Max Horkheimer (links), Theodor W. Adorno und rechts hinten Jürgen Habermas im April 1964 an einer Tagung in Heidelberg

Als Ort für die Revolutionstheorie wurde es vor gut hundert Jahren gegründet und entwickelte sich zu einem Zentrum gelehrter Gesellschaftskritik: Was hält das Frankfurter Institut für Sozialforschung heute zusammen?
Ein unabhängiges Institut für Sozialforschung, getragen von einem vermögenden Grosskaufmann und seinem politisch links engagierten Sohn: Das war etwas Aussergewöhnliches, selbst in einer aufgeschlossenen, der Wissenschaft zugetanen Stadt wie Frankfurt am Main. Niemand hätte sich 1923 vorstellen können, dass dieses Institut dereinst ein Ort sein würde, der – in Verbindung mit dem Begriff «Kritische Theorie» – weltweit bekannt werden sollte.

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Jan. 2024 | Heidelberg, Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Sapere aude | Kommentieren

«Ja, hier geht’s zur Wartburg. Nehmen Sie den breiteren Weg.» Nett ist er, der Alte Herr einer Burschenschaft, mit Band um den Körper und Ehefrau im Arm. Der Dialekt, mit breiter und langer Betonung der Buchstaben, lässt auf österreichische Herkunft schließen. «Wir kommen aus Linz, kennen Sie die gleichnamige Torte?» Wir sagen ja und fragen auch etwas. Nämlich: Was ist das gerade für eine heftige Diskussion um den Abstammungsnachweis, der die deutsche Burschenschaft entzweit? «Ein Schmarrn», winkt er ab, packt seine Frau und läuft hinein in das Dickicht der thüringischen Laubwälder.

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Jan. 2024 | Heidelberg, Allgemein, Essay, In vino veritas, Sapere aude | Kommentieren

Immer wieder gibt es in Sachsen rechte und rechtsextreme Demonstrationen. Umfragen und AfD-Ergebnisse zeigen einen Trend nach rechts. Das Foto zeigt einen „deutschen Protest“ in Chemnitz

Das Vertrauen in Institutionen stürzt in Sachsen ab. Rechte Inhalte sind laut Umfrage mehrheitsfähig. Bei dem neuesten Sachsen-Monitor hat sich bei vielen Themen die Stimmung verschlechtert.  Einen besonderen Schock stellten jedoch die Ergebnisse zum Vertrauen in die Bundesregierung dar, das bei 82 Prozent der Befragten kaum oder wenig vorhanden sind. Die Umfrage zeugt von Misstrauen und Glauben an „Überfremdung“ sowie Verschwörungserzählungen.

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Jan. 2024 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Politik, Sapere aude | Kommentieren

Die politische Mitte ist ein seltsamer Raum. Sie ist schwer zu beschreiben, am ehesten als eine Absage an radikale Einstellungen ganz links und ganz rechts. Mitte klingt nach Mäßigung und Pragmatismus. Eigentlich verorten sich viele Menschen deshalb genau dort. Doch es gibt Anzeichen dafür, dass dieser Raum in Deutschland kleiner wird. Das jüngste Beispiel: die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Stiftung untersucht alle zwei Jahre rechtsextreme Einstellungen in der Bevölkerung. Basis ist eine repräsentative Telefonumfrage, für die zwischen 2. Januar und 28. Februar dieses Jahres insgesamt 2.027 Personen befragt wurden.

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Jan. 2024 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren

Vom estnischen Bildhauer Jaak Soans 1985 in Bronze gegossen hat Wladimir Iljitsch Uljanow, Kampfname Lenin, in Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt Schwerin bislang alle Stürme der Zeit überlebt. Der irdische Lenin, Revolutionär, marxistischer Theoretiker, sowjetischer Staatsbegründer und im Unterschied zur Bronzestatue lediglich 1,65 Meter klein, starb vor genau 100 Jahren am 21. Januar 1924. Die Schatten des kleinen Revolutionärs, die des menschlichen wie des nachgebildeten, reichen bis in die Gegenwart und sorgen für Zoff. Darf ein Denkmal, das einem Massenmörder huldigt, im demokratischen Deutschland stehen bleiben? – Man stellt sich ja auch keinen Göring in die Landschaft …

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Jan. 2024 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Zeitgeschehen | Kommentieren

Eine brandgefährliche Liaison: 

Wenn am 1. September dieses Jahres zwei Landtagswahlen stattfinden, dürfte Deutschland auf den Tag genau 85 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges sein blaues Wunder erleben. Die AfD liegt in Thüringen und in Sachsen laut Umfragen klar vorn. Auch im Bund kommt die Partei aktuell
auf 20 Prozent. Das ist umso besorgniserregender, wenn man sich die jüngsten
Veröffentlichungen des Rechercheportals Correctiv vor Augen führt.

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Jan. 2024 | Allgemein, Essay, Gesundheit, In vino veritas | Kommentieren

Jeanne d’Arc – im Schlachtengetümmel auf dem Schimmel …

Das war am 8. Mai 2016. Macron, damals noch Frankreichs Wirtschaftsminister und heute Präsident, war als Ehrengast nach Orléans geladen. Dort wird jährlich der Heldin und ihres ruhmreichen Sieges gedacht – und zwar seit 1431, dem Todesjahr Jeanne d’Arcs, die die Stadt 1429 von der Belagerung durch die Engländer befreite. Seitdem finden dort große Feierlichkeiten zum Gedenken an die Heldin und ihren ruhmreichen Sieg statt. Macron wusste die Gunst der Stunde für sich zu nutzen und hielt vor der Kathedrale von Orléans eine Rede, in welcher er die Nationalheldin – rhetorisch geschickt – als links-liberale Ikone präsentierte:

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Jan. 2024 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, Kirche & Bodenpersonal | Kommentieren

Vier Darsteller mit Masken von Personen aus dem Umfeld der AfD stehen neben einer stilisierten Staatskasse, an der sie sich bedienen. Das Foto ist im Rahmen einer Protest-Aktion vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe im Februar 2023 entstanden

Ein Mann, eine Bühne. Die Auftritte für das „Deutsche Volk“ sind Hartmut Issmers Mission. Mit seinem Wagen bringt er gerne gleich einen Anhänger als Bühne mit. „Wir sind das Volk“ steht auf dem schwarz-weiß-roten Transparent, das den Anhänger ziert. In gleicher Farbwahl ein weiteres Transparent mit „Patrioten für Deutschland“. Unter diesem Label tritt Issmer meist mit Strohhut und Lederjacke auf. Beim Pegida-Ableger in Berlin oder bei „Deutscher Michel, wach endlich auf“ in Hamburg hetzte der Anfang 70-Jährige gegen die „links-grünen Spinner“ und die „internationale Finanzlobby“, die mit der CO2-Debatte und der Diesel-Diskussion nur eines wolle: den Standort Deutschland zerstören. Der Mann aus Weimar redet nicht bloß, er spendet auch. Er ist der größte Einzelspender der AfD, der beim Präsidenten des Deutschen Bundestag angegeben wird.

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Jan. 2024 | Allgemein, Essay, Gesundheit, In vino veritas, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

„Hinweg mit Dir, ich bleib hier. Meine Tonne is my castel … „

Mag man zu diesem Philosophen (dessen Namen geraten werden soll) stehen oder auch nicht (Namen auf ne Postkarte an : Redaktion Rundschau – Heidelberg – ja, das kommt an – geschickt und wer richtig geraten hat, gewinnt ein Abendessen mit den Rundschaumachern, alsdann, nochmal von vorn: Man mag also zu diesem Philosophem und zu seinen Ideen und Schriften stehen wie man will, er ist – nicht nur aber immer mal wieder – ein Publikumsmagnet – trotz oder vielleicht gerade wegen all des Spotts und all der Häme, die Feuilletonisten, Kollegen und Kritiker über ihn ausgießen („Aufgeschäumte Theorie; Peterchens Mondfahrt; Meister der Plattitüde und des Ressentiments“) – oder ausgegossen haben.

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Jan. 2024 | Allgemein, Essay, Gesundheit, In vino veritas, Zeitgeschehen | Kommentieren

Schon bei der Eröffnung des Bundesverfassungsgerichts stand fest, dass zu seinen ersten Aufgaben die Entscheidung über ein Parteienverbot der KPD würde gehören müssen

Am 17. August 1956 verbot das Bundesverfassungsgericht die Kommunistische Partei Deutschlands, kurz KPD. Auch wenn manche Historiker das Verbotsverfahren für verfassungs- widrig halten: Die Richter legten im Urteil umfassend dar, was Demokratie ist. Bei der feierlichen Eröffnung des Bundesverfassungs- gerichts am 28. September 1951 (Bild) spricht Bundespräsident Heuss die wichtigste Bestimmung des Grundgesetzes an.

 

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Jan. 2024 | Allgemein, Essay, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude | Kommentieren

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