Der laute Furz im Restaurant, der offene Hosenschlitz auf der Bühne, der zu feuchte Kuss zur Begrüßung – solche Missgeschicke treiben einem die Schamesröte ins Gesicht, man möchte am liebsten im Erdboden verschwinden.
Möchten wir einander dieses – meist – furchtbar unangenehme Schamgefühl ersparen, tun wir deshalb so, als wäre nichts geschehen.

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Juli 2022 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, Feuilleton, In vino veritas, Sapere aude, Wissenschaft | Kommentieren

Peter Andreas, Im Musengarten * Ein Bild-Textband zum Schwelgen – nicht nur im Garten zu lesen
MONUMENTE Publikationen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Bonn 1. Auflage 2022 * Festeinband 17x 23 cm, 192 Seiten, mit zahlreichen Farbabbildungen * ISBN 978-3-86795-177-7 * Preis 34,00 Euro. Im Buchhandel oder online unter www.monumente-shop.de.

Laube und Gartenhaus haben sich in der Literatur, in der Musik und in der bildenden Kunst eingenistet, in Goethes »Faust«, Mozarts »Figaro«, in Lehars »Die lustige Witwe« oder in Bildern von Caspar David Friedrich, Arnold Böcklin, Edouard Manet, Max Liebermann, August Macke, um nur einige zu nennen.

Nicht wenige Künstler besaßen ein Gartenhaus, eine Laube oder einen Pavillon. Manche waren darin für längere Zeit als Gast oder hinterließen als Besucher ihre Spuren, und auch als Sterbeorte sind sie verzeichnet.

Berühmte Gedichte, Lieder, Romane, Kompositionen und Bilder verdanken diesen Refugien ihre Entstehung: Mark Twains »Tom Sawyer« und Anton Tschechows »Die Möwe« sind hierfür
Beispiele.

 

Ob »Hüttchen«, »Grottenhäuschen«, »Gartenzinne«, »Freundschaftstempel«, »Geisterturm« oder »Arbeitskabinett« in ihren Gartenhäusern ließen sich die Künstler von der Natur inspirieren, wanderten mit Freunden und Besuchern durch die ländliche Umgebung und folgten in aller Muße den Einfällen ihrer Phantasie.

 

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Juli 2022 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Zeitgeschehen | Kommentieren
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Ein optimistisches Plädoyer für eine moralische Moderne

Eine Geschichte der Rückzugsgefechte gegen den Zivilisationsprozess

Moral begegnet uns im Alltag, in der Politik, in der Gesellschaft. Doch über Moral wird häufig nur noch geschimpft. Bissig, mitreißend und klug argumentierend hält Jörg-Uwe Albig dagegen. Moralfeinde, die um ihre Privilegien bangen, hat es immer gegeben. In lebhaften Bildern schildert er ihre tragischen, mitunter skurrilen Kämpfe und zeigt, wie die Auflehnung gegen die Moral immer dann zu bremsen versuchte, wenn die Zivilisation einen Schritt nach vorne machte. Ein hochaktuelles, längst überfälliges Plädoyer für die Moral als notwendiger Motor des Fortschritts!

In aktuellen Debatten um Klimapolitik, Geflüchtete bis hin zu Corona wird regelmäßig ein Schreckbild beschworen: das Gespenst des Moralismus. Jörg-Uwe Albig zeigt, dass die Klage über Moralisierung der Politik, »Gutmenschen« und »Moraldiktatur« nicht neu ist, sondern so alt wie die Jeremiaden über die Technik, die Massen oder die »Jugend von heute«. Doch ohne die Moralisierung der Politik hätte es keine Abschaffung von Sklaverei oder Folter gegeben, keine Ächtung von Eroberungskriegen oder der Prügelstrafe für Kinder. Der Autor deutet das Unbehagen an der Moral als Protest gegen den Zivilisationsprozess: Anhand historischer Moral-Rebellen von Götz von Berlichingen über Nietzsche bis Trump erzählt er die tragischen Kämpfe dieser Streiter gegen die Idee von Gut und Böse. Ein eindringlicher Appell, die Zukunft nicht jenseits von Moral, sondern nur mit deren Hilfe zu gestalten.

Klett-Cotta
1. Auflage 2022, 224 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-96585-8

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Juli 2022 | Buchempfehlungen | Kommentieren
Oliver Schlaudt: Wir sind heute kompetenter im Umgang mit Zahlen als vor der Pandemie. Am Anfang haben wir all diese neuen Indikatoren kennengelernt, die Orientierung geben sollten. Dann wuchs die Kritik an ihnen. Manche Zahlen verloren an Bedeutung, andere wurden wichtiger. Als klar wurde, dass die Krankheitsverläufe nicht mehr so schlimm sind, spielte die Inzidenz nicht mehr die Hauptrolle, sondern die Zahl der Hospitalisierungen. Welche Zahlen sind gerade die richtigen? Was drücken sie aus und was nicht? Das Diskussionsklima war in der Pandemie katastrophal. Dennoch gab es eine Art gemeinsamen Lernprozess, und wir haben alle verstanden: Die Objektivität von Zahlen ist oft eine Illusion.

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Juni 2022 | Buchempfehlungen, In Arbeit | Kommentieren

Wie viel Stress Armut für die Betroffenen bedeutet und sie krank macht, hat der Journalist Olivier David als Kind selbst erlebt. Dabei könnte es sich ein Land wie Deutschland leisten, Menschen ohne Arbeit nicht in Armut zu halten, sagt er.
Armut habe ihn psychisch krank gemacht, sagt der Journalist und Autor Olivier David. Aufgewachsen ist er ohne Vater in einem Haushalt, in dem ständig das Geld knapp war. Die Mutter möchte ihren Kindern den sozialen Aufstieg ermöglichen und schickt sie auf eine Waldorfschule. Dort hat der Junge Probleme, er fällt durch aggressives Verhalten gegenüber Mitschülern auf, und bei ihm wird ADHS diagnostiziert.
„Ich bin mit Wut aufgewachsen, und ich glaube, das hat mit einem dysfunktionalen Elternhaus zu tun“, sagt David. „Ich habe Gewalterfahrungen gemacht, meine Mutter hatte psychische Erkrankungen.“

 

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Juni 2022 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Gesundheit, Junge Rundschau, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren

Schrullig, asexuell, privat unterwegs – Miss Marple war lange Zeit der einzige Typ Ermittlerin, den die Kriminalliteratur zu bieten hatte

In den Anfangsjahren des Kriminalromans ermittelten hartgesottene Privatdetektive und allenfalls schrullige Amateur – Detektivinnen. Inzwischen ermitteln statt häkelnder Damen knallharte Privatdetektivinnen und professionelle Superagentinnen. Aber: Durch diese schäbigen Straßen muss ein Mann gehen, der selbst nicht schäbig ist, der eine reine Weste und keine Angst hat. Der Detektiv in dieser Art von Story muss so ein Mann sein.
Aus Raymond Chandler: „Die simple Kunst des Mordens“

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Juni 2022 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, Feuilleton | Kommentieren

Joseph Roth schreibt am 30. Januar 1933, der Tag, an dem Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernennt, an Stefan Zweig: „Inzwischen wird Ihnen klar sein, dass wir großen Katastrophen zutreiben. Abgesehen von den privaten – unsere literarische und materielle Existenz ist ja vernichtet – führt das Ganze zum neuen Krieg. Machen Sie sich keine Illusionen. Die Hölle regiert.“  Am gleichen Tag verlässt Roth Berlin und reist ins Exil.

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Juni 2022 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, Feuilleton, Junge Rundschau, Sapere aude, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Die Theorie: Recht ist im Rechtsstaat nicht käuflich.
Die Praxis: Mittellose Straftäter trifft die Härte der Justiz gnadenloser als Wohlhabende.

Der Jurist und Journalist Ronen Steinke hat ein Buch über die Schwächen unseres Justizsystems geschrieben.

Er ist promovierter Jurist und Redakteur für Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung, zudem ist er einer der profiliertesten Justiz-Beobachter der Bundesrepublik.

 

Ronen Steinke im Bespräch:

Leben wir etwa nicht in einem Rechtsstaat, in dem alle Bürger vor Gericht die gleichen Rechte haben?

 

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Mai 2022 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, Feuilleton, Zeitgeschehen | Kommentieren

Dass das N-Wort nicht geht, ist klar. Aber nicht immer sind die sprachlichen Spuren von Kolonialismus und Rassismus so leicht zu identifizieren. Im Interview erklärt die Literaturwissenschaftlerin Susan Arndt, wie man diskriminierende Ausdrücke erkennt – und damit umgeht. Manche Worte wirkten wie „winzige Arsendosen“, schreibt der Philologe Victor Klemperer, der sich vor allem mit der Sprache des Nationalsozialismus befasst hat. Und weiter: „Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu haben und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“

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Mai 2022 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, Feuilleton, In vino veritas | Kommentieren

Nach längerer Zeit im Koma kommt ein Mann zur Rekonvaleszenz in eine Wohnung nach Ostende. An einen Rollstuhl gefesselt sitzt er dort im sechsten Stock inzweiter Reihe vor dem Meer und beobachtet durch das Fenster den Strand und das
Treiben umherirrender Möwen, ganz dem
Lauf seiner Gedanken, Erinnerungen und Beobachtungen ausgeliefert. Er versucht,
sich zu erinnern: War es ein Unfall – oder
sogar ein Attentat? Gab es da nicht eine Explosion auf dem Weg zu einer Verabredung in einem Brüsseler Café? Vor seinem Fenster wird eine Baustelle eingerichtet:
Nach und nach wächst eine dunkle Be
tonmauer, die erst seine Aussicht auf das Meer von Ostende verdeckt, dann sein Zimmer verdunkelt. Er ist gezwungen, das Verschwinden der Landschaft zu erleben.
Jean-Philippe Toussaint ist ein ebenso
ernster wie humorvoller, ein ironischer und tiefgründiger Schriftsteller, weltweit anerkannt und übersetzt.
Mit seinem neuesten
sehr ergreifenden Text zeigt er das anhal tende Erstaunen seines Protagonisten über das, was ihm widerfahren ist, was ihm unversehens angetan wurde in einem schierunglaublichen Übergriff auf sein Leben.

Jean-Philippe Toussaint, geboren 1957, ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Regisseur und Fotograf. Der ehemalige Juniorenweltmeister im Scrabble lebt in Brüssel und auf Korsika.
Sein Gesamtwerk erscheint auf Deutsch in
der Frankfurter Verlagsanstalt, zumeist in der Übersetzung des Verlegers Joachim Unseld. Zuletzt erschienen seine Romane Der USB- Stick (FVA 2020) und Die Gefühle (FVA 2021).
Der Monolog

Das Verschwinden der Landschaft
wurde im November 2021 in der Inszenierung von Aurélien Bory mit dem Schauspieler Denis Podalydès im Théâtre des Bouffes du Nord erstaufgeführt und ist seither auf Tournee durch Frankreich.
Aus dem Französischen von Joachim Unseld.

Mai 2022 | Buchempfehlungen, In Arbeit | Kommentieren

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