Zhang Yimous elegantes Schlachtengemälde „Shadow“ zeigt den chinesischen Filmregisseur auf der Höhe seiner Kunst der radikalen Farbdramaturgie: diesmal in tausend Schattierungen von Grau – als Monochrome Augenweide. In der Zeit der Drei Reiche, im dritten Jahrhundert n.Chr., war China in drei konkurrierende Königreiche zerfallen, von denen keines stark genug war, die beiden Rivalen zu erobern.
Jon Favreaus Neuverfilmung von „Der König der Löwen“ zeigt den Unterschied zwischen Klassiker und Dutzendware: Grandiose Optik und Einfallsreichtum begeistern: Frühmorgens verhält sich der kleine Löwe wie der kleine Maxi von nebenan. Er weckt seinen Vater und weil dieser nicht sofort aufsteht, hüpft er ihm solange auf der Nase herum bis der Alte sich erhebt, dieser ist tatsächlich schon etwas betagt. Jon Favreau, der 2016 für Disney „Das Dschungelbuch“ neu verfilmte, führte auch Regie beim aktuellen „König der Löwen“.
Vor zehn Jahren galt DC Comics als Maß aller Dinge. Heute spricht man nur mehr über Marvel. Warum?
Das „Marvel Cinematic Universe“ gilt eben heute als Maß im Bereich Comicverfilmungen. Vor zehn Jahren sagte man dasselbe noch über die Konkurrenz von DC. Eine Geschichte von richtigen und falschen Entschei-dungen. Im Nachhinein muss festgestellt werden dürfen, dass das Jahr 2008 für DC Comics – einen der beiden großen US-amerikanischen Comicverlage – der Höhepunkt war. Filmisch gesehen jedenfalls. Im Sommer des Jahres erschien dann aber „The Dark Knight“, der zweite Teil von Christopher Nolans Batman-Trilogie, für viele immer noch einer der besten Blockbuster der Nullerjahre. (mehr …)
Zum Wissenschaftsjahr 2019 – Künstliche Intelligenz präsentiert das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) das internationale KI Science Film Festival vom 3. bis zum 5. Juli 2019. Filmemacher aus der ganzen Welt können ab sofort ihre dokumentarischen, essayistischen oder fiktionalen Werke einschicken. Prämiert werden der beste Langfilm, der mit 3 000 Euro dotiert ist, und der beste Kurzfilm, der mit 2 000 Euro dotiert ist.
Einsendeschluss ist der 31. März 2019.
Vorspann: Science Fiction, die sich verkürzt hat. Keine großen Szenarien mehr, es geht nur noch
darum, wie wir leben wollen. Dort, wo es immer enger, heißer und künstlicher wird, auf der Erde nämlich.
Wir haben freche filmische Antworten gefunden, oft nicht so ganz ernst gemeint, darum umso ernsthafter formuliert.
Wir versprechen Ihnen jedenfalls viel visuelle Inspiration für ihre persönliche Frühlings-Zukunft.
Dank dabei auch an den Heidelberger Frühling!
ARTE erzählt (am Dienstag, 15. Januar um 20:15) die überwältigende Geschichte des jungen couragierten Historikers Emanuel Ringelblum, der im Warschauer Ghetto ein Untergrundarchiv initiierte und leitete, in dem Tagebücher und Fotos, NS-Verordnungen und jiddische Poesie gesammelt und vergraben wurden, um der Nachwelt ein authentisches Zeugnis zu geben – vom Leben im Ghetto und den Verbrechen der NS-Besatzer.
„Wer schreibt unsere Geschichte? Wie können wir sicherstellen, dass unsere Erlebnisse, unsere Traditionen, unser Leid durch unsere eigenen Zeugnisse und nicht nur aus der menschenverachtenden Perspektive der Nazis überliefert werden?“ Getrieben von diesen Fragen und Motiven haben der junge couragierte Historiker Emanuel Ringelblum und seine rund 60 Mitstreiter während des Zweiten Weltkriegs über Jahre hinweg ein Geheimarchiv im Warschauer Ghetto betrieben und gefüllt.
Die Spannung war immens.
Immerhin hat „Werk ohne Autor“,
der neue Film von Oscarpreisträger Florian Henckel von Donnersmarck, bereits einige Vorschusslorbeeren erhalten: Er wurde nicht nur als
einziger deutscher Beitrag für den Wettbewerb der diesjährigen
Festspiele in Venedig ausgewählt, sondern auch zum deutschen Oscar-Kandidaten für den besten nicht-englischsprachigen Film gekürt. Gerade fand in Venedig die Weltpremiere des Donnersmarck´schen – um das vorweg zu nehmen großartigen – Werkes statt.
Zwei Filme, „El Topo“ (1970) und „Montana Sacra – Der heilige Berg“ (1973), haben Alejandro Jodorowsky seinen legendären Ruf als Meister des subversiven Gegenkinos eingebracht. In den darauffolgenden Jahrzehnten machten die zahlreichen Filme, die der Chilene nicht drehte (insbesondere ein spektakulär gescheitertes „Dune“-Projekt) mehr Schlagzeilen, als die recht wenigen, die er realisieren konnte. Inzwischen beginnt sich dies allerdings zu ändern. Mit einem bislang zweiteiligen autobiografischen Filmprojekt gelang dem auch als Dichter und Comiczeichner aktiven Regisseur ein überraschendes und im Großen und Ganzen auch überzeugendes Comeback.
Das Ereignis dieses Films ist Piotr Jaxas Kamera. Der polnische Fotograf und Kameramann, der seit langem schon in der Schweiz lebt, hatte da dem einheimischen Film neue Qualitäten des Farbsinnlichen eröffnet. Mit „Hello Goodbye“ von Stefan Jäger treibt er nun die Erkundungen in die Bereiche von Dämmerlicht und Helle, von weich atmender Unschärfe und kristallener Klarheit nochmals weiter. Sehr viel stärker als in früheren Arbeiten wird der Film hier auf faszinierende Weise ganz unmittelbar Ausdruck. Dergleichen sinnliche Entrückung kann auf Kosten des «Inhaltlichen», des Intellektuell-Reflektierten, gehen, obgleich es natürlich unsinnig wäre, die beiden Bereiche säuberlich trennen zu wollen. Gefühlszustände, wie sie sich in Film und Fotografie idealerweise über Bildkomposition und -ausdruck vermitteln, sind nachhaltiger als blosse Dialogpassagen.
Eben diese Dialoge stehen hier vor einer doppelten Herausforderung. Die eine ist das Thema – Sterben und die Hilfe dazu –, die andere die Methode: die Erarbeitung über Improvisation. Die Produktionsumstände verlangten zudem, dass die Dreharbeiten innerhalb von drei Wochen abgeschlossen waren. Stefan Jäger, 1970 in Uster geboren, hat mit Erfolg (und einem Misserfolg, fürs Fernsehen) bereits in verschiedenen Filmgenres und auf der Bühne gearbeitet, wobei sich sein Flair fürs Experimentelle zeigte, besonders im Film «Birthday» (2000) und im Einpersonenstück «57′ 38” Ewigkeit» (2002), beide mit Bibiana Beglau. Doch obwohl Improvisation seinem Naturell zu entsprechen scheint, hat sie hier, auf der Ebene des Dialogs, nur bedingt funktioniert.
Die Falle der Banalität
Die Erkenntnis des Banalen ist schnell zur Hand, wo es um Sterben und Tod geht. Als Vorwurf wird sie denn auch vom Vater gegenüber der Tochter geäussert, die er als Einzige in der Nähe haben will, wenn er seinen «Cocktail», wie mit einem befreundeten Arzt abgesprochen, trinkt, um dem Krebs in seiner Lunge ein Ende zu bereiten. Hier verhindert neben der «strukturellen» die tatsächliche Banalität des Gesprochenen, dass sich dem Zuschauer etwas von der Not des Mannes mitteilt, der mit dem Leben abgeschlossen zu haben möglicherweise nur glaubt. Stefan Gubser lag der Stoff so sehr am Herzen, dass er als Koproduzent fungiert; mit kahlrasiertem Schädel eine imposante Erscheinung, ist er wohl nicht von ungefähr dann am stärksten, wenn er die Szene wortlos gestalten kann. Existenzielle Verzweiflung wird freilich nicht greifbar. Und nicht weiter verfolgt wird die mögliche Wendung ins Tragikomische, die sich einstellt, als sich der Vater einmal beschwert, bei diesem Krach könne man ja nun wirklich nicht sterben.
Doch etwas anderes wird anschaulich, die Verführungskraft des Lebens. Sie äussert sich zum einen in der Person der Tochter, Melina (Mona Petri). Auch wenn die Dialoge zwischen den beiden nur bedingt überzeugen mögen, erfüllt die Vitalität der jungen Frau die Szene buchstäblich mit Leben. Ihr Umfeld, der Job in einem Plattenladen und die Liebe zu einer andern Frau – deren dramaturgisch wirkungsvollster Beitrag darin besteht, dass sie die Beatles-Platte «Hello Goodbye», die auf dem Fußboden liegt, betrunken zertrampelt –, bleibt zwar papieren und wirkt notdürftig konstruiert. Die übrigen Nebenfiguren sind hübsch, bleiben aber anekdotisch.
Doch da gibt es, wie erwähnt, die Inszenierung in der, über die, mit der Kamera. Bereits die Liebesszene, mit der der Film einsetzt, ist nur noch helldunkel lockendes Geheimnis, auch wenn ihr «Zweck» reichlich grotesk anmutet. Diese Stimmung setzt sich fort in der Ansicht auf ein nebelverschleiertes, geheimnisvoll glimmendes Zürich, die erste einer Reihe faszinierender Stadtansichten, ihr folgt das knallrote SBB-Logo, das die Bewegungen der Protagonistin, hin zu ihrem Vater und wieder zurück, signalisiert. Die Kamera weicht gelegentlich zurück in die Totale, zumeist aber exploriert sie die Nähe, bis in die extreme Grossaufnahme. Und indem ihr dabei alles zum Faszinierenden, Niegesehenen wird wie etwa das Aufspringen der Wassertropfen im Ausguss oder das Schimmern eines Weingestells im dunklen Keller, ersteht parallel zum «banalen» Dialog auf der «Handlungsebene» ein verhalten-nachdrückliches Plädoyer für die Welt der Phänomene, fürs Leben – kulminierend wohl in der Schrecksekunde, als Melina im Morgengrauen beinah in ein Ungeheuer von Mähdrescher läuft.
Verschwimmende Grenzen
Es gibt noch einen zweiten Moment mit komischem Potential, das hier aber bewusst nicht entwickelt wird. Der Vater ist gestorben – etwas gar schnell, wie uns schien, sowohl «physiologisch» wie dramaturgisch –, die Tochter vermag ihrer Trauer nun Ausdruck zu verleihen, bis plötzlich seine Hand sie berührt. Der Vorfall bringt die Handlung auf eine neue Ebene. Zunehmend zerfliessen Wach- und Traumzustände, Erinnerungen an das kleine Mädchen, an die Mutter steigen hoch, wir verlieren die Orientierung im Zeitlichen, vermögen nicht mehr zu sagen, ob das ersehnte Abfeuern einer Rakete, die dann im klaren Licht des frühen Morgens im Spiegel eines Bergsees explodiert, bloss Vision geblieben ist. Wenn es zuletzt ans Sterben geht, dann ist es wohl eine subjektive Kamera, die nun, in sachte atmenden Wellen, in die zunehmend dominierende Helle zarte Fragmente einer bunten Wirklichkeit zurückholt. Erinnerungen? Verheissung? gt