Buddha Shakyamuni (Detail), westliches Tibet, 12./13. Jahrhundert. Museum Rietberg

Duftöle, Räucherstäbchen, Grüner Tee, Yoga, nicht verbissen – schon haben wir den Buddhismus. Hinzu kommt noch die obligate goldene Figur in Meditationssitz – und mit den sanftesten Gesichtszügen der Welt. Ist sie Mann oder Frau?

Einerlei, solche Fragen spielen keine Rolle für Buddha, der heute sozusagen in jedes Spa gehört und in fast jedem Lampengeschäft gekauft werden kann.

Neben Entspannung und Stille verspricht Buddha auch Erleuchtung, durch Verkitschung und Vermarktung jedenfalls lässt sich dieser Gott nicht in seiner Versenkung stören.

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Dez. 2018 | €uropa | Kommentieren

Künftig soll Software- und Gerätehersteller sowie Messaging-Dienstleister gezwungen werden können, Behörden Einblick in verschlüsselten Datenverkehr zu geben. Für den australischen Innenminister Peter Dutton ist klar: Die Verschlüsselung von digitaler Kommunikation in Messaging-Diensten wie Whatsapp und Telegram erlaubt Kriminellen und Terroristen, ihre Taten außerhalb der Reichweite von Polizei und Geheimdiensten zu planen.
„Die Technologie hat das Gesetz überholt“, sagt der ehemalige Drogenfahnder. „Wir befinden uns in einer dunklen Ecke, wo die Polizei blind ist, wenn es um die Kommunikation mit solchen Messaging-Apps geht.“

Damit soll jetzt Schluss sein. Gerade verabschiedete das australische Parlament nach zähen Verhandlungen eine entsprechende Gesetzesvorlage. Geheimdienste und Polizei werden künftig Soft- und Hardware-Hersteller auffordern können, den Fahndern Zugang zu verschlüsselten Mitteilungen Verdächtiger zu verschaffen. Technologieanbieter können sogar angewiesen werden, von Geheimdiensten entwickelte Software zu installieren, die Einblick in den Datenverkehr von Verdächtigen erlaubt.

Ein Kompromiss der konservativen Regierung mit der oppositionellen Labor-Partei hat zur Folge, dass die weitreichendsten Eingriffe in ein digitales System sowohl vom Justizminister als auch dem Kommunikationsminister bewilligt werden müssen. Hersteller sollen nicht verpflichtet werden können, „systemische Schwachstellen“ in ihre Produkte einzubauen. Im Streitfall würden ein Altrichter und „eine Person mit technischer Erfahrung“ evaluieren, ob es sich bei einem Spionageprogramm um eine sogenannte „Hintertür“ handelt, die das gesamte Verschlüsselungssystem einer Firma gefährden könnte, betonte Justizminister Christian Porter am Donnerstag.

„Unter Vorbehalt“

Zuvor hatten die Sozialdemokraten bestätigt, dass sie dem Gesetz „unter Vorbehalt“ zustimmen. Man habe sich mit der Regierung darauf geeinigt, die Maßnahmen nur bei „ernsthaften Delikten“ einzusetzen: Terrorismus, sexuellem Kindesmissbrauch und anderen Handlungen, für die eine Haftstrafe von mindestens drei Jahren droht. Querelen zwischen Regierung und Opposition führten aber dazu, dass sich die beiden Seiten am Donnerstag nicht auf von Labor geforderte Änderungen einigen konnten. Erst kurz vor Sitzungsschluss knickte Oppositionsführer Bill Shorten ein. Auch wenn das komplexe, fast 200 Seiten lange Gesetzespapier noch viele Schwachstellen habe, dränge die Zeit. Der Regierung zufolge besteht die Gefahr, dass es in australischen Städten schon über die Weihnachstage zu Terroranschlägen kommt. Die Regierung meinte, sie werde sich im neuen Jahr mit weiteren Änderungswünschen der Opposition befassen.

Mit dem Gesetz erfüllt sich ein von Sicherheitskräften lange geäußerter Wunsch. 2016 hatte sich das US-Unternehmen Apple erfolgreich gegen die Aufforderung der Bundespolizei FBI gewehrt, diesem Zugang zum verschlüsselten iPhone 5C eines Amokläufers zu geben, der zusammen mit einem weiteren Täter im Dezember 2015 in San Bernardino 14 Menschen erschossen hatte. Apple weigerte sich, eine neue Version des iOS-Betriebssystems zu installieren, um den Behörden zu ermöglichen, Sicherheitssysteme im Gerät auszuschalten. Das iPhone wurde schließlich von einer Drittpartei entschlüsselt.

Internationale Konsequenzen

„Das Gesetz wird weltweit Konsequenzen haben“, meint ein IT-Experte mit Verbindungen zu australischen Überwachungsdiensten. „Andere Staaten werden Australien als Vorbild sehen für die Unterminierung der Verschlüsselungsdienste in ihrem Land. „Big Brother“ in Whatsapp zu haben ist ein Traum nicht nur für Internetpolizisten, sondern für jeden autoritären Politiker“, sagt der Spezialist. Der Sozialwissenschafter Binoy Kampmark von der RMIT-Universität in Melbourne hatte gewarnt, das Gesetz würde „zu einer Abwertung des Verschlüsselungsprozesses und zur Installation von Spionagesoftware auf Wunsch des nationalen Sicherheitsstaates“ führen.

Verschlüsselungssystem beeinträchtigt?

Lizzie O’Shea, Vorsitzende der Digital-Konsumentenschutzorganisation Digital Rights Watch, spricht von „extrem weitreichenden Befugnissen“, die Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste nun hätten, um „Verschlüsselung zu unterminieren“. Verschlüsselung diene nicht nur zur Kommunikation zwischen Personen, etwa über Whatsapp. „Unser Bankensystem, unsere Elektrizitätswerke, unser Gesundheitssystem – alle basieren auf Verschlüsselung. Wenn man einmal in ein Verschlüsselungssystem eingebrochen ist oder es zur Bekämpfung eines Kriminalfalls geschwächt hat – so gut gemeint das auch ist –, diese Schwächung kann dann für jeden Zweck genutzt werden. Sie wird zu einem wertvollen Werkzeug für verschiedene Gruppen inklusive Kriminellen und staatlich gesponserten Terroristen. Man kann diese Schwachstelle nicht mehr kontrollieren.“

Technologiesektor sieht „reale Gefahr“ für IT-Industrie

Der australische Technologiesektor zeigt sich alarmiert über die Konsequenzen für die Industrie. Francis Galbally, Vorsitzender des führenden Verschlüsselungsentwicklers Senetas, hatte in einer Eingabe an die Regierung gewarnt, dass jegliche Unterminierung der Verschlüsselung digitaler Daten „hochgradig den Ruf australischer Software-Entwickler und Hardware-Hersteller in internationalen Märkten gefährden“ würde. Eine Allianz großer Technologieunternehmen, darunter Google, Facebook und Twitter, betonte, das Gesetz sei eine „reale Gefahr für die australische IT- und Kommunikationsindustrie“, die pro Jahr ein Exporteinkommen von 3,2 Milliarden australischen Dollar (2,06 Milliarden Euro) generiere. Laut Francis Galbally waren viele australische Technologieunternehmen nicht rechtzeitig über den Inhalt der Gesetzesvorlage informiert worden.

Der Akademiker Binoy Kampmark kritisiert, dass die Regierung nicht verstehe, dass eine Schwächung der Verschlüsselung nicht nur den „Großausverkauf von Bürgerrechten“ bedeute, sondern auch eine „nette Anzeige für zukünftige Kriminelle“ sei, die solche Schwächen ausnutzen könnten. „Glaubwürdige, hochgradige Verschlüsselung garantiert nicht nur sicheren Datenverkehr, sondern eine sichere Existenz für Querdenker und Dissidenten.“

Dez. 2018 | €uropa | Kommentieren
Chefredakteurin Marion Horn, WMP-CEO Michael Inacker, BamS-Enthüllung über internes Strategiepapier für saudische Lobby-Arbeit bei deutschen Medien: „Veränderungen in Tonalität und Themenwahl“

Unter der Schlagzeile „Blut-Scheich versucht, deutsche Meinung zu kaufen“ berichtete die Bild am Sonntag vergangenes Wochenende über heikle Aktivitäten der Berliner Lobby-Agentur WMP Eurocom. Beim Kunden Saudi-Arabien habe diese mit der „Beeinflussung von Journalisten“ sowie der Vermittlung von Kontakten zu „deutschen Spitzenpolitikern“ geworben. Tatsächlich hatte die Springer-Zeitung aber selbst in der Vergangenheit zu WMP recht intensiven Kontakt, den der Investigativ-Report ausblendet. Ein Blick hinter die Kulissen einer tabuisierten Redaktions-Connection. Und, begeben Sie sich hier – „Herzlich willkommen“ vor den Kulissen.

Hinter den Kulissen allerdings wiegen diese Vorwürfe schwer
Im Mittelpunkt der Enthüllung steht ein “50-seitiges Strategie-Papier”, das zeige, “wie WMP für die Saudis auf PR-Tour geht”. Laut Bild am Sonntag werben die WMP-Manager damit, “Einfluss auf die Berichterstattung deutschsprachiger Medien zu nehmen”, darunter FAZ, Handelsblatt, Süddeutsche, Bild oder Die Welt. Als Erfolgskriterien würden seitens der Agentur Veränderungen in “Tonalität” und “Themenwahl” verschiedener Presse-Artikel angeführt.

Und ausgerechnet einem Kunden wie Saudi-Arabien seien Profile einzelner Korrespondenten inklusive Portrait-Foto präsentiert worden, in denen auch die Resultate der Agentur-Abeit aufgeführt waren – etwa im Fall des FAZ-Politikredakteurs Rainer Herrmann, Zitat: “Aufgrund unserer Bemühungen erhielt Herr Herrmann Insider-Informationen und Hintergrund-Gespräche. Auf diese Weise wurde seine Berichterstattung deutlich ausgewogener. Zu Herrmanns Redaktionskollegen, FAZ-Nahostkorrespondent Christoph Erhardt, heißt es überdies, es habe “eine Zusammenarbeit” gegeben, gefolgt von “positiven Artikeln”. Im Detail nenne WMP “wiederholte Telefonate” mit Erhardt, welche die “Aufmerksamkeit hinsichtlich der treibenden Rolle” des saudischen Kronprinzen “bei innenpolitischen Reformen erhöht” habe.

Die Brisanz der Eklusiv-Berichterstattung besteht weniger in dem Geschilderten als in der Tatsache, wem das Strategie-Papier seitens der Berliner Agentur vorgelegt wurde: dem Regime Saudi-Arabiens, einer absolutistischen Monarchie, die aufgrund ihrer Ölreserven zu den reichsten Staaten der Welt zählt und von amnesty international für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen und Einschränkungen der Meinungsfreiheit verantwortlich gemacht wird. Seit der bestialischen Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi steht derzeit vor allem Kronprinz Muhammad bin Salman weltweit im Zentrum von Empörung und Boykott-Aufrufen gegen die saudische Regierung.

Der BamS-Artikel zeigte Wirkung. In einem Interview erklärte WMP-Vorstandschef Michael Inacker, man werde das Mandat “mit sofortiger Wirkung beenden”. Seine Begründung: “Nach der schrecklichen Tat müssen wir heute feststellen, dass sowohl unsere Mittler-Rolle als auch die Möglichkeiten die Reformkräfte zu unterstützen, von der deutschen Öffentlichkeit nicht mehr gesehen und von uns deshalb nicht vertreten werden kann.” Dass dieser Schritt nicht eher und unabhängig von der BamS-Berichterstattung erfolgte, erklärt Inacker damit, dass man sich einer “neuen Generation von Saudis, die ihr Land verändern wollen”, verpflichtet gefühlt habe: “Diese Erfahrungen haben es uns schwer gemacht, nach der Ermordung Khashoggis das Mandat sofort zu beenden.”

Man darf annehmen, dass auch das lukrative Salär aus dem Königreich (laut BamS eine monatlich sechsstellige Summe) das Zaudern der WMP-Verantwortlichen befördert hat. Keine Frage: “Nation Branding” – so der Fachbegriff im WMP-Dienstleistungsportfolio –  für ein allgemein als Schurkenstaat geltendes Land ist ein heikles Unterfangen in vermintem Gelände. Andererseits ist die oft als “strategische Kommunikation” bezeichnete PR für Nationen ein florierender Sektor, auf dem sich etliche Agenturen tummeln. Journalisten dürfen und sollten diese Form der Öffentlichkeitsarbeit im Zweifelsfall für anstößig oder mindestens bedenklich halten. Bei der Bewertung geht es aber jenseits von Medienmoral um die Mittel, die von den Lobbyisten eingesetzt werden.

Genau hier liegt die größte Schwachstelle der publikumswirksam inszenierten Enthüllung der BamS: Denn dafür, dass die Agentur unzulässige, geschweige denn illegale Methoden angewandt haben könnte, gibt es keinerlei Indizien. Alle betroffenen Medien, die im Artikel genannt werden, dementieren flächendeckend jeden Einfluss auf die jeweilige Berichterstattung. Auch keiner der betroffenen Autoren hat Derartiges eingeräumt oder sich überhaupt öffentlich zum Sachverhalt geäußert. Das ist unterm Strich durchaus problematisch, denn die Schlagzeile der BamS lässt in diesem Punkt wohl sehr bewusst Raum für Interpretationen: “Blut-Scheich versucht, deutsche Meinung zu kaufen.” Was oder wer soll gekauft werden? Reden wir von Arbeitsstunden einer Agentur oder etwa von Bestechungsversuchen?

Wäre Letzteres der Fall, hätte die Medien-Republik einen handfesten Skandal. Dem ist aber nicht so, zumindest liefert die BamS nicht einen einzigen belastbaren Hinweis, der über das Zitieren der den Redakteuren offenbar zugespielten “Geheim-Papiere” (BamS) hinausgeht. WMP-Chef Inacker gesteht im MEEDIA-Interview ein, dass die “Darstellung zu den Medienkontakten” in der Präsentation geeignet sei, Zweifel an der Integrität der betroffenen Journalisten zu wecken. Dies sei ein Fehler gewesen, den es bei seiner Agentur künftig nicht mehr geben werde. Die von der BamS aufgegriffene Formulierung auf einem der Charts begrenze sich jedoch “auf die Vermittlung von zusätzlichen Informationen, zusätzlichen Kontakten und Hintergrundgesprächen”. Diese habe man gegenüber der Redaktion auch versichert und für WMP erklärt:

Wir halten uns als Agentur ehemaliger Journalisten streng an die Grundsätze der redaktionellen Unabhängigkeit. Zu unseren Aufgaben gehören die Unterstützung bei der Visa-Beantragung sowie die Vermittlung von Kontakten in Saudi-Arabien, Hintergrund-Gesprächen und Interviews. Sowohl die daraus resultierenden Berichte als auch die gesamte Medienberichterstattung werten wir empirisch aus. Das ist allgemein gängige und offizielle Praxis.

Diese Rolle der PR-Arbeiter kam im Artikel der Bild am Sonntag nur am Rande vor – und ausgerechnet als “Anmerkung der Redaktion” in eigener Sache: “BamS berichtete im April 2018 in Saudi-Arabien über die Situation der Frauen vor Ort, erhielt von WMP Unterstützung bei den notwendigen Visa-Anträgen.” Das allerdings ist bestenfalls die halbe Wahrheit. Geht es nach dem MEEDIA vorliegenden E-Mails zwischen einer Redakteurin und WMP-Mitarbeitern, drängt sich eher der Eindruck auf, dass die Reporterin die Lobbyisten-Firma bei ihrem Saudi-Arabien-Artikelprojekt zeitweise eher als Full-Service-Agentur betrachtete. Der Kontakt zu den saudischen PR-Beauftragten erstreckte sich dabei über Monate.

 

 

 

 

 

 

 

 

BU: “Treffen mit von WMP vermittelten Gesprächspartnern”: Reportage der Bild am Sonntag vom April 2018 über reform-orientierte Frauen in Saudi-Arabien

 

Bereits im Oktober 2017, so ein Verlagsprecher von Axel Springer auf Anfrage, wurde die BamS-Redakteurin von einem Ex-Kollegen, der inzwischen für WMP Eurocom arbeitet, kontaktiert. Der frühere Welt Online-Redakteur habe ein Treffen mit der Stabschefin des saudischen Informationsministeriums vorgeschlagen, “die gerade auf Berlin-Besuch sei”. Weiter heißt es: “Frau H. (die BamS-Redakteurin, Anm. der Red., Anonymisierung durch MEEDIA) lud die beiden auf Verlagskosten zu einem Gespräch in den Journalistenclub. In dem Gespräch ging es über Möglichkeiten einer Recherche in Saudi-Arabien und Entwicklungen in diesem Land. Frau H. interessierte sich dabei besonders für die bevorstehende Aufhebung des Fahrverbots für Frauen. Der WMP-Mitarbeiter bot an, Kontakte zu diesem Thema zu vermitteln und bei der Beschaffung eines Visums hilfreich zu sein.”

Die anschließende Kooperation beschreibt der Sprecher gegenüber MEEDIA wie folgt:

In den folgenden Wochen hatte Frau H. dazu mehrfach Austausch mit D.A. (Anonymisierung durch MEEDIA), sowohl per Email als auch telefonisch. In diesem Verlauf fragte sie ihn, wo denn die größten Chancen seien, mit schon jetzt Fahrstunden nehmenden Frauen in Kontakt zu kommen. Er verwies auf eine Uni in Dschidda, die bereits Fahrstunden anböte und zu der er einen Kontakt herstellen könnte, sowie eine Automesse für Frauen, die dort geplant sei.

Parallel bot er Frau H. an, sie in Kontakt mit interessanten Frauen zu bringen.

Kurz nach der Ankunft von Frau H. in Dschidda stellte sich heraus, dass die Automesse abgesagt war und die Universität sich nicht zurückgemeldet hatte. Daraufhin kontaktierte die BamS-Reporterin vor Ort dann mehrere Gesprächspartner, die nicht über WMP vermittelt waren: einen Automanager von Toyota, eine amerikanische Angestellte der König-Saud-Universität, sowie zwei saudische Frauen. Allerdings ließ sich die Geschichte der Autofahrerinnen nicht realisieren.

Daraufhin entschloss sich Frau H., sich auf den Schwerpunkt „interessante saudische Frauen“ zu konzentrieren. Für diese traf sie zwei der von WMP vermittelten Gesprächspartnerinnen (eine Boxerin und eine Restaurantbesitzerin) sowie eine Influencerin, die sie nach Empfehlung der amerikanischen Bekannten selbst kontaktiert hatte (Mariam Mossali, WMP hatte parallel eine Kontaktanfrage gestartet, als ihre schon lief).

Auch in Saudi-Arabien, bei der Vor-Ort-Recherche, wurde die BamS-Redakteurin bei ihrem Reportage-Vorhaben (Arbeitstitel: “Heels and Wheels”) von einem dort tätigen WMP-Mitarbeiter unterstützt. Erstaunlich, denn die Beschaffung des Visums hatte die Agentur ja längst erledigt. Bereits am 29. Januar meldete WMP in dieser Sache Vollzug: “… die Visa für Dich und (…) sind da. sie liegen in der Saudi-Botschaft bereit unter der der Nummer 131688, ausgestellt 1439/5/8 Hidschra.” Doch noch am 6. März wandte sich die Redakteurin sich an den Agentur-Kontakt wie an einen Reiseleiter: “Wohin fliegen wir am besten? Direkt nach Dschidda? Und nach Riad?” Antwort aus dem Hause WMP: “Mach mal einen Rechercheplan, davon hängt das Reiseziel ab.”

Drei Tage später, am 9. März 2018, mailte die Redakteurin an den WMP-“Kollegen”:

… folgender Plan: Die wichtigste Geschichte sind natürlich die fahrenden Frauen. Deshalb wären Termine in der Autoschule UND auf der Automesse für Frauen das Wichtigste. Wenn wir dann noch das Kick-Box-Studio machen könnten (und eine Bergsteigerin, aber Kick-Boxing ist noch überraschender, deshalb prioritär), wäre das traumhaft. (…) Lässt sich damit was anfangen?

Zehn Tage vor ihrem Flug wendet sich die Reporterin erneut an ihren Kontakt bei WMP und kündigt an: “Dann sollten wir nächste Woche mal wegen der Details sprechen – zum Beispiel bezüglich eines Fahrers (für den wir natürlich die Kosten übernehmen) etc. Wann würde es passen?”

Wenn eine Redaktion wie die BamS bei einer Reportage-Reise in ein autoritär regiertes Land derart mit einer Lobby-Agentur auf Tuchfühlung geht, erscheint das alles andere als Garant einer unabhängigen und gegenüber PR-Interessen resistenten Berichterstattung. Die Frage ist auch, wer hier eigentlich wen benutzt. Um in diesem Punkt Transparenz zu schaffen, hat WMP-Chef Inacker nach rechtlicher Prüfung MEEDIA den das Projekt betreffenden kompletten Mail-Wechsel zugänglich gemacht; angesichts des Ausmaßes der Vorwürfe und der damit verbundenen Rufschädigung durch die BamS-Veröffentlichung, wie er sagt.

Nov. 2018 | €uropa | Kommentieren

Moderne heißt chronische Ungewissheit. Gäbe es keine Moderne, brauchte man auch keine politischen Parteien. Deren Hauptaufgabe sollte die permanente politische Modernisierung sein. Mit allen Chancen und Risiken, eingeschlossen der Nebenwirkung der erschwerten Erkennbarkeit. Die Verfassung setzt intelligente Wähler voraus, aber die Parteien beleidigen die Intelligenz dieser Wähler, indem sie so tun, (mehr …)

Sep 2007 | Allgemein, Feuilleton, In vino veritas, Zeitgeschehen | Kommentieren | (Bearbeiten)

erlaubtes_plkatGroß war der Schock, als klar geworden war, dass sich die neonazistische Zwickauer Terror-Zelle fast fünfzehn Jahre unbehelligt im Lande bewegen konnte und in dieser Zeit zehn Menschen ermordet hat, neun von ihnen Bürger ausländischer Herkunft – Und, „Gas geben“, war da nicht mal was?
Dass das Motiv ein vernichtender Rassismus war und die Opfer dieses Terrors gezielt nach ethnischen Kriterien ausgesucht wurden, ließ die Mordserie als Zäsur der deutschen Nachkriegsgeschichte erscheinen. Eine solche Perfidie hatte es bislang nicht gegeben, ein derart gezieltes und sorgfältig geplantes Abknallen ganz normaler unbescholtener Mitbürger, deren einzige Schuld darin bestand, nicht als genetische Ur-Germanen das Licht der Welt erblickt zu haben.

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Jan 2017 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, In vino veritas, Junge Rundschau | Kommentieren | (Bearbeiten)

image-320Die Vielzahl fremdenfeindlicher und rassistischer Hasskommentare im Netz führte 2015 zur Bildung der Task Force „Umgang mit rechtswidrigen Hassbotschaften im Internet“ des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV). Die beteiligten Unternehmen (Google, Face-book, Twitter) sicherten die unverzügliche Löschung rechts-widriger Hassbeiträge und die anwenderfreundliche Gestaltung von Meldemöglichkeiten zu. Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und vom BMJV finanzierten Projektes recherchierte jugendschutz.net die Reaktionszeiten der Plattformen bei der Meldung von rechtswidrigen Hassinhalten sowie die Gestaltung der Beschwerdeoptionen.

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Nov. 2018 | €uropa | Kommentieren

Winfried Ihrig (Hg.), Ulrich Janetzki (Hg.)

Die Morgendämmerung der Worte

Moderner Poesie-Atlas der Roma und Sinti

Cover: Die Morgendämmerung der Worte

Die Andere Bibliothek, Berlin 2018
ISBN 9783847704034
Gebunden, 350 Seiten, 42,00 EUR

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Nov. 2018 | €uropa | Kommentieren

Die Maus mit den tausend Gesichtern

Mickey Mouse wird 90. Wie kaum ein Kulturprodukt der Moderne ist die Figur Teil unseres Alltags geworden.

18.11.2018 14:20 Uhr

Von Daniel Kothenschulte

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Nov. 2018 | €uropa | Kommentieren

 

Moderation: Armen Avanessian und Simone Miller

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Nov. 2018 | €uropa | Kommentieren

Wirtschaft & Gesellschaft

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Nov. 2018 | €uropa | Kommentieren

Wolf Kaiser und Hans-Christian Jasch stellen am 13. November um 19 Uhr ihr Buch „Der Holocaust vor deutschen Gerichten“ im Dokumentations- und Kulturzentrum vor. Die beiden Autoren behandeln darin die rechtliche Aufarbeitung der NS-Verbrechen von den Nürnberger Militärtribunalen (1945–49) bis zu den jüngsten Verfahren gegen John Demjanjuk und Oskar Gröning.

im Rahmen der Schwerpunktreihe zur Sonderausstellung „Auschwitz heute“, präsentieren Wolf Kaiser und Hans-Christian Jasch ihr 2017 bei Reclam veröffentlichtes Buch „Der Holocaust vor deutschen Gerichten – Amnestieren, Verdrängen, Bestrafen“ im Dokumentationszentrum.

Die Aufarbeitung der NS-Verbrechen durch die Justiz hat die öffentliche Wahrnehmung des Holocaust bis heute entscheidend geprägt und die Deutschen mit der Frage nach ihrer moralischen Mitschuld konfrontiert. Wolf Kaiser und Hans-Christian Jasch zeichnen die verschiedenen Phasen bei der Ermittlung und Ahndung der beispiellosen Verbrechen gegen die Menschlichkeit detailliert nach und setzen sie in Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Entwicklung in beiden deutschen Teilstaaten und der Bundesrepublik nach 1990. Die beiden Autoren zeigen dabei nicht nur die Bemühungen und Leistungen der Justiz bei der Aufarbeitung der NS-Verbrechen auf, sondern rekonstruieren auch ihre Fehlentwicklungen und Versäumnisse. Nach der Präsentation wird es für das Publikum Gelegenheit geben, darüber mit den Autoren zu diskutieren.

Dr. Hans-Christian Jasch ist Direktor der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz in Berlin. Dr. Wolf Kaiser war ebenfalls im Haus der Wannseekonferenz als Leiter der Bildungsabteilung und stellvertretender Direktor tätig.

Zu der Präsentation der aktuellen Publikation laden wir Sie herzlich ein und freuen uns im Nachgang auf eine spannende Diskussion:

am Dienstag, 13. November 2018,

um 19:00 Uhr

Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma Bremeneckgasse 2, 69117 Heidelberg.

Nov. 2018 | €uropa | Kommentieren

Lukas Rietzschel

Roman
Cover: Mit der Faust in die Welt schlagen

Ullstein Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783550050664
Gebunden, 320 Seiten, 20,00 EUR

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Nov. 2018 | €uropa | Kommentieren

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