Hans Georg Gadamer im Gespräch mit Antoine Mechler Foto: Jürgen Gottschling

Hans Georg Gadamer im Gespräch mit Antoine Mechler (got)

1960 veröffentlichte der Heidegger-Schüler Hans-Georg Gadamer
(* 11. 2. 1900, Marburg † 13. 3. 2002, Heidelberg) sein Hauptwerk Wahrheit und Methode, den großangelegten Versuch einer „philosophischen Hermeneutik“.
Darin geht es ihm um „Wahrheit“ statt „Methode“ (verstanden als Verfahrensweise, die sachliche oder symbolische Zusammenhänge nach intersubjektiv kontrollierten Regeln, also nach dem Vorbild der mathematisch-naturwissenschaftlichen „Methode“ zu analysieren sucht. Dieses Werk löste in der Folgezeit auch eine verstärkte hermeneutische Reflexion in der deutschen Literaturwissenschaft aus. Wir erinnern uns vieler intensiver Stunden mit ihm in Heidelberg in der Grabengasse und gedenken seiner, indem wir sein Hauptwerk (es jedenfalls versuchen) in Erinnernung bringen.

(mehr …)

Nov. 2023 | Heidelberg, Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Junge Rundschau, Senioren, Wissenschaft | Kommentieren

Sapere aude: Anschwellende Arbeitslose, wachsende Armut, leere öffentliche Kassen, steigende Verschuldung: Hängt das Modell Deutschland in der Sackgasse? Offenkundig ist, dass die Karre einmal mehr – oder zumindest ein wenig mehr als gar nicht – im Dreck steckt. Derweil streiten sich die Insassen in zunehmend schrillen Tonlagen. Ein Schlagwort klingt immer lauter durch das Gezeter und Gewirr: “Elite”. Elite – nun ja… ein (ehemaliger) KFG-Hebräischlehrer (genau, ebender) tönte vorzeiten davon, seine Schüler aber hörten hingegen eher amüsiert bis irritiert zu (desgleichen, wenn von anderer Seite “Klassengesellschaft” sowie “Establishment” ins Spiel gebracht wurde).
Aber, im sozialrevolutionären Pathos der älter gewordenen Achtundsechziger – und das war an allen (zumal Heidelberger) Schulen vernehmbar, und das wussten auch die Jüngeren – steckte ein nur allzu wahrer Kern.

(mehr …)

Nov. 2023 | Heidelberg, Allgemein, Essay, Feuilleton, Die Hoffnung stirbt zuletzt | Kommentieren

40% der Schüler und Studenten leiden aufgrund von zu hohem Stress unter psychischen Belastungen. Deutsche Schulen sind nicht ausreichend digitalisiert, „wir arbeiten mit Tafelkreide statt Whiteboardstiften“. Der Fachkräftemangel trifft auch das Klassenzimmer: Lehrkräfte, Sozialarbeiter und Schulpsychologen fehlen, mit ihnen auch ausreichende Unterstützung für Lernende.

(mehr …)

Nov. 2023 | Heidelberg, Allgemein, Junge Rundschau, Politik | Kommentieren

„Wonne, Wonne über Wonne“: Veritas,  „die Gnadensonne“
Da wird uns alleweil und allüberall das “Hohe Lied der Arbeit” gesungen, einer Arbeit, die angeblich unverzichtbar zur Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit gehörte. Der veritanisch disponierte Mensch – also einer im Vorstadium seines wissenschaftlichen Studiums an der “Veritanischen Akademie zu Heidelberg”  begegnet solchen Ideologien mit grundsätzlichem Unbehagen und tiefem Misstrauen. Durch unsere Akademie wird der Adept theologisch davon unterrichtet, dass nach Genesis 2,8 Gott einen Garten Eden pflanzte und Adam, den Menschen, mitten hineinsetzte, in ein Paradies also, in dem dieser Mensch ein müheloses und sorgenfreies Leben hätte führen können. Hätte können.

(mehr …)

Nov. 2023 | Heidelberg, Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Senioren | Kommentieren

Damals war die Welt noch in Ordnung. Seit es sie gibt, bedient kommerzielle Publizistik die gesellschaftlichen Moralvorstellungen – jedenfalls war das vor 300 Jahren so. Aber, es gibt mehr Parallelen zwischen der großen Finanzkrise zu Beginn des 30jährigen Kriegs und der aktuellen, als uns lieb ist:
„Diese Krise ist die direkte Folge der Gier und der Skrupellosigkeit der Banker und Fondsmanager“ heißt es auf einem frühneuzeitlichen Flugblatt, das die Inflation zu Beginn des 30-jährigen Kriegs geißelt. Nein – das war ja die Homepage von attac im Jahr 2008.

(mehr …)

Nov. 2023 | Heidelberg, Allgemein, Essay, In vino veritas, Sapere aude | Kommentieren

Muss doch endlich mal gesagt werden dürfen …

Ich erinnere mich einer Talkshow aus Anlass eines Jahrestages des Atomkraftwerks Tschernobyl. Darin erregte sich die Vertreterin einer Bürgerinitiative, die horrende Verantwortungslosigkeit der Politiker und Atomlobby zeige sich ja bereits daran, dass es für den Fall eines Super-GAU keinerlei Vorsorge oder Evakuierungspläne gäbe. Als nun einer der Angesprochenen protestierte und darauf hinwies, dass man natürlich auch für einen solchen Fall Katastrophenpläne bereithalte, fuhr sie ihm erneut in die Parade und wertete dies als Eingeständnis der Unglaubwürdigkeit aller Versicherungen, eine Katastrophe wie die von Tschernobyl sei in Deutschland ausgeschlossen. Sowohl die Existenz als auch die Nichtexistenz von Katastrophenplänen – beides waren für sie klare Belege der Verantwortungslosigkeit.“ Frechheit, sie gedeiht nun mal gleichsam im Windschatten einer allenthalben grassierenden ideologischen, unverfrorenen Dummheit. Einem Vermieter gewidmet:

(mehr …)

Nov. 2023 | Heidelberg, Allgemein, Essay, Gesundheit, In vino veritas, Junge Rundschau, Sapere aude | Kommentieren

„Die Träumereien über eine langsame Anpassung an den Klimawandel müssen schnell ein Ende finden, denn die harte Realität eines immer schneller werdenden Rhythmus von Störungen und Unvorhersehbarkeiten ist bereits eingetreten.“

Bitte stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie und Ihr Partner haben ein Kind im Grundschulalter. Es leidet an einer seltenen Erbkrankheit. Ab spätestens seinem 18. Lebensjahr wird es immer stärkere Schmerzen und andere Qualen erleiden. Seine Lebenserwartung ist drastisch verkürzt.
Es gibt eine Therapie, die den Ausbruch der Krankheit möglicherweise verhindern könnte. Diese Therapie ist aber teuer und wird, weil sie noch experimentell ist, nicht von der Krankenkasse bezahlt.
Um sie finanzieren zu können, müssten Sie sich finanziell einschränken. Sie müssten etwa Ihr Auto verkaufen und könnten erst einmal keine Auslandsreisen mehr unternehmen? – Sorry, das ist einfach zu viel verlangt … !

(mehr …)

Nov. 2023 | Heidelberg, Allgemein, In vino veritas | Kommentieren
Die drei größten Fragmente des Antikythera-Mechanismus im Nationalen Archäologischen Museum in Athen

Die drei größten Fragmentstücke des Antikythera-Mechanismus im Nationalen Archäologischen Museum in Athen

 

Frühjahr 1900 in der Ägäis: Vor der Küste der kleinen griechischen Insel Antikythera tauchen Männer nach Schwämmen. Sie dringen dabei in Tiefen von 50 Metern und mehr vor. Einer von ihnen, Ilias Stadiatis, kehrt von seinem Tauchgang mit dem bronzenen Arm einer antiken Statue zurück. Er hat ein uraltes Schiffswrack auf dem Meeresgrund gefunden.

Ein Jahr lang bringen die Schwammtaucher, die bald von der griechischen Marine unterstützt werden, zahlreiche Funde aus dem gesunkenen römischen Schiff an die Oberfläche. Die Bergungsaktion markiert den Beginn der Unterwasserarchäologie. Bei dem Wrack aus hellenistischer Zeit handelt es sich um eines der größten jemals gefundenen antiken Schiffe: es war über 50 Meter lang! Sein Untergang konnte durch die Entdeckung von Münzen aus Pergamon auf einen Zeitraum zwischen den Jahren 70 und 60 vor Christus datiert werden.

„Titanic der Antike“

Rückseite von Fragment A des Mechanismus

Rückseite von Fragment A des Mechanismus

Heute ist manchmal von der „Titanic der Antike“ die Rede, denn ein Schiff mit solch kostbarer Fracht aus dieser Zeit hat man bisher nicht nochmal gefunden. Herrliche Statuen heben die Taucher aus der Tiefe (oft leider in schlechtem Erhaltungszustand). Darunter wertvollste Bronzeplastiken (wie den sogenannten „ Jexterner LinkJüngling von Antikythera“), von denen nur sehr wenige aus der Antike erhalten geblieben sind.

Unter den Schätzen aus dem Antikythera-Wrack, die ins externer Link Nationale Archäologische Museum in Athen gebracht werden, befindet sich auch ein kleiner Klumpen korrodierten Metalls mit Resten eines hölzernen Kastens, der zunächst niemanden interessiert. Vor 120 Jahren, am 20. Mai 1902, besucht Spyridon Stais, Kulturpolitiker und Cousin des Direktors, das Magazin des Museums. Er ist der erste, der dem mittlerweile zerfallenen Bronzebrocken mit der Inventarnummer X 15087 Beachtung schenkt. Stais entdeckt, dass es sich dabei um die Reste eines komplexen feinmechanischen Apparates handeln musste. Die lokalen Zeitungen berichten darüber ( pdf-Datei mehr dazu (1,77 MB)).

Das Geheimnis der Bronzeklumpen

Statue eines Ringers aus dem Antikythera-Wrack

Statue eines Ringers aus dem Antikythera-Wrack. Gut erhalten ist nur die Seite der Figur, die im Meeresschlamm verborgen war

Zunächst nimmt man an, es handele sich um ein Astrolabium. Der Münchner Altphilologe Albert Rehm ist 1905 einer der ersten Wissenschaftler, der die bronzenen Fragmente (das größte davon misst 18 mal 15 Zentimeter) systematisch untersucht. Er vermutet an, dass es sich um eine Art Rechenmaschine handelt.

Mehr lässt sich aufgrund des Erhaltungszustands seinerzeit nicht aus den Metallklumpen ablesen. Es wird jahrzehntelang ruhig um den Fund. Erst in den 1950er Jahren befasst sich der britische Wissenschaftshistoriker Derek de Solla Price wieder intensiv mit den insgesamt 82 Bruchstücken. Er lässt sie mit Röntgen- und Gammastrahlen durchleuchten und gewinnt bahnbrechende Erkenntnisse: Verborgene Zahnräder, Inschriften und Getriebereste werden sichtbar.

„Wie ein Düsenjet in Tutenchamuns Grab“

Rekonstruiertes Schema des Räderwerks im Mechanismus

Rekonstruiertes Schema des Räderwerks im Mechanismus

Für Price ist das Fragment ein „antiker Computer“. Er sorgt dafür, dass der Mechanismus weltweit bekannt wird und zieht spektakuläre Vergleiche: So einen Mechanismus in einem römischen Wrack zu entdecken, sei „als wenn man beim Öffnen einer Pyramide eine Atombombe vorfinde“. Oder: „Als würde man einen Düsenjet im Tutenchamuns Grab entdecken“.

Der Mechanismus von Antikythera stammt aus dem späten 2. Jahrhundert v. Chr. und ist das bei weitem ausgeklügelste Gerät, das aus der Antike bekannt ist. Der Bronzeklumpen war einst ein Apparat auf einem technischen Niveau, das man Römern und Griechen bis dahin nicht zugetraut hatte. Tatsächlich brauchte die Menschheit danach mehr als eineinhalb Jahrtausende, um diesen Stand der Technik annähernd wieder zu erreichen.

Der Apparat aus dem Wrack war einst ein komplexer mechanischer „Computer“, der die Zyklen des Sonnensystems und astronomische Phänomen bestimmte. Mit ihm ließen sich die Bewegungen der von der Erde aus sichtbaren Himmelskörper darstellen. So verfügte er zum Beispiel über einen Finsterniskalender zur Anzeige von vergangenen und künftigen Sonnen- und Mondfinsternissen. Der Mechanismus bündelte das gesamte astronomische Wissen der alten Griechen und der Babylonier; er ist quasi eine Enzyklopädie der Astronomie der damaligen Zeit. Außerdem stellt er eine unerhörte mathematische und ingenieurwissenschaftliche Meisterleistung dar.

Mit modernster Technik das antike Wunder erforschen

Nachbau-Modell des Mechanismus von Mogi Vicentini, 2007

Nachbau-Modell des Mechanismus von Mogi Vicentini, 2007

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Wissenschaft intensiv mit dem Mechanismus auseinandergesetzt. Nach Price setzten u.a. Forscher wie Michael Wright und Tony Freeth jeweils die modernsten Durchleuchtungsgeräte wie Computertomographen ein, um den Bronzeklumpen weitere Geheimisse zu entlocken.

In manchen neuen Patentanmeldungen in diesem Bereich findet sich explizit der Hinweis auf ihre Einsatzmöglichkeit bei der Durchleuchtung von Objekten wie dem Antikythera-Mechanismus, siehe „Röntgenstrahlenquelle, Hochspannungsgenerator, Elektronenstrahlenkanone, rotierende Targetanordnung“ ( pdf-Datei EP 2 973 640 B1 (1,09 MB)).

Mit den neuen Methoden konnten weitere Zahnräder (30 sind erhalten) und Bauteile im Inneren der Fragmente sichtbar gemacht und neue Aufschlüsse über ihre Anordnung gewonnen werden. Dank Spezialkameras und einer aus der Computerspieltechnik stammenden Software zur Oberflächenmodellierung vervielfachte sich außerdem die lesbare Menge des eingravierten griechischen Textes.

Was der Apparat alles anzeigen konnte

Zusammenspiel der Zahnräder im Antikythera-Mechanismus laut DE102010015501B4

Zusammenspiel der Zahnräder im Antikythera-Mechanismus laut DE102010015501B4

Der Mechanismus war ursprünglich etwa so groß wie ein dickes Buch, mit Inschriften versehen und besaß eine Kurbel an der Seite. Er hatte 3 Hauptzifferblätter, eines auf der Vorderseite und zwei auf der Rückseite. Das vordere Zifferblatt war ein Sonnenkalender mit Tages- und Monatsskala (Ägyptische Monatsnamen) und Babylonischen Tierkreiszeichen. Darin befand sich ein zweites Zifferblatt mit den griechischen Sternzeichen, das beweglich war, um Schaltjahre ausgleichen zu können. Das Zifferblatt hatte wahrscheinlich drei Zeiger, einen für das Datum und zwei weitere für die Positionen von Sonne und Mond. Es enthielt darüber hinaus auch einen zweiten Mechanismus mit einem sphärischen Modell des Mondes, das seine Phase anzeigte, also ein gebundener Mondkalender.

Die Inschriften auf der Vorderseite des Apparates verweisen auf die Planeten Mars und Venus. Man vermutet, dass der Mechanismus die Positionen aller fünf den Griechen bekannten Planeten anzeigen konnte. Er war wohl also auch ein tragbares Planetarium. Darüber hinaus bot das vordere Zifferblatt ein Parapegma, mit dem der Auf- und Untergang bestimmter Sterne angezeigt wird.

Analoger Computer

Patentierte Rekonstruktion des Antikythera-Mechanismus DE102010015501B4

Patentierte Rekonstruktion des Antikythera-Mechanismus DE102010015501B4

Das obere der beiden spiralförmigen Zifferblätter auf der Rückseite zeigte die 235 Monate des 19-jährigen Meton-Zyklus an. An einem kleineren Hilfszifferblatt darin ließ sich die 76-jährige Kallippos-Periode ablesen. Das untere hintere Zifferblatt bildete mit 223 Unterteilungen den Saros-Finsternis-Zyklus ab. Es verfügte auch über ein kleineres Nebenzifferblatt, das den 54jährigen Exeligmos-Zyklus anzeigte.

Und schließlich gab es einen Olympiaden-Kalender für den Vierjahreszeitraum zwischen den Olympischen Spielen, in dem regelmäßig weitere Wettkämpfe, die Panhellenischen Spiele, stattfanden, deren Orte ebenfalls angezeigt wurden.

Mehrfach wurde versucht, den Mechanismus nachzubauen. Die meisten Modelle sind mittlerweile aufgrund der neuen Forschungserkenntnisse überholt. Vor einigen Jahren ließ sich der Ingenieur Theodor Sartoros sein Modell beim DPMA patentieren: „Mechanismus von Antikythera mit Planetarium, Kalender und (elektrisch oder hydraulisch) betriebener Uhr“ ( pdf-Datei DE 10 2010 015 501 B4 (1,64 MB)).

Ein Werk des Archimedes?

Vorderseite von Fragment A

Vorderseite von Fragment A

Wie aber hieß das Genie, das dieses technische Wunderwerk vor rund 2200 Jahren erschaffen hat? Lange vermutete man, der Mechanismus stamme aus Rhodos, wo Hipparchos lebte (ca 190 – 120 v. Chr.). Der Geograph und Mathematiker gilt als einer der größten Astronomen der Antike; er entwickelte u.a. ein quantitatives geometrisches Modell für die Anomalie der Mondbewegung. Der Mechanismus enthielt eine mechanische Umsetzung dieses Modells.

Andererseits sind die Monatsnamen des Mondkalenders auf dem Mechanismus in korinthischem Griechisch gehalten, was ein Hinweis darauf ist, dass der Apparat aus Korinth oder einer seiner ehemaligen Kolonien stammen könnte, etwa aus Syrakus. Dort lebte der große Archimedes (um 287 bis 212 v. Chr.), von dem überliefert ist, dass er ein Sphärenmodell konstruiert hat.

Bis heute inspiriert der Mechanismus Erfinder, etwa den Anmelder von pdf-Datei DE102008034718A1 (1,06 MB), der sein „Gnomonisches Messgerät“ (einen analogen Positionsbestimmer) „Apolytarios“ nennt, nach der Südspitze Antikytheras, wo der Apparat gefunden wurde.

Noch viele Fragen offen

Ein Taucher findet 2017 den Arm einer Bronzestatue im Antikythera-Wrack

„Return to Antikythera“-Projekt: Ein Taucher findet 2017 den Arm einer Bronzestatue im Wrack

Wofür der aufwändige und teure Apparat genau angefertigt wurde, ist auch nach über einem Jahrhundert Forschung letztlich unklar. Die Vorhersage von Himmelsphänomen konnte damals den Herrschenden zur spirituellen Untermauerung ihrer Machtansprüche nützlich sein. Seefahrer wären für ein solches Instrument bei der Navigation sicher dankbar gewesen. Professionellen Astronomen dürfte der Mechanismus eine wertvolle Hilfe gewesen, noch mehr aber interessierten und zahlungskräftigen Laien. Man hat mittlerweile herausgefunden, dass die Inschriften auf der Vorderseite praktisch einer Gebrauchsanweisung gleichkommen. Gut möglich, dass der Mechanismus einem sehr reichen Bürger gehörte. Ein Hightech-Gadget für antike Millionäre mit Interesse an den Sternen?

Das Wrack von Antikythera wird auch über ein Jahrhundert nach seiner Entdeckung noch weiter erforscht. Der berühmte Jaques Cousteau unternahm in den 1950er und 1970er Jahren Expeditionen zum Schiff. 2012 starte das griechische Kultusministerium eine externer Link neue Kampagne, die immer noch läuft und weitere spannende Funde erbrachte: Keramikgefäße, Öllampen, Goldschmuck, Silber- und Bronzemünzen, Bronzestatuetten, feine Glasobjekte, Elemente von Marmorskulpturen und sogar menschliche Skelettreste, von denen man sich wichtige Erkenntnisse erwartet. Man hofft sogar darauf, weitere Teile des Mechanismus zu finden. Die Erforschung des Wracks und des Mechanismus von Antikythera ist jedenfalls noch lange nicht zu Ende. Zuletzt meldeten Forscher in der Zeitschrift externer Link „Nature“ weitere Fortschritte bei der Rekonstruktion des Apparats.

 

Text: Dr. Jan Björn Potthast; Bilder: Nationales Archäologisches Museum Athen (NAMA) Joy_of_Museum_via Wikimedia Commons, via Wikimedia Commons, NAMA Athen K. Xenikakis – Copyright Hellenic Ministry of Culture and Sports, via Wikimedia Commons, Mogi Vicentini CC BY-SA 3.0 Wikimedia Commons, via Wikimedia Commons, Hellenisches Ministerium für Kultur und Sport

Nov. 2023 | Heidelberg, In Arbeit | Kommentieren

In diesem wunderschonen Wäldchen läßt sichs gut ruhn

Philosophieren, sagt Cicero, sei „nichts anderes, als sich auf den Tod vorbereiten“. Beim Studieren und Nachdenken also ziehen wir unsere Seele von uns selber ab und weisen ihr eine unkörperliche Aufgabe zu, die eine Vorbereitung auf den Tod ist und Ähnlichkeit mit ihm hat; oder es heißt auch, dass alle Weisheiten und alles Reden dieser Welt darauf hinauslaufen, uns zu lehren, den Tod nicht zu fürchten. In der Tat, wenn die Vernunft uns nicht zum Narren hält, sollte sie sich ausschließlich auf unsere Zufriedenheit richten dürfen, und ihre Anstrengungen sollten zum Ziel haben, uns ein gutes und angenehmes Leben zu verschaffen, wie es die Heilige Schrift sagt. Alles Reden dieser Welt stimmt doch darin überein, dass das Ziel unseres Lebens das angenehme Leben sei, auch wenn die Philosophen verschiedene Wege dorthin vorzuschlagen belieben. (mehr …)

Nov. 2023 | Heidelberg, Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Senioren | Kommentieren

Wilhelm Fraenger

Den 125. Geburtstag Wilhelm Fraengers zu feiern, füllte ein illustrer Kreis den Großen Salon „Palais Morass“ des Kurpfälzischen Museums Heidelberg.  Wir waren – schon ne Weile her – dabei, haben mitgefeiert und schenken ihm, uns und Ihnen nochmals – nunmehr „anlasslos“ – diese Miszellen aus seinem Leben:
„Ihm sollte mehr als ein Denkmal gesetzt werden -, war doch der Radius seiner geistigen Ausstrahlung, seines Wissens und seiner Darstellungs- und Übertragungsgabe geradezu unerschöpflich“ – schrieb Carl Zuckmayer am 4. April 1964 an Gustel Fraenger, die Witwe Wilhelm Fraengers. Sein „Hieronymus Bosch“ hat ihm zwar eine Art Weltruhm eingetragen, doch wer ihn nicht gekannt und wie wir eine Zeit lang unter seinem Einfluss gestanden hat, ahnt nichts vom Reichtum und der Fülle des Geistes und der Macht seiner elementarischen Phantasie …

(mehr …)

Nov. 2023 | Heidelberg, Allgemein, Feuilleton, Senioren | Kommentieren

« Vorherige SeiteNächste Seite »