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WAS WAR? | |
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Warum hat „Die Partei“ keine Frau auf einem aussichtsreichen Platz, Nico Semsrott?
Nee. Das SPD-Wirtschaftsforum will ihn rauswerfen, die Parteiführung schämt sich. Das zeigt höchstens, dass Kevin Kühnert der einzige Sozialdemokrat in der SPD ist. Aber es ist ein guter Ansatz. Wir hoffen, er macht weiter.
Was würde „Die Partei“ mit BMW machen?
Wir würden Kühnert einfach machen lassen.
Flüchtlingspolitik, Uploadfilter, Pressefreiheit – in der Europapolitik wurden in den vergangenen Jahren viele große Themen diskutiert. Warum sollte man ausgerechnet in dieser Zeit eine Satirepartei wählen?
Weil Demokratie nur über Kontrolle funktioniert. Und Kontrolle nur über Aufmerksamkeit. Im nächsten Parlament gibt es vermutlich eine rechte Mehrheit. Deshalb muss man sich als progressiver Mensch fragen, was man tun kann. Satire kann nicht alles lösen. Aber es hilft ja auch nicht, wenn es nur gewissenhafte Politprofis gibt, die niemand kennt.
Was genau soll der Clip erreichen?
Wir freuen uns eigentlich schon, wenn diskutiert wird, weil wir etwas anpieksen. Debatten sind die Voraussetzung für Demokratie. Es ist einfach schrecklich, in einer unpolitischen Gesellschaft zu leben, in der allen alles egal ist.
„Partei“-Werbung am Gebäude der Volksbühne in Berlin.
(Bild: Die Partei)
Wir haben darüber diskutiert. Das ist auf jeden Fall meine ganz persönliche Schwäche. Denn ich bin einerseits für die Frauenquote und andererseits wollte ich unbedingt auf Listenplatz zwei. Was Nicola Beer angeht: Mir wäre es lieber, die FDP hätte eine Person aufgestellt, die demokratisch gesinnt ist und nicht mit Orbán-Freunden rumklüngelt.
Verstehe ich das richtig: Ihr habt keine Frau gefragt?
Doch, wir haben Hazel Brugger gefragt. Sie hat uns ausgelacht und nö gesagt. Viel mehr Frauen sind uns nicht eingefallen, die zu unserem Programm passen. Und das ist dann eben am Ende übrig geblieben: Ich. Ein schwacher, müder Mann als Kompromiss.
Wen würdest du um dich scharen?
Ich würde alle Posten in der EU-Kommission mit 19-jährigen „Fridays for Future“-Leuten besetzen. Teenager entscheiden dann über die Zukunft Europas, das wird fantastisch. So viel schlechter würden sie es auf jeden Fall auch nicht machen.
Was ist mit den restlichen Mitbewerbern?
Wir sehen die Parteien der Letztwähler nicht als Konkurrenz. Die geben sich keinerlei Mühe. Wenn ich Katarina Barley auf einem Plakat sehe und da lustlos „Zusammenhalt“ steht, ist das doch Arbeitsverweigerung.
Was müsste denn dort stehen?
Das ist das Problem der SPD. Die wissen selbst nicht mehr, was sie auf ihre Plakate schreiben sollen und sind völlig hilflos.
Hat die Sozialdemokratie bei Menschen unter 35 noch Zukunft?
Ich kann nicht für alle sprechen. Aber zumindest ich interessiere mich so für Politik, dass die SPD nicht infrage kommt.
Ich weiß auch nicht. Es ist einfach schlimm: Die Grünen sind die Partei im Bundestag mit dem niedrigsten Altersschnitt. Der liegt bei 50 Jahren.
Wie alt sind eure Mitglieder?
Im Schnitt 34 Jahre. Wir sind also die Zukunft. Aber ich hoffe, wir sind nicht bald die einzigen. Ach Gottchen. (seufzt leise)
Wie wollt ihr verhindern, dass ihr so werdet wie die Menschen, die ihr kritisiert?
Nach ein paar Wahlen haben die meisten Berufspolitiker einfach Angst, wieder was anderes zu machen. Deshalb bin ich froh, dass wir unabhängig sind.
Bereust du es manchmal, einen schwarzen Kapuzen-Pullover zu deinem Markenzeichen gemacht zu haben?
Im Gegenteil: Ich bin froh darüber. Es ist doch schön, gerade bei diesem Wohnungsmarkt ein Dach über‘m Kopf zu haben. Außerdem war das keine Absicht. Bei mir ist alles zufällig passiert. Ich bin oft gescheitert, aber wenn etwas funktioniert hat, habe ich damit weitergemacht. Im Prinzip bin ich in alles reingescheitert. So will ich es auch in der Politik machen.
So sieht also die Revolution aus. Kleine Grüppchen stehen um einen allein stehenden Tiefkühlschrank beim Discounter Lidl. Dort, zusammen mit altbömischem Kuchen, tiefgefrorenen Bio-Roggenbrötchen und Harissa-Köfte sollte sie liegen – die fleischlose Burgersensation. Doch die Gruppe aus Joggern, Hipstern und ganz „normalen“ Discounter-Kunden wirkt unzufrieden. Sie diskutieren. Denn sie finden nicht, was sie hierhergelockt hat – die Zukunft der fleischlosen Ernährung, ohne Entbehrung.
Lidl hatte einen wahren Coup gelandet und den Beyond-Meat-Burger aus den USA über den Großen Teich geholt. In Amerika genießt das pflanzenbasierte Fleischimitat bereits Kultstatus. Fleisch, das kein Fleisch ist, aber genauso schmeckt – das fasziniert viele Verbraucher. Dafür hat Beyond Meat Erbsenpüree so verarbeitet, dass es in Sachen Konsistenz wie Hackfleisch anmutet. Das hinzugefügte Raucharoma sorgt für den bekannten Geschmack und Rote-Bete-Saft für die „blutige Optik“. Mit diesem Rezept hat der Hersteller der „Frikadellen“ an der Wall Street soeben das erfolgreichste Börsendebüt der vergangenen zehn Jahre hingelegt.
Es schien, als hätte der deutsche Discounter mit der exklusiven Kooperation den großen Wurf gelandet. Handelsexperten fühlten sich bereits an die Einführung des iPhone in Deutschland erinnert. Damals, im Jahr 2007, hatte sich die Deutsche Telekom die exklusiven Vertriebsrechte gesichert. Was folgte, war ein Wachstum in der Mobilfunksparte, welches jahrelang über dem der Konkurrenz lag.
Aber: Lidl hat die Revolution gründlich vermasselt. Schon wenige Minuten nach dem Verkaufsstart waren die Burger ausverkauft. In einigen Filialen hatten die Kunden am Mittwoch von vornherein keine Chance, an der Revolution teilzunehmen, da die Lidl-Mitarbeiter die Aktionsware bereits am Dienstag in die Kühlbox sortiert hatten, woraufhin die Kunden am Abend sofort zugriffen.
Der Discounter verärgert mit dem Start ins fleischlose Zeitalter nicht nur die Kunden. Der Lebensmittelriese hat auch eine Riesenchance verpasst. Aldi, Lidl & Co. versuchen seit Jahren, vom nur auf den Preis starrenden Publikum wegzukommen. Durch eine neue Art der Warenpräsentation soll ein ganz neues Einkaufserlebnis geschaffen werden. In vielen Läden stehen neuerdings Kaffeeautomaten, um die Kunden zum Verweilen einzuladen. Man versucht, eine Art Community-Charakter zu kreieren. Vorbei sind die Zeiten, da Kunden ausschließlich auf den Preis achten und die Supermarktmanager ihren Laden und das Personal allein auf Effizienz trimmen. Der Beyond-Meat-Burger passt perfekt in diese Aufbruchstimmung. Der mit 4,99 Euro für zwei kleine „Bouletten“ keineswegs günstige Artikel hätte als Sinnbild für neues Denken im Lebensmitteleinzelhandel stehen können.
„Als erster Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland haben wir den beliebten Beyond-Meat-Burger bundesweit als Aktionsartikel in unsere Filialen gebracht und sind begeistert von der überwältigend hohen Nachfrage nach der rein pflanzlichen Produktinnovation, die in vielen Filialen bereits nach kürzester Zeit ausverkauft war“, erklärte Lidl gegenüber WELT. „Wir arbeiten bereits mit Hochdruck daran, dass der Beyond-Meat-Burger so schnell wie möglich wieder in unseren Filialen erhältlich ist, und halten unsere Kunden auf dem Laufenden.“
Das werden diese dann wohl nicht zuerst über Prospekte erfahren, sondern via Social Media. „Unser Fokus liegt ganz klar auf den sozialen Netzwerken, da wir hier in den direkten Austausch gehen können. Zudem wird das Produkt-Special von Influencern begleitet“, erklärt eine Sprecherin. Auch Lidl hat erkannt, dass Beyond Meat ein Symbol für den neuen Zeitgeist ist. Forschung und technologischer Fortschritt halten auch in der Lebensmittelindustrie Einzug. Niemand muss das Volk länger mit „Veggie Days“ maßregeln. Stattdessen verlangt der aufgeklärte Bürger nach smarten Lösungen für sein Leben. Ökologisch und ökonomisch soll es sein.
Genau wie Lidl versuchen im Grunde weite Teile der deutschen Gesellschaft, sich in diesem Paradigma einzurichten. Verzichten und sich trotzdem frei und gut fühlen. Dies ist genau die Welle, auf der die Grünen gerade sehr erfolgreich surfen. Eine Welle, auf die sich längst noch nicht alle wagen – oder wagen wollen. FDP-Chef Christian Lindner etwa hat ein Problem mit dem „Öko-Dirigismus“, wie er im Interview mit WELT offen bekannte. „Sie wollen den Petrolheads das Auto nehmen und den Fleischliebhabern das Steak. Und für die Mittelschichtfamilie wird die Flugreise nach Mallorca teurer. Da wird der Klimaschutz genutzt, um Lebensstile zu verändern. Unsere Vision ist dagegen, durch Einfallsreichtum Klimaschutz mit Freiheit und Wohlstand zu verbinden.“
Ordnungspolitisch stimmt Lindners Aussage sogar. Und der Beyond-Meat-Burger erfüllt genau diese Parameter. Er schafft es, durch Einfallsreichtum Klimaschutz, Freiheit und Wohlstand zu verbinden. Doch der Liberalenchef klingt in seiner Analyse rückwärtsgewandt. Genau wie Lidl, das ebenfalls das Richtige gedacht haben mag, aber die Chance auf das richtige Momentum erst mal vertan hat.
Neun Prozent aller Erstwähler haben laut einer ARD-Umfrage bei der Europawahl eine Satirepartei gewählt: Die Partei ist bei ihnen stärker als die SPD. Insgesamt konnte Die Partei mit (Bild): ihren Spitzenkandidaten Martin Sonneborn (li., MdEP) und Nico Semsrott ( Demotivationstrainer ) ihren Stimmenanteil auf mehr als 2,4 Prozent verdreifachen – und sitzt künftig mit den beiden Satirikern im Europaparlament. Einen weiteren Sitz verpasste die Partei nur knapp.
Die Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) wurde zum Gartentier des Jahres 2019 gewählt. In den Monaten April und Mai konnte online für einen von sechs Gartenbewohnern abgestimmt werden. Insgesamt gaben knapp 3.100 Interessierte ihre Stimme ab. In diesem Jahr standen sechs Teichbewohner zur Wahl. Mit der Aktion möchte die Heinz Sielmann Stiftung auf den dramatischen Rückgang der biologischen Vielfalt in unserer Kulturlandschaft hinweisen. Mit 33,4 % der Stimmen lag die Blaugrüne Mosaikjungfer, eine der häufigsten Großlibellen in Deutschland, klar vor den anderen Kandidaten. Den zweiten Platz belegte mit 21,56 % der Stimmen die Erdkröte (Bufo bufo), dicht gefolgt vom Teichmolch (Lissotriton vulgaris), der knapp 19,51 % der Stimmen bekam. (mehr …)
Vor dem Hintergrund eines globalen Verdrängungswettbewerbs entdecken auffallend viele nachdenkliche Menschen die ethischen Vorzüge des Christentums: Peter Sloterdijk prophezeit ein grausames 21. Jahrhundert. (mehr …)
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