Auf den Regalen im Büro von Eugenio Alliata in Jerusalem stapeln sich Grabungsberichte und Maßbänder, in einer Ecke türmt sich defektes Computerzubehör überzogen von einer dicken Staubschicht. Es sieht aus wie in allen Büros von Archäologen, die sich lieber draußen im Feld die Hände schmutzig machen als drinnen zu putzen — bis auf den Umstand, dass Alliata die schokoladenbraune Ordenstracht der Franziskanermönche trägt und sein Arbeitsplatz ein Kloster ist. Es steht an der Stelle, an der laut Überlieferung römische Soldaten dem zum Tode verurteilten Christus die Dornenkrone aufsetzten. Alliata ist Professor für Christliche Archäologie und Museumsdirektor im Studium Biblicum Franciscanum. Er führt eine alte Mission der Franziskaner fort: die antiken religiösen Stätten im Heiligen Land zu schützen und seit dem 19. Jahrhundert auch ihre Schätze nach wissenschaftlichen Prinzipien zu bergen.