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Aug. 2019 | €uropa | Kommentieren

Das Holland-Festival in Amsterdam zeigt im Rahmen einer dreitägigen Megashow Karlheinz Stockhausens legendären Musikzyklus „Licht“, oder in dem fünfzehnstündigen Auszug „aus Licht“ zumindest die Hälfte des sieben Tage umfassenden Werks. Selbst für das Helikopter-Quartett haben sich die Streicherinnen des Pelargos-Quartetts in die Höhe schwingen lassen. SZ-Kritiker Reinhard Brembeck ringt nach Luft bei dem Spektakel, das Superlative und Firlefanz vereint: „Der tief religiöse Stockhausen, der täglich betete, war in seiner Begeisterungsfähigkeit so maßlos und naiv wie ein Kind. Jedes Phänomen, Helikopter wie Klangschalen, Esoterik, Zimbeln, Abzählreime, einfach alles brachte er in seinem ‚Licht‘-Kosmos unter, Irdisches befremdete ihn genauso wenig wie Metaphysisches. Dieser Synkretismus wird ihm gern vorgeworfen. Dabei inspirierte ihn der zu seinen beständigen Grenzüberschreitungen. Stockhausen ist kein destruktiver Zerstörer, sondern ein konstruktiver Weiterdenker des Vorhandenen. Nie schreibt er Oper wie gewohnt, oder wie es viele seiner Kollegen bis heute tun. Immer geht der stets Neugierige nicht nur ein, zwei oder drei Schritte übers Bekannte hinaus, sondern immer gleich meilenweit. Und dort, im Unbekannten, findet und erschafft er dann häufig das auf Anhieb überzeugend Neue.“

Juli 2019 | €uropa | Kommentieren

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Juli 2019 | €uropa | Kommentieren

Wem gehört der Prager Schriftsteller Franz Kafka? Wer hat das Recht und wem steht es
zu, für ihn und sein Erbe zu sprechen? In einer Serie spektakulärer Gerichtsprozesse
in Israel hat man diese Frage in immer neuen Varianten erörtert. Benjamin Balint hat
nun ein spannendes und ausgesprochen lesenswertes Buch über den darüber entstandenen
Streit geschrieben. Ist Franz Kafka ein deutschsprachiger Schriftsteller,
der zufällig Jude war? Oder war er ein jüdischer Schriftsteller, der deutsch schrieb,
aber sich nicht als Deutscher, sondern allenfalls als deutschsprachiger Prager ansah?
Der darüber geführte Streit, der nicht nur vor Gerichten, sondern auch in Feuilletons
ausgetragen wurde und wird, entzündete sich an der Frage, wo Kafkas Hinterlassenschaften
besser aufgehoben sind, an der Nationalbibliothek in Jerusalem [The
National Library of Israel] oder im Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Was diesen
Streit so kompliziert macht, ist der Umstand, dass wichtige Kafka-Hinterlassenschaften
(Briefe, Prosafragmente und anderes) sich in wesentlichen Teilen nicht ohne weiteres
vom Max Brod-Nachlass trennen lassen.
Max Brod, seinerzeit in Prag eng befreundet mit Franz Kafka, hatte sich nach
dessen Tod 1924, und zwar gegen dessen ausdrücklichen Willen, um dessen Erbe (Manuskripte,
Tagebücher, Briefe) gekümmert. Bekanntlich hatte Kafka verfügt, dass seine
schriftlichen Hinterlassenschaften nach seinem Tod vernichtet werden sollten. Max
Brod hielt sich jedoch nicht an diese Anweisung und rettete damit für die Nachwelt,
was sein unbestreitbares Verdienst ist, Kafkas literarisches Vermächtnis.
Für die Leser der ZRGG ist von Interesse, dass der damals gerade einmal 21 Jahre
alte Hans-Joachim Schoeps (1909-1980), der Begründer der ZRGG , zusammen mit Max
Brod die erste posthume Kafka-Edition unveröfffentlichter Kafka-Erzählungen und
-Prosa unter dem Titel Beim Bau der chinesischen Mauer auf den Weg gebracht hat. Der
erste Band der auf zwei Bände konzipierten Edition erschien auf Empfehlung Siegfried
Kracauers in der zweiten Maihälfte 1931 im Gustav Kiepenheuer Verlag. In dem
vom Verfasser 1985 herausgegebenen Briefwechsel Max Brod/Hans-Joachim Schoeps
kann im Einzelnen nachgelesen werden, wie es zur Edition und zur Zusammenarbeit
zwischen Brod und Schoeps kam.
Der geplante zweite Band, dessen Erscheinen für das Frühjahr 1933 vorgesehen war,
kam nicht mehr zustande. Die Machtübertragung an Hitler und die Nationalsozialisten
Julius H. Schoeps (Hg.), Im Streit um Kafka und das Judentum. Max Brod/Hans-Joachim
Schoeps Briefwechsel, Königstein, Ts. 1985.

© Koninklij ke Brill NV, Leiden ZRGG 71, 3 (2019)
Also available online – brill.com/zrgg
Die Geschichte hinter der Geschichte
Zum Streit um das literarische Erbe der Schriftsteller
Franz Kafka und Max Brod
Benjamin Balint: Kafkas letzter Prozess. Berlin: Berenberg Verlag, 2019, 336 S.

Juli 2019 | €uropa | Kommentieren
Stephan von Orloff kämpft gegen die Umweltverschmutzung durch die Massen an Zigaretten die jeden Tag auf dem Boden landen. Er fordert Bundesumweltministerin Svenja Schulze dazu auf ein Pfandsystem für Zigaretten einzuführen. Dazu braucht er Ihre Unterstützung, Jürgen! Helfen Sie ihm?
Für Pfand auf Zigaretten und Schachteln
Stephan von Orlow hat diese Petition an Svenja Schulze, DZV Geschäftsführer Jan Mücke gestartet und hat nun 1.110 Unterstützer*innen
Unterschreiben Sie diese Petition mit einem Klick

Täglich werden in Deutschland über 200 Mio. Zigaretten geraucht. Der allergrößte Teil von ihnen landet danach auf Straßen, im Grün und früher oder später in unseren Gewässern. Wissenschaftliche Studien zeigen eindrücklich, dass aus Zigaretten gelöste Giftstoffe und der zerfallende Kunststoff der Filter erhebliche Gefahren für Tiere und Pflanzen darstellen. Die Folgen reichen von Verhaltensstörungen über Missbildungen und DNA-Veränderungen bis hin zum Tod. Über die Nahrungskette erreichen die Gifte letztlich auch wieder den Menschen.

Wir wünschten, wir könnten mit den Menschen sprechen, die ihre Zigaretten und – oft übersehen – auch deren Verpackungen auf den Boden werfen und sie würden den Schaden, den sie anrichten, verstehen. Und natürlich wünschten wir uns Menschen, die einsichtig sind und verantwortlich handeln. Viele tun dies zum Glück auch, viel zu viele aber leider auch nicht. Deshalb wünschen wir uns Regeln, die ökologisches Fehlverhalten unattraktiv machen. Eine besonders wirksame Regel wäre, ein Pfand auf Zigaretten und deren Packungen. Ein solches Pfand wird das „Kippenproblem“ schnell und umfassend lösen!

Aktuell wird auf bundes- und EU-Ebene darüber diskutiert, die Hersteller von Zigaretten für die Umweltfolgekosten mit in die Pflicht zu nehmen. Daher ist es gerade jetzt wichtig, Mittel in die richtigen Maßnahmen zu leiten. Aufklärungskampagnen und mehr Mülleimer können die Umweltbelastung durch Kippen allenfalls etwas vermindern, ein Pfand aber kann sie nahezu beseitigen!

In unserem ausführlichen Konzept haben wir mehr als nur eine Forderung für ein Pfand formuliert: Es ist der Entwurf für eine Strategie, die für Raucher*innen und Industrie handhabbar ist. Unsere Petition, deren Umsetzung wir von Industrie und Politik fordern, findest Du im genauen Wortlaut unter
http://www.aufheber.de/Petition_Zigarettenpfand.pdf

Hier die zentralen Punkte:

  • 20 Cent pro Kippe an Pfand, das heißt etwa 4 Euro Pfand pro Packung – zu bezahlen beim Zigarettenkauf, zurück zu erhalten bei der Abgabe
  • Ausgabe von Taschenaschenbechern als Transportmittel für Asche und Kippenreste
  • Rückgabemöglichkeit bei jeder Verkaufsstelle von Zigaretten
  • Packungen und Taschenaschenbecher als kreislauffähige Mehrwegprodukte
  • Recycling von Zigarettenkippen (ja, das geht!)

Wir müssen den Schaden an der Umwelt durch Zigaretten endlich beenden. Gemeinsam sind wir in der Lage, dieses Ziel zu erreichen. Wir brauchen Deine Unterstützung und Deine Stimme. Durch Dich legitimiert können wir in Gesprächen mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze und dem Deutschen Zigarettenverband für unsere Lösung werben und sie durchsetzen. Heute ändern wir gemeinsam die Zukunft der Böden und Gewässer in Deutschland und Europa!

LG, Stephan für „Die Aufheber“

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Bei Change.org glauben wir an die Stimme von alltäglichen Menschen. Gibt es etwas, das Sie verändern möchten?
Juli 2019 | €uropa | Kommentieren

Vor Bürgerentscheid Ochsenkopf

Wie es ums Heidelberger Klima steht

Peter Trute untersucht die Bedeutung der Wiese – Grünflächen von hoher Bedeutung – „Es ist eine Frage der Umweltgerechtigkeit“

Noch 3 Gratis-Artikel diesen Monat. RNZonline Angebote

 

22.06.2019, 06:00 Uhr

Zwischen der Autobahn und den Bahngleisen liegt der Große Ochsenkopf. Hier würde die Stadt gerne den neuen Betriebshof bauen. Foto: Priebe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Was ist wichtiger: Der Erhalt der grünen Wiese oder Freiräume in der Innenstadt? Um solche Fragen der Stadtentwicklung besser beantworten zu können, gibt es das Klimagutachten für Heidelberg. Zusammen mit der Firma Ökoplana aus Mannheim hat die Geo-Net Umweltconsulting GmbH die Untersuchung im Jahr 2015 aktualisiert.

Die Hannoveraner Firma wurde aktuell auch von der Stadt mit dem Kleinklimagutachten für den Großen Ochsenkopf und Bergheim-West betraut. Es wird in der aktuellen Diskussion um die Verlagerung des Betriebshofes heiß debattiert. Im Interview mit der RNZ beantwortet Geschäftsführer Peter Trute grundsätzliche Fragen zum Heidelberger Klima.

Peter Trute ist Geschäftsführer der Geo-Net Umweltconsulting GmbH. Foto: privat

Wie steht Heidelberg da? Haben wir ein prima Klima? 

Die Lage Heidelbergs ist im größeren Vergleich eher ungünstig. Das Rheintal ist einer der Hotspots der Überwärmung in Deutschland. Hier gibt es aufgrund der Gebirge in den Randlagen häufig Inversionswetterlagen. Während es also zum Beispiel in Hannover oder Braunschweig günstigere klimatische Rahmenbedingungen gibt, hat Heidelberg eine ähnliche Ausgangslage wie Freiburg oder Karlsruhe. Allerdings gibt es hier auch den Neckartalabwind, der fast die gesamte Stadt durchstreicht und damit für eine gewisse Entlastung sorgt. In den besonders dicht bebauten Gebieten kommt er allerdings nicht an.

Von welchen Stadtteilen sprechen Sie?

 Besonders von der Altstadt und von Bergheim. Dort gibt es wenig Grün. Die vielen Gebäude speichern die sommerliche Wärme und geben sie nachts wieder ab. Ganz anders sieht es zum Beispiel in Ziegelhausen und Schlierbach am Waldrand aus. Zwischen dem kühlen Bierhelderhof und den warmen Gründerzeitquartieren in Bergheim kann es in Sommernächten zu Temperaturunterschieden von bis zu neun Grad kommen.

Wieso kann der Neckartäler in der Altstadt oder Bergheim nicht durch die Gassen wehen?

 Aufgrund der insgesamt dichten Bebauung hebt er in höhere Schichten ab und kommt am Boden nicht mehr an. Nur einzelne Straßenzüge wie Teile der Hauptstraße in der Altstadt werden auch bodennah durchströmt.

Warum ist das Thema Stadtklima für die Menschen so wichtig? 

Für gesunde 35-Jährige ist das eher ein Komfortthema. Die Leistungsfähigkeit am Tag sinkt und man kann sich nachts nicht mehr richtig erholen. Bei den Klimagutachten nimmt man aber insbesondere die ältere Bevölkerung ab 65 Jahren und die ganz Jungen in den Fokus. Für jemand, der zum Beispiel unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leidet, können Wärmeinseln ein weiteres Gesundheitsrisiko sein.

Bürgermeister Erichson sagte bei der Vorstellung des Klimagutachtens von 2015, dass Heidelberg optimal durchlüftet sei. Es sei schwer, sich eine Bebauung vorzustellen, die bioklimatisch allzu bedenklich wäre. Ist das richtig oder falsch? 

Das ist schwer zu sagen. In Heidelberg, wie in anderen Städten auch, gibt es große Unterschiede zwischen klimaökologisch günstigen und ungünstigen Quartieren. Für mich ist das eine Frage der Umweltgerechtigkeit. Ziel der Stadtplanung sollte es sein, gleichwertige Lebensbedingungen in allen Stadtteilen zu ermöglichen. Dabei geht es auch darum, die Belastungen für schlechter gestellte Quartiere zu reduzieren.

Genau das hat die Stadt Heidelberg in Bergheim vor. Wenn der Betriebshof verlagert wird, könnte auf der Hälfte des Areals ein Stadtpark entstehen. Können solche neuen Grünflächen helfen? 

Ja, eine klimatische Entlastungsfläche in einem Wärme-Hot-Spot zu planen, ist sehr positiv einzuordnen. Stadtparks, neue Grünflächen, weniger Parkplätze, begrünte Fassaden: All das sind Möglichkeiten, um das Stadtklima zu verbessern.

Nachverdichtung, Abriss oder Neubauten auf der grünen Wiese: Lassen sich solche schwerwiegenden Entscheidungen mit dem Klimagutachten treffen? 

Dafür gibt es die Planungshinweiskarte. An ihr kann man ablesen, wo eine Nachverdichtung „klimaverträglich“ möglich ist, und wo man es lieber nicht machen sollte. Aus klimatischer Sicht ist es übrigens besser, höher statt in die Breite zu bauen und damit mehr Fläche zu versiegeln. Ob die Bauten drei oder vier Stockwerke haben, macht für das Strömungsfeld in der Regel keinen großen Unterschied.

In der politischen Diskussion behaupten die Befürworter einer Betriebshofverlagerung gerne, dass das Bündnis für den Bürgerentscheid Ihr Gutachten nicht richtig zitiert. Stimmt das?

Das kann ich nicht beurteilen. Ich bekomme in Hannover nur einen Teil der Diskussion mit, bin aber auch von der Bürgerinitiative angerufen worden, ob ich eine Auskunft geben kann. Nach Freigabe durch die Stadt Heidelberg würde ich das auch tun. Das Urheberrecht liegt bei ihr als Auftraggeber. Ich will – ehrlich gesagt – auch in kein Fettnäpfchen treten.

Welche Bedeutung haben große Grünflächen am Rande der Stadt wie die Ochsenkopfwiese?

Sie sind von hoher klimatischer Bedeutung – als Teil des übergeordneten Luftaustausches, aber auch ganz lokal für die Anwohner. Als Erholungsgebiet bleibt der Große Ochsenkopf, gemessen an seiner Grünfläche, unter seinen Möglichkeiten. Er ist zu schlecht angebunden. Man könnte mehr daraus machen.

Was halten Sie von einer Dachbegrünung für den Betriebshof?

Die Fläche grün und begehbar für die Stadtbevölkerung auszugestalten, ist ein wegweisender Ansatz. Damit stünde ein wesentlicher Anteil der Fläche, die sonst nicht nutzbar wäre, für die Erholung zur Verfügung. Dachbegrünung, die für die Anwohner zugänglich ist, bringt aus Klimasicht auf einem so großen Gewerbestandort viel. Das hat einen Klimaeffekt für das gesamte Umfeld.

Aber das wäre doch kein gleichwertiger Ersatz für die Ochsenkopfwiese.

Es ist sicher immer besser, eine unversiegelte Fläche zu erhalten. Sie dient als großer Wasserspeicher, dort können große Bäume wachsen. Aber auch mit einer zugänglichen Dachbegrünung ließen sich relativ gute Ergebnisse erzielen.

Warum der Heidelberger Betriebshof nicht auf den Ochsenkopf soll Kamera: Marie Degenfeld, Reinhard Lask / Produktion: Reinhard Lask

Nimmt die Stadt das Thema ernst genug?

Heidelberg ist in seiner Herangehensweise viel weiter als die meisten anderen Städte, geht fast schon avantgardistisch mit dem Thema um. Denn hier wird nicht nur der Ist-Zustand und die Auswirkungen einer möglichen Bebauung untersucht, sondern auch weit in die Zukunft geschaut, wie sich zum Beispiel die globale Erwärmung bis ins Jahr 2100 auf die Stadt auswirkt. Welche Schritte daraus abgeleitet werden, liegt dann aber in den Händen der Politiker.

Warum dauert eigentlich das Kleinklimagutachten für die Ochsenkopfwiese und Bergheim-West so lange? Alle warten sehnsüchtig auf die Ergebnisse.

Das hat vor allem technische Gründe. Es handelt sich um ein rasterbezogenes Verfahren, je mehr wir in die Tiefe gehen, desto kleiner wir die Raster wählen, umso länger dauern die Modellrechnungen. Die Daten müssen ganz detailliert eingegeben werden: die Landstruktur, die Gebäudehöhen und vieles mehr. Typischerweise dauert so ein Gutachten acht bis zwölf Wochen.

Vor dem Bürgerentscheid wird es aber doch fertig?

Ich denke, das wird funktionieren. Ich bin vorsichtig. Denn ab und zu treten Fehler auf, dann muss alles noch einmal gerechnet werden. Am Ende muss die Untersuchung so ausgereift sein, dass man „Gutachten“ aufs Titelblatt schreiben kann.

Warum der Heidelberger Betriebshof auf den Ochsenkopf soll Redaktion, Kamera und Produktion: Reinhard Lask

Juli 2019 | €uropa | Kommentieren

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Juli 2019 | €uropa | Kommentieren

Es dauert Monate, bis Firmen IT-Stellen besetzen können. Das Problem: Oft hadern sie mit der luxuriösen Position der Bewerber. Wer Erfolg haben will, muss radikal umdenken.  132 Tage. So lange dauert es im Schnitt, bis ein Unternehmen eine freie Stelle mit einer geeigneten IT-Fachkraft besetzen konnte – 14 Tage mehr als im Durchschnitt aller Berufe. Unseren „Rundschau-ITler (nur mal eben zum Beispiel) bekommt für unsere Betreuung eine derart lächerliche „Bezahlung“ das wir das nie weitersagen dürfen: Freundschaftspreis!
Alsdann,  das ist das Ergebnis einer Analyse, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) im Mai veröffentlicht hat. Eine Bitkom-Studie kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Die von dem Digitalverband befragten Unternehmen brauchten durchschnittlich fünf Monate, um eine IT-Stelle zu besetzen.

Informatiker, so lässt sich die Kernaussage der Studien zusammenfassen, sind gefragt wie nie. Inzwischen herrscht in fast allen Bundesländern im IT-Fachkräftemangel. Firmen suchen händeringend nach Programmierern, Datenanalysten und anderen Experten – quer durch alle Branchen. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder warnt: „Jede offene Stelle bedeutet Verlust von Wertschöpfung, ein Weniger an Innovation.“ Der Fachkräftemangel könne zu einer „bedrohlichen Wachstumsbremse“ werden.

Dabei ist IT-Job nicht gleich IT-Job. Besonders gefragt sind derzeit Software-Entwickler. Drei von zehn Unternehmen aller Branchen mit mindestens einer offenen IT-Stelle suchen Programmierer, wie die Bitkom-Studie gezeigt hat. Dahinter folgen Projektmanager und Anwendungsbetreuer. Aber auch der Bedarf an vergleichsweise neuen Jobs wie Data Scientist (sieben Prozent) und Virtual Reality Designer (sechs Prozent) steigt. Das beobachtet auch Expertlead-Gründer Hosemann: „Viele Themen stecken gerade erst in den Kinderschuhen, da wird die Nachfrage noch deutlich steigen.“ Er nennt als weitere Beispiele Jobs wie Machine Learning Engineers oder Cyber Security Experten.

Der deutsche Arbeitsmarkt hätte im Prinzip gute Voraussetzungen, denn für IT-Fachkräfte gehört er zu den attraktivsten der Welt. Das ist das Ergebnis einer anderen Studie, die die Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group im Mai veröffentlicht hat. Etwa ein Drittel der knapp 27.000 weltweit befragten Digitalexperten sei demnach bereit, für einen Job nach Deutschland zu kommen. Nur die USA sind noch beliebter.

Warum tun sich die Unternehmen also so schwer beim Recruiting? Arne Hosemann glaubt, dass die Probleme auch hausgemacht sind. Seiner Meinung nach haben sich viele Firmen nicht auf das neue Verhältnis zwischen Arbeitgeber und -nehmer eingestellt: „Nicht die Bewerber müssen um eine Stelle bei einem renommierten Konzern kämpfen, sondern die Firmen um die besten Leute.“ Oder anders gesagt: Die Unternehmen suchen einfach nicht richtig. Wer Erfolg haben will, sagt Hosemann, muss umdenken.

Also verlegte Berner den Sitz der Holding Anfang 2016 nach Köln. „Viele beklagen sich über einen Mangel an Spezialisten. Während andere lediglich über Probleme sprechen, haben wir eine konkrete Lösungen geschaffen“, hatte der Vorstandschef damals gesagt. Berner war sich sicher: Ohne Umzug keine Zukunft.

Das Handelsunternehmen war zwar relativ drastisch in seiner Entscheidung, aber bei weitem nicht die einzige Firma, die so gehandelt hat. Viele der Dax-30 betreiben inzwischen sogenannte Innovation Labs, meistens in Berlin. Der Heizungsbauer Viessmann aus dem hessischen Allendorf hat im vergangenen Jahr einen 4.500 Quadratmeter großen Digitalstandort in der Hauptstadt eröffnet. Und OBO, Spezialist für Gebäude-Elektroinstallationen aus dem Sauerland, hat es ebenfalls nach Köln gezogen – wenngleich auch nicht mit dem Firmensitz. Die Devise heißt offenbar: Wenn die Talente nicht kommen, müssen die Jobs zu den Talenten.

Der Umzug hat dem Familienunternehmen eine Perspektive eröffnet. Aber, so heißt es ebenfalls aus dem Unternehmen, den Krieg um die Talente spüre man noch immer.

Bald strömt die Generation Z auf den Arbeitsmarkt

Das Problem: IT-Fachleute mit entsprechendem Know-how können sich den Job in der Regel aussuchen – und ohne Risiko als Selbstständiger auf Projektbasis arbeiten. „Sie wollen Abwechslung, sich weiterentwickeln und immer neue Herausforderungen. Die Festanstellung, auf die viele Firmen bestehen, bedeutet aus der Sicht der IT-Fachkräfte aber oft das Gegenteil“, sagt Arne Hosemann von Expertlead.

Das Start-up will diesen neuen Ansprüchen gerecht werden, vermittelt die ITler daher ausschließlich auf Freelancer-Basis. Die Unternehmen müssen akzeptieren, dass die Spezialisten aus der Ferne arbeiten und nicht täglich ins Büro kommen. „Am Ende ist es ja egal, wo der Mensch gerade sitzt – wichtig ist, ob er die Aufgabe bewältigen kann“, sagt Hosemann. Im Gegenzug, so lautet das Versprechen, bekommen die Firmen einen ITler, der zu den besten seines Fachs gehört.

Hinzu kommt: Die ITler, die in den nächsten Jahren von den Unis auf den Arbeitsmarkt strömen, gehören zur sogenannten „Generation Z“, also den zwischen 1995 und 2010 Geborenen. Der Jugendforscher Simon Schnetzer hat für seine Studie „Junge Deutsche 2019“ untersucht, was sie umtreibt. Das Ergebnis: Die „Z-ler“ wünschen sich vor allem Freiheit.

Während in den vergangenen neun Jahren das Thema Arbeitsplatzsicherheit noch das wichtigste war, gaben die Befragten diesmal an, dass sie von ihrem Arbeitgeber in erster Linie eine gute Arbeitsatmosphäre und Work-Life-Balance erwarten. Ihre wichtigste Motivation für Leistung: Spaß.

Gute Programmierer müssen nicht studiert haben

Das passt zwar zu den Beobachtungen von Hoseman. Dass die Festanstellung im IT-Bereich ein Auslaufmodell ist, glaubt Schnetzer aber nicht. „Die Arbeit als Freelancer ist nur in der jungen wilden Phase besonders attraktiv. Mit einer längeren Beziehung oder spätestens der Familienplanung wird eine Festanstellung attraktiver – vorausgesetzt, sie geht auf die Bedürfnisse der Bewerber ein.“

Was Schnetzer meint: Arbeitgeber müssen die Arbeit flexibel gestalten, ihren Talenten Freiräume einräumen und ihnen die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln. „Die Generation Z ist maximal unverbindlich. Egal ob Verabredung oder neuer Job: Eine Entscheidung ist nur ein Zwischenstand, bis etwas Besseres kommt“, sagt Schnetzer. Deshalb müssten Arbeitgeber jeden Tag beweisen, dass sich die jungen Talente richtig entschieden hätten. Vorgesetzte sollten sich als Coach verstehen und lernen, zuzuhören.

Expertlead vermittelt Hosemann zufolge derzeit eine hohe dreistellige Zahl von IT-Experten, bis zum Jahresende könnten es 1000 sein. Das Start-up wirbt damit, ausgeschriebene Projekte innerhalb von 48 Stunden besetzen zu können. Zu den Kunden zählten Lufthansa, Daimler und die Deutsche Bank.

Aber auch sogenannte Hidden Champions, also Weltmarktführer aus dem deutschen Mittelstand, nutzen das Angebot. Die haben es im Rennen um die Mangelware IT-Fachkräfte besonders schwer – weil sie ihren Sitz häufig in der für IT-Spezialisten eher unattraktiven Provinz haben. Berner kann inzwischen mit einem Sitz in der Millionenstadt Köln punkten. Trotzdem engagiert das Unternehmen im IT-Bereich hin und wieder auch Leute auf Projektbasis.

Juli 2019 | €uropa | Kommentieren

Anfang 2018 beauftragte die Bundesanwaltschaft Wissenschaftler damit, die NS-Belastung der Behörde zu prüfen.
Heute wurden erste Ergebnisse vorgestellt.

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Juli 2019 | €uropa | Kommentieren

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