruppe aus. Früher erkannte sich die Miles-&-More-Elite daran, dass sie deutsche Wörter nicht benutzen konnte, sondern sie durch englische ersetzten musste. Das ist allerdings inzwischen so üblich geworden, dass ich nicht einmal wüsste, wie ich „Carsharing“, „Homeoffice“, „Pop-up-Radweg“ oder „Shitstorm“ auf Deutsch sagen könnte. Von „Gender“ ganz zu schweigen.

Amerika hat es auch in Bezug auf das Gendern leichter. Es hat nicht die „verfallene Schlösser“ der deutschen Grammatik, als da sind „der, die, das“ (übrigens werden die Artikel immer in der Reihenfolge aufgelistet: nie alphabetisch: „das, der, die“). Männlich zuerst: der Mann, die Frau, das – offensichtlich geschlechtslose – Kind. Dank „the“ kann die englische Sprache relativ leicht inklusiv werden. Ein paar Berufsbezeichnungen müssen geändert werden – „flight attendant“ statt „stewardess„, „chairperson„, „chairwoman“ oder einfach „chair“ statt „chairman“ –, und ansonsten verlagert sich das ganze Problem auf die Pronomina. Und wer nicht, wie es manche tun, einfach abwechselnd „he“ oder „she“ benutzen will, kann auf die längst auch in der Alltagssprache übliche Variante zurückgreifen, „they“ als ein Gender-inklusives Pronomen auch in der Einzahl zu verwenden: „If someone doesn’t want a vaccination, they will have to accept some discrimination.“ Auf Twitter geben Leute an, wie sie erwähnt werden wollen: „he/ she/ they„.

Glaubenskrieg um das „Gendern“

Deutschland, du hast es schlechter. Hast Basalte und das grammatische Geschlecht. Und nur deshalb Binnen-I, Gendersternchen oder Genderdoppelpunkt und den entsprechenden Schluckauf-Laut, wenn frau versucht, einen gestirnten oder gepunkteten Text zu lesen. Und, was schlimmer ist, einen Glaubenskrieg um das „Gendern“. Manche Universitäten legen inzwischen Wert auf die konsequente Verwendung von gendergerechter Sprache in Studien- und Prüfungsarbeiten. (Obwohl sie es, wie ich selbst bezeugen kann, mit den Kommaregeln etwa und der allgemeinen Leserlichkeit jenseits der politisch-grammatikalischen Korrektheit oft nicht so genau nehmen, von den Plagiatsbestimmungen ganz zu schweigen. Andere Baustelle.) Auf der anderen Seite mobilisieren reaktionäre Kräfte für ein Verbot des Genderns. (Obwohl sie, ohne sich des Widerspruchs bewusst zu sein, den Grünen immer vorwerfen, die „Verbotspartei“ zu sein.) Damit ist der Sprachgebrauch zu einem Element des „virtue signalling“ der Linken und zu einer Fahne im Kulturkampf der Rechten geworden.

Und das Problem damit eigentlich unlösbar. Das Problem nämlich, wie sich eine über Jahrhunderte entwickelte und sich immer noch entwickelnde Sprache mit grammatischem Geschlecht so weiterentwickeln kann, dass sie die neuen Sensibilitäten des 21. Jahrhunderts im Hinblick auf das „natürliche“ (ich weiß, ich weiß) Geschlecht reflektiert. Es ist ein bisschen wie beim Klimawandel. Den gab es immer, aber jetzt passiert er so rasend, dass wir uns vor die Notwendigkeit gestellt sehen, unsere gesamte Energieerzeugung und -nutzung sehr plötzlich umzustellen. Es sind übrigens fast immer dieselben Kräfte, die einerseits den Klimawandel oder die Dringlichkeit des gesellschaftlichen Wandels nicht wahrhaben, andererseits das „Gendern“ (gern mit hartem „G“ ausgesprochen) verbieten wollen.

Und es sind auf der anderen Seite oft dieselben Kräfte, die einerseits mit dem Hinweis auf den „Klimanotstand“ tatsächlich möglichst viel – Inlandsflüge, Pkw in den Innenstädten, Eigenheime auf der Wiese, Steaks auf dem Teller – verbieten wollen, andererseits verbissen jedes vergessene Gendersternchen, jeden unterlassenen Schluckauf, jede unüberlegte Verwendung von „man“ verfolgen, die eine akademische Arbeit etwa über Sternenstaub oder Bodenqualität nur dann gelten lassen wollen, wenn die Autorin einen Kotau vor dem Stammessprachfetisch macht.

Frankreich hat es in den Augen der Reaktionären besser, weil die Académie française einfach das Gendern verboten hat, angeblich weil es die Klarheit und Verständlichkeit der französischen Sprache unterminiere. In Wirklichkeit, so steht es zu vermuten, weil es als angelsächsische Torheit gilt. Man hat in Frankreich lange Zeit Schutzquoten für Musik mit französischen Texten im Radio und Fernsehen gesetzlich vorgeschrieben, und es gibt ja auch genügend prominente Französinnen, die sich mit der Meinung zu Wort melden, sexuelle Anzüglichkeiten und Macho-Verhalten seien Teil der französischen Kultur, die sie nicht missen wollen. Nun denn.

Das deutsche Pendant zur Académie française ist die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung. Schon bei Vorlage ihres Berichts zur Lage der deutschen Sprache 2017 sah ihr Mitglied Peter Eisenberg in den amtlichen Vorschriften zur Verwendung gendergerechter Sprache, wie sie etwa in Berlin gelten, „sprachpolizeiliche Allüren“. Im Interview mit dem Deutschlandfunk sagte Eisenberg: „Solche Eingriffe in die Sprache sind typisch für autoritäre Regimes, aber nicht für Demokratien.“ Für ihn bedeutet die Verwendung des Gendersternchens oder von Kunstbildungen wie „Geflüchtete“ statt „Flüchtling“ eine Vergewaltigung der Sprache. Die Politiker seien „gewählt worden, um den Willen ihrer Wähler zu verwirklichen. Und was machen sie als Erstes: Sie wollen die erziehen“.

Hätte also die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung eine auch nur ähnliche Macht wie ihr Pendant in Paris, wäre es bald um die gendergerechte Sprache geschehen – jedenfalls in amtlichen Schriftstücken. Niemand könnte es einer Dichterin verwehren, sie dennoch zu benutzen. Da allerdings liegt die Häsin im Pfeffer: Gerade in amtlichen Dokumenten stören der Genderstern und andere Versuche der Inklusion nicht wirklich; wir haben uns daran gewöhnt, dass solche Texte ohnehin schwer verständlich oder doch sehr umständlich sind. Dichter und Dichterinnen jedoch werden kaum von diesen sprachlichen Möglichkeiten oder Marotten Gebrauch machen.

Auf dass sich die Gedanken nicht entgrenzen

Die deutsche Sprache ist ohnehin dank ihrer Endungen äußerst silbenreich, was deutsche Texte oft lang macht. In einem früheren Leben war ich hauptberuflicher Übersetzer, und bei der Übertragung englischer Texte ins Deutsche wurden sie um ein Viertel länger. Wolf Biermann schrieb über seine Nachdichtung der Sonette William Shakespeares: „Wie kriegt man einen breiten deutschen Hintern in die schmale englische Hose … Fünf Hebungen wie im Original sind zu wenig. Ich brauchte eigentlich Verse mit fast sieben Füßen, das entspräche in etwa dem quantitativen Unterschied der Sprachen.“ (Übrigens nahm sich Biermann die Freiheit heraus, die ersten 77 Sonette, die nach Meinung der meisten Shakespeare-Expertinnen an einen jungen Mann gerichtet sind, an eine Frau zu richten. Er dürfe das, so Biermann, auch „weil das Englische so oft unklar ist in Bezug auf das Geschlecht …“.)

Wir wollen also – jenseits offizieller Dokumente – eine Sprache, die so „unklar in Bezug auf das Geschlecht“ und gleichzeitig so „schlank“ sei wie das Englische; jedenfalls wollen wir das, wenn wir uns nicht partout gegen jede Veränderung stemmen; ein Widerstand, der sich oft genug unter dem Deckmantel des Schutzes der Sprache in Wirklichkeit gegen die Sache wendet, die Gleichberechtigung und das Sichtbarwerden von Frauen, Schwulen, Lesben, queeren und trans Personen, und daher genauso „erzieherisch“ und „sprachpolizeilich“ gemeint ist wie die von Eisenberg kritisierten Vorschriften. Wenn die Grenzen meiner Sprache die Grenzen meiner Welt sind, wie Ludwig Wittgenstein meinte, dann wollen Reaktionäre die Sprache eingrenzen, auf dass sich die Gedanken nicht entgrenzen.

Interessanterweise ziehen die Anti-Gender-Kreuzzügler selten oder nie ernsthaft gegen die Anglisierung der Sprache zu Felde, obwohl sie das Deutsche mindestens so verbiegt wie die Gendergerechtigkeit: Verben wie „downloaden“, „liken“, „outsourcen“ oder „googeln“ vermischen englische Phonetik mit deutscher Grammatik, widersprechen den Regeln deutscher und englischer Rechtschreibung und Grammatik: „Ich habe seinen Post geliked.“ Die selektive Blindheit der angeblichen Sprachpuristen erinnert an die Haltung der Gegnerinnen der „Verspargelung“ der Landschaft durch Windräder, die nie ein Wort verlieren gegen Hochspannungsmasten, Schornsteine, Bürotürme und Automassen, die seit Jahrzehnten Stadt und Land viel mehr verschandeln.

Die Aufgabe, eine zugleich elegante und inklusive Sprache zu entwickeln, bleibt. Einstweilen schadet es keiner und keinem, wenn in Verordnungen und Gesetzestexten das Gendersternchen und möglichst nur genderneutrale Formulierungen – „Lernende und Lehrende“ etwa statt „Schüler und Lehrer“ – benutzt werden. Den Gebrauch in akademischen und schulischen Arbeiten vorzuschreiben, geht allerdings zu weit. Verbote und Gebote schaffen kein Umdenken, sondern nur böses Blut.

Die Weisheit der Menge wird Formulierungen finden, die jenseits von Stern und Schluckauf die Mängel der Sprache kompensieren; Dichter und Dichterinnen können dabei helfen. Und damit das geschieht, sollten Stern und Schluckauf als Stachel im Fleisch des Sprachkörpers bleiben. Sie werden aber, davon bin ich überzeugt, nicht das letzte Wort bleiben.

Genau deshalb sollte sich aber der Kulturkampf wieder um die Sache selbst drehen, um die Rolle von Genderkonstruktionen und die Überwindung von Klischees in der Gesellschaft. Mein Enkelsohn ist kein halbes Jahr alt. Ich wäre froh, wenn er sich nicht wie ich mit Erwartungen an sein Männlichsein herumschlagen müsste, die aus einer anderen Welt stammen. Wie Ray Davies sang: „Boys will be girls and girls will be boys.“ Nur die Sprache dafür haben wir noch nicht. Kommt noch.

Juni 2021 | In Arbeit | Kommentieren

Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß will das Gendern in staatlichen Verwaltungen verbieten und läßt wissen, warum Behörden nicht auf diesen Zug aufspringen sollten.

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Juni 2021 | In Arbeit | Kommentieren

Maskenpflicht: Obenrum frei

In den USA müssen vollständig Geimpfte keine Maske mehr tragen. Ist das sinnvoll oder ein falsches Signal? Die Debatte wird wohl auch in Deutschland bald beginnen.

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Mai 2021 | In Arbeit | Kommentieren
 
Angela Merkel im Dezember 2020 nach einer Ministerpräsidentenkonferenz
Noch nicht ganz auf dem Weg in die Freiheit: Angela Merkel im Dezember nach einer Ministerpräsidentenkonferenz.(Foto: Regina Schmeken)

Robin Alexander gelingt mit seinem Buch „Machtverfall“ ein interessantes Schlachten- und Sittengemälde. Es zeigt, mit welcher Härte und unter welcher Unsicherheit in Berlin Corona-Politik gemacht wird – und wie stark Persönliches den Kampf um Merkels Nachfolge prägt.

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Mai 2021 | In Arbeit | Kommentieren

 

 

 

In einem Terrarium im Zoo, wie hier in Berlin, sind die Blattschneiderameisen sicher. Neuerdings sind sie aber auch für zu Hause zu haben. Bild: Picture Alliance

Aggressive Ameisen sind nicht die kuscheligsten Haustiere, doch viele Menschen kaufen sie im Internet und halten sie zu Hause. Das kann gefährlich werden.

Ameisen zu beobachten ist spannend wie ein Krimi, findet Bernhard Seifert vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz. Der Entomologe forscht seit vielen Jahrzehnten zu den Hautflüglern. Schon als Kind habe er ihnen begeistert bei ihrem Treiben zugesehen, das so viele Menschen fasziniert: wie Ameisen in oft gigantischen und dennoch effizient organisierten Staaten leben, Blattläuse melken, Lasten tragen oder gegen andere Völker kämpfen. Seit etwa zehn Jahren zeigt sich ein neuer Trend: Ameisen-Fans holen sich eine Kolonie ins heimische Wohnzimmer, beliebt sind auch invasive Arten. Das kann gefährlich werden.

So ein eigener Ameisenstaat ist schnell gegründet: Im Internet lassen sich ohne Mühen in einem der vielen Onlineshops eine oder gleich mehrere Königinnen samt einiger Arbeiterinnen oder Larven bestellen. Für mitteleuropäische Ameisen muss man nur wenige Euro hinlegen, bei exotischeren Importen bewegen sich die Preise ab etwa dreißig Euro aufwärts. Verschickt werden sie in Reagenzgläsern, meist innerhalb weniger Tage, ganz normal per Post. Anschließend sollten die Krabbeltiere in ein Formicarium umziehen, ein spezielles Terrarium für die Ameisenhaltung, womit ihre Halter im Auge behalten können, wie sie Gänge anlegen, Futter transportieren und Abfälle entsorgen.

Krabbeltiere im Gepäck

Zwei Forscher der Universität Lausanne haben untersucht, welche Ameisenarten im Internet gehandelt werden. Überproportional häufig würden invasive Arten verkauft, berichteten sie im April in der Fachzeitschrift PNAS. „Wir haben inzwischen über 600 Ameisenarten entdeckt, die im Internet angeboten werden“, sagt Cleo Bertelsmeier, neben Jérôme Gippet Autorin der Studie. Darunter seien 14 der 19 eroberungslustigsten Spezies weltweit. Werden diese weiterhin rund um den Globus versendet, könnten sich invasive Arten stärker ausbreiten, fürchten die Forscher.

Weltweit sind über 15 000 verschiedene Ameisenspezies bekannt. Schon ohne Tierhandel haben es einige geschafft, sich weit über ihr angestammtes Verbreitungsgebiet hinaus anzusiedeln, meist versteckt im Gepäck von Menschen. „Der passive Transport durch den Menschen ist der Hauptfaktor dafür, dass fremde Ameisenarten in ein Gebiet eingetragen werden“, sagt Bernhard Seifert. Häufig würden die Insekten zum Beispiel in Pflanzentöpfen mittransportiert. Andere Arten sind so klein, dass sie sich sogar in der Tastatur eines Laptops verkriechen können.

Zweignester sind schnell gegründet

Schwarzkopfameisen zum Beispiel haben sich als blinde Passagiere fast weltweit verbreitet. Dank ihrer geringen Körperlänge von kaum zwei Millimetern und des milchigen, fast durchsichtigen Hinterleibs sind die Arbeiterinnen von Tapinoma melanocephalum leicht zu übersehen. Mittlerweile ist die Art in allen Ländern der Tropen und Subtropen verbreitet, wo sie sowohl in Innenräumen als auch im Freien vorkommt. Zumindest in Gewächshäusern und beheizten Gebäuden finden sich Schwarzkopfameisen inzwischen auch in den gemäßigten Breiten, unter anderem in Japan, Europa und Nordamerika.

Haben sich die Tiere einmal eingewöhnt, wächst die Kolonie in Windeseile. In einem einzigen Nest leben hundert bis tausend Ameisen. Wird der Platz zu klein, bilden sich Zweignester, mit denen sich die Kolonie weiter ausbreitet. Bei der Nahrungswahl sind Schwarzkopfameisen sehr flexibel. Im Haushalt stillen sie ihren Appetit am liebsten mit süßen Lebensmitteln, draußen oder in Gewächshäusern hegen sie Blattläuse, um deren Honigtau-Ausscheidungen einzusammeln.

Prädikat „sehr aktiv“

Die Weltnaturschutzunion zählt Schwarzkopfameisen zu den extrem invasiven Ameisenarten. Händler bieten sie dennoch zum Kauf an. Sie werben online sogar mit den Eigenschaften, die Schwarzkopfameisen so invasiv machen: Die Art sei „sehr robust“ und „extrem aktiv“, auch das starke Koloniewachstum wird betont. Dass es sich um eine invasive Spezies handelt, wird nicht erwähnt. Höchstens verweisen die Verkäufer darauf, dass das Becken gründlich abgedichtet sein muss, damit die winzigen Insekten nicht entkommen.

Noch sei kein Fall bekannt, bei dem Ameisen aus der Heimhaltung ausgebüxt wären und sich invasiv vermehrt hätten, dafür sei das Phänomen des Ameisenhandels noch zu jung, schreiben Bertelsmeier und ihr Kollege. Künftig aber könne der Handel einen weiteren Invasionspfad darstellen. „Das ist nicht unbedenklich“, sagt auch Bernhard Seifert. Ein Problem wäre, wenn Ameisen gehalten würden, die das Potential hätten, superkolonial zu werden.

Super-Kolonisatoren

Superkolonien sind gigantische Populationen, die sich aus mehreren Ameisenkolonien der gleichen Art zusammensetzen. Normalerweise würden sich die Arbeiterinnen verschiedener Kolonien bekämpfen, im Fall der Superkolonien aber verhalten sich die Insekten friedlich. Argentinische Ameisen zum Beispiel haben in Europa eine Superkolonie errichtet, die sich über mehr als sechstausend Kilometer erstreckt: Millionen von Nestern von Italien bis nach Portugal gehören der Kolonie an. „In Superkolonien kooperieren die Ameisen über sehr große Lebensräume hinweg“, sagt Cleo Bertelsmeier. Im Fall der Superkolonie der Argentinischen Ameisen könne man zum Beispiel ein Tier aus Italien mit einem Exemplar aus Portugal zusammensetzen und die Ameisen würden sich verhalten, als wären sie Schwestern aus derselben Kolonie.

Neben der Bildung von Superkolonien begünstigen weitere biologische Eigenschaften eine Karriere als Invasionsameise, wie Seifert es in der Zeitschrift Pest Control News beschreibt: Im Vorteil sind zum Beispiel Arten, die auch aus kleinen Nestfragmenten wieder eine vollständige Population aufbauen können. Bei invasiven Arten begatten die Männchen die Weibchen zudem häufig schon im Nest, ohne dass die Insekten für die Paarung erst ausschwärmen müssen. Außerdem können bei manchen Arten mehrere trächtige Weibchen in einem Nest friedlich existieren, wodurch sich das Volk letztlich aufspaltet und sich die Art weiterverbreitet.

Deutsche Ameisen sind nur bedingt abwehrbereit

Leicht in neue Gebiete dringen auch jene Spezies vor, die keine besonderen Ansprüche an ihre Nahrung stellen oder mit effektiven Waffen im Kampf gegen andere Ameisenarten aufwarten können. „Einheimische Arten haben in der Regel keine guten Karten, wenn invasive Ameisen in urbanen oder dörflichen Räumen in ihr Gebiet vordringen“, sagt Bernhard Seifert. Gegen die aggressiven Kampftechniken und die Übermacht der Eindringlinge seien nur wenige einheimische Ameisen gerüstet, auch wenn sie selbst über wirksame chemische Kampf- oder Schreckstoffe verfügen.

Auch die Ökosysteme können durch das Eindringen fremder Ameisenarten gestört werden: Neben heimischen Ameisen seien auch andere Insekten betroffen, sagt Cleo Bertelsmeier. „Bei vielen invasiven Arten, die wir bereits kennen, reichen die Einflüsse bis zu Vögeln, kleineren Säugetieren und Reptilien.“ Manche Invasoren könnten handfeste ökonomische Schäden verursachen, sagt Seifert, etwa indem sie Kurzschlüsse in Elektrogeräten verursachen oder weil sie Bodenmaterial in großen Mengen an die Oberfläche transportieren, wodurch sich etwa Wegplatten und Bordsteinkanten absenken könnten.

Mai 2021 | In Arbeit | Kommentieren
Auf dem fruchtbaren Krisenboden einer verunsicherten Gesellschaft konnten Wut und Größenwahn der sich selbst „Quer“-„Denker“ (von letzterem konnte zweifelsohne keine Rede sein –  zunächst gedeihen. Aber jetzt kehrt das Land allmählich zur Normalität zurück – derweil die Bewegung kraftlos eingegangen war.  Inzwischen sind die ersten Querlinge geimpft, was wohl als Zeichen einsetzender Vernunft deuten lassen soll. Zu hören ist es von der einen und von dem anderen unter denen, die Pfingsten in einigen verlorenen Hundertschaften durch Berlin geirrt sind. Sie erzählen es verschämt hinter vorgehaltener Hand.

Dabei waren sie angereist, um endlich den ersehnten Umsturz zu erzwingen. Auf mehreren geplanten Demonstrationen, die größer sein sollten als alle, zu denen sie bislang zusammen gekommen waren. Daraus aber konnte nichts werden, weil ihr Protest schon längst an Mobilisierungskraft verloren hatte. An Pfingsten in Berlin wurden sie dann eingeholt von der Selbstüberschätzung einer angeblichen Massenbewegung, die sie nie gewesen sind, und konfrontiert mit einer Polizei, die das angekündigte Demonstrationsverbot freundlich aber bestimmt umsetzte.

 

An diesem Feiertagswochenende in Berlin ist der Widerstand der „Querdenker“ endgültig gebrochen. Unter der Zeugenschaft tausender Menschen in den wiedereröffneten Terrassen-Cafés der gelockerten Hauptstadt, denen die umherziehenden Demonstrationstouristen mit ihrer Botschaft der angeblichen „Corona-Diktatur“ ein groteskes Schauspiel zu Espresso und Aperol Spritz boten. Die Inzidenzen sinken, die Impfquote steigt, Deutschland plant seinen Sommerurlaub, die „Querdenker“ sind am Ende.

Als hätten die allermeisten Anhänger der Bewegung dieses demütigende Szenario schon geahnt, haben sie den Weg in die Hauptstadt erst gar nicht angetreten. Schließlich waren schon die Demonstrationen der vergangenen Wochen gefloppt; die Spannung auf ihrem Kommunikations- und Mobilisierungsnetz in den sozialen Medien war abgefallen. Die „Querdenker“ sind entschlüsselt: durch eine demokratische Medienöffentlichkeit, die sie selbst zum Feind erklärt hatten.

Zahlreiche Gründe für das Scheitern

Gemessen an ihren Zielen jedenfalls lässt sich die Bewegung als gescheitert deuten: Die Maßnahmen von Bund und Ländern in der Pandemie zu verhindern, die Umsetzung der Infektionsschutzverordnungen unmöglich zu machen, und den Staat soweit zu delegitimieren, dass es zum Umsturz kommt. Die Gründe für das Scheitern sind zahlreich. Zusammengefasst konnten die „Querlinge“ keine relevante Wirkungsmacht entfalten, von der sich die Politik hätte beeindrucken lassen müssen. Warum?

Zum einen, weil die wesentliche Verschwörungserzählung der „Querlinge“ (Die Pandemie sei eine Inszenierung einer Machtelite, um das Volk in eine „Corona-Diktatur“ zu zwingen) in der Krise zwar Anschluss an die teilweise in Zweifeln gefangenen Mitte der Gesellschaft gefunden hat; nicht aber an ihre Institutionen, die trotz aller Schwierigkeiten weiter funktionieren. „Das System ist am Ende, wir sind die Wende!“, riefen die „Querlinge“ auf ihren Demos. Die Wende blieb aus, das System läuft weiter.

Auch vermochte es die Bewegung nicht, intellektuelle Impulse zu setzen. Inhaltlich strapaziert sie seit über einem Jahr dieselben Argumente, die von Demo-Rednern wie von Wanderpredigern überall perpetuiert werden. Aber diskursbestimmende Intellektuelle konnte sie bis heute nicht von ihrer Sache überzeugen. In Erinnerung bleiben wird einzig der Aufmerksamkeitserfolg der geschickt inszenierten Kampagne #allesdichtmachen. Indes sahen sich viele der Schauspieler, die daran teilnahmen, durch die Initiatoren getäuscht. Das schaffte Distanz zu Kunst und Kultur.

Die „Querdenker“ haben früh gesellschaftliches Vertrauen verwirkt, um in ihrem vorgeschobenen Kampf um die Freiheitsrechte glaubwürdig sein zu können. Rechtsextremisten wurden geduldet, eingeladen, zu Partnern erklärt. Bis heute leugnen die führenden Akteure diesen Zusammenschluss, obwohl er offensichtlich ist. Spätestens seit dem klandestinen Treffen der „Querdenken“-Spitze mit Reichsbürgern im November in Saalfeld gilt die inhaltliche Zusammenarbeit als erwiesen. Dort wurden Möglichkeiten ausgelotet, sich als Bewegung organisatorisch und steuerlich mit der Erfahrung verfassungsfeindlicher Betrüger dem demokratischen Staat zu entziehen. Vor allem ging es darum, das eigene Geld in Sicherheit zu bringen, das die Initiatoren aus der Bewegung gezogen hatten – gezahlt, verschenkt, gespendet von Menschen, die an die Sache der Bewegung glaubten. Als die Sache aufflog, drohte diese auf ihrem Höhepunkt bereits innerlich zu zerbrechen. Politisch galten die „Querdenker“ jetzt als Outlaws.

Die Querdenker haben früh gesellschaftliches Vertrauen verwirkt, um in ihrem vorgeschobenen Kampf um die Freiheitsrechte glaubwürdig sein zu können. Rechtsextremisten wurden geduldet, eingeladen, zu Partnern erklärt.

Von Selbstdarstellern zu Radikalisierungsbeschleunigern

Für überparteiliche Empörung sorgten die Attacken gegen den Deutschen Bundestag bei der Abstimmung zum Infektionsschutzgesetz und die bildstarke Stürmung der Reichstagsstufen. Gewalt und Aggression verhinderten den gesellschaftlichen Vortrieb der Anti-Corona-Proteste: Haben sie doch wesentlich zu einem Rekord der politisch motivierten Kriminalität und der Internethetze in Deutschland beigetragen. Immer wieder greifen ihre Anhänger Mitarbeiter zweier Institutionen an, die mit großem allgemeinem Vertrauen ausgestattet sind: Polizisten und Journalisten. Die Behauptung, dass sich zahlreiche Polizisten der Bewegung anschließen, die Seite wechseln würden, entpuppte sich als nicht erfüllende Prophezeiung, und die Pressefreiheit geriet gehörig unter Druck.

In der Geschichte der Bundesrepublik hat es wohl noch keine Protestbewegung gegeben, die ohne begleitende Berichterstattung durch die kritische Medienöffentlichkeit erfolgreich gewesen wäre. Die aber ist bei den „Querdenkern“ unmöglich. Der mediale Diskurs kann nicht stattfinden, weil die Organisatoren Journalisten keinen professionellen Umgang erlauben. Von Anfang an haben sie die Bewegung mit den Methoden von Extremisten medienfeindlich aufgeladen. Man hat auf die eigene Gegenöffentlichkeit über Medienaktivisten gesetzt, die journalistische und ethische Regeln missachten. In ihrer digitalen Parallelwelt wurden Selbstdarsteller zu Radikalisierungsbeschleunigern, die sich bald in Bürgerkriegsszenarien verirrten.

 

So überschlug sich der Protestbetrieb in inflationäre Höhen. Immer härter, immer krasser, immer mehr Aktionen und angekündigte „Mega-Demos“, zu denen am Ende nur ein paar Hundert zusammen kamen. Der Größenwahn ist Programm bei den „Querdenkern“, zu deren Demonstrationen sich in der Summe bundesweit wahrscheinlich nicht mehr als insgesamt 50.000 reale Menschen eingefunden haben, und eben nicht das stets behauptete „Volk“.

Schien der Staat lange Zeit machtlos im Umgang mit ihrem Protest, haben Sicherheitsbehörden und Justiz inzwischen Antworten darauf gefunden. Der Verfassungsschutz kann die „Querdenker“ spätestens seit dem Treffen im November in Saalfeld unter Extremismusverdacht beobachten. Die Justiz hat qua höchstrichterlicher Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Dezember erkannt, dass es den Querdenkern nicht um eine Meinung geht, sondern um eine Bedrohung der öffentlichen Sicherheit. Den Rest regelt die Polizei, so wie am vergangenen Pfingstwochenende die Durchsetzung der Demonstrationsverbote.

Polizisten stehen am Vormittag des 24.05.2021 vor dem Brandenburger Tor. (Quelle: rbb|24/Winkler)
Polizisten stehen am Pfingstmontag vor dem Brandenburger Tor, an dem ein Versammlungsverbot galt.Die Kommentarfunktion wurde am 25.05.2021 um 12:00 Uhr geschlossen

 

 

Mai 2021 | In Arbeit | Kommentieren
Doch geht er wirklich als echt durch? ZEIT ONLINE hat es ausprobiert.

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Mai 2021 | In Arbeit | Kommentieren

 

 

Die Inzidenzwerte sinken – und dies erlaubt die Hoffnung, dass wir auch für die Schulen weitere vorsichtige Öffnungsschritte gehen können. Dementsprechend hat die Landesregierung diese positive Entwicklung auch in Bezug auf das Schulleben in der Corona-Verordnung des Landes abgebildet. Zudem sind die Regelungen so ausgestaltet worden, dass für die Beteiligten am Bildungsleben vorhersehbar ist, welche Auswirkungen das Unter- oder Überschreiten einer bestimmten Inzidenzschwelle für den Schulbetrieb hat. Die neue Corona-Verordnung des Landes ist bis zum 11. Juni 2021 gültig, also bis zum Ablauf der ersten Schulwoche nach den Pfingstferien. Aufgrund der bevorstehenden Ferien hat das Kultusministerium auch eine Übergangsregelung eingeführt. Um weitere Perspektiven zu geben, hat die Kultusverwaltung die Schulen gestern zudem über weitere geplante Öffnungen für den Zeitraum nach den Pfingstferien informiert.

 

Die neuen Regelungen betreffen vor allem den Unterricht bei einer Inzidenz bis 100. Denn auch künftig ist ab einer Inzidenz von 100 Wechselunterricht umzusetzen. Dies sieht die Bundesnotbremse vor, weshalb die Landesregierung hier keinen Spielraum hat. Ferner ist ab einer Inzidenz von mehr als 165 weiter Präsenz- und Wechselunterricht untersagt, die bekannten Ausnahmen (für Abschlussklassen; Schülerinnen und Schüler, die im Fernunterricht nur schlecht erreicht werden; etc.) bleiben bestehen.

 

Inzidenz unterhalb von 50

Liegt die Inzidenz in einem Stadt- oder Landkreis unter 50, kehren alle Schularten in den Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen zurück. Das Abstandsgebot ist nicht mehr einzuhalten, die indirekte Testpflicht sowie die Maskenpflicht bleiben bestehen. Außerdem sind Tagesausflüge wieder zulässig, wohingegen mehrtägige außerunterrichtliche Veranstaltungen weiterhin untersagt bleiben.

 

Ob die Schulen dies bereits vor den Pfingstferien umsetzen, bleibt diesen überlassen. Diese Öffnungsschritte sind demnach eine Option, welche die Schulen aufgrund der wenigen noch verbleibenden Tage bis zum Ferienbeginn und des damit einhergehenden Aufwandes nicht verpflichtend nutzen müssen.

 

Inzidenz zwischen 50 und 100

Liegt der Inzidenzwert zwischen 50 und 100, kehren die Grundschulen, Grundschulförderklassen sowie die Grundstufen der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren und die Schulkindergärten zum Präsenzunterricht unter Pandemiebedingungen zurück. Auch hier gilt bis zum Beginn der Pfingstferien: Dies ist eine Option, keine Verpflichtung. Für alle anderen Schularten bleibt es bis zum 11. Juni beim Wechselunterricht – mit der oben beschriebenen Aussicht auf mehr Präsenz nach den Ferien.

 

Gesundheitsamt stellt fest

Weiterhin stellt das zuständige Gesundheitsamt fest, wann welche Öffnungsstufe greift. Die einzelnen Schritte treten dann am übernächsten Tag nach der Bekanntmachung in Kraft. Genauso gilt auch zukünftig, dass die Einschränkungen voraussetzen, dass der maßgebliche Schwellenwert drei Tage in Serie überschritten ist. Und sie treten außer Kraft, sofern der Schwellenwert fünf Tage nacheinander unterschritten ist.

 

Spielraum für Schulleitungen

Um den Schulleitungen angesichts der Veränderungen und Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, einen gewissen zeitlichen Handlungsspielraum zu ermöglichen, gelten die folgenden Übergangsregelungen. Mit diesen Freiräumen soll gewährleistet werden, dass der Wechsel von der einen zur nächsten Öffnungsstufe erfolgreich und gut organisiert ablaufen kann.

 

  • Bei Einschränkungen des Betriebs sind die oben erwähnten Fristen (drei Tage) verbindlich. Hier ist es also nicht möglich, erst später einzuschränken.
  • Für Öffnungsschritte ist in der Verordnung nun ausdrücklich ein Entscheidungsspielraum der Schulleitungen hinterlegt. Diese können demnach auch erst drei Tage, nachdem die Öffnungsschritte rechtlich möglich sind, diese vollziehen.
  • Darüber hinaus gilt bis zu den Pfingstferien oben erwähnte Sonderregel: Die Rückkehr vom Wechsel- zum Präsenzunterricht ist in der letzten Schulwoche vor den Ferien bei Vorliegen der Voraussetzungen eine Option, keine Verpflichtung.

 

Neue Regelungen für den Sportunterricht

Fachpraktischer Sportunterricht ist ab einer Inzidenz von 100 im jeweiligen Stadt- oder Landkreis weiterhin untersagt. Liegt der maßgebliche Inzidenzwert unter 100, ist Sportunterricht im Freien sowie innerhalb des Klassenverbands möglich. Eine Durchmischung der Kohorten (Klassen) soll also ausgeschlossen werden. An allen weiterführenden Schulen findet der fachpraktische Sportunterricht bei einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 darüber hinaus ausschließlich kontaktarm statt.

 

Schüler, die das Fach Sport in den Jahrgangsstufen 1 und 2 der gymnasialen Oberstufe belegen oder sich auf die Prüfung im Fach Sport vorbereiten, dürfen weiterhin auch bei Inzidenzen über 100 fachpraktischen Sportunterricht haben. Ab einer Inzidenz von 100 ist jedoch ein Mindestabstand von 1,5 Metern durchgängig einzuhalten. Grundsätzlich ist für diese Schüler auch der Sportunterricht in der Sporthalle und im Hallenbad möglich, ein Mindestabstand von durchgängig 1,5 Metern vorausgesetzt.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Schulbetrieb und den Corona-Regelungen finden Sie auf unserer Website unter www.km-bw.de/corona.

Das Schreiben an die Schulen liegt unter https://bit.ly/3oeHTqX bereit. Alle Schreiben sind unter www.km-bw.de/infoschreiben-corona abrufbar.

 

 

 

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In den 1880er Jahren unterwarf die deutsche Kaiserliche Kriegsmarine einen Teil von Neuguinea und umliegender Inseln. Mit dabei war ein Urgroßonkel des Autors, der Militärgeistliche Gottlob Johannes Aly. Aus dessen Erinnerungen und zahlreichen anderen Dokumenten wird deutlich, dass die meisten Artefakte aus diesem Teil der Welt geraubt oder ergaunert wurden. Das gilt auch für das Paradeobjekt der Berliner ethnologischen Sammlung und des Humboldt Forums, das große Südseeboot von der Insel Luf. Eine Leseprobe aus Götz Alys Buch „Das Prachtboot“.

Zum Inhalt: Neben Denkmälern und Straßennamen zeugen zauberhafte Museumsobjekte von den einstigen Kolonien – doch wie sind zu uns gekommen und woher stammen sie? Götz Aly deckt auf, dass es sich in den allermeisten Fällen koloniale Raubkunst handelt, und erzählt, wie brutal deutsche Händler, Abenteurer und Ethnologen in der Südsee auf Raubzug gingen. So auch auf der Insel Luf: Dort zerstörten sie Hütten und Boote und rotteten die Bewohner fast vollständig aus. 1902 rissen Hamburger Kaufleute das letzte, von den Überlebenden kunstvoll geschaffene, hochseetüchtige Auslegerboot an sich. Heute ist das weltweit einmalige Prachtstück für das Entree des Berliner Humboldt Forums vorgesehen.
Götz Aly dokumentiert die Gewalt, Zerstörungswut und Gier, mit der deutsche »Strafexpeditionen« über die kulturellen Schätze herfielen. Das Publikum sollte und soll sie bestaunen – aber bis heute möglichst wenig vom Leid der ausgeraubten Völker erfahren. Ein Beitrag zur Debatte über Raubkunst, Kolonialismus und Rassismus und zugleich ein erschütterndes Stück deutscher Geschichte.

Zum Autor: Götz Aly ist Historiker und Journalist. Er arbeitete für die »taz«, die »Berliner Zeitung« und als Gastprofessor. Seine Bücher werden in viele Sprachen übersetzt. 2002 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis, 2003 den Marion-Samuel-Preis, 2012 den Ludwig-Börne-Preis. Bei S. Fischer erschienen von ihm u.a. 2011 »Warum die Deutschen? Warum die Juden? Gleichheit, Neid und Rassenhass 1800-1933« sowie 2013 »Die Belasteten. ›Euthanasie‹ 1939-1945. Eine Gesellschaftsgeschichte«. Im Februar 2017 erschien seine große Studie über die europäische Geschichte von Antisemitismus und Holocaust »Europa gegen die Juden 1880–1945«. Für dieses Buch erhielt er 2018 den Geschwister-Scholl-Preis.

Götz Aly: Das Prachtboot
Wie Deutsche die Kunstschätze der Südsee raubten

Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2021, 234 Seiten, gebunden, 21 Euro

Erscheint am 10. Mai 2021

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Mai 2021 | In Arbeit | Kommentieren

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