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„Operation Bagration“ im Zweiten Weltkrieg: Hitlers schwerste Niederlage

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Adolf Hitler 1945: Die sowjetische „Operation Bagration“ war eine vernichtende Niederlage für die Wehrmacht. (Quelle: ullstein-bild)

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https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/wissen/geschichte/id_100428824/-operation-bagration-im-zweiten-weltkrieg-hitlers-schwerste-niederlage.html

Gerade waren die westlichen Alliierten in der Normandie gelandet, dann begann vor 80 Jahren am 22. Juni 1944 im Osten ein Großangriff der Roten Armee: Die „Operation Bagration“ entwickelte sich zur Katastrophe für die Wehrmacht.
Die ganze Welt konzentrierte sich im Juni 1944 auf eine Region im Norden Frankreichs – in der Normandie waren am 6. Juni die westlichen Alliierten in der Normandie gelandet. Mehr als 5.000 Schiffe und über 150.000 Soldaten waren beim Sturm auf Adolfs Hitlers sogenannte Festung Europa beteiligt. In erbitterten Gefechten sollten sie in den kommenden Wochen die freigekämpften Brückenköpfe erweitern.
Hitler und seine Generäle hatten die Invasion im Westen erwartet, der Diktator sogar herbeigesehnt. Er wollte Amerikaner und Briten bezwingen, doch irrte er sich sowohl beim Ort der Invasion als auch bei den Chancen auf einen Sieg. Im Osten erwarteten die Deutschen ebenfalls zu dieser Zeit eine Offensive – und wiederum verkalkulierten sie sich. Eher im Norden, eher im Süden der riesigen Ostfront lauteten die Vermutungen. Tatsächlich zielten die sowjetischen Planungen auf die deutsche Heeresgruppe Mitte in Belarus.

„Operation Bagration“ 1944 bei Minsk: Der sowjetischen Truppen konnte die Wehrmacht nichts entgegensetzen. (Quelle: United Archives/ullstein-bild)
Die Bezeichnung „Operation Bagration“ hatte Josef Stalin ausgewählt. Fürst Pjotr Iwanowitsch Bagration (1765 bis 1812) war nicht nur ein georgischer Landsmann des Sowjetdiktators gewesen, sondern auch ein Held des „Vaterländischen Krieges“ von 1812 im Kampf gegen die Invasion von Napoleon Bonaparte. Da lag es nahe, im „Großen Vaterländischen Krieg“, wie der Abwehrkampf gegen die Deutschen seit dem Überfall 1941 genannt wurde, eine entscheidende Offensive nach Fürst Bagration zu nennen.
Nichts sollte dabei dem Zufall überlassen bleiben. Mehr als ein Dutzend Armeen konzentrierte die Rote Armee im rückwärtigen Gebiet, mehr als zwei Millionen Soldaten, über 5.000 Panzer, rund 5.000 Kampfflugzeuge und Zehntausende Geschütze, wie der Historiker Richard Overy in seinem Werk „Weltenbrand. Der große imperiale Krieg 1931 – 1945“ schreibt. Wie konnte dieser massive Aufmarsch den Deutschen aber verborgen bleiben?
„Einer der krassesten Irrtümer des Krieges“
Mehrere Gründe zeichneten dafür verantwortlich: Zum einen war die materielle Überlegenheit der Sowjetunion, die zudem in großem Ausmaß mit Gerät von den USA unterstützt wurde, mittlerweile erdrückend. Besonders in der Luft hatten die Deutschen nahezu kaum noch Möglichkeiten zur Aufklärung angesichts der feindlichen Übermacht. Zum anderen führte die Rote Armee umfangreiche Täuschungsmanöver durch, ähnlich wie es die westlichen Armeen vor der Landung in der Normandie betrieben hatten.
Die Heeresgruppe Mitte ahnte so nicht, was ihr bevorstand. Im Gegenteil, die Experten von der Feindaufklärung „Fremde Heere Ost“ hatten ihr einen „ruhigen Sommer“ prophezeit, wie Richard Overy zitiert. Und zugleich konstatiert: „Es war einer der krassesten Irrtümer des Krieges.“ Wohl wahr.

Am 22. Juni 1944 begann die „Operation Bagration“ mit massivem Artilleriebeschuss deutscher Stellungen. Ein Tag von hoher Symbolik, hatte doch drei Jahre zuvor Deutschland die Sowjetunion an diesem Tag überfallen und einen erbarmungslosen Vernichtungskrieg begonnen. Vier sowjetische „Fronten“, sprich Großverbände, die 1. Baltische und die 1., 2. und 3. Belarussische gingen während der Großoffensive zum Angriff über, dieser gewaltigen Übermacht hatte die Heeresgruppe Mitte nichts entgegenzusetzen.
Deren Befehlshaber, Generalfeldmarschall Ernst Busch, hatte knapp eine halbe Million Mann unter seinem Kommando, davon aber nicht einmal 200.000 als „reguläre Kampftruppen“, wie Richard Overy betont. Der Mangel an Männern, Gerät und Munition war gewaltig. Zudem erwies sich Busch alles andere als geeignet für seine Aufgabe, seine Loyalität zu Hitler war für seine Karriere auschlaggebender gewesen als seine Befähigung zum Kommandeur einer deutschen Heeresgruppe.
„Unaufhaltsam war die Wucht“
So kam es, wie es kommen musste: Die Rote Armee rückte unaufhaltsam vor, am Boden und in der Luft, von wo aus ihre Schlachtflugzeuge Iljuschin Il-2, auch Schturmowik genannt, Schrecken verbreiten. Sowjetische Panzer rückten so unterstützt im Eiltempo vor, ihr Ziel: „schnell Angriffskeile tief in den Rücken der feindlichen Front“ zu treiben, so Richard Overy.

Juni 2024 | In Arbeit | Kommentieren

Egal ob Student oder Berufstätiger: irgendwo müssen alle wohnen. Um dich auf die Suche vorzubereiten, folgt hier eine Liste der Dinge, die Freunde (Ich lebe seit 50 Jahren in meiner Behausung und will und muss nicht wecchseln …) – von jungen wohnugssuchenden Freunden gelernt habe.

 

 

 

 

 

„Ghosten“ schlimmer als beim Dating

Falls irgendjemand behauptet, er*sie hat noch nie geghostet, dann kann ich das nicht glauben. Ghosten funktioniert nicht nur bei flüchtigen mehr oder weniger romantischen Bekanntschaften, die man loswerden möchte, sondern auch bei WG-Interessenten – und das wird auch fleißig getan. Am Wohnungsmarkt scheint das Normalzustand zu sein, und hier fühlt sich keiner, im Gegensatz zum Daten, schlecht. Fairerweise muss angemerkt werden, dass das mit der Flut der Anfragen zusammenhängen kann, die so Manchem ins Haus schwappt. Aber eine kurze Copy-Paste-Nachricht mit einer Absage würde da eigentlich schon genügen.

 Funke springt nicht immer über

Oft habe ich mir die Beschreibungen der bereits vorhandenen WG-Bewohner*innen auf WG-Gesucht durchgelesen und fand sie interessant und sympathisch. Es gibt gemeinsame Interessen – oder verbindende Abneigungen. Dann passiert aber manchmal folgendes: beim Zoom- oder Skype-Call will der Funke so gar nicht überspringen. Klar, du kannst nicht jeden mögen, das ist ganz normal. Aber das Gefühl nach so einer Begegnung ist wie nach einem schlechten Date: Einfach extrem unangenehm.

Wenn der Preis zu niedrig ist, ist etwas faul

Man kennt sie. Die große Euphorie, wenn man ein „Schnäppchen“ entdeckt. Ob beim Einkaufen oder eben auch bei der Wohnungssuche. Allerdings gibt es bei Wohnungen meist einen Haken. Meine Lieblingsfunde sind: eine unabgeschlossene Toilette im Treppenhaus, die jeder ohne Einschränkung benutzen kann, und die zu keiner Wohnung gehört, oder eine Dusche, die einfach im Gang in der Wohnung steht und nur mit einem Duschvorhang abgetrennt wird. Es gibt viele seltsame Entscheidungen, die von (vielleicht) besoffenen Architekt*innen getroffen wurden. Vielleicht ist es aber auch eine lustige Erfahrung, in einer dieser Wohnungen zu wohnen. Einfach um etwas zu erzählen zu haben. Aber merk dir eins: Wenn der Preis ganz verdächtig niedrig ist, dann hat das meistens einen Grund.

Gerüche des Vormieters

Auf Fotos sind Wohnungen natürlich ins beste Licht gerückt worden. An einem sonnigen Tag fotografiert, mit der schönen Lichterkette und den Möbeln des Vormieters oder der Vormieterin. Alles gut soweit. Aber worauf du oft nicht vorbereitet bist, sind die Gerüche, mit denen du konfrontiert wirst. War die Person, die vor dir in der Wohnung gewohnt hat Raucher*in? Dann wirst du das am Zimmer merken, weil der Geruch nicht mehr rausgeht. Und ganz abgesehen davon: jeder Ort hat einen anderen Geruch, an den du dich erst gewöhnen musst. Und ein kleiner Tipp: auch der beste Raumduft mit Zitronennote kann manche Gerüche nicht überdecken.

„Mit-Bewerber*innen“

„Ich hab in den ersten Stunden schon 40 Anfragen auf WG-Gesucht bekommen.“ ist einer der Sätze, die ich zu hören bekommen habe. Eines muss dir immer klar sein: Egal wie schnell du beim Anschreiben bist, du wirst nicht der*die Einzige*r sein. Und Anfragen wie: „Ich hätte gern die Wohnung.“ bringen nicht unbedingt weiter, weil sie von den meisten gleich aussortiert werden.

Und falls es mit der Wohnung nichts wird: Einfach an all die anderen Bewerber*innen denken, bei denen es auch nicht geklappt hat und schon fühlst du dich besser.

Juni 2024 | In Arbeit | Kommentieren

Bei „Bares für Rares“ bewerben: So können Sie sich anmelden

Bei der ZDF-Show „Bares für Rares“ kann sich jeder bewerben, der eine spannende Rarität zuhause hat. Auch ein vermeintlich gewöhnlicher Ring oder altes Besteck kann sich als wahre Goldgrube entpuppen. Wie und wo sich Teilnehmer anmelden können, erklären wir in diesem Beitrag.

Bares für Rares: So bewerben Sie sich für die ZDF-Show

Die Händler bei Bares für Rares sind stets auf der Suche nach spannenden Raritäten. Wer selbst der Meinung ist, ein kleines Schätzchen im Keller oder auf dem Dachboden zu horten, kann sich bei der Show bewerben. Bevor es dann zu den Händlern geht, schätzen unabhängige Experten den Wert. So ist von vorneherein klar, ob und wenn ja wie viel der Gegenstand wert ist. Die ZDF-Sendung wird von der Produktionsgesellschaft Warner Bros. ITVP Deutschland GmbH produziert. Sie nimmt auch die Auswahl der Raritäten und Teilnehmer vor. Über ein Anmeldeformular kann sich jeder für die Sendung bewerben. Unklar ist aber, nach welchen Kriterien die Produktionsfirma die Teilnehmer aussucht. Denn neben der Rarität spielen noch weitere Faktoren eine Rolle:

  • Welche Geschichte kann ein Teilnehmer über die Rarität erzählen?
  • Möchte man verkaufen und wenn ja, für welchen Preis?
  • Ist ein Bewerber schon einmal im Fernsehen gewesen und wenn ja, bei welcher Sendung?
  • Außerdem müssen Bewerber nicht nur Fotos von ihrer Rarität, sondern auch von sich hochladen.

Für die Show anmelden

Wer sich einfach nur einmal bei Bares für Rares umschauen will, kann sich auch als Statist bewerben. Wer alten Schmuck oder ein Kunstwerk schätzen lassen will, dürfte nur geringe Chancen haben: Das Konzept der Sendung ist darauf ausgerichtet, dass Händler und Verkäufer um den Preis pokern – wer nur eine Expertise möchte, hat daher schlechte Karten. Auch wer schon mehrmals als Statist oder Laiendarsteller im Fernsehen zu sehen war, hat nur geringe Chancen. Denn erkennt ein Zuschauer die Person wieder, entsteht schnell der Eindruck, die Sendung sei nicht echt.Wem das Online-Formular zu viele Details abfragt, der kann auch einfach seine persönlichen Daten mit Fotos von der Rarität an rares@zdf.de oder rares@warnerbros.com schicken. Alle Teilnehmer der Trödelshow müssen nach Pulheim in die Nähe von Köln kommen. Dort finden die Dreharbeiten statt. Eine Unterkunft wird den Teilnehmern zur Verfügung gestellt und die Anreise wird bezahlt.

Übrigens: Wenn du keine News über Serien, TV-Sendungen und Filme mehr verpassen möchtest, werde Fan von „Deine Serien“ auf Facebook oder folge uns auf Twitter. Alternativ schicken wir dir die Nachrichten auch direkt auf WhatsApp. Falls du noch mehr über interessante und wissenswerte Dinge lesen willst, abonniere doch unseren Panorama Newsletter.

Juni 2024 | In Arbeit | Kommentieren

Die Ukraine bemüht sich seit Beginn des russischen Angriffskriegs um gute Beziehungen zu China. Kritik an der Regierung in Peking äußerte sie nur zurückhaltend, obwohl China Russland dabei hilft, westliche Sanktionen zu umgehen. Die USA etwa wurden da viel deutlicher. Kiew habe lange gehofft, dass China mäßigend auf Russland einwirkt und deshalb letztendlich auch an der Friedenskonferenz in der Schweiz teilnimmt, sagt die ukrainische Ostasien-Expertin Natalia Butyrska. „China nimmt offiziell eine neutrale Position ein und zeigt sich darauf stolz. Deshalb wäre es eigentlich logisch, dass es an der Konferenz teilnimmt.“

Ukraine: China will Gipfel sprengen

Zumal China einen Vertreter habe, der in friedensbildender Mission in Europa unterwegs sei: Li Hui. „Die Absage Chinas hängt also nicht damit zusammen, dass Russland nicht zur Konferenz eingeladen ist, wie aus Peking erklärt wurde. Peking will nicht teilnehmen“, erklärt Butyrska.

Li Hui ist Pekings Sondergesandter für Eurasien. Er war es auch, der am Vorbereitungstreffen zum Friedensgipfel im vergangenen August in Saudi-Arabien teilnahm. Als China Ende Mai seine Teilnahme absagte, änderte die Ukraine ihre Rhetorik fundamental. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erhob schwere Vorwürfe gegen Peking.

„Es ist eines, am Friedensgipfel nicht teilzunehmen. Aber es ist etwas anderes, den Gipfel sprengen zu wollen“, sagte der Staatschef. Peking unternehme Schritte, damit andere Staats- und Regierungschefs auch nicht kommen würden. De facto unterstütze die Volksrepublik den Krieg.

Papst Franziskus sitzt in großer Runde an einem runden Tisch

 

China kann die Preise diktieren

Der Vorwurf lautet also: China habe Druck auf Länder des sogenannten globalen Südens ausgeübt, damit sie die Friedenskonferenz boykottieren. Peking wies das zurück. China-Experten zeigten sich allerdings nicht allzu verwundert darüber, dass Peking auf Distanz zum Treffen in der Schweiz ging.

Alexej Tschigadajew, der in Leipzig zu China forscht, meint: China gehe davon aus, was ihm nützt. Eine Teilnahme in der Schweiz bringe Peking kaum Pluspunkte im Westen. Und davon abgesehen: „Wenn wir anfangen zu rechnen, wird ziemlich klar, dass der Krieg günstig ist für China.“

Russland könne sein Gas und sein Öl fast nur noch nach Indien und China verkaufen. China könne den Preis diktieren. Chinesische Produkte würden umgekehrt den russischen Markt dominieren. Die Volksrepublik könne dort Autos und Mobiltelefone verkaufen.

Anders sei dies bei der Ukraine. „Die dortigen Rüstungsbetriebe, die früher für China interessant waren, sind inzwischen entweder nationalisiert oder werden von EU-Ländern oder den USA kontrolliert“, sagt Tschigadajew.

Ein US-Soldat bereitet auf dem Dover Flugfeld Paletten für den Transport vor (Archiv)

Player: audioRüstungsexportgenehmigungen – 2023 neuer Höchstwert

„Keine Anleitung für den Frieden“

Zudem kann China seine eigene geopolitische Position stärken, wenn es selbständig agiert. Dem dient ein sogenannter chinesischer Friedensplan. Er sieht vor, den Krieg mit dem aktuellen Frontverlauf einzufrieren. Ein Vorschlag, den die ukrainische Regierung vehement ablehnt.

Er würde Russland nur die Zeit geben, neue Kräfte für einen neuen, noch mächtigeren Angriff auf ihr Land zu sammeln, so die Befürchtung. „China ist nicht davon ausgegangen, dass sein Plan wirklich zu Frieden in der Ukraine führen könnte. Er ist keine Anleitung für den Frieden“, sagt Temur Umarow von der Denkfabrik Carnegie-Zentrum in Berlin.

Peking wollte mit ihm vielmehr demonstrieren, dass es neutral sei und bei der Beilegung des Kriegs in der Ukraine eine Rolle spielen wolle. „Diese Ziele hat China auch erreicht.“

Wladimir Putin und Han Zheng

 

Peking will eigenen Gipfel abhalten

Den Anspruch, hier die Stimme des sogenannten globalen Südens zu vertreten, bekräftigte China in den vergangenen Wochen vehement. Staatschef Xi Jinping versicherte sich im April der Unterstützung Brasiliens für seinen Plan.

Zuletzt gab das chinesische Außenministerium in Peking sogar bekannt, eine eigene Friedenskonferenz zu veranstalten. Zahlreiche Länder unterstützten diesen Vorschlag bereits, heißt es in Peking.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. Juni 2024 um 19:06 Uhr.

  • 16.05.2024 • 13:39 Uhr

    Putin zu Besuch in China Zwei Autokraten in der Zweckgemeinschaft

  • Sergej Lawrow und Wang Yi in Peking.

    Player: audioIm Vorfeld des Putin-Besuchs: Russischer Außenminister in China

  • 09.04.2024 • 10:02 Uhr

    Lawrow in China Besuch beim engen Freund und Handelspartner

  • Staatsoberhäuptern während eines Gruppenfotos auf dem "Belt and Road Forum" (BRF).

     

  • 18.10.2023 • 17:23 Uhr

    „Seidenstraßen“-Gipfel Xi lobt das Vertrauen zwischen China und Russland

  • Die ukrainische Flagge weht über dem Parlamentsgebäude in Kiew.

    12.12.2023 • 08:47 Uhr

Juni 2024 | In Arbeit | Kommentieren

Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt
Berlin, Deutschland
18.06.2024

Auf jeder zweiten Hühnerfleischprobe von Lidl befinden sich antibiotikaresistente Keime! Das hat ein unabhängiges Labor bei einer Analyse von 142 Fleischproben von Lidl herausgefunden. Darüber hinaus waren zahlreiche Proben mit Fäkalkeimen belastet. Auch die Anzahl der gefundenen Listerien, Salmonellen und Campylobacter ist besorgniserregend. Die nachgewiesenen Bakterien können schwere bis tödliche Infektionen hervorrufen! Nur zwei der weit über hundert Proben waren unauffällig. Getestet wurde Lidl-Fleisch aus Deutschland, Italien, Spanien, Polen und Großbritannien.

Sagen Sie Lidl Ihre Meinung, indem Sie das Video teilen, kommentieren und @lidlde taggen. 

Damit hat Lidl den unrühmlichen Titel »Europameister der Keime« mehr als verdient. Der EM-Sponsor verkauft seit Jahren Hühner, die ein qualvolles Leben hatten. Gleichzeitig spielt Lidl durch den Verkauf dieses Keime-Fleisches mit der Gesundheit der Menschen. Jetzt kommen Sie ins Spiel. Lassen Sie dieses verantwortungslose Verhalten dem Konzern nicht durchgehen. Teilen Sie das Video mit Ihren Freund:innen und Bekannten und taggen Sie dabei @lidlde. 

Fakt ist: Wo viele qualgezüchtete Hühner auf engstem Raum gehalten werden, kommen große Mengen Antibiotika zum Einsatz. Das fördert die Ausbreitung von Bakterien, wie den hier gefundenen. Die Krankheitserreger auf dem Lidl-Fleisch sind auch für Menschen, die kein Fleisch essen, relevant: Untersuchungen haben ergeben, dass die Keime über Abwasser oder Abluftanlagen aus den Stallanlagen in die Umwelt, z.B. in den nächsten Badesee, gelangen. Treffen diese Keime auf Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder anderen Infektionen, kann dies dramatische Folgen haben.

Wie lange will Lidl trotz des Wissens um die große Gefahr für die menschliche Gesundheit und das unermessliche Hühnerleid so weitermachen? Zeigen Sie Lidl die Rote Karte! Bitte teilen und kommentieren Sie das Video mit @lidlde.

 

Danke, dass Sie aktiv werden!

Herzlichst, Ihre

Catharina Rubel | Kampagnenleiterin

Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

PS: Bei diesem Geschäft gibt es nur Verlierer, außer Lidl. Bitte teilen und kommentieren Sie jetzt das Video. 

 


»Hey Lidl! Mehr Tierschutz!« – Diese Prominenten unterstützen Ihr Anliegen. Jetzt das Video teilen.
Juni 2024 | In Arbeit | Kommentieren
Drogen: In vielen europäischen Häfen finden Behörden aktuell Rekordmengen an Kokain. Lässt sich das organisierte Verbrechen so erfolgreich bekämpfen?
In vielen europäischen Häfen finden Behörden aktuell Rekordmengen an Kokain. Lässt sich das organisierte Verbrechen so erfolgreich bekämpfen?

 

 

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Juni 2024 | In Arbeit | Kommentieren

So weit weg von den Menschen war die Europäische Union wohl selten. Vor zwölf Jahren noch Friedensnobelpreisträger. Und heute? Die EU-Skeptiker sind wieder da. Krieg, Energie- und Wirtschaftskrise und dazu das an vielen Stellen immer noch ungelöste Problem mit der Migration. Die Länder der Europäischen Union haben zu lange keine gemeinsame Antwort darauf gefunden. Das wird den Regierungsparteien bei der Europawahl nun wie ein Spiegel vorgehalten: Die Populisten von rechts und links sammeln fleißig Stimmen ein. Das schlägt hier bei den Ampelparteien ins Kontor.

SPD und Grüne verlieren

Die Kanzlerpartei hat ein Mobilisierungsproblem. Die Liberalen können ihr Ergebnis möglicherweise gerade so halten. Gemessen an den letzten Landtagswahlen und den Umfragen vor der Europawahl mag sich das im Genscher-Haus in Berlin fast schon wie ein Erfolg anfühlen. Grund zur Sektlaune ist das sicher nicht.

Die Grünen wurden sogar regelrecht abgestraft. Und als wären die Stimmverluste nicht schon schlimm genug. Gerade die Jugend hat sich abgewandt von den Grünen. Die 16- bis 24-Jährigen glauben, dass CDU, CSU, aber auch die AfD ihre Probleme besser lösen können. Klimaschutz ist eben nur eine von vielen Fragen, die junge Menschen beschäftigt. Die andere ist die Frage nach der Perspektive, nach Arbeit. Zuletzt 14 Prozent Jugendarbeitslosigkeit in der EU. Da ist Europa immer noch ein kranker Mann.

Teilnehmer reagieren bei der CDU-Wahlparty auf die Wahlergebnisse der Europawahl im Konrad-Adenauer-Haus.

AfD profitiert trotz schwierigem Wahlkampf

Das Abarbeiten an der AfD hat wenig gebracht. Die Partei legt zu, trotz der Verurteilung des Thüringer Spitzenkandidaten für die Landtagswahl, Björn Höcke, weil er eine NS-Parole öffentlich benutzt haben soll, trotz der Spionagevorwürfe an einen engen Mitarbeiter des Spitzenkandidaten zur Europawahl, Maximilian Krah. Der wurde von der AfD zuletzt regelrecht von der öffentlichen Bühne ferngehalten.

Das Ergebnis: mindestens 7 Prozent mehr. Das sollte allen Parteien der demokratischen Mitte zu denken geben. Die Botschaft der Wähler: Kümmert euch nicht um andere, kümmert euch um unsere Probleme.

Das BSW aus dem Stand im Europaparlament

Die Linke: ebenfalls abgestraft. Das ist keine Unterstützung für Bodo Ramelow bei den Landtagswahlen in Thüringen im September. Das Bündnis Wagenknecht profitiert dagegen. Auch das verwundert kaum. Vor allem die Ostdeutschen hadern mit der Bundespolitik. Waffenlieferungen an die Ukraine ein schwieriges Thema. Wagenknecht kann fast immer eine einfache Antwort geben. Unter Beweis stellen muss sie es noch nicht.

Die Union gewinnt ohne Höhenflug

Die Union dürfte der Wahlsieger werden. Ein Erfolg nach den herben Verlusten vor fünf Jahren. Merz hat die Union nach dem Wahldebakel bei der Bundestagswahl geeint und die CDU wieder zum Erfolg geführt. Ein Höhenflug ist aber auch das nicht. Die Ampel liefert nicht, und die Union kann nicht wirklich davon profitieren. Merz kann als möglicher Kanzlerkandidat noch nicht überzeugen.

Ein bisschen Rückenwind für die anstehenden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen nehmen die Wahlkämpfer der CDU, und Ministerpräsident Michael Kretschmer, am Ende aber doch mit in den Sommer. Die Konkurrenz von rechts und links allerdings auch. Noch ist das nur ein Denkzettel. Jetzt beginnt die Arbeit. Die Probleme zu lösen, die die Menschen in Ostdeutschland bewegen.

Mehr zur Europawahl

Alice Weidel und Tino Chrupalla jubeln in der AfD-Parteizentrale bei der Prognose zur Europawahl.

Ursula von der Leyen wird nach den ersten Hochrechnungen im Konrad-Adenauer-Haus zugeschaltet.

 

Juni 2024 | In Arbeit | Kommentieren
Juni 2024 | In Arbeit | Kommentieren

Auch – mal eben nur so zum Beisiel – die Beatles meinten, das Alter beginne spät im Leben mit dem Haarausfall und sei noch viele Jahre entfernt. Sie träumten davon es gemeinsam mit ihren Frauen zu erleben. Aber, John Lennon ist tot und Paul McCartney lebt in Scheidung.
Die Wirklichkeit sieht mit 64 meist anders aus. Ob man noch gebraucht wird, ist nicht sicher und, ob einen jemand ernährt, ebenfalls nicht. Das Altern ist ganz anders, als erwartet und eine Alternde Gesellschaft ebenfalls. Deshalb betrachtet der Soziologe Prof. Andreas Klocke von der Fachhochschule in Frankfurt den gesamten Lebenslauf:

„Wir müssen bei der Demographie tatsächlich die gesamte Lebensspanne der Menschen in den Blick nehmen, von der Geburt angefangen bis zu den letzten Lebensjahren.“Als Geschäftsführender Direktor des 2007 gegründeten „Forschungszentrums Demographischer Wandel“ sieht er schon heute einen Riss durch die Gesellschaft gehen, der immer größer zu werden droht: Ausdruck 19. Dezember 2007 Seite 1

„Die, die heute gut gebildet, mit guten Berufsbiografien auf das Alter zu marschieren,die haben Ideen für das Alter, die nutzen diese zusätzlichen Jahre, die haben eine andere Konzeption, eine andere Vorstellung vom Alter. Die haben Erwartungen, dass sie auch, wenn sie vielleicht bis 67 arbeiten, trotzdem danach noch viele Jahre sehr aktiv verbringen können. Menschen, die heute sehr gebrochene Biografien aufweisen. die häufig durch Arbeitslosigkeit unterbrochen sind, durch Umschulung, wo vielleicht auch Abstiegsprozesse erfahren wurden, die haben Angst vor dem Alter Sie haben auch eine Vorstellung vom Alter, dass bis 67 zu arbeiten zum Teil eine Zumutung ist und ihnen nur wenige Jahre danach verbleiben. – Und das sind ganz unterschiedliche Lebensperspektiven, die schon heute im Erwachsenenalter, in den mittleren Lebensjahren, die Menschen auseinander dividieren.“

Da Wohlstand und Bildung gesundheitsfördernd sind, ist der Satz: „Weil du arm bist, musst du früher sterben!“ nicht völlig aus der Luft gegriffen. Vorfreude auf den Ruhestand, aber auch die Angst davor sind also durchaus berechtigt. Die Zahl derer, die Angst haben wächst. Nicht nur, weil der wirtschaftliche Aufschwung nur von jedem Fünften gespürt wird und die Kaufkraft der Renten sinkt, sondern, weil Jugendlichen Chancen verweigert werden.

„Wir leisten uns im Augenblick eine eigentlich nicht nachvollziehbare Situation: Wir lassen etwa 15 Prozent – je nachdem welche Altersgruppe wir genau betrachten – der jungen Menschen nach offiziellen Standards in Armut groß werden. Und das ist etwas was eigentlich aus moralischer Sicht nicht wirklich wünschenswert ist, weil wir betrügen diese jungen Menschen um einen Großteil ihrer Lebensfreude; aber auch aus demographischer Perspektive können wir uns das eigentlich nicht leisten.“

Schaut man sich die Bevölkerungsentwicklung an, dann hat der Bevölkerungsrückgang vermutlich bereits begonnen. Er könnte die Bevölkerung bis zum Jahr 2050 um bis zu zehn Millionen schrumpfen lassen. Zugleich ist die Gruppe der über 90-jährigen, der Bevölkerungsteil der am stärksten wächst. Deshalb mahnt Andreas Klocke:

„Wenn wir heute auf die Altersgruppe ich sag mal der Zehn- bis Fünfzehnjährigen schauen, dann müsste uns klar sein, dass in exakt 10, 15 Jahren diese Altersgruppe im Alter von 25, 30 Jahren zu der erwerbstätigen Bevölkerung zählt. Und genau in dem Zeitfenster 2020, 2030 werden uns auch wirklich deutlich spürbar Arbeitskräfte fehlen. Wir müssen also als Gesellschaft daran interessiert sein, dass die heute heran wachsenden jungen Menschen zu dem Zeitpunkt uns auf dem Arbeitsmarkt auch als leistungsfähige Menschen zur Verfügung stehen.“

Alternde Menschen, alternde Gesellschaft

Nicht nur als leistungsfähige Arbeitskräfte, sondern auch um den gesellschaftlichen Wandel mit zu gestalten. Hinzu kommt, dass diese jungen Menschen, denen man heute Chancen verweigert, selbst weniger gesund, gebildet und leistungsfähig sind und darunter bis ins Alter leiden.

Physiologisch beginnt das Altern schon kurz nach der Geburt. Nicht nur weil die ersten Zellen schon bald absterben und ersetzt werden, oder weil der Körper jeden Tag fast sein Eigengewicht an Adenosintriphosphat produziert und verbraucht (jenen Stoff, der den Muskeln als Treibstoff dient) sondern, weil bereits in der Jugend die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, was Körper und Geist im hohen Alter noch leisten. Dr. Gerhard Eschweiler Psychiater und Altersmediziner im Geriatrischen Zentrum der Universitätsklinik Tübingen:

„Im Alter nehmen naturgemäß die körperlichen Fähigkeiten ab. Auch bestimmte kognitive oder mentale Fähigkeiten nehmen ab, so zum Beispiel das Gedächtnis. Aber andere Fähigkeiten, wie zum Beispiel die Konzentrationsfähigkeit, oder die Fähigkeit Worte zu gebrauchen, ja, Dinge in einem Kontext zu sehen, die bleiben doch bis in das ganz hohe Alter stabil, nehmen manchmal sogar in den 60er Jahren noch etwas zu. Das heißt, wir haben letztlich eine unterschiedliche Alterung: Es gibt Bereiche, die sehr gut bleiben; es gibt Bereiche, die im Alter schlechter werden. Und wir können durch körperliches aber auch geistiges Training, bzw. mit Beschäftigung das auch sehr lange aufrecht erhalten.“

Gerhard Eschweiler gehört zur 2006 an der Universität Tübingen gegründeten HELP-Initiative, die erforscht, wie selbständiges und zufriedenes Altern gelingen kann. Während die Frankfurter Forscher mehr die gesamte Gesellschaft im Auge haben, geht es hier eher um den Einzelnen und sein Altern. Das Fundament dafür sollte so früh wie möglich gelegt werden. Übergewichtige Jugendliche oder Magersüchtige haben deutlich schlechtere Voraussetzungen.

Immer häufiger müssen Kindergarten und Schule trotz gesunder Ernährung, aushelfen. Andreas Klocke hält die Gesamtschule für besonders hilfreich:

„Wir können dort kontrollierte, regelmäßige, berechenbare Ernährungsmuster heran ziehen, die dann häufig im Jugendalter auch so verinnerlicht werden und dann auch so in das Erwachsenenalter auch mit transportiert werden, mitgenommen werden. Und da sind durchaus Möglichkeiten die gesundheitliche Biografie, die Gesundheitsbiografie nachhaltig mit zu prägen.“

Ähnlich, wie bei der Gesundheit verläuft auch bei der Bildung der Riss durch die Gesellschaft: Kinder der Wohlhabenden besuchen neben der Schule Musikstunden, Volkshochschulkurse und  Sportvereine. Das können sich Ärmere nicht leisten. Dabei ist das Geld nicht das einzige Hindernis:

„Wir haben viele Initiativen von beispielsweise Musikschulen – bleiben wir dabei – die ganz bewusst an die Hauptschulen gehen und sagen: Schaut her, so etwas bieten wir an, das könnt ihr bei uns besuchen; und die das auch sozial flankieren mit einem deutlichen Abschlag bei den Gebühren. Es ist nicht unbedingt das Geld, das hier steuert, sondern es ist auch die Ferne der so genannten Bildungsfernen Schichten zu genau diesen Kulturgütern. Und das werden wir wahrscheinlich nicht so einfach überbrücken können mit günstigeren Angeboten, sondern hier muss die Schule selbst den Bildungsauftrag ganzheitlich wahrnehmen und diese Elemente in den Regelunterricht stärker mit einbinden.“

Um das eigene Altern, aber auch den demographischen Wandel zu meistern ist also mehr Bildung, von der Kindheit bis ins Alter nötig. Dabei bieten sinkende Schülerzahlen eine einmalige Chance hier mehr zu tun. Am Besten wäre es natürlich, wenn junge Menschen das Meiste schon durch das Vorbild der Eltern vermittelt bekämen.

Allerdings kann sich ein junger Mensch kaum vorstellen, dass der Körper ungefähr ab etwa 18 jedes Jahr durchschnittlich ein Prozent weniger Leistung bringt. Er merkt es zunächst auch kaum. Deshalb bleibt es sehr schwierig, junge Menschen an ein gesundheitsbewusstes Leben heran zu führen. So hat fast ein Viertel der Mittzwanziger bereits einen Hörschaden durch zu laute Musik. Aber: Auch Ältere verdängen oft das kommende Alter:

„Man sollte eigentlich schon anfangen für das Alter zu wappnen, wenn man 40, 50 Jahre alt ist. Zum einen denk ich: Man sollte früh anfangen Sport zu machen, und sich aber auch schon mit den veränderten Rollen auseinander setzen.
Das heißt grade für Berufstätige, die sich nur oder überwiegend durch ihren Beruf definieren ist es wichtig schon ihre Hobbys zu pflegen, ihre sozialen Netze zu pflegen, sonst wird der Einschnitt mit 65 sehr hart. Und dann sehen wir häufiger auch ne Entlastungsdepression.“

Dabei sind Depressionen im Alter nicht häufiger, da es vielen Alten gelingt ihre körperlichen Zipperlein durch gezieltes Training (Sport führt zur Ausschüttung von Glückshormonen) und Konzentration auf ihre verbliebenen Stärken auszugleichen. Die Gesundheits-Bildung müsste sich also von den Jugendlichen, über die Arbeitswelt bis ins hohe Alter fortsetzen. Dazu würde auch gehören, dass man die Arbeitsplätze so gestaltet, dass sie den Bedürfnissen des jeweiligen Alters entsprechen. Die Ärztin Barbara Wilhelm von der Universitäts-Augenklinik in Tübingen nennt ein Beispiel:

Spätestens wenn Arbeitskräfte knapp werden, müssen hier die Unternehmen umdenken
Sie müssen sich um ein Betriebsklima kümmern, dass die Mitarbeiter an die Firmen bindet. Heute leiden vor allem berufstätige Frauen zwischen 50 und 65 – viel stärker als Männer – unter Schlafstörungen, so dass viele dadurch auch eine Einbusse an Lebensqualität beklagen.
Tagesmüdigkeit, Schwerhörigkeit, nachlassende Sehkraft – die meisten Blinden sind heute alte Menschen – , langsamere Genesung, verringerte Reaktionsgeschwindigkeit oder nachlassendes Gedächtnis sind unerfreuliche Nebenerscheinungen des Alterns. Aber viel schlimmer ist das Wegsterben von Verwandten, Freunden und Bekannten und die damit wachsende Einsamkeit. Gerhard Eschweiler:„Das ist, wovor sich die Menschen eigentlich im Alter,
neben vielleicht Schmerzen und Krankheiten, am meisten fürchten.“

Altersarmut verschärft das Problem, wenn das Geld nicht mal mehr reicht, um gemeinsam Kaffee oder ein Bier zu trinken. Die Zahl der Betroffenen wächst, weil es immer mehr Alleinlebende gibt, die oft auch keine Kinder haben, die sich um sie kümmern. In Stuttgart etwa sind mehr als die Hälfte Einpersonen-Haushalte. Singlebörsen im Internet dokumentieren diesen Trend zur Einsamkeit ebenfalls. Dabei spielt auch die Trennung der verschiedenen Altersgruppen eine Rolle. Freizeitangebote für über 50-Jährige bieten zwar Ruhe, verringern aber die Chance Jüngere kennen zu lernen.

Einen Ausweg zeigt Karin Stadelhofer vom Ulmer „Zentrum für angewandte wissenschaftliche Weiterbildung“ (ZAWEW), das auch bei der HELP-Initiative mit wirkt:

„Wir machen ja sehr viele Projekte in Schulen und auch in bürgerschaftlichen Treffen. Und wir stellen fest, dass eigentlich jung und alt, wenn sie zusammen kommen, nicht nur gerne was zusammen tun, sondern sich auch die gegenseitigen Bilder ändern. Das heißt die mitgebrachten auch Vorurteile vom Alter von der Jugend lösen sich auf durch gemeinsames Tun. Und die Schnelligkeit der Jugend und der Erfahrungsreichtum der Älteren zusammen gebracht ist ein wichtiges Kapital für die Zukunft.“

Alternde Menschen, alternde Gesellschaft
Ausdruck 19. Dezember 2007 Seite 5

Bei schrumpfender Bevölkerung kommen auf jeden Menschen mehr Belastung zu. Sven
Stadtmüller befasst sich im Frankfurter „Forschungszentrum für Demographischen Wandel“ mit den Auswirkungen auf Bauten und Orte. Das Leben wird in vielen Fällen wohl noch teuerer:

„Wenn man sich anschaut, wie ist es mit der Abwasserversorgung. Das sind Netze, die auf bestimmte Nutzergrößen eingestellt sind, die dann in Zukunft unterschritten werden, was dann dazu führt, dass diese Anlagen nicht vollständig ausgelastet sind, aber die Gebühren ja trotzdem bezahlt werden müssen. Das heißt die Gebühren werden sich dann auf weniger Menschen verteilen, es wird wiederum zu höheren Kosten für die Menschen führen…“

…und Ähnliches muss man für alle Infrastruktureinrichtungen erwarten, egal, ob das Wasser-, Gas- oder Stromnetze sind, ob Straßen, Gleise, Schleusen, Flughäfen oder kommunale Dienstleistungen, wie Schwimmbad, Bücherei oder Müllabfuhr. Allerdings wird es bei dieser Entwicklung Verlierer und Gewinner geben, Gemeinden, die noch jahrzehntelang wachsen und andere, die die Hälfte ihrer Einwohner verlieren.

Heute schon werden in einigen Orten Schulen geschlossen. Das bedeutet weitere Wege für die übrigen Schüler. Damit werden diese Orte als Wohnorte weniger attraktiv. Im Raum Frankfurt deutet sich schon an, dass Einfamilienhäuser im Grünen seltener gebaut werden, als Mehrfamilienhäuser in der Stadt. Auch steigende Benzinpreise verteuern das Wohnen auf dem Land für Leute, die in der Stadt arbeiten. Sollte es tatsächlich zwischen 2020 und 2030 zu Benzinrationierungen kommen, dann verändert sich das gesamte in Jahrzehnten gewachsene Verkehrsgeschehen in wenigen Jahren. Wird das Privatauto zu teuer, muss der öffentliche Nahverkehr einspringen. Die Aussichten sind zwiespältig:

„Auf der einen Seite durch die abnehmende Bevölkerungszahl könnte man hier abnehmende Nutzerzahlen erwarten; auf der anderen Seite werden Schulen geschlossen, das heißt es müssen dann von den Kindern dann auch wieder längere Fahrten in Kauf genommen werden. Das wiederum ist dem ÖPNV prinzipiell zuträglich.
Ja und auch generell sind ältere Menschen doch dem öffentlichen Personennahverkehr zugeneigter. Dem muss der öffentliche Personennahverkehr entsprechen, dass man eben – simples Beispiel – Fahrkartenautomaten handhabbarer für ältere Menschen macht, oder, dass man Verbindungen schafft des öffentlichen Personennahverkehrs in die Bahnhöfe hinein, dass eventuell die U-Bahn-Linie direkt auf das Gleis in den Bahnhof fährt, solche Dinge sind da mit Sicherheit notwendig.““

Alternde Menschen, alternde Gesellschaft
Ausdruck 19. Dezember 2007 Seite 6

Denn komplizierte hierarchische Menüs bei Automaten, oder mühseliges Treppensteigen schreckt ältere Kunden ab. Dabei bestimmen die über 50-Jährigen schon heute fast die Hälfte des privaten Konsums. Der Anteil wird bei steigendem Durchschnittsalter weiter steigen. Davon profitieren heute auch Tourismus und Kurbäder. Ob das so bleibt, ist bei stagnierenden Renten sowie steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel jedoch fraglich.

„Was wir hier betrachten, erreicht und wohl erst in zehn, fünfzehn Jahren. Aber es müssen häufig schon jetzt Weichenstellungen vorgenommen werden. Und das verlangt von der Politik eine Entscheidungsfindung, die über die Legislaturperioden deutlich hinaus weisen. Und das ist etwas, was der Politik eigentlich nicht selbstverständlich erscheint und da muss dran gearbeitet werden.“

Juni 2024 | In Arbeit | Kommentieren

In der Bibel gibt es nur eine Geschichte über den jungen Jesus. Wohl aus gutem Grund: Im Kindheitsevangelium nach Thomas erscheint der Sohn Gottes wenig christlich, sondern vor allem jähzornig. Über die verbotenen Geschichten einer Religion.

Zeichnung des jungen Jesus, der von anderen Kindern bei Erwachsenen angeklagt wird.

Kinder klagen Jesus bei Erwachsenen an. Im Kindheitsevangelium nach Thomas versetzt der junge Jesus Menschen in Angst und Schrecken.

Matthäus, Markus, Lukas und Johannes – die vier Evangelien sind die zentralen Texte des Neuen Testaments. Sie waren allerdings längst nicht die einzigen Anwärter für die heilige Schrift der Christen: Bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. gab es diverse Handschriften, die jeweils unterschiedliche Aspekte von Jesus’ Leben beleuchteten. Diese entstanden aus den verschiedenen christlichen Strömungen, die es zu dieser Zeit gab.

Aus dem Kanon der Bibel wurden die meisten dieser Texte jedoch gestrichen – unter anderem, weil sie nicht mit dem Alten Testament übereinstimmten oder die Nähe zu den Aposteln nicht gegeben war. Auffällig ist aber auch: Manche der nicht aufgenommenen Schriften enthalten kritische Aspekte über die Figur Jesus Christus. So auch ein Evangelium über Jesus’ Kindheit. Die Texte zeichnen ein kontroverses Bild vom Sohn Gottes und wurden – trotz ihrer Beliebtheit – mit abgeschlossener Kanonisierung der Bibel verboten.

Das Kindheitsevangelium nach Thomas

Im Neuen Testament gibt es Geschichten über die Geburt Jesu – und viele, die ihn als 30- bis 40-jährigen Mann porträtieren. Und dazwischen: lediglich eine Episode in einem Tempel in Jerusalem, wo der 12-jährige Jesus die Schriftgelehrten mit seinem Verständnis beeindruckt. Darüber hinaus erfährt man so gut wie gar nichts über die Kindheit und Jugend der religiösen Figur.

Im Kindheitsevangelium nach Thomas sieht das anders aus. Die apokryphe Schrift – gemeint sind damit jüdische oder christliche Geschichten ungeklärter Herkunft, die es nicht in den biblischen Kanon geschafft haben – stammt von einem unbekannten Autor und ist vermutlich Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. entstanden. Sie enthält verschiedene Passagen über die Figur Jesus im Alter von fünf bis zwölf Jahren. Einige erzählen von frühen Wundern des Sohn Gottes, andere zeigen ihn überraschend jähzornig.

Jesus’ Kindheit: Geschichten über einen jähzornigen Jungen

Eine der ersten Geschichten handelt vom fünfjährigen Jesus, der während des Sabbat am Bach spielt und Tümpel anlegt. Im Folgenden vollbringt er zwei Wunder: Jesus reinigt das Wasser und erweckt zwölf aus Lehm geformte Spatzen zum Leben. Soweit passt die Beschreibung der Figur zu den biblischen Texten. Dann passiert das Unerwartete: Der Sohn eines Hohepriesters beobachtet Jesus bei seinen Taten, beschuldigt ihn, den Sabbat zu brechen und zerstört dessen Tümpel. Im Evangelium heißt es, dass Jesus daraufhin wütend wird, den Jungen verflucht und dieser „verdorrt“ – also vermutlich stirbt.

Joseph und Maria bitten Jesus, einen von ihm getöteten Mann wieder zum Leben zu erwecken.

Joseph und Maria bitten Jesus, einen von ihm getöteten Mann wieder zum Leben zu erwecken.

Foto von Gemeinfrei / Klosterneuburger Evangelienwerk, fol. 27v.

Nicht weniger dramatisch erscheint eine weitere Situation, in der Jesus einen Jungen, der ihn im Gehen anrempelt, mit dem Ausruf „Du sollst deinen Weg nicht fortsetzen!“ sterben lässt. Der junge Jesus scheint in der damaligen Gemeinschaft so berüchtigt zu sein, dass sogar der Unfall eines kleinen Jungen zunächst ihm zugeschrieben wird. Das lässt Jesus jedoch nicht auf sich sitzen und erweckt den Jungen kurzerhand wieder zum Leben – jedoch nur, damit dieser seinen Eltern bestätigen kann, dass sein Fall vom Dach ein Unfall war und Jesus nichts damit zu tun hat. Danach lässt Jesus ihn wieder „einschlafen“.

Auch den Gelehrten widerspricht Jesus im Kindheitsevangelium nach Thomas und fordert sie heraus, ihre Intelligenz mit seiner zu messen. Als der Lehrer Zachäus die Geduld verliert und Jesus gegen den Kopf schlägt, lässt dieser ihn zu Boden stürzen und ohnmächtig werden.

In den Geschichten des Kindheitsevangeliums versetzt der junge Jesus viele Menschen in Angst und Schrecken. So sehr, dass sogar seine Eltern das Gespräch mit ihm suchen. Einmal lässt Jesus danach alle erblinden, die gegen ihn geredet haben. Ein andermal weist Joseph Maria an, Jesus Hausarrest zu erteilen: „Dass du ihn ja nicht mehr vor die Tür lässt! Sonst müssen die, die ihn zornig machen, sterben.“

Rezeption des Evangeliums in der Wissenschaft

Neben den wenig christlich anmutenden Episoden enthält das Kindheitsevangelium nach Thomas aber auch verschiedene Wunder, die Jesus bereits in seinen jungen Jahren vollbringt. Darunter die Heilung eines Schlangenbisses und eines verletzten Fußes. Laut einem Artikel von Reidar Aasgaard, Professor für Ideengeschichte, im Bibellexikon der Deutschen Bibelgesellschaft sind die Geschichten trotz der Flüche Jesu ethisch wertvoll. „Im gesamten Text werden traditionelle Werte wie die Liebe Gleichaltrigen gegenüber, Respekt gegenüber der älteren Generation, Gehorsam, Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit gegenüber den Marginalisierten vorausgesetzt und beworben“, schreibt Aasgaard.

Der Forscher sieht ebenfalls Verbindungen zu kanonischen Texten der Bibel – besonders zu den Evangelien von Lukas und Johannes. Denn auch dort spreche Jesus Flüche aus. „Der Jesus des Kindheitsevangelium nach Thomas ist somit nicht weniger göttlich als der des Neuen Testaments“, so Aasgaard, der die Menschlichkeit der bei Thomas porträtierten religiösen Figur in den Fokus stellt. Jesus sei in den Texten eben nicht nur eine göttliche Figur, sondern auch ein menschliches Kind, das mit seinen besonderen Fähigkeiten noch nicht umzugehen wisse.

BELIEBT

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