Der Vatikan hat – was Wunder – den deutschen Bischöfen verboten, ein Gremium einzurichten, in dem Laien und Geistliche gemeinsam beraten und entscheiden sollen

Die Einrichtung dieses Gremiums, des sogenannten Synodalen Rats, wäre damit rechtlich nichtig. Ein Schisma, eine Kirchenspaltung, steht im Raum. Warum jetzt diese Eskalation?
Vor einem Jahr fand die letzte Vollversammlung des Synodalen Wegs statt. Mit diesem Reformprojekt versucht die katholische Kirche hierzulande ihren Missbrauchsskandal in den Griff zu bekommen. Eine neue Balance kirchlicher Machtverhältnisse steht dort auf dem Programm. Dafür soll ebenjener Synodale Rat aus Bischöfen und Vertretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) eingerichtet werden. In diesen Tagen wollten die Bischöfe über Statuten des vorbereitenden Ausschusses abstimmen. Dem hat sich nun der Vatikan in einem Brief entschieden entgegengestellt.

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Feb. 2024 | Allgemein, Feuilleton, In vino veritas, Kirche & Bodenpersonal, Sapere aude | Kommentieren

Altern ist unausweichlich? Nur der Tod sei unausweichlich, sagen Langlebigkeitsforscher. Bald schon könnten wir Alterskrankheiten hinauszögern oder sogar Organe richtiggehend verjüngen, versprechen sie: Scharf sehen, glatte Haut und eine arbeitsfreudige Niere im hohen Alter – was für uns Menschen noch eine Zukunftsvision ist, funktioniert bei Mäusen bereits. «Meiner Meinung nach ist es nicht mehr die Frage, ob das auch bei Menschen klappt», sagt der Genetiker und Altersforscher Steve Horvath. «Vielmehr geht es jetzt darum, die am besten geeigneten Substanzen und die einfachste Therapieform für solch eine Verjüngung zu finden.»

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Feb. 2024 | Allgemein, Feuilleton, Gesundheit, Senioren | Kommentieren

Als Tiger gestartet, als Bettvorleger gelandet. Die Genese der nun beschlossenen Cannabisfreigabe war kein Glanzstück der Ampel. Doch auch wenn man im Koalitionsvertrag den Mund zu voll genommen hat: Der heutige Tag gibt Anlass zur Freude.
Das bisher letzte Mal Konfetti regnete es im Bundestag am 30. Juni 2017, als die „Ehe für Alle“ den Kampf gegen die Diskriminierung Homosexueller ein gutes Stück voranbrachte. Auf den alten Fotos sieht man den „Vater des Gesetzes“ und langjährigen Gleichstellungskämpfer, den Grünenabgeordneten Volker Beck, umringt von jubelnden Parteifreunden.

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Feb. 2024 | Allgemein, Feuilleton, Gesundheit, In vino veritas, Kirche & Bodenpersonal, Sapere aude | Kommentieren

Auf nichts kann man sich mehr verlassen, heißt es in den letzten Jahren immer öfter. Bankenkrise, Corona, Inflation, der Aufstieg der Rechten, die Entwicklung Putins zum imperialistischen Diktator – unsere Zeit ist geprägt von Unberechenbarkeit.
Das stimmt dann so aber wieder auch nicht.

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Feb. 2024 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, In vino veritas, Senioren | Kommentieren

Sigmund Freud 1926

Zum geflügelten Wort wurde der Aphorismus von Karl Kraus, wonach die Psychoanalyse jene Geisteskrankheit sei, für deren Therapie sie sich halte – einigermaßen zu Recht, beschreibt er damit doch eine kassenwirksame Grundmodalität vieler Tätigkeiten nicht nur im psychologisch begründeten Beratungs-, Consulting- oder Coaching-Geschäft der modernen Gesellschaft.

Zwar hätte der berühmte österreichische Publizist Kraus (1874–1936) es auch wegen seiner justizkritischen Schriften oder seines erstaunlich großen Einflusses auf die Sprachphilosophie verdient, von jeder Generation im deutschsprachigen Raum neu entdeckt zu werden.

Bekannt bleibt aber vor allem seine scharfe Polemik gegen den Versuch, die menschliche Geistestätigkeit mit der Freud’schen Lehre und ihren populär gewordenen Elementen erklären zu wollen – unter anderem der Traumdeutung, der Fixierung auf frühkindliche Erinnerungen, dem Ödipuskomplex oder der dämonischen Wirkungsmacht des Unbewussten, volkstümlich gern „Unterbewusstsein“ genannt. Über die Mode, die eigenen, meist bürgerlichen Kinder mit seelenkundlichen Mitteln verstehen zu wollen, schrieb (unser Mitarbeiter Karl) Kraus schon im Jahr 1912: „Kinder psychoanalytischer Eltern welken früh.

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Feb. 2024 | Allgemein, Feuilleton, Gesundheit, In vino veritas | Kommentieren

Die Esskultur der Römer:
Bankett statt Nobelrestaurant

„Unsere Einrichtung gehobener Restaurants“  – ach ne – gab es im alten Rom noch nicht“, erklärt Günther E. Thüry, Professor für Altertumswissenschaften an der Paris-Lodron-Universität Salzburg. „Es gab zwar Imbissstuben und einfachere Gastwirtschaften. Doch wollte man gute Küche speisen und genießen, fand das im Privathaus statt. Allerdings“, gibt Thüry zu bedenken, „sprechen wir hier von Gastmählern in den Häusern der Reicheren und Reichsten. Wie heute nicht jeder Mensch in Nobelrestaurants alltäglich ein und aus geht und sich sozusagen von Kaviar und Austern ernährt, so war das auch in römischer Zeit.“
Silber, Gold und Ededelstein -
was weniger Feines kam garnicht erst rein …
Wie nun aber feierten sie, die Reichen und die Schönen?
Wie auch immer – auf jeden Fall stilvoll und luxuriös. In den Villen der römischen Upper Class gab es eigene Banketträumlichkeiten, die kunstvoll mit Mosaikböden, Wandmalereien und Stuckreliefs ausgestattet waren. Gesessen oder vielmehr gelegen wurde im Speisesaal gern auf einer dreiteiligen Kissengarnitur – und aher rührt auch der Name triclinium, wörtlich übersetzt „Raum mit drei Kissen“, als Bezeichnung für den Bankettraum. Jedoch waren die Kissen hauptsächlich den Herren vorbehalten – falls überhaupt anwesende Damen hatten sich meist mit Stühlen zu begnügen.

 

Feb. 2024 | Allgemein, Feuilleton, Gesundheit, In vino veritas, Sapere aude | Kommentieren
Ein großes Volksfest. Ein Ereignis für jedermann. So wollen die Regierung von Emmanuel Macron und die Stadt Paris Vorfreude auf die Olympischen Sommerspiele wecken, die vom 26. Juli bis zum 11. August in der französischen Metropole stattfinden.
Ein Ereignis für jedermann? Wohl kaum. Denn für sozial Schwächere ist kein Platz – nicht nur wegen der teuren Tickets für die Sportveranstaltungen. Alle Flüchtlinge sowie Obdachlose sollen auf Betreiben der Behörden Paris vor den Spielen verlassen und auf Ausweichunterkünfte auf dem Land verteilt werden so Scholz

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Feb. 2024 | Allgemein, Feuilleton, In vino veritas, Zeitgeschehen | Kommentieren

Die verschiedenen Ansprüche oder Anschauungen in den jeweiligen „Kulturen“ sind nicht miteinander vereinbar. Selbstverständlich sollten Monotheisten, Atheisten und Polytheisten idealerweise in der Lage sein, mehr oder weniger in friedlicher Nachbarschaft zu leben.
Aber die Gesetze der Scharia und die Regeln westlicher Demokratien sind vollkommen unvereinbar. Und diese Unvereinbarkeit ist im „multikulturellen Gespräch“ nicht einfach wegzudiskutieren. Eine Aufforderung, dass wie gegenüber allem und jedem in der gleichen Weise tolerant zu sein hätten, wäre schlicht gedankenlos. Religiöse Überzeugungen auf der einen Seite und die unsere westlichen Gesellschaften auszeichnende wissenschaftliche Rationalität auf der anderen Seite stehen keinesegs im Wettstreit miteinander.

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Feb. 2024 | Allgemein, Essay, Feuilleton | Kommentieren

Wir leben unter den Konditionen der Moderne in einer säkularen Welt. Was wir wissen, nährt sich aus der Skepsis von kritischen Fragen, und wo wir handeln, regiert das Gesetz der Kontingenz, die Ausschließung von Notwendigkeit und Unmöglichkeit.
Vieles – und immer mehr – ist möglich; aber ebenso gilt, dass auch manches ganz anders sein könnte – nur mal eben zum Beispiel Michelangelos „Erschaffung des Menschen“ in der Sixtinischen Kapelle.
Begriff und Erfahrung der Wirklichkeit lehren uns einerseits Zuversicht: ein gewisses Vertrauen in die Berechenbarkeit der Verhältnisse.

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Feb. 2024 | Allgemein, Feuilleton, In vino veritas, Kirche & Bodenpersonal, Zeitgeschehen | Kommentieren

„Des Römischen Reiches Haupt ist abgeschlagen“: die Goten plündern Rom 410 n. Chr. (Detail) – nach Paul Valery (1890)

Der weströmische Kaiser Flavius Honorius (384–423) soll einen Schock erlitten haben, als man ihm die Nachricht von der Katastrophe überbrachte: Am 24. August 410 hatten die Westgoten unter ihrem König Alarich (ca. 370–410) Rom erobert und drei Tage lang geplündert.

Der Herrscher erholte sich allerdings
bald wieder, nachdem man ihm
versichert hatte, mit „Roma“ sei die Stadt
und nicht sein Lieblingshahn gemeint,
der Star seiner Hühnerzucht. Allerdings spiegelt die vom Historiker Prokop überlieferte Episode die oströmische Sicht der Dinge, wollte der hochrangige Autor damit doch die Unfähigkeit des weströmischen Kaisertums karikieren, in seiner Reichshälfte für Sicherheit und Ordnung zu sorgen.

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Feb. 2024 | Allgemein, Essay, Feuilleton | Kommentieren

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