100 offene Stellen, 21 Bewerber: Der Fachkräftemangel in der Pflege ist erheblich – und wird noch schlimmer werden. Die Politik rechnet mit viel zu kleinen Zahlen.
Die Begriffe, mit denen moderne Kunst beschrieben wird – vom Impressionismus zur Installation, von Symbolismus zum Hyperrealismus – verwenden eine eigene, oftmals einschüchternde Sprache. Stile, Schulen und Bewegungen sind selten in sich geschlossen oder genau definiert; zuweilen widersprechen sie einander, greifen ineinander über und immer sind sie kompliziert. Dieses Buch versteht sich als Einführung und Wegweiser in eine sehr dynamische und spannende Kunstperiode.
Die 68 hier versammelten Stile, Schulen und Bewegungen fassen die wichtigsten Entwicklungen in der westlichen Modernen Kunst zusammen. Die Richtungen werden grob chronologisch aufgeführt, vom Impressionismus im 19. bis zur Destination Art im 21. Jahrhundert. Jeder Eintrag enthält eine Definition und eine Erläuterung, ein typisches Werk und eine Liste wichtiger Künstler, Eigenschaften der Kunstrichtung und Sammlungen, wo diese Kunstwerke zu finden sind. Im Anhang findet der Leser ein Glossar wichtiger Grundbegriffe der modernen Kunst sowie einen Künstlerindex. Dieses Buch möchte die Leser in die wunderbare Welt der modernen Kunst einführen und mit dem nötigen Grundwissen ausstatten, um diese Kunst aktiv zu erleben und eigene Schlüsse ziehen zu können.
Was steckt hinter diesen Begriffen? Gab es eine kontinuierliche Kunstentwicklung? Wer waren die Maler dieser Richtungen, was führte sie zu ihrer Malweise? Was war kennzeichnend für diese …ismen?
Im Versuch, einige dieser Fragen, mit denen man bei Betrachtungen von Kunstwerken immer wieder konfrontiert wird, zu klären, will der Vortragende in verständlichen Worten diese Thematik umreißen. Sicherlich gibt es viele Bücher von Experten und Kunstwissenschaftlern, in denen bestimmt viel Fundierteres steht, das ist jedoch oft auch schwer verdaulich.
Der Vortrag will eine Übersicht verschaffen und im Gespräch auftretende Fragen angehen.
Wir laden alle ein, die sich für das Woher und Wohin der Kunst interessieren.
Pressestimmen:
»Amy Dempsey entwirrt den Fachjargon und erklärt auf bestechend klare und präzise Weise alle Stile, Schulen und Bewegungen, die uns dabei helfen, die Moderne Kunst in Europa und Amerika zu verstehen.« (Caroline Douglas, Contemporary Art Society)
»Art Essentials ist eine grandiose Buchreihe. Sie bietet eine erstklassige Einführung in die grundlegenden Ideen der Kunst und stellt Künstler und ihre Werke vor, die unsere Sicht auf die Welt geprägt haben.« (Will Gompertz, BBC Arts Editor)
Im Zuge des Syrienkriegs und der Flüchtlingskrise hat sich Richard Mosse auf den Weg gemacht: von Libyen übers Mittelmeer ins griechische Idomeni, vom Flüchtlingslager Berlin Tempelhof in die Wildnis von Calais, in der bis zu ihrer Räumung ein Faustrecht aus grimmiger Hoffnung, Dreck und Drogen herrschte. Unter anderem bewegte er sich an der türkischen Grenze zu Syrien, wo Flüchtlinge von Scharfschützen vom Grenzübertritt abgehalten werden. Das Buch ist trotz seiner Überfrachtung mit Texten von Judith Butler und Paul K. Saint-Amour ein Meisterwerk.
Ausgerüstet war Mosse dabei mit einer Wärmebildkamera, die nach dem internationalen Waffenrecht ITAR eine Waffe ist, die vor allem dazu dient, Personen und Objekte zu überwachen, aber auch die Treffsicherheit von Raketen zu erhöhen. Der Apparat ist über siebzig Kilo schwer und vermag mit seiner Radiationstechnologie und einem gigantischen Tele-Zoom durch Rauch und Nebel hindurch Fotos auf eine Entfernung von bis zu dreißig Kilometern zu schießen.
Das erste Ergebnis dieser Reise ins Herz zivilisatorischer Finsternis war die knapp einstündige Videoinstallation „Incoming“ (2017). Mosse, der sich selbst immer noch als Dokumentarfotograf sieht, obwohl er 2018 mit „Incoming“ den Prix Pictet gewonnen hat und ein Hot-Spot auf der Art Basel Unlimited war, hat darin die Grenzen zwischen Dokumentation und Kunst, zwischen analogem und digitalem Raum verwischt.
Ein Prozess, der schon 2012 mit „The Enclave“ begonnen hat, wo er im Kongo die an Menschen und Landschaft sichtbaren Spuren der kriegerischen Auseinandersetzungen und der von internationalen Konzernen betriebenen Ausbeutung des Landes auf Bildern mit beschädigtem Fotomaterial eingefangen hat, die wie Halluzinationen oder Manifestationen eines Drogenrausch wirken, eine Mischung aus „Apocalypse Now“ und „Naked Lunch“. Das surreale Setting korrespondiert dabei perfekt der hemmungslosen Entfesselung von Begierden, die um Macht und Besitz, Unterwerfung und Tod kreisen.
In „Incoming“ ging Mosse noch weiter. „Incoming“ ist einerseits ein fassungslos machendes Dokument: der uneingestandenen Kriegsführung gegen Menschen, deren einziges Unrecht darin besteht, dass sie auf der Suche nach einem besseren Leben ihr Land verlassen; der totalen Überwachung, gleich, ob an Außengrenzen von Staaten, im öffentlichen Raum von Großstädten oder im Internet; der schmerzlich empfundenen Bedeutungs- und Hilflosigkeit des Einzelnen. Gleichzeitig ergibt die in Form eines Videos und eines Fotobuchs vorliegende Vehemenz der Bilder auch ein experimentelles Video, einen reflektierten Horrorfilm, ein albtraumhaftes Animé, ein finsteres Gothic-Comic-Epos, und wird damit in Summe zum wahrscheinlich bedeutendsten, zwischen dokumentarischen und künstlerischen Möglichkeitsformen oszillierenden (Kunst-)Werk der Gegenwart.
Mit „The Castle“ liegt nun Mosse‘ zweite Arbeit mit dem vorhandenen Bildmaterial vor. Anders als etwa bei den dicht bevölkerten Gemälden von Brueghel, bei denen sich an winzigen Details noch Individualitäten ausmachen lassen, ist die Wärmekamera eine gnadenlose Gleichmacherin: Ein Flüchtling, der sein Gesicht gegen den Zaun eines Lagers presst, ist weniger ein Mensch als ein Tier, das die Infrarotkamera eines Zoologen eingefangen hat.
Während in „Incoming“ noch auf Einzelheiten gezoomt wurde – Menschen, die in den Camps um Essen und Medizin anstehen; Kinder, die Fußball spielen und sich prügeln; Muslime, die ihre Gebete gen Mekka richten -, verdichtet sich in „The Castle“ alles zu riesigen „Heat Maps“: abstrakte Tafelbilder aus schwarzen und weißen Punkten, Strichen und Flächen, die anonyme, abstrakte Gewebe bilden, in denen das Individuum nur noch eine austauschbare Einheit in einer Datenmenge ist.
Wer nicht die Möglichkeit hat, die riesigen Maps an einer Galeriewand zu sehen, dem bietet das hinsichtlich Druck und Papier in jeder Hinsicht edel gestaltete Buch eine ansprechende Alternative: Doppelseiten lassen sich auf eine Gesamtlänge von gut neunzig Zentimetern auseinanderfalten.
Der in trockenstem Wissenschafts-Englisch verfasste Text von Paul K. Saint-Amour „Mapping Heat in Time“ zeichnet eine Entwicklungslinie von mittelalterlichen Stadtansichten über die im Ersten Weltkrieg von Flugzeugen aus aufgenommenen „Photo-Mosaike“ feindlicher Gebiete bis hin zu Google Earth. Signifikant ist dabei wie so oft der Umstand der Entwicklung ziviler Technik aus der Kriegsführung – die Luftüberwachung und die angewandte Fototechnik fanden später in der Demografie, der Stadtplanung und der Überwachung des öffentlichen Raums Verwendung.
Eine besondere Verwandtschaft gibt es dabei zwischen Google Street View und den „Heat Maps“. In beiden finden sich – der willkürlich eingefrorenen Bewegung und der nachträglich zusammengefügten Ausschnitte geschuldet – Schemen von Personen, die keinen Kopf oder keine Beine haben, in der Körpermitte der Länge nach durchtrennt oder anderweitig verzerrt sind. Saint-Amour nennt das eine durch Technik exekutierte „optische Gewalt“, die die physische und psychische Gewalt, vor der die Flüchtlinge einerseits geflohen sind, und die sie andererseits auf ihrem Weg nach Europa erwartet, sowohl abbildet als auch doppelt.
Aus der totalen Überwachung entwickelt Saint-Amour am Ende den überspannten Begriff des „Staats-Rassismus“, der die individuellen Unterschiede zwischen den Überwachten nivelliert und sie rudimentär in solche einteilt, die des Schutzes wert sind und solche, die es nicht sind. Überspannt deshalb, weil das Attribut „rassistisch“ in aktuellen Debatten bis zur Unkenntlichkeit verwendet wird, und weil man dementsprechend jede auf Umfragen und Näherungswerten basierende Prognostik mit gutem Recht schon „rassistisch“ nennen könnte.
Der zweite Text „Survivability, Vulnerability, Affect“ stammt von Judith Butler. In der Tradition aller längeren Texte von Butler ist er langatmig und bar jeder Eleganz – ob das eine gute Wahl für ein ohnehin schon aufgrund des fotografischen Materials schwer verdauliches Fotobuch ist, sei dahingestellt.
Ihn zu lesen bedeutet auf jeden Fall, zu einem Goldsucher zu werden, der sich mit seinem Sieb an einem Flussbett in der Hoffnung abplagt, dass ein Nugget hängen bleibt. Nuggets gibt es auf den knapp zehn eng gesetzten Seiten durchaus – etwa wenn Butler den grundsätzlich prekären und verletzlichen Zustand des „Ich“ und seine unauflösbare Vernetztheit und wechselseitige Abhängigkeit mit potenziell allen anderen, existierenden „Ichs“ deutlich macht. Aber gleichzeitig schüttelt man den Kopf darüber, wie Butler zuerst skrupulös herausarbeitet, wer unter welchen Umständen überhaupt sinn- und nicht zuletzt verantwortungsvoll „Ich“ oder „Wir“ sagen kann – um auf den nächsten Seiten selbst locker „Wir“ im Sinne von „alle US-AmerikanerInnen“ zu sagen und eigentümliche Nebensätze einzuschieben wie „(…) dass Nationen wie Israel argumentieren, ihr Überleben würde durch Krieg (!) gewährleistet“.
Eine Vorgehensweise, bei der ein cholerisches Naturell wie Wittgenstein wahrscheinlich einen Wutanfall bekommen und die Hannah Arendt in einem Gespräch mit Günter Gaus zwischen zwei Zigarettenzügen zerpflückt hätte.
Im dritten und mit Abstand kürzesten Text „The Keep“ berichtet Mosse unpathetisch von den schwierigen Umständen seiner Arbeit, den Skrupeln und der Scham, die ihn dabei immer wieder befallen. Besonders eindrücklich ist dabei jene kurze Schilderung, als Mosse einem Hinweis nachgeht und nachts heimlich einen Überwachungsposten der türkischen Armee an der türkisch-syrischen Grenze mit seiner Wärmekamera beobachtet. Nach einiger Zeit hört er Mündungsfeuer und versucht mit Hilfe der Kamera vergebens, die Quelle der Schüsse ausfindig zu machen. Der Schlepper, der ihn dorthin geführt hat, erzählt ihm, dass das im Grunde jede Nacht so gehe und dabei drei Tage zuvor die Vision der AfD – Politikerin Beatrix Storch wahr wurde: Eine Mutter und ihr kleines Kind wurden erschossen, als sie den Grenzfluss Orontes zu überqueren versuchten. Mosse sagt, es gebe glaubwürdige Zeugen für diesen Zwischenfall, und er wäre bei weitem nicht der einzige dieser Art.
Wie auch immer: Wenn man bedenkt, dass die EU der Türkei seit 18. März 2016 jährlich einen Milliardenbetrag für den Schutz ihrer Grenzen bezahlt, sind die geschilderten Verhältnisse schlicht ein ungeheurer Skandal.
Richard Mosse, The Castle. 232 Seiten, 24.5 x 32 cm, gebunden. MACK, London 2018, 45 Euro. ISBN: 978-1-912339-18-1. Buch beim Verlag.
Mark Zuckerberg glaubt an gute Vorsätze zum neuen Jahr. Er postet sie auf Facebook. Für 2018 lautete sein Plan: „Fix Facebook“. Er wolle seine Plattform reparieren. Weit ist er damit nicht gekommen. Man fragt sich, ob er und seine Mannschaft es überhaupt versucht haben. Die “New York Times“ hat jetzt aufgedeckt, wie sich Facebook und andere Tech-Firmen gegenseitig Nutzerdaten zugeschoben haben. Heimlich. Jahrelang. Nach dem Motto: Zeig mir deine und ich zeig dir meine. Einige der Partner hatten offenbar auch Zugang zu privaten Chatnachrichten und durften diese sogar manipulieren. Nun hat der Generalstaatsanwalt von Washington DC das Online-Netzwerk wegen dem Datenskandal verklagt. (mehr …)
Albert Ayler wusste: »Music is the healing force of the universe.« Aus dem Universum (genauer: vom Saturn) stammte auch der große Sun Ra, mit dem Thomas Meinecke 1983 sein erstes Radio-Interview machte. Musik als das Medium der Dislokation, Dekonstruktion vermeintlicher Mitten, als vorrangiger Impuls- und Taktgeber im Schaffen des popistischen Romanciers. Für das Logbuch stellt er jeden Monat einen eklektischen Reigen bewegender Musiken zusammen, zwischen High und Low, Mann und Frau, Hamburg und Haiti. Jeweils zehn (überwiegend bewegte) Clips – ohne weitere Worte. Let the music play. (Let’s get lost in music.)
Alle Jahre wieder kommt nicht nur das aus der unbefleckten Maria entsprungene Jesulein in den Stall und aus dem Stall in unsere Wohnzimmer. Im weiteren Verlauf geben (in allen Dritten Glotzenprogrammen) uns die Ehre: Miss Sophie und James. Sylvester allemal lieber ohne anderes Knallzeug, denn ohne diese Beiden … Wie immer wird James sie mit der vollendeten Höflichkeit eines in ihren Diensten alt gewordenen Butlers zu Tische geleiten. Wie immmer wird Miss Sophie ihre abwesenden, aber von James galant vertretenen alten Freunde – Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und vor allem ihren «sehr lieben» Mr. Winterbottom – zu ihrer Tafelrunde begrüssen. James serviert und leert stellvertretend für das Quartett deren Gläser und wie in den vergangenen Jahren wird er Mal für Mal über den ausgestopften Tigerkopf stolpern. (mehr …)
Internet, Terror, politische Korrektheit, Migration: Alle vier Entwicklungen bringen tiefgreifende Wandlungen im Verhältnis von Herrschen und Lügen mit sich. Dabei trifft sich der Zynismus von oben immer öfter mit dem Zynismus von unten. Was bedeutet das für die Zukunft des Westens?
Helmut Gollwitzer (links) im Gespräch mit dem Berliner Bürgermeister Heinrich Albertz (November 1967)
Helmut Gollwitzer wäre heute, am 29. Dezember 2018, hundertundzehn Jahre alt geworden. Ich habe ihn – 20jährig – 1963 auf dem Hohen Meißner kennengelernt – seine Rede auf diesem jugendbewegten Treffen im Anschluss an Erinnerungen …
Kann ein Christ Kommunist sein? Entschieden nein, sagte (1951) Helmut Gollwitzer. Der evangelische Pfarrer war zwei Jahre zuvor aus Russland zurückgekehrt, Hunderttausende Leser ließen sich von seinem Buch „… und führen, wohin du nicht willst“, in dem er die Erfahrungen seiner Kriegsgefangenschaft zusammenfasste, berühren. Jahre später begann sein messerscharfes Urteil zu wanken. Gollwitzer, nach einer Zwischenstation in Bonn seit 1957 Professor für Systematische Theologie an der Freien Universität (FU) Berlin, unterstützte in den unruhigen Jahren nach 1968 die Pfarrer und Vikare, die sich für die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) und deren „Friedenspolitik“ engagierten.
Derweil er dem Bildungsbürger – ungemach schnell – zum Outsider geworden war, schien er den Kleinbürgern alsbald ein Bourgeois zu sein – wobei er sich keines der ihm offenen Wege bediente: Er hätte schnell zugrunde gehen können, hätte ihn die materialistisch-bürgerliche Gesellschaft als unbrauchbares Glied einfach absterben lassen. Auch zum Clown und Unikum der Heidelberger Gesellschaft hätte er werden können, erlaubte sie sich den Luxus solcher Existenz in ihrem Schoß. Sie tat es, auch wenn sie über Polemiken von (immer bescheiden) diesem Tenno oft genug erstmal den Kopf schüttelte. Letzteren aber eingeschaltet, verstehen die Meisten dann doch … (mehr …)
Rechthaber*Inen und Fundamentalisten*inen haben es leicht, und entsprechend einfach sind auch ihre Lösungsvorstellungen. Sie glauben, ihr Standpunkt sei der richtige; der – was Wunder – einzig richtige.
Wer den Standpunkt teilt, ist Freund; wer den Standpunkt kritisiert ist Feind, Angreifer oder vom Bösen beseelt. Dies gibt ihm das Recht zu verfolgen, zu bestrafen oder zu vertreiben, was anders ist. Der Rechthaber drückt dies mit Worten oder mit seiner Haltung aus: Es hat keinen Sinn dem andern zuzuhören; denn der versteht nichts davon, ist dumm, beschränkt oder stur, unterentwickelt oder hier am falschen Platz. Oft taucht beim Rechthaber auch die Vorstellung auf, der andere wolle ihn absichtlich nicht verstehen oder habe gar Böses gegen ihn im Sinn. (mehr …)