Eine aktuelle Studie [1] zeigte, dass Rotwein nur bei 8,8% der Patienten immer eine Migräneattacke auslöst. Die Studienautoren zweifeln daher an, dass Alkohol/Rotwein ein eigenständiger Migräne-Trigger ist. Wurde die Migräne auslösende Wirkung von Rotwein bislang also überschätzt? DGN-Pressesprecher Professor Dr. Hans-Christoph Diener, Essen, glaubt nicht: „Alkohol, insbesondere Rotwein, ist ein Migräne-Trigger, nicht geklärt ist nur, wie groß sein Einfluss tatsächlich ist.“ Migränepatienten seien immer gut beraten, jeden vermeidbaren Auslöser einer Migräneattacke zu umgehen.

Etwa 15% der Bevölkerung leidet unter Migräne. Diese Kopfschmerzerkrankung ist gekennzeichnet durch wiederkehrende, in der Regel sehr starke, einseitige Kopfschmerzen, die bei einigen der Betroffenen auch mit bestimmten neurologischen Symptomen (sogenannten Aura-Symptomen) einhergehen. Diese treten meistens vor den eigentlichen Kopfschmerzen auf, zu Ihnen gehören z.B. Schwindel, Augenflimmern, Einengungen des Gesichtsfeldes, auch Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Gliedmaßen. Bei einigen Patienten kommt es während der Kopfschmerzphase zu Übelkeit und Erbrechen, häufig ist auch eine besonders ausgeprägte Lärm- oder Lichtempfindlichkeit während der Kopfschmerzattacke. Die Dauer eines Migräneanfalls variiert von Patient zu Patient – bei einigen ist sie bereits nach vier Stunden überstanden, bei anderen hält sie bis zu drei Tagen an. Auch die Häufigkeit von Migräneattacken ist ganz unterschiedlich. Außer Frage steht, dass Migräne für die Betroffenen extrem belastend ist und die Lebensqualität stark einschränkt. Viele Patienten müssen zur Vorbeugung von schweren Migräneanfällen kontinuierlich Medikamente einnehmen.

Migräne zählt zu den neurologischen Erkrankungen, deren Ursachen noch nicht vollständig erforscht sind. Bekannt sind aber Auslöser (sogenannte Trigger) einer Migräneattacke, wie beispielsweise Stress, Änderungen des Schlaf-Wachrhythmus, Wetterumschwünge oder zyklusbedingte hormonelle Veränderungen bei Frauen (der Anteil der Frauen, die unter Migräne leiden, ist übrigens fast doppelt so hoch wie der der Männer!). Auch ungewohnte, „extreme“ Sinneswahrnehmungen wie Lärm, visuelle Reize oder Gerüche können Migräneanfälle auslösen. Ebenso kann die Ernährung hineinspielen: Bei einigen der Betroffenen können die Kopfschmerzen durch das Auslassen von Mahlzeiten, bei andere durch bestimmte Lebens- und Genussmittel wie Schokolade oder Alkohol provoziert werden.

Eine aktuell im „European Journal of Neurology“ publizierte, niederländische Studie [1] untersuchte den Stellenwert alkoholischer Getränke als Auslöser von Migräneattacken und den Effekt auf den Konsum von Alkohol bei Migränepatienten. 2.197 Patienten wurden webbasiert zu ihrem Trinkverhalten und den Triggern, die bei ihnen die Kopfschmerzattacken auslösen, befragt. Die Befragten waren Teilnehmer des „Leiden University MIgraine Neuro-Analysis“ (LUMINA)-Projektes im Alter von 18 bis 80 Jahren, die unter Migräne gemäß der internationalen medizinischen Klassifikation ICHD-3 leiden.

1.547 von den 2.197 Befragten gaben an, Alkohol zu konsumieren. Von den Befragten erklärten insgesamt 783 Patienten (35,6%), dass Alkohol bei ihnen Kopfschmerzattacken auslöst. Unter den 1.547 Befragten, die gelegentlich Alkohol trinken, war der Anteil sogar noch höher: In dieser Gruppe gaben 42,5% an, dass Alkohol bei ihnen ein Migräne-Trigger sei. Diese Patienten, bei denen der Konsum von Alkohol Migräneanfälle auslöst, hatten im Vergleich zu den anderen einen geringeren Body-Mass-Index (BMI), litten häufiger unter Migräne ohne Aura-Symptome, hatten mehr Migräneattacken pro Jahr und mehr „Migränetage“.

Die Studie untersuchte auch, welche alkoholischen Getränke besonders häufig zu Migräneattacken führen. Am häufigsten wurde Wein, insbesondere Rotwein, genannt. Es wird vermutet, dass bestimmte, in Rotwein enthaltene Inhaltsstoffe wie Histamin, Tyramin oder Phenylethylamin diesen Effekt verursachen könnten. Die Befragten gaben an, dass bereits zwei Standardgläser ausreichen, um einen Migräneanfall zu provozieren. Andererseits berichteten aber nur 8,8% der Studienteilnehmer, dass Rotwein bei ihnen immer und ausnahmslos zu Migräneanfällen führt. Die Studienautoren zweifeln daher an, dass Alkohol/Rotwein ein eigenständiger Trigger ist. Fakt sei aber, dass Migräne das Konsumverhalten von Alkohol verändert, viele Patienten nehmen Abstand. Laut den Studienautoren kann daher diskutiert werden, ob Alkohol ein echter oder nur ein „gefühlter“ Auslöser von Migräneattacken sei.

Professor Dr. Hans-Christoph Diener, Essen, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) ordnet die Ergebnisse wie folgt ein: „Selten ist nur ein einziger Trigger für den Ausbruch eines Migräneanfalls verantwortlich, meist kommen mehrere Auslöser zusammen. Rotwein kann man leicht umgehen, andere Migräneauslöser, wie z.B. Hormonschwankungen oder Wetterumschwünge, aber nicht. Deswegen ist es klug, auf vermeidbare Auslöser zu verzichten, um das Risiko für das Auftreten von Migräneattacken geringer zu halten. Die Studie sollte keinesfalls so interpretiert werden, dass Migränepatienten ruhig Rotwein trinken sollten – Alkohol, insbesondere Rotwein, bleibt ein Migräne-Trigger, nicht geklärt ist nur, wie groß sein Einfluss tatsächlich ist. Migränepatienten sind immer gut beraten, jeden vermeidbaren Auslöser einer Migräneattacke zu umgehen.“

[1] Onderwater GLJ, van Oosterhout WPJ, Schoonman GG et al. Alcoholic beverages as trigger factor and the effect on alcohol consumption behavior in patients with migraine. Eur J Neurol. 2019 Apr;26(4):588-595

 

Apr. 2019 | Gesundheit | Kommentieren

Der jedenfalls vorerst letzte Schritt in einer nicht enden wollenden Serie von Rückwärtsbewegungen ist gegangen: Soeben hat ein weiterer Hoffnungsträger im Kampf gegen die Alzheimer-Demenz Schiffbruch erlitten: Aducanumab, so der Name des Wirkstoffs, ist ein Antikörper gegen Amyloid-beta. Dabei handelt es sich um jenes Protein, das sich in teils erheblichen Mengen im Gehirn der Betroffenen anreichert.
 Zwei Behinderte im Bild: Links eine demente alte Frau, rechts ein hyperintelligenter alter Mann.

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Apr. 2019 | Allgemein, Gesundheit, Junge Rundschau, Sapere aude, Senioren | Kommentieren

Am Wochenende stellen alle EU-Bürger ihre Uhr wieder eine Stunde vor. Bei vielen dürfte ein Jetlag folgen, der sich noch Tage nach der Zeitumstellung bemerkbar macht. Für Schlafforscher Till Roenneberg von der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität ist die Sommerzeit daher ein Unding. Den Plan der EU-Kommission, die Sommerzeit ab 2021 das ganze Jahr über gelten zu lassen, hält er für „eine Katastrophe“, sagt der Schlafforscher Till Roenneberg. Wenn überhaupt, meint er, sei das Gegenteil sinnvoll, nämlich die ganzjährige Winterzeit.

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März 2019 | Allgemein, Gesundheit, Zeitgeschehen | Kommentieren

Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) und das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) veranstalten am 5. und 6. April den 7. Heidelberger Myelom Workshop. Organisiert wird die Fachveranstaltung, zu der bis zu 200 internationale Wissenschaftler und Ärzte erwartet werden, von der Sektion Multiples Myelom der Abteilung Innere Medizin V des Universitätsklinikums/NCT Heidelberg. Im Mittelpunkt stehen neue Entwicklungen und zukunftsweisende Erkenntnisse bei der Diagnostik und Behandlung des Multiplen Myeloms. Unter dem Vorsitz von (Bild) Hartmut Goldschmidt und Marc-Steffen Raab findet der Workshop im Hörsaal der Medizinischen Klinik Heidelberg statt.

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März 2019 | Heidelberg, Allgemein, Gesundheit, InfoTicker aktuell, Senioren, Wissenschaft | Kommentieren

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März 2019 | Allgemein, Buchempfehlungen, Gesundheit, Sapere aude, Wirtschaft, Wissenschaft, Zeitgeschehen | Kommentieren

Wettbewerbs-EU-Kommissarin Margrethe Vestager

„Bei vom Abgasskandal betroffenen Dieselautos ist die illegale Abschalt – Einrichtung als Sachmangel einzustufen“. Das hatte der Bundesgerichtshof am 8. Januar in einem Hinweisbeschluß  und einer rechtlichen Einschätzung klargestellt, und damit die Position vom Abgasskandal betroffener Dieselkäufer gstärkt. Dezidiert äußerte sich der Bundesgerichtshof so:

„Diesel“ (Fahrzeuge) „mit Abschaltsoftware sind mangelhaft und nicht für die Nutzung im Straßenverkehr geeignet“ –  (Rechtstipp von Anwalt.de). (mehr …)

März 2019 | Allgemein, Gesundheit, Sapere aude, Wirtschaft, Zeitgeschehen, Technik, Was Andere schreiben | Kommentieren

Ehrenamtliche der Greenpeace-Gruppe Mannheim-Heidelberg werden am kommenden Freitag, den 8. März mit Bannern und Info-Flyern die rund 1.000 erwarteten MVV-Aktionäre vor der Hauptversammlung im Rosengarten daran erinnern, dass die CO2-Emissionen des Großkraftwerks Mannheim (GKM) unvereinbar sind mit den Klimaschutzzielen der Stadt, bis 2020 eine CO2-Reduktion von 1,95 Mio. Tonnen zu erreichen. Das GKM emittierte im Jahr 2016 7,9 Mio. Tonnen CO2, 136 Kilogramm Quecksilber, 1980 Tonnen Schwefeldioxid, 3500 Tonnen Stickoxide und 124 Tonnen Feinstaub durch die Energieerzeugung aus Kohle. Die MVV ist mit 28 % am GKM beteiligt, dem zweitgrößten Steinkohle-Kraftwerk bundesweit. (mehr …)

März 2019 | Heidelberg, Gesundheit, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Politik, Metropolregion Rhein-Neckar | Kommentieren

Den Rat, zum Schutz vor Darmkrebs nicht zu viel rotes Fleisch zu essen, gibt es schon lange. Wissenschaftler sind auf der Spur bestimmter Erbgutelemente, die eine Ursache des erhöhten Tumorrisikos sein könnten. Sie kommen in Rindfleisch und Kuhmilch vor. Wissenschaftler sehen mögliche Gefahren durch eine bisher unbeachtete Klasse von Erregern in Rindfleisch und Kuhmilch. Sogenannte Bovine Meat and Milk Factors (BMMF) könnten chronische Entzündungen verursachen, die ein höheres Risiko insbesondere für Dickdarm- und möglicherweise auch für Brust- und Prostatakrebs bedeuten können, erklärte der Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Deutschen-Krebs-Forschungs-Zentrum (DKFZ) in Heidelberg.

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Feb. 2019 | Heidelberg, Gesundheit, Wissenschaft | Kommentieren

Die gute Nachricht: Immer mehr Menschen überstehen ihre Krebserkrankung. Sie werden geheilt oder können mit der Krankheit langfristig leben. Doch der Krebs selbst, wie auch seine Behandlung fordern oft ihren Tribut. Viele Betroffene leiden noch Jahre und Jahrzehnte später unter körperlichen, seelischen und sozialen Folgen, wie Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum aktuell erfasst haben. Experten fordern eine gesetzlich geregelte und umfassende Langzeit-Nachsorge für diese Menschen.

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Feb. 2019 | Gesundheit, Senioren, Wissenschaft | Kommentieren

Regen braucht auch dieser Wald – solange es ihn noch gibt! Wo jetzt nämlich kein Baum mehr wächst, war kürzlich auch noch: Wald. Die  ‎RWE Power AG“ braucht den aber auch …

Aber, vielleicht weiß der Energieriese das ja doch: Dass nämlich Wälder die Filter unserer Erde sind: Sie reinigen die Luft von Staubpartikeln und produzieren Sauerstoff. Bisher galt vor allem der Regenwald als die „grüne Lunge“ des Planeten. Ein internationales Team, darunter Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), fand jetzt heraus, dass sich die weltweit größten Kohlenstoffsenken in jungen, auch hierzulande gewachsenen „Grünen Lungen“ befinden. Wälder gelten als wichtige Kohlenstoffsenken. Als solche bezeichnet man Ökosysteme, die große Mengen Kohlenstoff binden und so die CO2-Ansammlung in der Atmosphäre – und damit den Klimawandel – verlangsamen. Diese Senken sind dynamisch, ihre Kapazität kann regional wachsen, aber auch schrumpfen, beziehungsweise geschrumpft werden.

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Feb. 2019 | Allgemein, Gesundheit, Politik | 1 Kommentar

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