coverDas legendäre „Des Teufels Wörterbuch“ von Ambrose Bierce kann nun endlich (wieder) auf deutsch in vollem Umfang gelesen werden, nachdem der 1986 im Haffmanns Verlag erschienene Titel hoffnungslos und nirgendwo mehr zu haben ist – es sei denn, man habe; ich zum Beispiel. Umsomehr freue ich mich aber, dass dies Büchlein nun auch Sie wieder zu erwerben in der Lage sind.
Das sprachkritische Wörterbuch ist ein kaum gewürdigtes Genre der Aufklärung des 18. und 19. Jahrhunderts. Schon einige Artikel der Enzyklopädie von Diderot und d’Alembert enthalten neben Begriffserläuterungen mokante Bemerkungen über den abgeschmackten Stil in den Werken der gegnerischen Philosophieschulen. Doch erst Gustave Flauberts Vorhaben einer Enzyklopädie der menschlichen Dummheit, aus der sein Wörterbuch der Gemeinplätze Stichproben bietet, machte die Erkenntnis, dass nur das richtig Gesagte auch richtig gedacht ist, zum Ausgangspunkt einer Stilkritik, der fast alles zum Objekt werden konnte.

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März 2016 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, Feuilleton, Junge Rundschau | Kommentieren
Ja, das ist nicht Seehofer

Ja, das ist nicht Seehofer

Als Musterbild eines Politikers, der mit dem Appell an dumpfe Vorurteile Karriere macht. Der auf alles losgeht, was man mit etwas Phantasie als fremd oder undeutsch bezeichnen kann, weil er sich darauf verlässt, dass es für den politischen Erfolg keine differenzierte Argumentation braucht, solange man nicht an die Urteils-, sondern nur an die Vorurteilskraft seiner Wähler appelliert. Weil er schon von (wer auch immer hab ihn selig) Franz Josef Strauss gelernt hat, dass im Krieg der Meinungen die Lufthoheit über den Stammtischen entscheidend ist. Weil er den zentralen Lehrsatz des Populismus verinnerlicht hat: Das einfache Argument schlägt jederzeit das richtige. Diffamieren geht über Studieren.

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März 2016 | Heidelberg, Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude | Kommentieren

artFordert Zeitgeist den Heimatdiskurs?
“Nichts Menschliches ist mir fremd”: wir kennen das Credo des Stoikers das längst zum Fluch des Kulturalisten geworden ist.

Wie soll ich, wenn mir nichts mehr fremd ist, noch auf Menschliches neugierig sein? Mich davon faszinieren lassen oder es wenigstens respektieren?

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März 2016 | Allgemein, Essay, Junge Rundschau, Zeitgeschehen | Kommentieren

Heimat„Heimat ist ein sehnsuchtsvolles Ding“ – Unsere Eltern sind Ausländer, wir nicht. Wir sind die neuen Deutschen. Aber was heißt das? Auszug aus dem Buch von Alice Bota, Özlem Topçu und Khuê Pham.

Kann etwas schlimm sein an der Frage, woher man kommt? Wer sie stellt, kann sie für sich selbst meistens beantworten. Die Eltern sind in diesem Land groß geworden und die Großeltern auch.

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März 2016 | Allgemein, Essay, Feuilleton, Junge Rundschau | Kommentieren

tenno_in_vino_veritas-2Wer-sind-wirWer oder was sind wir – und wenn ja, warum? Entfremdete Weltbürger? Ferien und Urlaub sind vorbei. Dann sind wir wieder! Dann? In der Heimat?
“ Menschliches ist mir fremd”: wir kennen das Credo des Stoikers das längst zum Fluch des Kulturalisten geworden ist. Nichts? Wie soll ich, wenn mir nichts mehr fremd ist, noch auf Menschliches neugierig sein? Mich davon faszinieren lassen oder es wenigstens respektieren? Meine Identität und Würde behaupten und gegebenenfalls für die des

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März 2016 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Zeitgeschehen | Kommentieren

Maus hackt KatzeEs ist ein Teil der deutschen Tradition, ein Wort wie (und wäre das „nur“ Presse-) Freiheit nicht für sich allein stehen zu lassen.

Ruft da wer, egal was für eine  „Freiheit!“, schon gesellt ein anderer „Ordnung!“ dazu; wer da klug ist, redet gleich von „Freiheit und Verantwortung“ oder preist die Freiheit, warnt jedoch im gleichen Atemzug vor ihrem Missbrauch, wäre es auch nur, einen auf einen Anrufbeantworter draufgerotzten Text zu veröffentlichen.

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März 2016 | Heidelberg, Allgemein, Essay, Feuilleton, Junge Rundschau | Kommentieren

12903451Vorzeiten meinte im Gespräch mit Einwohnern von Heidenau Vizekanzler Sigmar Gabriel, wo Ossis gerade mal wieder nicht lange mit Ausländern fackeln sondern sie abfackelten und so auf ihre Weise „aufräumten“: „Ihre Sorgen“ – so der Vizekanzler – müsse „man ernst nehmen, aber das“ sei „kein Grund, mit diesen Spinnern, mit diesem Pack zu demonstrieren“. „Der rasende Mob – Die Ossis zwischen Selbstmitleid und Barberei“.  Nichts, aber auch gar nichts hat sich seither geändert. Im Ossiland, in Clausnitz und Bautzen (Bild links)  hat sich in den letzten Tagen die rassistische Stimmung in aller Deutlichkeit gezeigt – womit wir Einiges vorwegnehmen, was Sie unter dem Titel „Der rasende Mob“ bei „Allgemein“ finden.

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Feb. 2016 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Zeitgeschehen | Kommentieren

Streit um Rechtschreibreform h‰lt anDie Neue Rundschau wird sich nach langem hadern mit dem Wirtschaftskrimi Rechtschreibreform den in den Schulen gebräuchlichen Schreibweisen weitgehend anpassen. Die Redaktion wird dabei nach Möglichkeit die wieder zugelassenen Schreibweisen der bewährten Rechtschreibung verwenden.

Dieser Schritt möge einer Einheitlichkeit der Rechtschreibung dienen. Er wurde möglich, weil Einwände der Reformgegner im reformierten Regelwerk berücksichtigt wurden.

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Feb. 2016 | Heidelberg, Allgemein, Essay, Feuilleton, Junge Rundschau, Zeitgeschehen | 16 Kommentare

RespektIst es statthaft, Flüchtlinge nicht als Opfer zu sehen, ihnen nicht mit Mitgefühl zu begegnen? Absolut, meint der italienische Literaturwissenschaftler Daniele Giglioli.

Denn die Adressierung als Opfer, wie gut auch immer sie gemeint sein mag, verhindert die Auseinandersetzung auf Augenhöhe, gerade auch über unterschiedliche Kultur- und Gesellschaftsvorstellungen.

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Jan. 2016 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay | Kommentieren

wirklichManchmal, wir kennen es so oder ähnlich alle, wissen am Morgen nicht so recht, wer das sein soll, der da aus dem Spiegel guckt, als wir selbst am Tisch sitzt, Tee trinkt und darauf wartet, er sie es selbst zu werden. Dieser morgendliche Zustand kann durchaus bis zum Abend anhalten.

Und, gerade wollen wir wieder zu Bett gehen, ziehen die Vorhänge vor, da fällt uns in einem flüchtigen Blick ein Licht gegenüber auf. Wir öffnen das Fenster, ein Luftzug berührt uns, und plötzlich merken wir, dass wir es sind, die das empfinden. Hier, am Fenster, in diesem Leben nach einer tagelangen Abwesenheit.

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Jan. 2016 | Allgemein, Essay, Feuilleton | Kommentieren

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