Das Geheimnis ist gelüftet: Amazon hat versehentlich in einer E-Mail verraten, wie hoch der deutsche Marktplatzumsatz ist. Die Zahl ist mehr als beeindruckend.
Und dann plötzlich ist das Geheimnis gelüftet. Mit einer E-Mail des Amazon-Marketings an deutsche Händler, die dazu aufruft, auch auf dem Marketplace in den USA zu verkaufen, hat der E-Commerce-Riese ganz nebenbei die Umsatzzahlen für den deutschen Markt verraten. Wie das? Ein vielleicht nicht ganz durchdachter Satz ließ die Information durchsickern: Auf dem Marktplatz von Amazon.com werde sieben Mal so viel Umsatz generiert wie auf Amazon.de – mit nur halb so vielen Händlern, stand da geschrieben. Findige Zahlenliebhaber hat das zu Berechnungen angestiftet. Die fehlende Variable dieser Gleichung war nun nämlich bekannt.
Deutscher Markplatzumsatz: 10,2 Milliarden Euro
E-Mail an Händler verrät deutschen Markplatzumsatz. (Screenshot)
Der Marktplatzexperte Mark Steier ist einer von ihnen. Er hat eine einfache Rechnung aufgestellt: Das weltweite E-Commerce-Handelsvolumen von Amazon betrug im vergangenen Jahr 277 Milliarden US-Dollar. Davon steuerten Dritthändler 160 Milliarden Dollar bei. Das sind Zahlen, die Amazon-Chef Jeff Bezos in seinem Brief an die Aktionäre selbst veröffentlicht hat. Die Hälfte davon, auch das verrät die E-Mail an die Händler, kommt aus den USA. Wer jetzt den Umsatz von 80 Milliarden Dollar nur noch durch sieben teilt und in Euro umrechnet, landet bei 10,2 Milliarden Euro. (Update: Inzwischen hat Amazon dementiert.)
Amazon hat es bisher vermieden, diese Zahl öffentlich zu nennen. Man will der Konkurrenz schlichtweg nicht verraten, wie wichtig das Marktplatzgeschäft für den E-Commerce-Riesen hierzulande ist. Mitbewerber wie Ebay tun es Amazon übrigens gleich. Auch das Unternehmen verrät nicht, wie hoch der Umsatz der unabhängigen Händler in Deutschland ist. Einen abschließenden Vergleich, um zu demonstrieren, wie gigantisch die Zahl von 10,2 Milliarden Euro ist, stellt das Handelsblatt dann noch an: „Über die Plattform von Zalando, dem größten deutschen Onlinehändler, wurde im vergangenen Jahr ein Bruttohandelsvolumen von 6,6 Milliarden Euro erzielt“, heißt es da. Das sei jedoch der Umsatz von Zalando und den Dritthändlern zusammen.
Rundgang in Seattle: Das Amazon-Hauptquartier in Bildern
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In einem Video lobte Landwirtschaftsministerin Klöckner den Konzern für die Reduzierung von Zucker und Fett in deren Produkten. Doch stimmen die Angaben? Das Twitter-Video von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und dem Deutschland-Chef von Nestlé, Marc-Aurel Boersch, war nur 59 Sekunden lang, doch auch über zwei Wochen nach der Veröffentlichung sorgt der Inhalt für Gesprächsstoff. Klöckner hatte Nestlé für die für die Unterstützung bei der Reduzierung von Nährwerten wie Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln gedankt. „Circa zehn Prozent“ seien die Werte „in den letzten Jahren gesunken“, hatte Boersch in dem Video gesagt. Weitere fünf Prozent sollten in naher Zukunft folgen. Doch die Verbraucherzentrale Hamburg zweifelt diese Aussagen nun an.
Man habe stichprobenartig 24 Produkte von 2008 bis 2016 mit den aktuellen Nestlé-Produkten verglichen, teilte die Verbraucherzentrale am Mittwoch mit. Das Ergebnis: „Mit den Vergleichswerten unserer Stichprobe können wir die Aussagen des Nestlé-Chefs nicht bestätigen“, sagte Armin Valet von der Verbraucherzentrale. So habe sich der Zuckergehalt nur in vier der 24 Produkte tatsächlich um zehn Prozent reduziert, im Schnitt insgesamt um 5,7 Prozent.
Weiterhin hohe Fett-Werte
Bei der Überprüfung der Fett-Werte konnten laut Verbraucherzentrale nur drei Produkte die von Boersch angesprochene Reduzierung von zehn Prozent erhalten. Viele Produkte, wie die „Maggi Spargelcremesuppe“, hätten ihren Fett-Wert sogar verdoppelt, sodass bei der Stichprobe in Summe keine Veränderung der Werte im Vergleich zu den Vorjahren festgestellt werden konnte. Lediglich beim Salz, so die Hamburger Verbraucherzentrale, habe Nestlé Fortschritte gemacht. Hier sei der Wert im Schnitt um 11,3 Prozent gesunken
Dass dies geht, zeigt @NestleGermany, die die Strategie unterstützen. Sie haben 10% der Inhalte reduziert; weitere 5% sollen folgen.
Bei der Überprüfung der Fett-Werte konnten laut Verbraucherzentrale nur drei Produkte die von Boersch angesprochene Reduzierung von zehn Prozent erhalten. Viele Produkte, wie die „Maggi Spargelcremesuppe“, hätten ihren Fett-Wert sogar verdoppelt, sodass bei der Stichprobe in Summe keine Veränderung der Werte im Vergleich zu den Vorjahren festgestellt werden konnte. Lediglich beim Salz, so die Hamburger Verbraucherzentrale, habe Nestlé Fortschritte gemacht. Hier sei der Wert im Schnitt um 11,3 Prozent gesunken.
Unter den 24 Produkten (alle Details hier) finden sich zum Beispiel Smarties, deren Fett-, Zucker und Kalorien-Wert in den vergangenen Jahren gestiegen, der Salz-Wert aber gesunken ist. Bei Produkten wie „Ravioli in pikanter Soße“ oder „Tommy Le Sauce Hollandaise“ konnten die Verbraucherschützer in der Summe keine Veränderung feststellen. Angesichts der Ergebnisse sprach Valet von „Schönfärberei“. Er forderte ein unabhängiges Informationsportal, das die Entwicklung der Nährwerte von Produkten abbilde, um somit Anbieter stärker in die Pflicht zu nehmen.
Nestlé: Stichprobe nicht repräsentativ
Nestlé reagierte am Mittag auf die Ergebnisse der Verbraucherzentrale mit einer Stellungnahme. Man habe insgesamt 5200 Produkte im Sortiment, die Stichprobe der Verbraucherzentrale Hamburg mit 24 Produkten sei deshalb nicht repräsentativ. „Insgesamt hat die Nestlé Deutschland in den letzten fünf Jahren durchschnittlich etwa zwölf Prozent Salz, acht Prozent gesättigte Fette und sieben Prozent zugesetzten Zucker reduziert“, teilte ein Sprecher mit. Dies entspreche etwa 540 Tonnen weniger Zucker, 200 Tonnen weniger Salz und 329 Tonnen weniger gesättigte Fette.
Nestlé, so der Sprecher, werde auch in Zukunft weiter an einer Reduzierung der Nährwerte arbeiten. Dabei müsse man aus Rücksicht auf die Kunden aber behutsam vorgehen und Rezepturen schrittweise verändern. „Unsere Bemühungen haben nur dann Erfolg, wenn die Verbraucher unsere Produkte immer noch mögen und nicht beispielsweise bei der Zubereitung oder am Tisch nachsalzen oder zu einem anderen Produkt mit einem höheren Gehalt an Zucker oder Salz greifen“, sagte ein Sprecher.
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Bislang scheinen die Deutschen den Nestlé-Produkte aber zugeneigt zu sein. Davon geht zumindest die Landwirtschaftsministerin aus, die in dem umstrittenen Twitter-Video von „Produkten, die die Bürger gerne mögen“, sprach. Opposition und Koalitionspartner warfen Klöckner daraufhin Schleichwerbung für den umstrittenen Konzern vor. Klöckner wiederum verteidigte das Video und sprach von „Hatespeakern“.
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Umwelt- und Verbraucherschützer kritisieren den weltgrößten Lebensmittelkonzern oft für seine Geschäftspraktiken. Doch Nestlés Macht hat auch Grenzen.
Zumindest Aktionäre dürften an Nestlé in letzter Zeit ihre Freude gehabt haben. Denn seit einem Jahr kennt der Kurs des Lebensmittelkonzerns nur eine Richtung: aufwärts. Von 63,20 Euro das Papier am Freitag auf über 90 Euro. Wer guckt schon genauer hin, wenn die Rendite stimmt?
Das 1886 in der Schweiz gegründete Unternehmen hat ein kaum zu überblickendes Markennetz aufgebaut; die Produktpalette reicht von Bübchen-Babypuder über Maggi bis hin zu San-Pellegrino-Wasser. Mit einem Umsatz von knapp 82 Milliarden Euro 2018 ist Nestlé der weltgrößte Lebensmittelkonzern. Allein in Deutschland arbeiten 10 300 Mitarbeiter an insgesamt 15 Standorten.
Ein mutmaßlicher Rechtsextremist wird verdächtigt, den Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke ermordet zu haben. Ein Blick in die Geschichte der extremen Rechten zeigt: Terror ist kein neues Phänomen. Nachdem sich der Verdacht auf einen rechtsextremen Tathintergrund im Fall Lübcke erhärtet hat, wächst die Sorge vor einer Wiederkehr des rechten Terrors.
es ist soweit! Am Samstag beginnt das 32. Rheingau Musik Festival mit dem traditionellen Eröffnungskonzert. Karten sind noch sowohl für den 22. als auch den 23. Juni verfügbar. Falls Sie nicht dabei sein können, haben Sie die Möglichkeit Konzert am 22. Juni live auf hr2-kultur zu verfolgen. Das zweite Eröffnungskonzert am 23. Juni wird auf www.rheingau-musik-festival.de im Live-Stream zu verfolgen sein. Die Ausstrahlungen im Fernsehen folgen am 6. Juli in 3sat und am 7. Juli im hr-Fernsehen. Außerdem können Sie in Musikszene Hessenab 15.04 Uhr – ebenfalls auf hr2-kultur – Vorberichte und Interviewslive vom Eröffnungskonzert hören. Daneben präsentieren wir Ihnen eine kleine Auswahl weiterer Festival-Höhepunkte: Mit Mozarts großen Nachtmusiken eröffnen wir am 26. Juni die Konzerte im Kreuzgang von Kloster Eberbach. Klavier-Kabarettist Bodo Wartke stattet am 27. Juni mit seinem Programm „Was, wenn doch?“ der kING in Ingelheim einen Besuch ab. Die Idealbilder gestandener Blechbläser von Mnozil Brass verwandeln das Kurhaus am 28. Juni mit ihrem Programm „Cirque“ in eine Musik-Manege. Russisch beseelt geht es am 30. Juni im Wiesbadener Kurhaus zu, wenn der Pianist Behzod Abduraimov und das Ural Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Dmitry Liss zum Konzert einladen. Schließlich spürt die Pianistin Danae Dörken am 2. Juli mit ihrem Solo-Rezital dem Volkstonwest- und osteuropäischer Kulturen nach und eröffnet damit die Konzertsaison auf Schloss Johannisberg.
In den nächsten Newsletter-Ausgaben werden wir Ihnen weitere Konzerthöhepunkte vorstellen und Eindrücke in das laufende Festivalgeschehen geben
Um die letzten Tage bis zum „Sommer voller Musik“ zu verkürzen gibt es hierunseren Festival-Film sowie hier den Trailer zu unserer Fokus-KünstlerinChristiane Karg.
Hanna-Elisabeth Müller Sopran Gerhild Romberger Alt Benjamin Bruns Tenor Günther Groissböck Bass MDR Rundfunkchor hr-Sinfonieorchester Andrés Orozco-Estrada Leitung
Antonín Dvořák „Stabat mater“ für Soli, Chor und Orchester op. 58
Auftakt mit einem überwältigenden Meisterwerk
Kunst braucht Mut – den Mut, sich zu einer Sache zu bekennen. Antonín Dvořák hat in seinen Kompositionen wieder und wieder Bekenntnisse abgelegt – am eindrücklichsten in seinen großartigen Sakralwerken. Besonders anrührend: sein „Stabat mater“, mit dem das hr-Sinfonieorchester einen Festivalsommer voller Mut eröffnet. Der trauernden Muttergottes ist das Werk gewidmet. Aber nicht nur das religiöse Bekenntnis steckt darin, auch seinen ganz persönlichen Schmerz hat Dvořák den Noten eingeschrieben: die erschütternde Trauer eines Vaters, dem der Tod seine drei Kinder nahm. Mit großem Einfühlungsvermögen hat Dvořák ein opulentes Chorwerk geschaffen, das zarte Töne ebenso anschlägt wie romantisches Pathos, das mitfühlen lässt und dessen hoffnungsfrohe Vision ein tönender Mutmacher ist.
Der Publizist und Philosoph Michel Friedman führt vor dem Konzert in den Leitgedanken „Courage“ ein.
Wolfgang Amadeus Mozart Violinkonzert Nr. 5 A-Dur KV 219
Rondo C-Dur KV 373
Sinfonie Nr. 29 A-Dur KV 201 Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie für Streicher Nr. 13 c-Moll MWV N 14
Mozart zur blauen Stunde
Ein neuer Stern am Geigenhimmel? Diese Beschreibung greift eindeutig zu kurz, wenn von Noa Wildschut die Rede ist. Mit der gerade einmal 18-jährigen Geigerin ist vielmehr eine ganze Galaxie aufgetaucht, so aufregend farbig ist ihr Spiel und so unerhört aufschlussreich sind ihre Interpretationen. Besonders Mozart scheint in Noa Wildschut eine Geistesverwandte zu haben. Seine Musik sei so rein und so voller Leben, schwärmt die junge Niederländerin. Mit charmanter Leichtigkeit, einem mitreißenden Temperament und einer tadellosen Technik hat sich Noa Wildschut bereits in ihrem Debüt-Album als vollkommen ernstzunehmende Mozart-Interpretin empfohlen. Ehrensache, sie zu unserer „Großen Nachtmusik“ in den Eberbacher Kreuzgang einzuladen. Jedes Jahr feiern wir damit Mozarts einmaliges Genie, seine unsterbliche Kunst und unbändige Lebenslust.
Gentleman-Entertainer am Flügel
Mit seinem fünften Klavierkabarett-Programm bezeugt der Wortakrobat, Chansonnier und Tastentiger Bodo Wartke, dass es möglich ist, seiner Bühnenkunst treu zu bleiben und zugleich für neue Begegnungen und Einflüsse offen zu sein. Der Sprachjongleur macht sich sinnend und singend auf den Weg – jede Menge Fragen im Gepäck – und lädt sein Publikum zu einem Perspektivwechsel ein. Auch in „Was, wenn doch?“ ist es die Liebe, ob unerfüllt oder zu dritt, die den fabulierenden Poeten umtreibt und ihn rätseln lässt: Die richtige Frau gefunden? Oder aufs falsche Pferd gesetzt? Was tun bei widersprüchlichen Gefühlen? Eine vorläufige Antwort lautet: leidenschaftlich handeln, abwarten und Tee zubereiten! Glasklar hingegen ist, wo die Liebe aufhört: bei Insekten. Falls er dann noch sein berühmtes Liebeslied in gefühlt 88 Sprachen von Schwyzerdütsch über Ukrainisch bis Shakespeare-Englisch anstimmen sollte, ist der Abend endgültig gerettet!
Thomas Gansch Trompete & Gesang Robert Rother Trompete & Gesang Roman Rindberger Trompete & Gesang Gerhard Füßl Posaune & Gesang Leonhard Paul Posaune, Bassposaune & Gesang Zoltán Kiss Posaune, Bassposaune & Gesang Wilfried Brandstötter Tuba
Kommen Sie! Hören Sie! Staunen Sie!
Drei Jahre ist es her, dass die sieben Idealbilder gestandener Blechbläser von Mnozil Brass das Rheingau Musik Festival ordentlich aufmischten. Mit „Cirque“ – ihrem neuesten Streich – betreten sie diesmal die Kurhaus-Manege, um dem Affenzirkus des Alltags Musik und Humor entgegen zu setzen, ihn in einen kleinen aber feinen Flohzirkus zu verwandeln und sei es nur für wenige Stunden. Für ihr aktuelles Programm haben die schrägen Österreicher mit großer Finesse zirkusnahe Musiken zusammengestellt, zitieren und variieren Liszt und Mahler, Haydn und Strauss, bedienen sich bei Rossini, Strawinski und Sting, changieren immer wieder zwischen Jazz, Klassik und Volksmusik. Versehen mit dieser ganz eigenen Wiener Melange sind clowneske Sketche und Pantomimen in ihr virtuoses Spiel eingebettet. Mit viel Liebe zum Detail präsentieren Mnozil Brass eine wunderbare Hommage an das Zirkuszelt – anarchisch, elysisch, kunterbunt, schlicht urkomisch!
Pjotr Iljitsch Tschaikowski Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23
Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36
Russisch beseelt
Dieses Debüt hat eindeutig nach einer Zugabe verlangt! 2017 stellte sich Behzod Abduraimov mit einem derart begeisternden Rezital im Rheingau vor, dass eine Wiedereinladung nur eine Frage der Zeit sein konnte. In diesem Jahr ergibt sich endlich wieder die Gelegenheit zu einer Begegnung mit Abduraimov, dieses Mal als Solist im Orchesterkonzert. Dabei steht Pjotr Iljitsch Tschaikowskis erstes Klavierkonzert auf dem Programm – mit seinen gewaltigen Soloakkorden gleich zu Beginn. Dieses Konzert kann sich glücklich schätzen, Abduraimov zu haben, lautet auf Youtube ein Kommentar zu der kraftvollen und dennoch fein ausdifferenzierten Tschaikowski-Interpretation des jungen Usbeken, der längst kein Geheimtipp mehr ist. Die Hingabe, die der große Romantiker in seinen Werken einfordert – Abduraimov ist gerne bereit, sie einzulösen.
Konzertführer live um 18.15 Uhr im Kurhaus Wiesbaden
Franz Schubert Deutsche Tänze op. posth. 171 D 790 Edvard Grieg „Hochzeitstag auf Troldhaugen“ aus: Lyrische Stücke Heft VIII op. 65 Francis Poulenc Huit Nocturnes FP 56 Manuel de Falla „Canción de fuego fatuo“ („Feuertanz“) aus dem Ballett „El amor brujo“ („Der Liebeszauber“) Frédéric Chopin Polonaise Nr. 1 cis-Moll op. 26 Manolis Kalomiris Nocturne
5 Préludes Béla Bartók Rumänische Volkstänze für Klavier Sz 56
Heimat als Lebensgefühl
Wenn Danae Dörken für ihr Rheingau-Debüt einen Brückenschlag von Ost- nach Westeuropa auf das Programm gesetzt hat, dann hat das durchaus einiges mit der Biografie der jungen Pianistin zu tun. Danae Dörken wurde in Deutschland geboren, ihre Mutter ist Griechin, auf Lesbos hat sie ein eigenes Musikfestival ins Leben gerufen, aber auch die großen Konzertsäle etwa von Hamburg, Köln, Frankfurt oder Berlin sind ihr längst bestens vertraut. „Ich habe mit der Zeit gemerkt, dass es ein großer Vorteil ist, sagen zu können, ‚ich bin ganz vieles‘. Heimat hat für mich nicht viel mit einem Ort, nicht einmal mit Sprache zu tun, eher mit einem Lebensgefühl, wo ich mich wohlfühle, und das kann an ganz vielen verschiedenen Orten passieren.“ Und so spürt die 1991 geborene Pianistin in ihrem Solo-Rezital dem Volkston west- und osteuropäischer Kulturen nach – um dabei zugleich ganz bei sich zu bleiben!
Konzertführer live nach dem Konzert mit Danae Dörken
Rechtsmotivierte Gewalttäter haben zwischen 1990 und 2017 in Deutschland mindestens 169 Menschen getötet. Doch in den offiziellen Statistiken der Sicherheitsbehörden taucht nur knapp die Hälfte von ihnen auf. Diese Dokumentation aller Namen und Fälle soll den Opfern ein Gesicht geben und zeigen, dass sie nicht Opfer gewöhnlicher Kriminalität wurden.
Polizisten in NRW. (Quelle: Noah Wedel/imago images)
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages – heute von mir als Stellvertreter von Florian Harms:
WAS WAR?
Diese Zahlen sind ganz besondere, weil sie die ersten sind. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat das bundesweit erste Lagebild zur Clan-Kriminalität veröffentlicht. Ergebnis: In NRW gebe es 104 kriminelle Clans. In den Jahren 2016 bis 2018 sollen die für rund 14.000 Straftaten verantwortlich sein, begangen von 6.500 Verdächtigen. Von den Straftaten seien 26 Tötungsdelikte, davon 24 Versuche und zwei vollendete. Das sind hohe Zahlen, die NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) da präsentiert hat.
Aber was bedeuten sie?
Fakt ist: Die Bundesländer haben das Thema Clan-Kriminalität eher jahrzehntelang als jahrelang verpennt. Das hat Reul selbst noch im Februar zugegeben. Deshalb sind die Zahlen so hoch. Deshalb hat es so lange gedauert, bis es jetzt überhaupt welche gibt. Und deshalb haben mehrere Bundesländer und insbesondere die Städte Essen, Berlin oder Bremen ein riesiges und gefährliches Clan-Problem.
Expertengremien von Polizei und Kriminalämtern in Bund und Ländernarbeiten angeblich seit Monaten an einer besseren Erfassung der Straftaten von Clans – sowie an einer besseren Definition und Abgrenzung anderer Bereiche organisierter Kriminalität. Sonderlich viele Ergebnisse sind dabei offensichtlich noch nicht rum gekommen.
Immerhin in NRW sind sie mittlerweile wach. Das Landeskriminalamt in Düsseldorf gründete erst im Dezember 2018 eine Task Force mit Clan-Fokus. Es folgten diverse Razzien. Sie hat den Kampf gegen Raub, Erpressung und Körperverletzung also aufgenommen. Da helfen neben den Zahlen insbesondere weitere Erkenntnisse. Der Ursprung der Clans seien türkisch-arabischstämmige Großfamilien. Viele Clan-Mitglieder hätten keinen oder einen niedrigen Schulabschluss, aber große Erwartungen an ihren Lebensstandard. Einkünfte würden aus Drogenhandel, Shisha-Bars, Wettbüros und dem Autohandel kommen, aber auch aus Betrugsmaschen.
Was jetzt?
Die betroffenen Länder müssen schlicht noch mindestens einen Gang hochschalten. Die Razzien der vergangenen Monate und nun die Erhebung der Zahlen in NRW können nur der Anfang sein, um die entstandenen Parallelstrukturen und die Paralleljustiz zu zerschlagen, wie NRW-Justizminister Peter Biesenbach sie nannte.
Gerade die Hotspots für Clan-Kriminalität wie Berlin und Bremen müssen nachziehen und ebenfalls schnellstmöglich Lagebildererarbeiten und veröffentlichen. Das gilt natürlich auch für andere Länder wie Niedersachsen, die ebenfalls unter Clans leiden. Und für den Bund.
Die Länder müssen endlich Erkenntnisse austauschen und wirklich zusammen arbeiten – statt nur darüber zu reden.
Die Länder müssen selbstbewusst auftreten und das geltende Recht durchsetzen. Reul sagt beispielsweise: „Das können Clans gern als Drohung oder als Kampfansage verstehen. Bei uns gilt nicht das Recht des Clans, sondern das Recht des Staates.“
Sie müssen zugleich Mitgliedern der Clans den Ausstieg ermöglichen aus dem Teufelskreis – und Zeugen noch besseren Schutz garantieren.
Das Gesetz zur strafrechtlichen Vermögensabschöpfung sieht seit 2017 bereits eine teilweise Umkehr der Beweislast vor und muss noch konsequenter umgesetzt werden: Verdächtige müssen die Herkunft ihres Vermögens belegen. Besteht kein Zweifel daran, dass Vermögen aus kriminellen Handlungen herrührt, kann es auch dann eingezogen werden, wenn die konkrete Straftat, aus der es stammt, nicht nachgewiesen werden kann. Durch Beschlagnahmungen müssen die Clans finanziell ausgetrocknet werden.
Die Zeit drängt, will man den Kampf gegen die Clan-Kriminalität noch gewinnen. Die Zahlen aus NRW sind da eindeutig eine Warnung.
Chris Hughes im Jahr 2010: Jetzt fordert der einstige Mitgründer von Facebook eine Zerschlagung des Konzerns. (Quelle: imago images). Nach einem halben Jahr stieg er bei Facebook aus, weil er bereits eine halbe Milliarde Dollar verdient hatte. Nun übt Mitgründer Chris Hughes scharfe Kritik an dem Internetriesen – und an Chef Mark Zuckerberg.