Karl Fluch14. Mai 2019, 00:01 402 Postings Das Video zum Lied „Deutschland“ empörte wie geplant, am Frreitag erscheint das neue Album Höchste Sicherheitsstufe! Handys bitte abgeben und mit Blut eine Vertraulichkeitserklärung unterschreiben, die Geldforderungen in Aussicht stellt, wenn man in Gegenwart anderer eines der neuen Lieder von Rammstein flötet, bevor die Embargofrist verstrichen ist. Das waren ungefähr die Bedingungen der „Listening Session“, zu der die Plattenfirma der deutschen Band Rrrammstein eingeladen hatte. Nach zehn Jahren Kunstpause erscheint kommenden Freitag, Pardon, Frreitag ihr neues Studioalbum. (mehr …)

Mai 2019 | €uropa | Kommentieren

Ein Spam-Opfer hackt zurück.

Spam, E-Mail

Wissen | Reportage

Bild: dpa, Jan-Philipp Strobel

„Ich gabe sie aushewählzt, mich zu beerben. Ihnen winken 10 Millionen USDollars.“ Wer steckt eigentlich hinter derartigen Spam-Mails? Ein Hacker hat sich auf die Suche gemacht und wurde fündig.

Alles begann mit einer Mail, die versprach, mich reich zu machen – schon wieder. Jemand ist schwer krank, hat im Ausland 10 Millionen US-Dollar gebunkert und will mich daran beteiligen – ich Glückspilz. Das ist natürlich totaler Quatsch und eine von Millionen Spam-Mails, wie sie wahrscheinlich jeder schon mal bekommen hat. Automatisch bewege ich den Mauszeiger über die Löschen-Schaltfläche – und halte inne. Mir reichts, ich habe die Schnauze voll! Dieses Mal steige ich auf die Nummer ein. Ich wollte wissen, wie der Betrüger vorgeht – und ihn vielleicht sogar dingfest machen.

Nach etwas Mail-Konversation lockte mich der Betrüger auf eine gefälschte Online-Bankingseite. Von dort sollte ich das Vermögen auf mein Konto überweisen. Das schlug natürlich fehl und der Betrüger behauptete, nur gegen die Zahlung von 2500 US-Dollar eine gültige TAN zu bekommen. Na klar, dachte ich und schaute mir die Website näher an. Dabei stieß ich auf eine SQL-Injection-Lücke. Mit ein paar gezielt eingeschleusten SQL-Befehlen konnte ich eine Datenbank mit Details zu einer Admin-Seite für eine groß angelegte Spam-Kampagne auslesen. Praktischerweise standen dort auch gleich die Zugangsdaten für die Seite drin – Facepalm.

Doch es kommt noch besser: Auch die Kampagnen-Website hatte ein Sicherheitsproblem. Mittels einer Cross-Site-Scripting-Attacke (stored XSS) konnte ich im Datenbankfeld für den Vornamen die Anweisung zum Aufruf eines auf einem durch mich kontrollierten Server abgelegten JavaScripts in die Administrationsseite einschleusen. Folglich änderte ich die Zugangsdaten und legte einen Köder aus: Ich informierte den Betrüger, dass ich die Kontrolle über die Seite hatte und die neuen Login-Daten nur gegen Geld rausrücke. Er biss an, rief das Administrationspanel auf und setzte die Daten zurück. Dabei hat er das Skript von meinem Server geladen und ich konnte seine IP-Adresse speichern.

Bei der gefakten Banking-Website hat sich der Betrüger nicht viel Mühe gegeben. Ich ließ mich trotzdem darauf ein.

Bei der gefakten Banking-Website hat sich der Betrüger nicht viel Mühe gegeben. Ich ließ mich trotzdem darauf ein.

Eine Whois-Abfrage für die mitgeschnittene IP-Adresse ergab, dass sie dem südafrikanischen Provider Hitec Sure gehört. Ein anschließender Scan förderte den Port 666 vom Webinterface eines TP Link Routers zutage. An dieser Stelle war ein weiterer Facepalm fällig: Der Betrüger hat die Standard-Zugangsdaten des Routers nicht angepasst und ich konnte mich mit dem Benutzernamen „admin“ und dem Passwort „admin“ einloggen.

Durch eine Anpassung der DNS-Serverkonfiguration im Router leitete ich Anfragen um und schnitt Daten mit: Ab sofort konnte ich alle Internet-Aktivitäten des Betrügers in Echtzeit beobachten. Dabei stellte sich heraus, dass der Betrüger permanent nach schlecht gesicherten Mail-Servern scannte. Innerhalb von zehn Tagen kamen so etwa 750 MByte an Daten zusammen. Die PPPoE-Zugangsdaten konnte ich aus dem Webinterface des Routers auslesen. Wer hätte das gedacht: Praktischerweise funktionierten diese Daten auch im Kundenportal des Providers. Nachdem ich mich dort angemeldet hatte, konnte ich den kompletten Namen des Anschlussinhabers einsehen. Da das Provider-Portal keine Adressdaten preisgibt, war der genaue Wohnort des Schwindlers zu diesem Zeitpunkt aber noch unklar.

Im Admin-Bereich der Spam-Kampagnen-Website hat der Betrüger Texte für Fake-Warnungen für die gefälschte Banking-Seite verfasst. Damit das Geld auf meinem Konto landet, benötige ich angeblich eine TAN, für die ich 2500 US-Dollar zahlen soll.

Im Admin-Bereich der Spam-Kampagnen-Website hat der Betrüger Texte für Fake-Warnungen für die gefälschte Banking-Seite verfasst. Damit das Geld auf meinem Konto landet, benötige ich angeblich eine TAN, für die ich 2500 US-Dollar zahlen soll.

Zufällig besitze ich das gleiche TP-Link-Modell wie der Spammer. Demzufolge war ich in der Lage, eine passende alternative Firmware in Form eines OpenWRT-Images zu erstellen und erfolgreich zu testen. Dieses habe ich dann mit den ausgelesenen Provider- und WLAN-Zugangsdaten vorkonfiguriert und über das Web-Interface des Betrüger-Routers geflasht. Standardmäßig verweigert das Gerät jedoch eine Aktualisierung der Firmware per Fernwartung. Das konnte ich aber mit vergleichsweise wenig Aufwand umgehen: In den entsprechenden Eingabefeldern verbot lediglich ein auf Disabled gesetztes HTML-Attribut diesen Vorgang. Das Attribut konnte ich problemlos entfernen und so eine Aktualisierung aus der Ferne vornehmen.

Neben den Provider-Daten und der WLAN-Konfiguration habe ich dem Image auch einen DynDNS-Client hinzugefügt sowie eine Firewallregel für einen SSH-Server. So hatte ich Fernzugriff auf das Gerät. Im Anschluss konnte ich neben der MAC-Adresse des Routers noch drei SSIDs von umliegenden Netzwerken auslesen. Mit einem kostenlosen Testaccount beim Geolocation-Dienstleister Combain erhielt ich so die ungefähren Koordinaten dieser Netzwerke. Mit diesen Infos konnte ich schließlich den Standort des Betrügers auf eine bestimmte Straße in Johannesburg in Südafrika eingrenzen. Darauf ließ ich es erst mal beruhen und trat mit dem Spammer nicht mehr in Kontakt.

Nun saß ich auf einem riesigen Datenhaufen und wusste nicht so recht, was ich mit den durchaus brisanten Informationen machen soll. Zur Polizei gehen? Schwierig. Durch mein Handeln habe ich mich sicherlich strafbar gemacht. Letztendlich entschied ich mich dazu, die Daten über den anonymen Briefkasten „heise investigativ“ der c’t-Redaktion zukommen zu lassen. In Absprache mit der Redaktion entschieden wir uns dann dazu, die Geschichte anonymisiert zu veröffentlichen. (des)

Stellungnahme der Redaktion

Wir rufen nicht dazu auf, so etwas zu machen. Wer das tut, macht sich strafbar. Für eine Veröffentlichung haben wir uns dennoch entschieden, weil dieser Fall spannende Einblicke in eine Spam-Kampagne gewährt. Auf Basis der uns vorliegenden Informationen stufen wir die Vorgänge als plausibel ein und konnten die Abläufe theoretisch nachvollziehen. Der Artikel erscheint nach Absprache mit dem Tippgeber unter einem Pseudonym.

Von uns auf privater Ebene kontaktierte Strafverfolger machten uns keine Hoffnungen auf erfolgreiche Ermittlungen. Das liegt zum einen daran, dass es in diesem Fall keinen konkreten Geschädigten gibt. Zudem sind die Server der groß angelegten Spam-Kampagne mittlerweile offline. Außerdem verkompliziert die Internationalität des Falls die Strafverfolgung. Problematisch ist überdies, dass sich das Spam-Opfer durch das Ausnutzen von Sicherheitslücken und Eindringen in Server strafbar gemacht hat. Am Ende könnte sogar das Opfer anstatt des Spammers hinter Gitter wandern.


Wie ein Spam-Opfer den Betrüger aufgespürt hat

Viele der c’t-Investigativ-Recherchen sind nur möglich dank Informationen, die Leser und Hinweisgeber direkt oder anonym an uns übermitteln. Wenn Sie selbst Kenntnis von einem Missstand haben, von dem die Öffentlichkeit erfahren sollte, können Sie uns einen anonymen Hinweis oder brisantes Material zukommen lassen. Nutzen Sie dafür bitte unseren anonymen und sicheren Briefkasten.

Mai 2019 | €uropa | Kommentieren

Vor dem Hintergrund eines globalen Verdrängungswettbewerbs entdecken auffallend viele nachdenkliche Menschen die ethischen Vorzüge des Christentums: Peter Sloterdijk prophezeit ein grausames 21. Jahrhundert. Mit Nietzsche nennt er es neo-antik, weil nun endgültig „die Wiederholung der Antike auf der Höhe der Modernität“ anstehe. Künftig, so Sloterdijk, werde ein innerweltlicher Fatalismus herrschen: Im Hier und Jetzt, am meßbaren Erfolg entscheidet sich, ob ein Leben gelingt. Die Möglichkeit eines „Rückspiels“ im Jenseits, wie es bisher vom „Balkon am Petersplatz“ (Bild Rom) aus versprochen wurde, habe keine Relevanz mehr. Das „Mitleid mit den Verlierern“, das durch das Christentum in die Welt kam, sei nicht mehr gefragt. (mehr …)

Mai 2019 | €uropa | Kommentieren

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Mai 2019 | €uropa | Kommentieren

 

Die Privathaftpflicht gilt als eine der wichtigsten Versicherungen, die jeder haben sollte. Doch ihre Tarife unterscheiden sich zum Teil deutlich.

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Mai 2019 | €uropa | Kommentieren

Aber leider ist es ein Bush: Dem Pontifex bedeutet „Versöhnung“ mit vier Erzreaktionären mehr als das Vertrauen der Katholiken.

Eine Rundschau-Außenansicht  von Hans Küng, 80, ist emeritierter Professor für ökumenische Theologie in Uni Tübingen und Präsident der Stiftung Weltethos. 1980 ließ der Vatikan ihm die kirchliche Lehrerlaubnis entziehen.

Präsident Barack Obama ist es gelungen, in kurzer Zeit die Vereinigten Staaten aus Stimmungstief und Reformstau herauszuführen, eine glaubhafte Hoffnungsvision vorzustellen und eine strategische Wende in der Innen- wie Außenpolitik dieses großen Landes einzuleiten.

Williamson: "Wenn das der Führer gewusst hätte …

„Wenn das der Führer gewusst hätte …“ Bild: Bischof Williamson im Fernsehen: „Es gab keine Gaskammern. Maximal gab es 200 bis 300 000 Tote in den Konzentrationslagern“.

Anders in der katholischen Kirche. Die Stimmung ist bedrückend, der Reformstau lähmend. Nach fast vier Jahren im Amt sehen viele Papst Benedikt XVI. auf der Linie eines George W. Bush. Kein Zufall, dass der Papst seinen 81. Geburtstag im vergangenen Jahr im Weißen Haus gefeiert hat. Beide, Bush und Ratzinger, sind lernunfähig in Fragen von Geburtenkontrolle und Abtreibung, abgeneigt allen ernsthaften Reformen, selbstherrlich und ohne Transparenz in ihrer Amtsführung, die Freiheiten und Rechte der Menschen einschränkend.

Keine Erwartungen mehr

Wie Bush seinerzeit, so leidet auch Papst Benedikt unter einem wachsenden Vertrauensverlust. Viele Katholiken erwarten von ihm nichts mehr. Schlimmer noch: Durch die Rücknahme der Exkommunikation von vier illegal geweihten traditionalistischen Bischöfen, darunter ein notorischer Holocaust-Leugner, wurden alle bei der Wahl Ratzingers zum Papst geäußerten Befürchtungen bestätigt.

Der Papst wertet Leute auf, die nach wie vor die vom Zweiten Vatikanischen Konzil bejahte Religionsfreiheit, den Dialog mit den anderen Kirchen, die Aussöhnung mit dem Judentum, die Hochschätzung des Islam und der anderen Weltreligionen sowie die Reform der Liturgie ablehnen.

Um die „Versöhnung“ mit einem Häuflein erzreaktionärer Traditionalisten voranzubringen, riskiert dieser Papst den Vertrauensverlust von Millionen von Katholiken in allen Ländern, die dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Treue halten. Dass gerade einem deutschen Papst solche Fehltritte unterlaufen, verschärft die Konflikte. Nachträgliche Entschuldigungen können das zerschlagene Porzellan nicht kitten.

Dabei hätte es ein Papst noch leichter als ein Präsident der Vereinigten Staaten, eine Kursänderung vorzunehmen. Er hat keinen Kongress als Legislative neben sich und kein Oberstes Gericht als Judikative über sich. Er ist uneingeschränkter Regierungschef, Gesetzgeber und höchster Richter in der Kirche. Er könnte, wenn er wollte, über Nacht die Empfängnisverhütung gestatten, die Priesterehe zulassen, die Frauenordination ermöglichen und die Abendmahlsgemeinschaft mit den evangelischen Kirchen erlauben.

Was würde ein Papst tun, der im Geist Obamas handelte? Er würde ähnlich wie Obama erstens deutlich aussprechen, dass die römisch-katholische Kirche sich in einer tiefen Krise befindet und würde die Krisenherde benennen: viele Gemeinden ohne Priester, ausbleibender Nachwuchs für das Priestertum, durch unpopuläre Pfarreifusionen verschleierter Zusammenbruch seelsorgerlicher Strukturen, die oft über Jahrhunderte gewachsen waren.

Er würde zweitens die Hoffnungsvision von einer erneuerten Kirche, einer revitalisierten Ökumene, einer Verständigung mit den Juden, den Muslimen und den anderen Weltreligionen und einer positiven Wertung der modernen Wissenschaft verkünden. Er würde drittensdie fähigsten Mitarbeiter um sich versammeln, keine Jasager, sondern eigenständige Persönlichkeiten, unterstützt von kompetenten und furchtlosen Experten. Er würde viertens die dringendsten Reformmaßnahmen durch Dekret („executive orders“) sofort initiieren und fünftens ein ökumenisches Konzil zur Beförderung des Kurswechsels einberufen.

Doch welch deprimierender Kontrast

Während Präsident Obama unter Zustimmung aus der ganzen Welt nach vorne blickt und sich den Menschen und der Zukunft öffnet, orientiert sich dieser Papst vor allem nach rückwärts, inspiriert vom Ideal der mittelalterlichen Kirche, skeptisch gegenüber der Reformation, zwiespältig gegenüber den Freiheitsrechten der Moderne.

Während Präsident Obama sich kooperativ neu um Partner und Bundesgenossen bemüht, ist Papst Benedikt wie George W. Bush im Freund-Feind-Denken befangen. Mitchristen in den evangelischen Kirchen stößt er vor den Kopf, indem er diese Gemeinschaften nicht als Kirchen anerkennt. Der Dialog mit Muslimen ist über Lippenbekenntnisse zum „Dialog“ nicht hinausgekommen.

Das Verhältnis zum Judentum muss als tief gestört bezeichnet werden. Während Präsident Obama Hoffnung ausstrahlt, Bürgeraktivitäten fördert und eine „neue Ära der Verantwortlichkeit“ fordert, ist Papst Benedikt in Angstvorstellungen befangen und will die Freiheit der Menschen möglichst einschränken, um eine „Ära der Restauration“ durchzusetzen.

Keine Scheu vor der Zukunft

Während Präsident Obama in Washington offensiv die Verfassung und die große Tradition seines Landes zur Begründung kühner Reformschritte heranzieht, legt Papst Benedikt in Rom die Dekrete des Reformkonzils von 1962 bis 1965 restriktiv nach rückwärts aus: in Richtung auf das Restaurationskonzil von 1870.

Aber weil Papst Benedikt XVI. aller Wahrscheinlichkeit nach selber kein Obama wird, brauchen wir für die nächste Zeit erstens einen Episkopat, der die offenkundigen Probleme der Kirche nicht verschleiert, sondern offen benennt und auf Diözesanebene energisch angeht; zweitens Theologen, die aktiv an einer Zukunftsvision unserer Kirche mitarbeiten und keine Scheu haben, die Wahrheit zu sagen und zu schreiben; drittens Seelsorger, die sich wehren gegen die ständige Überbelastung durch Zusammenlegung von mehreren Pfarreien, und die ihre Eigenverantwortung als Seelsorger mutig wahrnehmen; viertens insbesondere Frauen, ohne die vielerorts die Seelsorge zusammenbrechen würde, die ihre Möglichkeiten des Einflusses selbstbewusst wahrnehmen.

Aber können wir das wirklich? Ja, wir können!

Hans Küng, 80, ist emeritierter Professor für ökumenische Theologie in Uni Tübingen und Präsident der Stiftung Weltethos. 1980 ließ der Vatikan ihm die kirchliche Lehrerlaubnis entziehen.

Mai 2019 | €uropa | Kommentieren

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Mai 2019 | €uropa | Kommentieren
dieses Foto mit einem Schiff voller Leute, aus dem die Menschen schon fast herausfallen, hat sich wie ein Lauffeuer in ganz Europa verbreitet. Es war dazu gedacht, den EuropäerInnen Angst einzuflößen und sollte ihnen weismachen, dass ihre Küsten mit Migranten ‚überflutet‘ werden. Es gibt da nur ein Problem: die Geschichte ist total falsch.

Extremisten machen sich unsere Social-Media-Feeds zunutze, um uns zu manipulieren und gegeneinander aufzubringen. In den nächsten Wochen planen sie auf diese Weise die Europawahlen massiv zu beeinträchtigen!

Europa könnte das Ziel perfider Desinformationskampagnen werden, die darauf ausgelegt sind, es von innen heraus zu zerstören. Wenn wir nichts dagegen tun, könnten wir den Anfang vom Ende der EU miterleben. Also müssen wir uns wehren!

Wir bringen einige der besten Köpfe Europas zusammen, um diese Gefahr besser zu verstehen und zu bekämpfen. Doch wir brauchen Ihre Hilfe — können Sie uns sagen, wie besorgt Sie über Falschnachrichten und irreführende Berichte sind?

SEHR

ETWAS

EIN BISSCHEN

ÜBERHAUPT NICHT

Das Europa, das wir kennen, ist in Gefahr — und die bevorstehenden Europawahlen könnten ein entscheidender Moment sein, in dem entweder die Extremisten gewinnen oder wir sie Kraft unserer Gemeinschaft aufhalten.

Diejenigen, die Falschinformationen und Hass verbreiten, sind wenige. Wir sind Millionen. Nehmen wir den Kampf auf und verteidigen wir ein Europa, das frei von Krieg, Spaltung und Hetze ist. Überlassen wir die Zukunft unseres Kontinents nicht ein paar Extremisten, die all dies zerstören wollen.

Mit Hoffnung und Entschlossenheit

Muriel, Pascal, Martyna, Martin, Patricia, Luca, Anneke, Christoph und das ganze Team von Avaaz

Weitere Informationen:

Avaaz’s Fake-Watch.eu
https://secure.avaaz.org/campaign/de/disinfo_form/

Wie gefährlich ist rechte Desinformation im Netz?
https://www.tagesspiegel.de/politik/migrationspakt-europawahl-wie-gefaehrlich-ist-rechte-desinformation-im-netz/24218478.html

Systematische Desinformation auch vor der Bundestagswahl 2017 (Süddeutsche Zeitung)
https://www.sueddeutsche.de/politik/facebook-fake-news-falschinformationen-europawahl-1.4420033-2

Neuer Desinformationstrend vor den EU-Wahlen aufgetaucht (Radio FM4 ORF)
https://fm4.orf.at/stories/2978418/

Weitere Informationen auf Englisch:

How fake images spread racist stereotypes about migrants across the global (Observer)
https://observers.france24.com/en/20180105-fake-images-racist-stereotypes-migrants

Under far-right pressure, Europe retreats from migration pact (Politico)
https://www.politico.eu/article/migration-un-viktor-orban-sebastian-kurz-far-right-pressure-europe-retreats-from-pact/

Belgium’s government loses majority over UN migration pact (Guardian)
https://www.theguardian.com/world/2018/dec/09/belgium-government-loses-majority-over-un-migration-pact

How the UN migration pact got trolled (Politico)
https://www.politico.eu/article/united-nations-migration-pact-how-got-trolled/

Image: Albanian refugees arriving in Italy, 1991
https://rarehistoricalphotos.com/albanian-refugees-italy-1991/

 

  • Dubiose oder unseriöse Akteure nutzen Twitter, Facebook und andere Netzwerke, um die politische Stimmung zu beeinflussen.
  • Für die Europawahl am 26. Mai erwarten Experten und Politiker massive Einflussversuche – durch Internetseiten wie Russia Today.
  • Auch Geldgeber aus den USA hätten in der Vergangenheit versucht, das Meinungsklima in Deutschland zu manipulieren.
Von Anna Reuss

 

Zum Regieren, sagte Gerhard Schröder einmal, brauche er nur „Bild, BamS und Glotze“. Wäre Schröder heute noch Kanzler, hätte er mit dieser Strategie wohl deutlich weniger Erfolg. Vor gut zehn Jahren begann die Erfolgsgeschichte der sozialen Medien. Seitdem senden Politiker ihre Botschaften dem Wähler direkt auf sein Smartphone. Der CDU-Politiker und heutige Gesundheitsminister Jens Spahn etwa nutzte vor der Bundestagswahl 2017 die Möglichkeiten der sozialen Netzwerke besonders findig. Er richtete sich mit einer Anzeige bei Facebook ausschließlich an Fans der AfD-Seite. „Sichere Außengrenzen für ein sicheres Europa. Seht ihr das genauso?“, hieß es dort. Menschen in Großstädten hingegen bekamen von ihm andere Werbung angezeigt – eine, die weltoffener wirkte.

Die Möglichkeiten von Twitter, Facebook und anderen Netzwerken nutzen allerdings längst auch dubiose oder unseriöse Akteure, um die politische Stimmung zu beeinflussen. Besonderes Gewicht erhält dies derzeit durch die bevorstehende Europawahl am 26. Mai, für die Experten und Politiker massive Einflussversuche erwarten – von außen durch Internetseiten wie Russia Today oder auch von heimischen Hetzern wie dem deutschen Islamhasser-Blog „Politically Incorrect“. Der Unionsfraktionsvorsitzende im Bundestag, Ralph Brinkhaus, beklagte schon vor Monaten eine „Welle von Unwahrheiten“ in den sozialen Medien. Andrus Ansip, der für den digitalen Binnenmarkt zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, sagte, es gebe starke Belege dafür, dass Russland die „Hauptquelle für Desinformationen in Europa“ sei. Dies sei „Teil der russischen Militärdoktrin“. Das Problem verschärfen könnte die womöglich geringe Wahlbeteiligung. 2014 gingen nur 43 Prozent der Berechtigten zur Abstimmung. Je geringer die Beteiligung, desto stärker kann gezielte Manipulation von Wählern wirken.

Facebook-Nutzer – einen halben Punkt näher an der Wahrheit? Der Papst unterstützt Trump, Nordkorea wird christlich? Fake News finden sich in Massen in sozialen Netzwerken. Doch haben diese weniger Einfluss auf die politischen Ansichten ihrer Nutzer als oft geglaubt.

Nach Brand in Notre-Dame wurden rasant Falschnachrichten verbreitet

Das Problem wird seit Jahren diskutiert, doch trotz aller Beteuerungen der sozialen Netzwerke, mehr einzugreifen, besteht es fort. Das zeigen auch Beispiele aus Europa: Eine Analyse der amerikanischen George-Washington-Universität etwa kommt zu dem Schluss, dass vor dem katalanischen Unabhängigkeitsreferendum im Jahr 2017 die kremlnahen Medien Russia Today und Sputnik soziale Netzwerke nutzten, um eine europafeindliche Stimmung zu erzeugen. Auch nach dem Brand der Kathedrale Notre-Dame wurden rasant Falschnachrichten verbreitet. Bei Twitter zirkulierte etwa die Behauptung, es handele sich um einen islamistischen Anschlag, angereichert mit der erfundenen Aussage der US-Kongress-Abgeordneten Ilhan Omar, einer Muslima, dass „sie ernten, was sie säen“. Omar hat dies nie gesagt – die Falschnachricht wurde von Accounts verbreitet, die sich als TV-Sender Fox News und CNN ausgaben.

Als Facebook-Gründer Mark Zuckerberg 2018 vor dem US-Senat aussagte, erklärte er mit Blick auf die Rolle seines Unternehmens bei der Einmischung in Wahlen aus dem Ausland, dass „wir eine aktivere Rolle spielen und unsere Verantwortung umfassender wahrnehmen müssen“. Auch Twitter geht konsequenter gegen Falschnachrichten vor. Zwar ist umstritten, ob und in welchem Ausmaß Falschnachrichten die US-Präsidentschaftswahl beeinflusst und Donald Trump zum Sieg verholfen haben. Allerdings legt eine Studie der Universitäten Princeton, Dartmouth und Exeter einen Zusammenhang nahe. Anhänger Trumps besuchten am intensivsten Websites mit Falschnachrichten, die wiederum positiv über ihn schrieben. Facebook ist demnach wichtiger Multiplikator für die Verbreitung solcher Inhalte.

Systematische Desinformation auch vor der Bundestagswahl 2017

Welche Dimension die gezielt gestreuten Falschnachrichten in Deutschland haben, zeigt eine Studie der Universität Oxford. Demnach waren etwa 20 Prozent der politischen Informationen, die vor der Bundestagswahl 2017 in sozialen Netzwerken geteilt wurden, systematische Desinformation. Es sei schwer nachvollziehbar, wer hinter solchen Kampagnen stecke, sagt Simon Hegelich, Professor an der TU München. Er forscht zur Manipulation in sozialen Netzwerken. So gebe es Indizien dafür, dass dieselben Akteure sowohl bei Twitter als auch Facebook aktiv waren und zudem mit AfD-nahen Accounts in Verbindung standen. „Gerade bei kulturellen Themen gibt es Priming-Effekte“, sagt Hegelich. Dieser Effekt beschreibt etwa, dass die AfD davon profitiert, wenn sie in den Medien genannt wird, egal ob positiv oder negativ. Bei anderen Parteien gebe es diesen Effekt nicht, weil er nur durch negative Äußerungen zu kulturellen Themen wie Migration oder Political Correctness entstehe.

„Die Erwartung der frühen Jahre an soziale Netzwerke wurde enttäuscht“, sagt Ulrike Klinger. Sie leitet an der Freien Universität Berlin die Forschungsgruppe „Nachrichten, Kampagnen und die Rationalität öffentlicher Diskurse“. Die Debatte über soziale Medien sei heute pessimistischer als noch vor fünf Jahren. „Heute geht es überwiegend um Desinformation und ob soziale Medien unsere Demokratie schädigen.“ In bestimmten Situationen seien nur wenige sogenannte Social Bots nötig, also automatisierte Nutzerprofile, die in sozialen Medien Botschaften verbreiten, um im Netz das Meinungsklima in einer politischen Debatte zu ändern. Deshalb müssten die Plattformen ihrer Verantwortung besser nachkommen, meint Klinger. Bislang reagierten diese lediglich auf politischen Druck. „Zwar verdienen sie viel Geld mit den Daten, geben der Gesellschaft aber wenig zurück.“ Wenn Facebook oder Twitter behaupteten, dass sie jeden Tag eine Million Fake-Accounts löschten, dann könne das zudem niemand überprüfen.

Netzpolitik EU-Kommission fordert mehr Transparenz von Internet-Giganten
Netzpolitik

Im September vergangenen Jahres unterzeichneten die Unternehmen einen freiwilligen Verhaltenskodex zur Selbstregulierung. In Brüssel ist man mit der Umsetzung jedoch nicht zufrieden. Bislang habe die EU-Kommission nicht den Eindruck, dass die Plattformen rechtzeitig und mit Nachdruck gegen das Problem vorgehen, hieß es Ende Februar. Im jüngsten Zwischenbericht vom vergangenen Dienstag werden immerhin die Bemühungen der Plattformen als erfreulich bezeichnet, so schuf Facebook auch für Europa ein Verzeichnis der Wahlwerbung. Allerdings sei es nach wie vor „bedauerlich“, dass kaum Fortschritte bei der Transparenz von themenbezogener Werbung gemeldet wurden. Es sei notwendig, dass die Plattformen externen Forschern Datensätze zur Verfügung stellten, heißt es im Bericht. Die Plattformen geben sich indes geläutert. Facebook habe etwa die „Bedrohungslage“ und den Einfluss ausländischer Akteure auf den US-Wahlkampf 2016 zu lange nicht erkannt, sagte ein Vertreter von Facebook bei einer Veranstaltung der Unionsfraktion im März.

„Die Russen sehen sich in der Defensive“

Gesteuerte Kampagnen seien kostengünstig, und ihr Nutzen – nämlich Streit anzufachen – sei groß, sagt Sandro Gaycken, IT-Sicherheitsexperte am Digital Society Institute in Berlin. Dahinter stehe das Prinzip „Teile und herrsche“, sagt er. „Russland ist dabei ein bekannter Akteur, weil man sich dort vom Paradigma der propagandistischen Beeinflussung nie richtig verabschiedet hat.“ Um dem zu begegnen, sei es nötig, mit ausländischen Akteuren in den Dialog zu treten. Allerdings herrsche in Russland umgekehrt der Eindruck vor, dass gegen das Land ein Informationskrieg geführt werde, meint Gaycken. „Die Russen sehen sich in der Defensive.“

Auch Geldgeber aus den USA hätten in der Vergangenheit versucht, das Meinungsklima in Deutschland zu manipulieren, sagt David Schraven, Gründer der Rechercheplattform Correctiv. Seit 2017 kooperiert die Plattform mit Facebook, um Beiträge als Falschmeldungen zu kennzeichnen. Schraven hatte schon vor der Landtagswahl in seiner Heimat Nordrhein-Westfalen 2017 beobachtet, dass rechte Akteure den Erfolg Donald Trumps im Rust Belt, der ehemals dominanten Industrieregion der USA, auf das Ruhrgebiet zu übertragen versuchten. So wurde etwa über den britischen Ableger der Breitbart-Webseite eine angebliche Nachricht über einen „Mob“ in Dortmund verbreitet, wo mehr als 1000 Männer „Allahu Akhbar“ rufend eine Kirche in Brand gesteckt haben sollen. Diese Falschmeldung auf Englisch wurde in Facebook-Gruppen in Deutschland rasant verbreitet; viele glaubten offenbar die erfundene Geschichte. Schraven zufolge standen dahinter rechte Gruppen in Deutschland, die so Stimmung gegen Flüchtlinge machen wollten.

Ein weiteres Beispiel, das er nennt: In Facebook-Gruppen, die auf Publikum im Ruhrgebiet zielen, wurden Meldungen über eine angebliche Vergewaltigung durch einen Flüchtling geteilt. Als Quelle wurde ein „Freund bei der Polizei“ genannt. So wurde begründet, dass andere Medien nicht über diese Vergewaltigung – die in Wahrheit nie stattgefunden hat – berichtet haben. Schraven sieht einen Zusammenhang zwischen den Falschnachrichten und dem hohen Stimmenanteil der AfD in manchen Bezirken von Essen oder Dortmund.

Social Media Die Lügen der hyperaktiven Cyborgs
Mai 2019 | €uropa | Kommentieren
Darf man Bilder, Musikstücke, Filme schön finden, wenn man weiß, dass sie von Menschen mit ausgeprägten dunklen Seiten geschaffen wurden? Das wird derzeit an Emil Nolde und anderen diskutiert. Es berührt indes Fragen, die weit über die Kunstwelt hinausgehen:
Ein Bildband, gerade mal fünfzehn Jahre alt. Emil Noldes Werk wird darin in den höchsten Tönen gelobt. Es gehöre „zu den revolutionärsten und einflussreichsten Leistungen der deutschen Kunst des vergangenen Jahrhunderts“. Vom „führenden deutschen Expressionisten“ ist die Rede. Bis heute inspiriere der friesische Künstler unzählige Nachahmer, von denen er gleichwohl nie erreicht werde. „Am liebsten möchte man aquarellieren wie Emil Nolde. Wer einen Tuschkasten besitzt, kennt diesen schönen Traum gut und genauso das Scheitern, das dem Versuch auf dem Fuß folgt“, schrieb die Kulturjournalistin Anna Brenken (in: „Emil Nolde und seine Landschaften“).

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Mai 2019 | €uropa | Kommentieren

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