Von einem Leben in Freiheit träumt ein Paar, das aus der Großstadt in die spanische Provinz zieht. Aber die Dorfbewohner machen den beiden das Leben zur Hölle.
Rodrigo Sorogoyens „Wie wilde Tiere“ ist ein hochgradig kontrollierter Thriller, der im Konkreten zu sich selbst kommt.

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Dez. 2023 | Allgemein, Junge Rundschau, Senioren, Film | Kommentieren

Das schaut oft fabelhaft aus und ist ausgezeichnet gespielt; was gleichwohl fehlt, ist der letzte Wille zur Verdichtung. Das Ancien Régime geht erhobenen Hauptes in den Tod. Marie Antoinette blickt, wenn sie in der Eröffnungsszene des Historyblockbuster-Biopics „Napoleon“ zur Guillotine geführt wird, dem tobenden Pöbel offen ins Gesicht und schert sich auch nicht um die Tomaten, die bald ihre einst soziale Überlegenheit anzeigende Perücke verunstalten. Mit materialistischem Ehrgeiz protokolliert Ridley Scott die Handgriffe ihrer Henker, wenn sie den Kopf der einstigen Königin fürs Fallbeil zurechtlegen, ihren Hals freilegen, schließlich das die Klinge befestigende Seil lösen und die Schwerkraft ihr tödliches Werk verrichten lassen.

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Nov. 2023 | Allgemein, Film | Kommentieren

Der Kriegsfilm „The Painted Bird“, wirft eine grundsätzliche Frage auf: Dürfen Bilder des Schreckens uns ästhetisch ansprechen? Wir leben im Licht oder im Schatten – wie man es nimmt – einer Religion, in deren Zentrum das Bild eines leidenden und sterbenden Menschen steht. Eines Menschen, der blutet, schreit und unfassbar allein ist hoch oben am Kreuz, während um ihn Menschen stehen, die grausame Scherze mit ihm treiben, und andere, die ohnmächtig seinem Leiden zusehen müssen. Die Passion. In Abertausenden Bildern, Skulpturen, Reenactments gegenwärtig – und immer mit dem Anspruch, mehr zu sein als nur eine Dokumentation oder eine Metapher. Sollen, können, dürfen wir dies, zwischen Matthias Grünewald und Pier Paolo Pasolini, „schön“ nennen, in all seiner Grausamkeit? Es ist etwas anderes, wir haben ein schwer fassbares Wort dafür gefunden: Erhabenheit.

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Nov. 2023 | Allgemein, Essay, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Sapere aude, Film, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Seine Filme lösten einen weltweiten Kung-Fu-Boom aus. Dabei ging es immer um viel mehr als Schläge und Tritte – ein athletisch-drahtiger junger Mann springt seinem Gegner entgegen, die Fußsohle angespannt auf ihn gerichtet. Der Radius seiner Gliedmaßen wirkt überirdisch. Mit spitzen Schreien unterlegt er jeden seiner Schläge. Ein klassischer Bruce Lee (1940–1973)! Seine Filme   (ARTE porträtiert Bruce Lee im Oktober), sind ikonisch und brutal. Im bis heute indizierten „Die Todeskralle schlägt wieder zu“ (1972) choreografierte er mit dem Karateweltmeister und Schauspieler Chuck Norris Kämpfe, die in die Filmgeschichte eingingen.

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Okt. 2023 | Allgemein, Essay, Gesundheit, Junge Rundschau, Sapere aude, Film | Kommentieren

Mit einem „gefundenen“ Traktor dem Meer entgegen …

„Weißt du, ich bin ein Kind, was in Omas Geburtstagstorte fällt, weil’s nicht hören will, und trotzdem auf der Stuhllehne rumbalanciert. Im Kirchenchor mach‘ ich einen auf Rihanna, weil’s so langweilig ist. Und ich merk‘ dabei aber überhaupt nicht, dass ich allen den Abend verderbe. Ich duze meine Lehrer, weil ich’s unfair finde, dass die das bei uns dürfen, aber wir nicht bei denen. Ich bin einfach viel zu laut, viel zu wild, einfach nur schwierig. Manchmal wach‘ ich morgens auf und will ja alles besser machen, aber ein paar Minuten später mach‘ ich wieder alles kaputt. Glaub mir, um so ein Kind macht sich keiner Sorgen. So ein’s schickt man am Wochenende nach Polen. Und dann freut sich jeder, dass es mal weg ist und einem nicht mehr auf die Nerven geht.“

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Aug. 2023 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Junge Rundschau, Film | Kommentieren

Der Eine will mit einer Luxuspension reich werden, der Andere will nur in Ruhe in den Lagunen Krabben fischen. Wer hier ins Wasser fällt, den hört niemand schreien.
Mehr als sonst zeigt sich zur Zeit, dass das Kino ein langsames Medium ist. Denn weil es im Allgemeinen ein paar Jahre dauert, bevor ein Film von der Konzeption über seine Finanzierung und den Dreh sowie eventuell ein Festivalpremiere schließlich die regulären Kinos erreicht, ist auf der Leinwand momentan noch häufig Corona. „Welcome Venice“ zum Beispiel spielt im Venedig des Jahres 2021. Die Pandemie ist bereits wieder am Abklingen, die ersten Touristen sind zurück.

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Aug. 2023 | Allgemein, Feuilleton, Junge Rundschau, Senioren, Film | Kommentieren

Der Filmd“ taucht Nan Goldins Kampf gegen den Pharmakonzern der Sacklers in ein goldenes Licht, das an das gegenkulturelle New York der 1970er und 1980er erinnern soll. Doch die Instant-Nostalgie des Films kann nicht verschleiern, dass Goldin und Poitras weniger an politischen Auswegen aus der Opioid-Krise interessiert sind als an einer glamourösen Inszenierung von Kapitalismuskritik. Manchmal sind es vermeintliche Kleinigkeiten, die einen im Kino auf die Palme bringen. (mehr …)

Mai 2023 | Allgemein, Feuilleton, Junge Rundschau, Sapere aude, Senioren, Film | Kommentieren
Mit „Dark Glasses“ hat Dario Argento vielleicht nicht unbedingt den besten Film seiner letzten 25 Jahre gedreht – ziemlich sicher aber den interessantesten. Um zu relativieren: was wenig zählt, angesichts dessen, dass die enthusiastische Verehrung, die dem italienischen Regisseur sowohl im klassischen Nerd-Fantum als auch in Teilen zumindest der cinephilen Filmbranche zuteil wird, ist – hier jedenfalls –  melodramatisch grundiert.

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Juni 2022 | Allgemein, Essay, Feuilleton, Film | Kommentieren

Eigentlich ist die beliebte Serie für seichte Unterhaltung bekannt. Doch in einer Folge erschüttert Homer die Grundfesten der Mathematik, als er ein Gegenbeispiel zum großen fermatschen Satz findet. Der Plot von »Im Schatten des Genies« klingt nach einer typischen »Simpsons«-Folge: Der Antiheld der beliebten US-amerikanischen Zeichentrickserie, Homer Simpson, kämpft darin mit einer Midlife-Crisis. Wie er enttäuscht feststellt, hat er in seinem Leben noch nichts Nennenswertes geleistet.

 

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Mai 2022 | Allgemein, In vino veritas, Junge Rundschau, Film | Kommentieren

Ein Film, der den Stillstand scheut. Mal verlaufen die beiden sein Zentrum, bildende Bewegungen parallel, wie etwa in der ersten Flirtszene; manchmal führen sie zueinander …

Der Film spielt im Los Angeles der Siebziger durch die verschiedenen Zustände des Verliebtseins: Generöse Jungsphantasie, Sittenbild einer Kulturindustrie im Umbruch – und ein exquisiter Straßenköter von einem Film. Wen Shipei tastet sich in seinem stylishen Neo Noir „Are You Lonesome Tonight?“ durch atmende Räume, schummrige Bars und eine von Einzelgängern bevölkerte Welt.
Es beginnt schon in Bewegung, mit einer Bewegung, die sich an eine andere heftet, mit einem Begehren, das ebenso beweglich ist wie sein Objekt: Gary (Cooper Hoffman) läuft neben Alana (Alana Haim) her, genauer gesagt umschwirrt er sie, mal ist er vor ihr, mal hinter ihr, er redet auf sie ein, sie lacht ihn aus, und am Ende dieser ersten Bewegung des Films hat sie dennoch halb zugesagt, mit ihm auszugehen.

 

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Jan. 2022 | Allgemein, Feuilleton, Junge Rundschau, Senioren, Film | Kommentieren

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