Ist da der Teufel am Werk? Papst Franziskus jedenfalls spricht oft vom personifizierten Bösen, zuletzt angesichts der massenhaften (tja, dann)
Fälle sexueller Gewalt in der Kirche.
Diese Rede ist anschaulich und naheliegend, aber nicht ganz unproblematisch (Bild: Die Versuchung Christi, Pacher-Altar in St. Wolfgang (1471–1479). Von allen Seiten schreit die Not der Welt uns an: die Not des Krieges und der brutalen Gewalt; die Not der sozialen Ungerechtigkeit, der Armut und des Hungers; die Not der Krankheit, die Not des Zweifels, der Anfechtung und der Enttäuschung. Aber letztlich findet sich auf dem Grund aller dieser Nöte eine Not: die Not des Bösen, des Bösen in der Welt und des Bösen in unseren eigenen Herzen.“ Fünfzig Jahre ist es her, dass der liberale Alttestamentler Herbert Haag (1915–2001) diese Sätze geschrieben hat. Sie stehen am Anfang seiner kleinen, aber wichtigen Schrift
„Abschied vom Teufel. Vom christlichen Umgang mit dem Bösen“.

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Nov. 2018 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, Feuilleton, Kirche & Bodenpersonal, Senioren | 2 Kommentare
Kein Festival in der alten Bundesrepublik hat je eine solche Wirkung gehabt wie sechs Veranstaltungen oberhalb einer kleinen Burgruine nahe der Mosel. Auf der Burg Waldeck im Hunsrück wurden zwischen 1964 und 1969 nicht nur alte deutsche demokratische Liedtraditionen aus ihrem Schattendasein gerissen. Die Festivals wurden auch zur Wiege eines neuen deutschen Liedes. Und dies in ganzen vier Tagen »Antikultur«! »Für einen kleinen Augenblick war das deutschsprachige politische Lied zu einer kulturellen Erscheinung von erheblicher Breitenwirkung geworden«, (Freitag). 2014 jährte sich das erste Waldeck-Festival zum 50. Mal – den Herausgebern dieser einzigartigen Fan-Box Grund genug, die Livemitschnitte von der Burg Waldeck von 1964 bis 1969 in rund 13 Stunden zu Gehör zu bringen.

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Okt. 2018 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Junge Rundschau, Senioren | Kommentieren

Japan im 12. Jahrhundert: Das Dorf Shimae wird von einem Unglück heimgesucht. Katsuro, der beste Karpfenfischer des Dorfes, ertrinkt in einem Fluss, was besonders dramatisch ist, weil nur seine Karpfen den Tenno in Heian-kyo zufriedenstellen. Da es undenkbar ist, dass die Fischteiche des Kaisers einfach leer bleiben, wird Katsuros Frau Miyuki dazu bestimmt, die wertvollen Fische an Nagusa Watanabe, den Direktor des Ministeriums der Gärten und Teiche, zu überbringen.
Mit zwei großen Weidenreusen auf den Schultern und voller Erinnerungen an ihre verlorene Liebe macht sich die junge Frau auf in die Fremde. Stets hat sie die zahlreichen Gefahren im Blick, und doch werden nicht alle Karpfen, mit denen sie ihre Reise angetreten hat, am Ende in der Kaiserstadt ankommen.

Didier Decoin ruft eine Welt der Farben und Gerüche, der Bilder und Träume auf, die diesen exotischen Roman zu einem Fest der Phantasie werden lässt. Miyukis Reise im mittelalterlichen Japan wird lange im Gedächtnis des Lesers bleiben.

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Okt. 2018 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Senioren | Kommentieren

Die Maschine ist die große Unbekannte des Denkens. Wen dies sonderbar anmutet, weil man ihr als Metapher überall begegnet, werfe einen Blick auf unser Bild von Gott : Nacheinander wurde er von der Kultur zum Theaterereignis, zum Uhrmacher und schließlich zum Programmierer umgeschult. Worin liegt der philosophische Nerv der Maschine, dieser großen Unbekannten des Denkens ? Von der Rätselfrage des ›deus ex machina‹ wird der Leser in kurzen, prägnanten Abschnitten mit dem ›Denken ohne Denker‹ konfrontiert. Über die historischen Exkursionen hinaus führt Martin Burckhardt in dieser philosophischen Grundlegung den Leser in die Gegenwart auf den so langsamen wie unweigerlichen Rückzug der Philosophie und der gleichzeitigen Explosion maschineller Intelligenzen hin. Die Maschine ist kein technisches Gadget mehr, sondern längst zur geistigen Größe geworden. Sie ist das Unbewusste der Philosophie, der Gesellschaft überhaupt. Würde der Geist der Maschine freigesetzt, wäre endlich eine nun von allem metaphysischen Ballast befreite, radikal geistesgegenwärtige Philosophie denkbar.

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Okt. 2018 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Junge Rundschau | Kommentieren
1935 brachte der Verlag Günther Wolff zu Plauen im Vogtland das Bändchen „Strandgut“ mit sieben „Novellen“ von Werner Helwig heraus. Einer weiteren Zusammenarbeit dürfte der Nationalsozialismus den Garaus gemacht haben, denn im selben Jahr 1935 wurde die Jugendzeitschrift „Der Eisbrecher“ verboten, dann vor 80 Jahren, 1938, der Günther Wolff Verlag von NS-Behörden geschlossen. Im Jahr darauf, 1939, erschien Helwigs Buch „Raubfischer in Hellas“ im Asmus Verlag, während sich Günther Wolff in Haft befand. Helwig hingegen hatte sich gen Süden abgesetzt. Er war zwar nicht emigriert und lavierte sich über den Krieg, der Günther Wolff verschlang. – Helwigs Griechenland-Romane kamen bei anderen Verlagen heraus, zwei noch im Krieg in der NS-Zeit, zwei danach, darunter „Die Widergänger“ 1952 im Eugen Diederichs Verlag.

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Okt. 2018 | Buchempfehlungen, Junge Rundschau, Senioren | Kommentieren

Die taz, die Zeitschrift
Der Rechte Rand und
das antifaschistische Archiv apabiz haben seit Dezember die Hintergründe der AfD Mitarbeiter und Abgeordneten recherchiert.
Die Texte und eine interaktive Dokumentation finden Sie im folgenden Beitrag.
Das Projekt wurde gefördert mit Mitteln der Otto-Brenner-Stiftung.
Grafik: © Neue Rundschau

 

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Okt. 2018 | Allgemein, Buchempfehlungen, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude, Senioren, Zeitgeschehen | 2 Kommentare

Bettina Wilpert. Bild: Verlag

Mitten ins Herz der #MeToo-Debatte stößt Bettina Wilperts großartiges Romandebüt „nichts, was uns passiert“ sie erzählt davon, wie widersprüchlich Anna und Jonas ihren One-Night-Stand in Erinnerung haben.

Dieser Roman bietet alles, was zum Start zu einer Schriftstellerlaufbahn dienen kann – freilich mag Debütanten geben, die noch atemberaubendere Metaphernsaltos schlagen, als die hier ihr erstes Prosawerk vorleglegende, 29jährige Bettina Wilpert.

 

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Okt. 2018 | Buchempfehlungen, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau | Kommentieren

Jeder spricht von Integration – doch an was sollten sich Zuwanderer eigentlich anpassen und warum? Mit „Desintegriert euch!“ hat Max Czollek eine Streitschrift vorgelegt, die auch der sogenannten Mehrheitsgesellschaft den Spiegel vorhält, sein Buch ist eine Polemik. Sie richtet sich nicht gegen die Neue Rechte (das ist geschenkt), sondern gegen das, was die neue Rechte möglich macht: Gegen eine Gesellschaft, die glaubt, sie sei antirassistisch und weltoffen, gegen die Illusion, dieses Land habe seine Lektion gelernt.

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Okt. 2018 | Allgemein, Buchempfehlungen, Politik, Zeitgeschehen | 2 Kommentare

Es klingt so einfach: Man hat ein gesundheitliches Problem, nimmt ein Medikament dagegen und wird wieder gesund. Untersuchungen zeigen allerdings, dass die Realität anders aussieht: Vielen von uns fehlt es an Wissen über den richtigen Umgang mit Medikamenten, und die Empfehlungen von Arzt oder Apotheker sind schnell wieder vergessen. Und so verzögert man seine Heilung oder schadet sich gar selbst.
„So wirkt´s!“ lautet deshalb der neue Buchtitel der Apotheken Umschau, der viele praktische Tipps gibt, wie Arzneimittel ihre Wirkung optimal entfalten können. Erläutert werden die wichtigsten Arzneiformen von Dragee, Salbe, Spray bis hin zu Pflastern mit Wirkstoffen. Alles Wissenswerte zur Haus- und Reiseapotheke inklusive Checklisten ist übersichtlich aufgeführt, sodass die Medikamente im Notfall schnell zur Hand sind. Und auch der Beipackzettel wird durch die prägnante Erläuterung von Fachbegriffen und häufigen Aussagen verständlich. Den Hauptteil des Ratgebers nehmen ganz konkrete Fragen aus dem Alltag ein wie: „Darf ich die Tablette teilen, wenn ich sie nicht schlucken kann?“ oder „Wie dosiere ich die Augentropfen richtig?“ Apotheker Dr. Martin Allwang gibt als Autor des Ratgebers darauf die passenden Antworten – sachlich, pragmatisch und informativ. (mehr …)

Okt. 2018 | Buchempfehlungen, Gesundheit, InfoTicker aktuell, Senioren | Kommentieren

Erst mal ging es Google, Facebook & Co. um möglichst viele Daten, um unser Verhalten vorherzusagen. Jetzt sind sie dabei, uns direkt zu steuern. Das Internet der Dinge arbeitet für sie. Man hätte sich keinen passenderen Rahmen vorstellen können für Eric Schmidts Ansichten über die Zukunft des Internets als das Weltwirtschaftsforum, diesen Tummelplatz für Neoliberale – und zunehmend auch Überwachungskapitalisten – im verschneiten Davos. Zwischen seinen ehemaligen Kolleginnen Sheryl Sandberg und Marissa Mayer sitzend, antwortete er dort, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, auf eine diesbezügliche Frage:
„Das Internet wird verschwinden“

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Sep. 2018 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Sapere aude, Wissenschaft | Kommentieren

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