Die Klimakatastrophe ist kaum aufzuhalten, täglich sterben bis zu 130 Tier- und Pflanzenarten aus, und auch um die Menschen ist es nicht gut bestellt: Weltweit nimmt die Ungleichheit zwischen Arm und Reich rapide zu. Gründe zum Verzweifeln? Nein, sagt der Sozialpsychologe Harald Welzer, der gerade in der Zeitschrift Cicero auf Platz 27 der einflussreichsten Intellektuellen des Landes gewählt wurde, in seinem neuen Buch „Alles könnte anders sein“. Indem wir uns fortwährend mit der kommenden Apokalypse beschäftigen, so Welzer, vergessen wir, wie viel Handlungsspielraum wir eigentlich haben. Ihm geht es dabei nicht um Systemumsturz oder einen Masterplan zur Weltrettung, sondern um viele kleine, „anfassbare“ Ansätze zum Besseren: Von der autofreien Stadt bis hin zu Unternehmensformen, die am Gemeinwohl orientiert sind. Die Menschen könnten sich wieder als „selbstwirksam“ erfahren –
Warum Integration bisweilen nicht funktioniert, beschreibt Ahmad Mansour in aller Deutlichkeit in seinem im S. Fischer Verlag erschienenen Buch am Beispiel eines Bekannten namens Nader. Wer Nader frage, was er sei, bekomme zur Antwort „Palästinenser und Moslem“, obgleich Nader schon seit Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit besitze. Nader gebe sich als Patriarch. Er sagt seiner Frau und seinen Kindern, was sie zu tun haben. Er arbeitet schwarz und nimmt die Unterstützung der Behörden mit. Was er für seine Kinder wünsche? „Sie sollen die Ehre der Familie hochhalten. Sie sollen wissen, woher sie kommen, wissen, dass sie Palästinenser sind und sonst nichts – und auf mich hören.“ Soweit der Bürger Nader, der „mittendrin“ in einer Parallelgesellschaft lebe. Man liest diese Beschreibung eines Menschen und fragt sich: Warum sollte er sich ändern, nachdem er von Gaza nach Berlin gezogen ist? In seiner Welt ist er der Chef.
Aus dem himmlischen Paradies mit Zorn und Schwert vertrieben, fristen Sterbliche fortan eine kummervolle Existenz. So lehrt es die Genesis, und bis tief in das 19. Jahrhundert dachten nun Denker – Philosophen, Theologen, Mystiker verschiedenster Couleur – über die Entfremdung von der Gottheit nach. Erst die Früchte vom Baum der Erkenntnis brachten, nach biblischem Verstand, einen Prozess in Gang, der den Mangel an Glück und Fülle zur Theorie von dieser Welt erhob. Denken müsse, wurde uns seit je beigebracht, traurig machen. Sobald wir unserer Grenzen und Unvollkommenheiten innewerden, wenn wir einsam über vielerlei Ungenügen reflektieren, wenn wir uns nach innen wenden und ins Stocken geraten, herrscht ein Klima der Melancholie.
Dieses Phänomen aus langer Tradition ist auch George Steiner vertraut. Der Literaturwissenschafter, Kritiker, Essayist und Schriftsteller verkörpert in einem im Carl-Hanser Verlag erschienenen Essay ein Nachsinnen, das Wirkliches als Idee wie als geschichtliche Realität immer wieder unter dem Aspekt der Hinfälligkeit vermisst. Steiners Schriften sind oftmals kluge und zugleich persönliche Melodien über das Thema des Verschwindens oder jedenfalls der verlorenen Illusionen. Das – knapp gehaltene – Traktat macht hier keine Ausnahme. In zehn Kapiteln versucht der Autor die Frage zu beantworten, weshalb Denken zur Trauer führe. Was geschieht unserem Geist, da wir zu grübeln beginnen? Welche Energien werden infektiös, wenn wir uns vom Alltag ab- und der Meditation über Leben und Tod und das Misslingende allen Wissens zuwenden?

Im Versuch, einige dieser Fragen, mit denen man bei Betrachtungen von Kunstwerken immer wieder konfrontiert wird, zu klären, will der Vortragende in verständlichen Worten diese Thematik umreißen. Sicherlich gibt es viele Bücher von Experten und Kunstwissenschaftlern, in denen bestimmt viel Fundierteres steht, das ist jedoch oft auch schwer verdaulich.
Der Vortrag will eine Übersicht verschaffen und im Gespräch auftretende Fragen angehen.
Wir laden alle ein, die sich für das Woher und Wohin der Kunst interessieren.
„Wonne, Wonne über Wonne“: Veritas – „die Gnadensonne“
Da wird uns alleweil und allüberall das “Hohe Lied der Arbeit” gesungen, einer Arbeit, die angeblich unverzichtbar zur Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit gehörte. Der veritanisch disponierte Mensch, also einer im Vorstadium seines wissenschaftlichen Studiums an der “Veritanischen Akademie zu Heidelberg” begegnet solchen Ideologien mit grundsätzlichem Unbehagen und tiefem Misstrauen. Durch unsere Akademie wird der Adept theologisch davon unterrichtet, dass nach Genesis 2,8 Gott einen Garten Eden pflanzte und Adam, den Menschen, mitten hineinsetzte, in ein Paradies also, in dem dieser Mensch ein müheloses und sorgenfreies Leben hätte führen können. Hätte können …
Kaum war er aufgewacht“, heißt es in Iwan Gontscharows Roman „Oblomow“, „als er auch schon die Absicht fasste, aufzustehen, sich zu waschen, und wenn er Tee getrunken habe, gründlich nachzudenken, dies und das zu überlegen, Notizen zu machen und sich überhaupt ordentlich mit der Sache zu befassen.
So lag er etwa eine Stunde da, quälte sich mit dieser Absicht, überlegte dann aber, dass er dies alles auch nach dem Tee machen könne …“
Der träge Gutsherr Oblomow ist der wohl bekannteste Aufschieber der Weltliteratur, der kaum etwas geregelt kriegt und dem Selbstdisziplin ein schreckliches Fremdwort ist.
Gibt man sich hierzulande als Vertreter einer strengen Sparpolitik, kann man – als Pokitiker zumal – in der Beliebtheitsskala weit oben stehen. Von Fall zu Fall ist der Bundesfinanzminister ein solcher: Er wolle, so hat es Olaf Scholz einer Zeitung erklärt, mit dem Vorurteil aufräumen, wonach man entweder linke Politik und Schulden machen könne oder konservative Politik und einen ordentlichen Haushalt. Ein Roter macht auf schwarze Null – sparen nämlich gilt in Deutschland als Tugend. (mehr …)
Die Ungleichheit zwischen ‚Insidern‘ und ‚Outsidern‘ stelle eine Herausforderung für Demokratie und Gesellschaft dar“, das sagt (Bild) Dr. Philip Rathgeb. Der Politikwissenschaftler arbeitet seit Februar 2018 als Postdoctoral Fellow am Zukunftskolleg der Universität Konstanz. Sein Buch „Strong Governments, Precarious Workers” zu den Ursachen sozialer Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt erscheint im Dezember bei Cornell University Press und basiert auf Erkenntnissen seiner Promotion am Europäischen Hochschulinstitut und seiner anschließenden Forschung in Konstanz. Es gibt Handlungsempfehlungen zur politischen Umsetzung von Maßnahmen gegen die Herausbildung prekärer Arbeits- und Lebensverhältnisse und reflektiert über die Rolle von Parteien und Gewerkschaften im Kapitalismus des 21. Jahrhunderts. (mehr …)