In der politischen Öffentlichkeit findet zunehmend ein wichtiger, aber lange selbst in Fachkreisen selten thematisierter Umstand Beachtung: Bei der Vergabe von Krediten verleihen Banken nicht von anderen Gespartes – sie schöpfen Guthaben aus dem Nichts. Das durch einen Kreditantrag bewilligte Geld wird niemandem weggenommen, sondern von der Bank zu diesem Zweck auf Knopfdruck erzeugt. Geldschöpfung ist ein Buchungsvorgang, mehr nicht.
Der Politikwissenschaftler Michael Vollmer hat das Verhältnis Thomas Manns zum Ersten Weltkrieg untersucht. Anhand Manns „Betrachtungen des Unpolitischen“ gelingt Vollmer eine wertvolle und wichtige Ergänzung in der aktuellen historischen Diskussion über Ursachen und Folgen des Ersten Weltkrieges. Der Mann’sche Blick auf die französische, russische und deutsche Kultur ist von den damals geläufigen Klischees und Stereotypen durchsetzt Thomas Manns „Betrachtungen eines Unpolitischen“ – das sind 600 Seiten voller deutschtümelnder Phrasen und nationalkonservativer Klischees. Der ausufernde Essay widmet sich der Bedrohung und Verteidigung deutscher Kultur und Literatur im Ersten Weltkrieg. Im Kern geht es Thomas Mann darum, den vermeintlichen Anspruch der französischen Literatur zurückzuweisen, Deutschland und Europa zur Demokratie zu bekehren. Dieser kulturimperialistische Ansatz Frankreichs bedrohe die „wahre deutsche Kultur und Literatur“, wie Mann schreibt. Michael Vollmer sieht in den „Betrachtungen eines Unpolitischen“ im Wesentlichen den Versuch Thomas Manns, sich selbst in den kulturellen Strömungen Deutschlands und Europas zu verorten.