Phishing – ein IT-typisch zusammengezogener Begriff aus Password und Fishing – meint das betrügischere Abfangen („Fischen“) von Passwörtern mittels fingierter E-Mails und Links auf gefälschte Landing Pages. Wegen der Nutzung von E-Mails ist Phishing einer der ältesten Angriffsarten. Trotzdem ist diese Methode nach wie vor einer der erfolgreichsten Wege, wie Hacker Zugang zu sensiblen Daten erhalten.

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Juni 2019 | €uropa | Kommentieren
. Iwan Golunow auf einer Polizeistation.
Iwan Golunow auf einer Polizeistation. (Quelle: Dmitry Dzhulay meduza.io /AP/dpa)
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:
WAS WAR?
Pressefreiheit ist ein großes Wort. Hierzulande können wir seinen Klang wertschätzen, aber seinen Gehalt oft nur erahnen. Journalisten merken, dass sie einen guten Job machen, wenn sie für ihre Recherchen neben Anerkennung auch Böswilligkeit ernten. Wenn sie wie in diesen Tagen beschimpft werden, weil sie menschenverachtende Tweets einer ehemaligen CDU-Abgeordneten ans Licht holen, oder wenn sie verleumdet werden, weil sie über einen Youtuber berichten, der die Regierungsparteien kritisiert. Aber nahezu alles, was Journalisten hierzulande an Schmähungen erleben, ist harmlos im Vergleich zu den Angriffen, denen sich Kollegen in vielen anderen Ländern ausgesetzt sehen. Dazu müssen wir gar nicht weit weg – Afrika, Asien oder Lateinamerika – blicken. Wir finden die Feinde der Pressefreiheit auch in Europa – und in besonderem Maße in Russland.
Unter der Regentschaft von Präsident Putin hat sich das Land zu einem Hochrisikogebiet für Journalisten entwickelt, die sich weigern, als Herolde der Staatsmacht herzuhalten, die stattdessen investigativ recherchieren und Missstände aufdecken, kurz: ihren Job machen. Sie werden nicht nur diffamiert und verleumdet, sie werden auch verhaftet, geschlagen, ermordet. “Kritische Medien geraten regelmäßig unter Druck, Journalisten müssen mit Gewalt oder gezielten Anschlägen rechnen, die meist straffrei bleiben“, urteilt die Organisation Reporter ohne Grenzen, die Russland in der Rangliste der Pressefreiheit auf dem beschämenden Platz 149 von 180 einsortiert.
Jüngstes Opfer der russischen Presseverfolgung ist Iwan Golunow.Der Reporter recherchierte Korruptionsfälle unter hochrangigen Moskauer Verwaltungsbeamten. Er enthüllte, wie die Beamten mit illegalen Geschäften im Beerdigungsgewerbe riesige Summen abschöpften. Daraufhin erhielt er Kollegen zufolge Morddrohungen. Ende vergangener Woche verhafteten Polizisten den 36-Jährigen und stellten ihn unter Hausarrest. Vorwurf: “Drogenhandel“. Golunow bestreitet die Anschuldigungen und sagt, er sei im Polizeigewahrsam gefoltert worden. Am Samstag wurde er in ein Moskauer Krankenhaus verlegt, wo Ärzte nach Angaben seines Anwalts gebrochene Rippen, Prellungen und eine Gehirnerschütterung feststellten. Die Polizei entschied sich, von “Kratzern auf dem Rücken“ und “einem geschwollenen Auge“ zu sprechen. Was man halt so sagt, wenn man weiß, dass man tun und lassen kann, was man will und keinerlei Konsequenzen fürchten muss.
Solidarität für russischen Journalisten im Hausarrest. (Quelle: Ulf Mauder/dpa)
Solidarität für russischen Journalisten im Hausarrest. (Quelle: Ulf Mauder/dpa)
Es gibt allerdings Menschen in Russland, die nicht mehr bereit sind, die staatliche Willkür, die Gewalt und die Unterdrückung der Pressefreiheit durch Putins Sicherheitsapparat weiter zu tolerieren – und diese Menschen verdienen unsere Anerkennung: Nach Golunows Verhaftung schwappte eine Welle der Empörung durch die sozialen Medien. Dabei blieb es nicht. Als Zeichen der Solidarität mit dem Journalisten erschienen gestern drei große russische Zeitungen mit demselben Titel: Auf der Seite 1 der Gazetten „Kommersant“, „Wedomosti“ und „RBK“ stand jeweils in Großbuchstaben der Satz: „Ich bin/wir sind Iwan Golunow“. „Wir erwarten, dass das Gesetz von jedem geachtet wird und für jeden gilt“, hieß es in dem Begleitartikel. Eine bislang beispiellose Aktion in der russischen Autokratie. Eine Online-Petition für die Freilassung des Reporters verzeichnete gestern Abend schon mehr als 160.000 Unterzeichner.
Der Kreml reagiert nervös. Die Ermittlungen hätten “Fragen aufgeworfen“, schwurbelte ein Regierungssprecher ein Regierungssprechergeschwurbel. „Natürlich sind auch Fehler möglich. Überall arbeiten nur Menschen.“ Was man halt so sagt, wenn man keine Verantwortung übernehmen will und einen Sündenbock sucht.
Ich möchte dazu auch noch etwas sagen. Einen Satz nur. Sein Urheber ist unbekannt, aber jeder Journalist kennt ihn – und wir sagen ihn gerne weiter: “Es gibt keine Freiheit ohne Pressefreiheit.“ Das gilt überall, auch in Russland, auch für Herrn Putin. Und für uns in Deutschland gilt, dass uns der Fall Golunow nicht egal sein kann, wenn wir unsere europäischen Ideale ernst nehmen.
Juni 2019 | €uropa | Kommentieren

 

 

 

 

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Juni 2019 | €uropa | Kommentieren

Zwei Männer für Europa
Die CDU will einen Flugzeugträger für Europa bauen, die SPD streitet plötzlich über eine mögliche Kollektivierung von BMW – und „Die Partei“? Die Satirepartei von Ex-Titanic-Chef Martin Sonneborn ist seit der letzten Wahl mit einem Sitz im Europaparlament vertreten. Bei der nächsten Wahl am 26. Mai könnte sie laut Umfragen sogar noch zulegen.

(Bild: Die Partei)
Neben Sonneborn bewirbt sich Nico Semsrott um einen Platz im EU-Parlament. Auf dem zweiten Listenplatz hat der 33-Jährige ebenfalls gute Chancen gewählt zu werden. Viele junge Menschen kennen ihn vor allem durch seine Auftritte in der ZDF-„Heute Show“ oder zahlreichen YouTube-Videos. (bento)Was wollen die Satiriker in Brüssel? Wieso sollte man in Zeiten des Rechtsrucks eine Partei wählen, die sich selbst nicht ernstnimmt? Und wieso hat die Partei eigentlich keine Frauen für die Europawahl auf den ersten beiden aussichtsreichen Plätzen aufgestellt? Darüber haben wir mit Nico Semsrott gesprochen.

(Bild: Die Partei)
Kevin Kühnert hat die SPD wieder in die Schlagzeilen gebracht. Ist die Sozialdemokratie zurück?

Nee. Das SPD-Wirtschaftsforum will ihn rauswerfen, die Parteiführung schämt sich. Das zeigt höchstens, dass Kevin Kühnert der einzige Sozialdemokrat in der SPD ist. Aber es ist ein guter Ansatz. Wir hoffen, er macht weiter.

Was würde „Die Partei“ mit BMW machen?

Wir würden Kühnert einfach machen lassen.

„Die Partei“ schaut ja immer, welche Lücken es auf dem politischen Markt gibt, und besetzen sie dann entsprechend.
Die SPD diskutiert über die Kollektivierung von BMW, die CDU will einen europäischen Flugzeugträger bauen – welches Großprojekt bietet mir „Die Partei“?Worum ging es nochmal? Sorry, ich war beim Stichwort Flugzeugträger raus.

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Großprojekte.Ah! Wir bieten sehr gute Politik und sehr gute Satire. Das unterscheidet uns von allen. Wir haben den einzigen Europaabgeordneten, den man kennt. Unser Angebot ist, dass wir ernsthafte Politik mit satirischen Mitteln machen.

Flüchtlingspolitik, Uploadfilter, Pressefreiheit – in der Europapolitik wurden in den vergangenen Jahren viele große Themen diskutiert. Warum sollte man ausgerechnet in dieser Zeit eine Satirepartei wählen?

Weil Demokratie nur über Kontrolle funktioniert. Und Kontrolle nur über Aufmerksamkeit. Im nächsten Parlament gibt es vermutlich eine rechte Mehrheit. Deshalb muss man sich als progressiver Mensch fragen, was man tun kann. Satire kann nicht alles lösen. Aber es hilft ja auch nicht, wenn es nur gewissenhafte Politprofis gibt, die niemand kennt.

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Ihr seid Influencer für seriöse Politik?Genau. Unser Wahlwerbespot ist der meistgesehene. Das spricht für sich.

Im aktuellen Spot zeigst du, wie groß der Einfluss ältere Menschen ist und forderst eine Altersgrenze für Letztwähler. Die wird es vermutlich erst einmal nicht geben.Das wollen wir auch nicht! Es ist schrecklich, wie viele Menschen das nicht verstehen. Wenn Humor ein weltweites Unternehmen wäre, wäre ich dafür, den Standort Deutschland zu schließen.

Was genau soll der Clip erreichen?

Wir freuen uns eigentlich schon, wenn diskutiert wird, weil wir etwas anpieksen. Debatten sind die Voraussetzung für Demokratie. Es ist einfach schrecklich, in einer unpolitischen Gesellschaft zu leben, in der allen alles egal ist.

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Das geht offenbar auch anderen Menschen so. Für euren Wahlkampf-Auftakt habt ihr Hunderte Tickets für bis zu 18 Euro verkauft. Sprecht ihr damit aber nicht vor allem diejenigen an, die schon viel über Politik reden?Wir wissen auch nicht, wer uns wählt. Wir sind eine Zwei-Prozent-Partei. Man muss uns nicht unterstützen, aber wenn man unser Politikverständnis teilt und sich ähnlich ohnmächtig fühlt, sind wir auf jeden Fall besser als Nichtwählen. Oder CDU wählen. Oder CSU. Oder FDP. Oder SPD.

„Partei“-Werbung am Gebäude der Volksbühne in Berlin.

(Bild: Die Partei)

Ist es nicht absurd, dass ihr als pro-europäische Partei die einzige aus Deutschland neben der NPD seid, die keiner europäischen Fraktion angehört?Das stimmt. Aber es liegt vor allem daran, wie Europa gerade funktioniert. Es gibt keine europäischen Listen, Lobbyismus funktioniert meist über die Nationalität. Auf dieser Ebene gibt es einfach noch keine europäische Einigung.

Wenn es nach uns ginge, würden wir auch französischen Wählern ein gutes Angebot machen.
Mit der „Partei des zweischwänzigen Hundes“ in Ungarn haben wir bereits engen Kontakt. Nur mit der Fünf-Sterne-Bewegung aus Italien möchten wir bitte nichts zu tun haben. Das ist ein unseriöser Verein, bei dem Satire schrecklich schiefgegangen ist.Ihr habt eine realistische Option auf zwei Sitze im Europaparlament. Warum habt ihr eigentlich für keinen der beiden ersten Plätze eine Frau nominiert? Selbst die FDP hat das geschafft.

Wir haben darüber diskutiert. Das ist auf jeden Fall meine ganz persönliche Schwäche. Denn ich bin einerseits für die Frauenquote und andererseits wollte ich unbedingt auf Listenplatz zwei. Was Nicola Beer angeht: Mir wäre es lieber, die FDP hätte eine Person aufgestellt, die demokratisch gesinnt ist und nicht mit Orbán-Freunden rumklüngelt.

Verstehe ich das richtig: Ihr habt keine Frau gefragt?

Doch, wir haben Hazel Brugger gefragt. Sie hat uns ausgelacht und nö gesagt. Viel mehr Frauen sind uns nicht eingefallen, die zu unserem Programm passen. Und das ist dann eben am Ende übrig geblieben: Ich. Ein schwacher, müder Mann als Kompromiss.

Ich denke, ich habe eine 50:50-Chance, dass es reicht.
Du hast angekündigt, dass du für den Kommissionsvorsitz kandidieren willst. Was wäre deine erste Amtshandlung, wenn du Jean-Claude Juncker ablösen solltest?Viel mehr Frauen einstellen. Ich denke, eine Quote von 30 Prozent Männern reicht. Günther Oettinger wäre dann übrigens weg vom Fenster. Auch deshalb sollte man mich wählen.

Wen würdest du um dich scharen?

Ich würde alle Posten in der EU-Kommission mit 19-jährigen „Fridays for Future“-Leuten besetzen. Teenager entscheiden dann über die Zukunft Europas, das wird fantastisch. So viel schlechter würden sie es auf jeden Fall auch nicht machen.

(Bild: Die Partei)
Ihr bezeichnet euch als Partei der radikalen Mitte. Habt ihr Angst vor Grünen-Chef Robert Habeck?Im Gegenteil. „Die Partei“ ist die einzige Partei, die sich offen für das Ausrotten von Bienen ausspricht.

Was ist mit den restlichen Mitbewerbern?

Wir sehen die Parteien der Letztwähler nicht als Konkurrenz. Die geben sich keinerlei Mühe. Wenn ich Katarina Barley auf einem Plakat sehe und da lustlos „Zusammenhalt“ steht, ist das doch Arbeitsverweigerung.

Was müsste denn dort stehen?

Das ist das Problem der SPD. Die wissen selbst nicht mehr, was sie auf ihre Plakate schreiben sollen und sind völlig hilflos.

Hat die Sozialdemokratie bei Menschen unter 35 noch Zukunft?

Ich kann nicht für alle sprechen. Aber zumindest ich interessiere mich so für Politik, dass die SPD nicht infrage kommt.

Eine Partei, deren nächster Kanzlerkandidat Olaf Scholz heißt, sollte lieber schnell und schmerzlos sterben als so weiterzumachen.
Wenn er nicht von seinem Amt zurücktritt, sollte die SPD vielleicht einfach von ihm zurücktreten. Dass er Vizekanzler geworden ist, zeigt ja, wie traurig es um die Sozialdemokratie steht.Das klingt gerade ziemlich unironisch.

Ich weiß auch nicht. Es ist einfach schlimm: Die Grünen sind die Partei im Bundestag mit dem niedrigsten Altersschnitt. Der liegt bei 50 Jahren.

Wie alt sind eure Mitglieder?

Im Schnitt 34 Jahre. Wir sind also die Zukunft. Aber ich hoffe, wir sind nicht bald die einzigen. Ach Gottchen. (seufzt leise)

Wie wollt ihr verhindern, dass ihr so werdet wie die Menschen, die ihr kritisiert?

Nach ein paar Wahlen haben die meisten Berufspolitiker einfach Angst, wieder was anderes zu machen. Deshalb bin ich froh, dass wir unabhängig sind.

Wenn wir rausfliegen, machen wir halt wieder Satire ohne Mandat.
Die CDU will bis zur nächsten Europawahl eine Sperrklausel einführen, die den Einzug kleinerer Parteien wie eurer verhindern soll. Wie bereitet ihr euch darauf vor?Wir machen Politik, die überzeugt. Wir werden bis dahin einfach bei jeder Wahl erfolgreicher, so dass uns die Sperrklausel nicht aufhält.

Bereust du es manchmal, einen schwarzen Kapuzen-Pullover zu deinem Markenzeichen gemacht zu haben?

Im Gegenteil: Ich bin froh darüber. Es ist doch schön, gerade bei diesem Wohnungsmarkt ein Dach über‘m Kopf zu haben. Außerdem war das keine Absicht. Bei mir ist alles zufällig passiert. Ich bin oft gescheitert, aber wenn etwas funktioniert hat, habe ich damit weitergemacht. Im Prinzip bin ich in alles reingescheitert. So will ich es auch in der Politik machen.

Juni 2019 | €uropa | Kommentieren

So sieht also die Revolution aus. Kleine Grüppchen stehen um einen allein stehenden Tiefkühlschrank beim Discounter Lidl. Dort, zusammen mit altbömischem Kuchen, tiefgefrorenen Bio-Roggenbrötchen und Harissa-Köfte sollte sie liegen – die fleischlose Burgersensation. Doch die Gruppe aus Joggern, Hipstern und ganz „normalen“ Discounter-Kunden wirkt unzufrieden. Sie diskutieren. Denn sie finden nicht, was sie hierhergelockt hat – die Zukunft der fleischlosen Ernährung, ohne Entbehrung.

Lidl hatte einen wahren Coup gelandet und den Beyond-Meat-Burger aus den USA über den Großen Teich geholt. In Amerika genießt das pflanzenbasierte Fleischimitat bereits Kultstatus. Fleisch, das kein Fleisch ist, aber genauso schmeckt – das fasziniert viele Verbraucher. Dafür hat Beyond Meat Erbsenpüree so verarbeitet, dass es in Sachen Konsistenz wie Hackfleisch anmutet. Das hinzugefügte Raucharoma sorgt für den bekannten Geschmack und Rote-Bete-Saft für die „blutige Optik“. Mit diesem Rezept hat der Hersteller der „Frikadellen“ an der Wall Street soeben das erfolgreichste Börsendebüt der vergangenen zehn Jahre hingelegt.

Es schien, als hätte der deutsche Discounter mit der exklusiven Kooperation den großen Wurf gelandet. Handelsexperten fühlten sich bereits an die Einführung des iPhone in Deutschland erinnert. Damals, im Jahr 2007, hatte sich die Deutsche Telekom die exklusiven Vertriebsrechte gesichert. Was folgte, war ein Wachstum in der Mobilfunksparte, welches jahrelang über dem der Konkurrenz lag.

Aber: Lidl hat die Revolution gründlich vermasselt. Schon wenige Minuten nach dem Verkaufsstart waren die Burger ausverkauft. In einigen Filialen hatten die Kunden am Mittwoch von vornherein keine Chance, an der Revolution teilzunehmen, da die Lidl-Mitarbeiter die Aktionsware bereits am Dienstag in die Kühlbox sortiert hatten, woraufhin die Kunden am Abend sofort zugriffen.

Der Discounter verärgert mit dem Start ins fleischlose Zeitalter nicht nur die Kunden. Der Lebensmittelriese hat auch eine Riesenchance verpasst. Aldi, Lidl & Co. versuchen seit Jahren, vom nur auf den Preis starrenden Publikum wegzukommen. Durch eine neue Art der Warenpräsentation soll ein ganz neues Einkaufserlebnis geschaffen werden. In vielen Läden stehen neuerdings Kaffeeautomaten, um die Kunden zum Verweilen einzuladen. Man versucht, eine Art Community-Charakter zu kreieren. Vorbei sind die Zeiten, da Kunden ausschließlich auf den Preis achten und die Supermarktmanager ihren Laden und das Personal allein auf Effizienz trimmen. Der Beyond-Meat-Burger passt perfekt in diese Aufbruchstimmung. Der mit 4,99 Euro für zwei kleine „Bouletten“ keineswegs günstige Artikel hätte als Sinnbild für neues Denken im Lebensmitteleinzelhandel stehen können.

Doch Lidl hat die Fleischlosrevolution zu halbherzig gedacht. Entweder wollte der Konzern die Aktion unbedingt starten, ohne überhaupt genug Ware für einen echten Hype vorrätig zu haben. Oder man traute der Euphorie nicht recht über den Weg und wollte erst mal einen Testballon starten. Für das erste Szenario spricht, dass Lidl die ganze Aktion sehr dezent flankierte. Obwohl sich die Branche ansonsten sehr lautstark mit Alleinstellungsmerkmalen schmückt, war der Discounter aus Neckarsulm diesmal überaus bescheiden. Auch die Präsentation in den Läden war so ausgelegt, dass nur echte Fans die Burgerinitiative wahrnehmen konnten.

„Als erster Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland haben wir den beliebten Beyond-Meat-Burger bundesweit als Aktionsartikel in unsere Filialen gebracht und sind begeistert von der überwältigend hohen Nachfrage nach der rein pflanzlichen Produktinnovation, die in vielen Filialen bereits nach kürzester Zeit ausverkauft war“, erklärte Lidl gegenüber WELT. „Wir arbeiten bereits mit Hochdruck daran, dass der Beyond-Meat-Burger so schnell wie möglich wieder in unseren Filialen erhältlich ist, und halten unsere Kunden auf dem Laufenden.“

Das werden diese dann wohl nicht zuerst über Prospekte erfahren, sondern via Social Media. „Unser Fokus liegt ganz klar auf den sozialen Netzwerken, da wir hier in den direkten Austausch gehen können. Zudem wird das Produkt-Special von Influencern begleitet“, erklärt eine Sprecherin. Auch Lidl hat erkannt, dass Beyond Meat ein Symbol für den neuen Zeitgeist ist. Forschung und technologischer Fortschritt halten auch in der Lebensmittelindustrie Einzug. Niemand muss das Volk länger mit „Veggie Days“ maßregeln. Stattdessen verlangt der aufgeklärte Bürger nach smarten Lösungen für sein Leben. Ökologisch und ökonomisch soll es sein.

Genau wie Lidl versuchen im Grunde weite Teile der deutschen Gesellschaft, sich in diesem Paradigma einzurichten. Verzichten und sich trotzdem frei und gut fühlen. Dies ist genau die Welle, auf der die Grünen gerade sehr erfolgreich surfen. Eine Welle, auf die sich längst noch nicht alle wagen – oder wagen wollen. FDP-Chef Christian Lindner etwa hat ein Problem mit dem „Öko-Dirigismus“, wie er im Interview mit WELT offen bekannte. „Sie wollen den Petrolheads das Auto nehmen und den Fleischliebhabern das Steak. Und für die Mittelschichtfamilie wird die Flugreise nach Mallorca teurer. Da wird der Klimaschutz genutzt, um Lebensstile zu verändern. Unsere Vision ist dagegen, durch Einfallsreichtum Klimaschutz mit Freiheit und Wohlstand zu verbinden.“

Ordnungspolitisch stimmt Lindners Aussage sogar. Und der Beyond-Meat-Burger erfüllt genau diese Parameter. Er schafft es, durch Einfallsreichtum Klimaschutz, Freiheit und Wohlstand zu verbinden. Doch der Liberalenchef klingt in seiner Analyse rückwärtsgewandt. Genau wie Lidl, das ebenfalls das Richtige gedacht haben mag, aber die Chance auf das richtige Momentum erst mal vertan hat.

Mai 2019 | €uropa | Kommentieren

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Mai 2019 | €uropa | Kommentieren
Ein Video zeigt eine betrunkene Nancy Pelosi – und führt uns vor Augen, was mit Deepfakes heute alles möglich ist
Manipulierte Videos lassen die demokratische Politikerin Nancy Pelosi betrunken oder anderweitig verwirrt erscheinen. Sie sind ein Vorgeschmack auf sogenannte Deepfakes – Fälschungen, die technisch nicht mehr entlarvt werden können.

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Mai 2019 | €uropa | Kommentieren

Die Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) wurde zum Gartentier des Jahres 2019 gewählt. In den Monaten April und Mai  konnte online für einen von sechs Gartenbewohnern abgestimmt werden. Insgesamt gaben knapp 3.100 Interessierte ihre Stimme ab. In diesem Jahr standen sechs Teichbewohner zur Wahl. Mit der Aktion möchte die Heinz Sielmann Stiftung auf den dramatischen Rückgang der biologischen Vielfalt in unserer Kulturlandschaft hinweisen. Mit 33,4 % der Stimmen lag die Blaugrüne Mosaikjungfer, eine der häufigsten Großlibellen in Deutschland, klar vor den anderen Kandidaten. Den zweiten Platz belegte mit 21,56 % der Stimmen die Erdkröte (Bufo bufo), dicht gefolgt vom Teichmolch (Lissotriton vulgaris), der knapp 19,51 % der Stimmen bekam. (mehr …)

Mai 2019 | €uropa | Kommentieren

Vor dem Hintergrund eines globalen Verdrängungswettbewerbs entdecken auffallend viele nachdenkliche Menschen die ethischen Vorzüge des Christentums: Peter Sloterdijk prophezeit ein grausames 21. Jahrhundert. (mehr …)

Mai 2019 | €uropa | Kommentieren
s ist ein Skandal, der seinesgleichen sucht.

Gestern Abend wurde bekannt, dass die AfD dubiose Unterstützung von einer Armee aus bis zu 200.000 Fake Accounts auf Facebook erhält, die AfD Beiträge tausendfach weiterverbreiten. Kurz vor der Europawahl – aus der ganzen Welt!

Noch ist unklar, ob und wie die Partei selbst involviert ist und wer genau dahinter steckt. Doch in drei Tagen wird gewählt und wir können nicht zulassen, dass solche Netzwerke die Wahl beeinflussen.

Fordern wir jetzt, dass der Deutsche Bundestag und die Justiz diesen ausgeklügelten Versuch, die Wahlen und die Demokratie zu kapern, sofort und vollumfänglich untersucht – und Facebook soll alles unternehmen, um diese Gefahr zu stoppen.

Die AfD Botschaften auf Facebook erreichen Millionen Menschen in Deutschland – weit mehr als alle anderen Parteien.

In einer Demokratie hat jeder das Recht auf freie Meinungsäußerung, auch wenn viele von uns oft mit ihrem Standpunkt nicht einverstanden sind. Wenn aber bis zu 200.000 gefälschte Konten eine Botschaft weiter und schneller verbreiten, um die Reichweite zu vergrößern und Popularität vorzugaukeln – dann wird eine Grenze überschritten.

Avaaz hat in einer eigenen Recherche bereits eine Reihe solcher “inauthentischen” Accounts aufgedeckt, welche die AfD unterstützen und zum Teil auch von AfD-Politikern selbst erstellt wurden oder mit ihnen auf Facebook “befreundet” sind. Jetzt wissen wir: das war nur die Spitze des Eisbergs.

Es reicht! Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass diese unechten Facebook Profile keinen Freifahrtschein mehr erhalten, auf diese Weise Inhalte zu verbreiten. Und, dass die Verantwortlichen dafür Rechnung tragen.

JETZT UNTERSCHREIBEN

Im Januar startete Avaaz eine Crowdfunding-Kampagne, um eine vorher nie dagewesene EU-weite Untersuchung gegen Desinformation einzuleiten. Diese wird von Social Media-Analysten, investigativen Journalisten, Datenforschern und unserem Netzwerk – von fast 20 Millionen Mitgliedern in der gesamten EU – unterstützt. Jetzt sehen wir: Unser Unterfangen und jede einzelne Spende hat sich gelohnt und das alles erst möglich gemacht. Es sind nur noch wenige Tage bis zur EU-Wahl – machen wir das Beste daraus!

Weitere Informationen:

Far right networks of deception (Avaaz.org)
https://avaazimages.avaaz.org/Avaaz%20Report%20Network%20Deception%2020190522.pdf?slideshow

ZDF heute Sendung vom 22.05.2019
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-19-uhr/190522-heute-sendung-19-uhr-100.html

Desinformation: Facebook sperrt Hunderte Fake-Profile (Tagesschau)
http://www.tagesschau.de/investigativ/swr/europawahl-soziale-medien-105.html

Desinformation im Netz: Müllnachrichten für die Eurosphäre (Süddeutsche Zeitung)
https://www.sueddeutsche.de/digital/europawahl-desinformation-social-media-avaaz-oxford-1.4459048

Peinlicher Fake-Account-Fail: So lobt sich die AfD selbst auf Facebook (Focus.de)
https://www.focus.de/digital/internet/peinlicher-fake-account-fail-so-lobt-sich-die-afd-selbst-auf-facebook_id_10375909.html

Twitter-Datenanalyse: Größter AfD-Twitter-Account ist ein Scheinriese (Tagesspiegel.de)
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/twitter-datenanalyse-groesster-afd-twitter-account-ist-ein-scheinriese/19691492.html

Facebook Frenzy: How the German Right Wing Dominates Social Media (Spiegel)
https://www.spiegel.de/international/germany/germany-afd-populists-dominate-on-facebook-a-1264933.html

 

Mai 2019 | €uropa | Kommentieren

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