Hans Georg Gadamer im Gespräch mit Antoine Mechler Foto: Jürgen Gottschling

Hans Georg Gadamer im Gespräch mit Antoine Mechler (got)

1960 veröffentlichte der Heidegger-Schüler Hans-Georg Gadamer
(* 11. 2. 1900, Marburg † 13. 3. 2002, Heidelberg) sein Hauptwerk Wahrheit und Methode, den großangelegten Versuch einer „philosophischen Hermeneutik“.
Darin geht es ihm um „Wahrheit“ statt „Methode“ (verstanden als Verfahrensweise, die sachliche oder symbolische Zusammenhänge nach intersubjektiv kontrollierten Regeln, also nach dem Vorbild der mathematisch-naturwissenschaftlichen „Methode“ zu analysieren sucht. Dieses Werk löste in der Folgezeit auch eine verstärkte hermeneutische Reflexion in der deutschen Literaturwissenschaft aus. Wir erinnern uns vieler intensiver Stunden mit ihm in Heidelberg in der Grabengasse und gedenken seiner, indem wir sein Hauptwerk (es jedenfalls versuchen) in Erinnernung bringen.

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Nov. 2023 | Heidelberg, Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Junge Rundschau, Senioren, Wissenschaft | Kommentieren
Musik ist für unsere Gehirnzellen wie eine Droge. Sie kann uns mitreißen, Glücksgefühle bescheren und in einen Rausch versetzen – oder auch traurig oder melancholisch machen.
Aber warum ist das so?
Woher bezieht Musik ihre Macht, ihre Magie?
Und warum kann sich kaum jemand ihrer Wirkung entziehen?

Daniel Levitin, der die Neugier des Neurowissenschaftlers mit der Erfahrung des erfolgreichen Musikproduzenten verbindet, erkundet in diesem Buch die vielfältigen Beziehungen zwischen Musik, Gefühl, Gehirn und Geist.

Absolut anregend, ein wunderbarer Überblick, wie ihn nur ein – zutiefst musikalischer – Neurowissenschaftler geben kann.
Diese Lehrstunde über die Erklärungskraft der Kognitionspsychologie ist ein Muss für alle Musikinteressierten.

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Nov. 2023 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Junge Rundschau | Kommentieren

Ein Buch voller Aphorismen: Geistvolle Feinheiten, bitterböse Polemiken, beißender Spott … Ein Buch zum Blättern, zum Verweilen, zum Innehalten, zum Nachdenken, zum Freuen und zum verständnislosen Kopfschütteln.
Jules Barbey d’Aurevilly wurde 1808 in Saint-Sauveur-le-Vicomte in der Normandie geboren. 1833 ging er nach Paris, wo er das Leben eines Dandys führte und zahlreiche sentimentale Affären pflegte. Später „konvertierte“ er und vertrat konservativ-katholische und monarchistische Ansichten. Er vertrat reaktionäre Meinungen und schrieb über Themen, die denen eigentlich zuwider standen. So etwa sein Roman über „Une vieille Maîtresse“, den Matthes & Seitz in einer neuen Übersetzung veröffentlicht hat. 1874 veröffentlichte Barbey sein Hauptwerk „Les Diaboliques“, eine Ansammlung kurzer Geschichten über kriminelle Handlungen Dieses Buch war ein heftiger Skandal und vermutlich deshalb ein großer Erfolg. Barbey d’Aurevilly starb 1889 in Paris.

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Nov. 2023 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Senioren | Kommentieren

„Schöner Wohnen“ in einem „Haus“ in Rom

Das Buch von Nuzzi sei „Frucht eines schwerwiegenden Verrats gegenüber dem Papst – dier vatikanische Staatsanwalt prüfe rechtliche Schritte. Die Verbreitung von vertraulichen Informationen und Dokumenten wurde nach der „Vatileaks-Affäre“ als eigener Straftatbestand in das Strafrecht des Vatikanstaates aufgenommen.
Nuzzi ist Mailänder und arbeitete lange Zeit für die rechtspopulistische Zeitung „Il Giornale“ in seiner Heimatstadt. Später verlegte er sich auf große investigative Recherchen, etwa über das Netz der kalabresische Mafia in Norditalien. 2009 veröffentlichte er „Vaticano S.p.A.“ (deutsch: „Vatikan AG“) über die Finanzen der Kirche und ihre Verstrickungen mit Politik und Mafia.

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Okt. 2023 | Allgemein, Buchempfehlungen, Kirche & Bodenpersonal, Sapere aude | Kommentieren

Der Weltgeist, den Hegel 1806 in Napoleon sah, als dieser nach dem Sieg über die deutschen Truppen durch die Universitätsstadt Jena ritt, lebt zwei Jahrhunderte später in Kalifornien – so sieht es der deutsch-amerikanische Literaturwissenschafter Hans Ulrich Gumbrecht in seinem Buch „Weltgeist im Silicon Valley“. Die geopolitische Verschiebung von Mitteleuropa an die Westküste der USA bedeutet zugleich den Wechsel vom Politischen zum Wissenschaftlichen. Die Zukunft liegt nicht mehr in den Händen der Politik oder gar der „Philosophenkönige“ wie in Platons „Staat“. Sie liegt in den Händen der Wissenschaft wie in Francis Bacons „Nova Atlantis“, genauer: in der Computerwissenschaft.
Es sind nicht Menschen wie Napoleon, der mit Kriegszügen und dem Code civil im Gepäck seine Gegenwart revolutionierte, es sind Menschen wie der Amazon-Chef Jeff Bezos und der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, die Tag für Tag, mit jedem neuen Projekt und jedem neuen Datensatz ein bisschen mehr, die Zukunft bestimmen. (mehr …)

Okt. 2023 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Junge Rundschau, Sapere aude, Wissenschaft, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Hackenkreuz, zerschlagenWeil er Anti-Nazi-Symbole vertrieben hat, ist schon mal ein Versandhändler vom Stuttgarter Landgericht zu 3600 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Der Handel mit T-Shirts, auf denen zerschlagene Hakenkreuze zu sehen sind, verstoße gegen das Verbot der Verwendung von Nazi-Symbolen: Wir verstoßen jetzt auch mal
Für den leitenden Oberstaatsanwalt war die Sache klar: Er will keine Hakenkreuze in der Öffentlichkeit sehen. Er will nicht, dass sie in der Gesellschaft wieder salonfähig werden. Und was wäre, wenn ausländische Besucher die Piktogramme missverstehen? Was wäre, wenn die neue Rechte die Zeichen für ihre Zwecke missbrauchte? Dabei beruft er sich auf Paragraph 86a des Strafgesetzbuches, der die Verwendung von Symbolen aus der NS-Zeit verbietet. Seinem Verständnis nach sind die Produkte des Versands von Kamm ein klarer Verstoß gegen das Gesetz. Doch Kamm, Geschäftsführer der Nix Gut GmbH in Winnenden bei Stuttgart, ist alles ander, denn ein Faschist. Im Gegenteil. Seit seiner Jugend engagiert er sich gegen die rechte Szene und Gewalt. (mehr …)

Okt. 2023 | Allgemein, Buchempfehlungen, In vino veritas, Junge Rundschau, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Eve Langley:
Australien-Roman

Mit kurzgeschnittenem Haar und in Männerkleidern waren die Schwestern im Australien der 1920er Jahre als Erntehelferinnen unterwegs. Davon erzählt Eve Langleys 1942 publizierter Roman „Pea Pickers“. Das kühn auf vielerlei literarischen Registern spielende Buch erscheint nun erstmals auf Deutsch: „Ich bin dir unbekannt, du bist mir unbekannt, und zwischen diesen beiden Punkten liegt die Literatur.“ Das ist nicht nur eine knackige Definition des Verhältnisses zwischen Autor und Leser; zumindest der Anfang des Satzes trifft auch auf die derzeitige Situation seiner Verfasserin im deutschen Sprachraum zu.

Eve Langley? Nie gehört.  Dann ist es an der Zeit – Der Osburg Verlag und die Übersetzerin Ilka Schlüchtermann verschaffen nun erstmals Einblick ins Werk der 1974 verstorbenen australischen Schriftstellerin, die abseits begangener Pfade – und doch verblüffend nah am Nerv der heutigen Zeit unterwegs war.

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Aug. 2023 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Senioren | Kommentieren

Mit einem „gefundenen“ Traktor dem Meer entgegen …

„Weißt du, ich bin ein Kind, was in Omas Geburtstagstorte fällt, weil’s nicht hören will, und trotzdem auf der Stuhllehne rumbalanciert. Im Kirchenchor mach‘ ich einen auf Rihanna, weil’s so langweilig ist. Und ich merk‘ dabei aber überhaupt nicht, dass ich allen den Abend verderbe. Ich duze meine Lehrer, weil ich’s unfair finde, dass die das bei uns dürfen, aber wir nicht bei denen. Ich bin einfach viel zu laut, viel zu wild, einfach nur schwierig. Manchmal wach‘ ich morgens auf und will ja alles besser machen, aber ein paar Minuten später mach‘ ich wieder alles kaputt. Glaub mir, um so ein Kind macht sich keiner Sorgen. So ein’s schickt man am Wochenende nach Polen. Und dann freut sich jeder, dass es mal weg ist und einem nicht mehr auf die Nerven geht.“

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Aug. 2023 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Junge Rundschau, Film | Kommentieren

Das Weiherelief des Archinos. Im Vordergrund träumt der Patient, wie der Gott an ihm eine Operation vornimmt, rechts ist dargestellt, wie der Kranke in Wirklichkeit von einer Schlange geleckt wird. Athen, Nationalmuseum. 380 v.Chr.

Aufmerksamkeit ist eine selektive Energie. Was sie dem einen Phänomen zuteil werden lässt, entzieht sie einem anderen. Diese Ökonomie können sich politische Akteure zunutze machen, um hinter dem Hype eines Themas bequem ein anderes zu kaschieren. Im Aufmerksamkeitsschatten von Ukraine, Isis und von Europawahl,  schleicht dieses Jahr eine Debatte durchs Parlament, die das Potenzial hätte, die Prinzipien demokratischer Legitimation radikaler zu erschüttern als die großen weltpolitischen Spektakel, von denen sie überlärmt wird – von der Debatte um die gesetzliche Regelung der Sterbehilfe.

 

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Aug. 2023 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, Gesundheit, In vino veritas, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Sapere aude, Senioren, Zeitgeschehen | Kommentieren

renommiertesten Erklärer ökonomischer Fragestellungen der Gegenwart.

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Martin Wolf, Chefkommentator und Mitherausgeber der britischen Financial Times, hat gerade ein Buch veröffentlicht, das es in sich hat.

In diesem Buch The Crisis of Democratic Capitalism sieht er dunkle Wolken über Demokratie und Kapitalismus heraufziehen – und empfiehlt dringende Reformen, um beides in die Zukunft zu retten. Man könne – menetekelt er in dieser Streitschrift – durchaus sagen, dass die Demokratie weltweit in Gefahr ist. Das wäre nicht alarmistisch, das sei einfach offensichtlich. Sieht er mithin unsere demokratischen Systeme in Gefahr?

 

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Aug. 2023 | Allgemein, Buchempfehlungen, Politik, Sapere aude, Wirtschaft | Kommentieren

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