Gut oder böse, schwarz oder weiß, Freund oder Feind: So sehen viele Menschen die Welt. Dass die Dinge oft weniger eindeutig sind, halten sie nur schwer aus – und das macht sie anfällig für Populisten. Doch die Fähigkeit, Mehrdeutigkeit zu akzeptieren, lässt sich trainieren. Was denn nun? Frau mit Bart? Oder Mann mit Kleid? Thomas Neuwirth alias Conchita Wurst gewann den Eurovision Song Contest 2014 für Österreich. Und er verstörte viele vor ihren Fernsehgeräten: unerträglich, diese Mehrdeutigkeit. Sie wollten entweder Mann oder Frau. Andere fühlten sich zwar befremdet, fanden das Spiel mit dem Mehrdeutigen dann aber doch ganz interessant. Die Jury jedenfalls war überzeugt – und zeigte damit „Ambiguitätstoleranz“. (mehr …)
Haben wir die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin gesehen und gehört, konnten wir meinen, die Digitalisierung stehe ganz oben auf der Agenda der Regierung. Neben Maßnahmen für den Klimaschutz nämlich versprach Angela Merkel auch „neue Antworten“ auf die Digitalisierung. Die Menschen sollten auch in Zukunft einen sicheren Arbeitsplatz und eine verlässliche Rente haben, so die Kanzlerin. Dazu brauche es „Mut zu neuem Denken, die Kraft, bekannte Weg zu verlassen, und die Bereitschaft, Neues zu wagen“.
Die jüngste Entscheidung der Trump-Administration, dass die völkerrechtswidrige israelische Besatzung und Siedlungspolitik „nicht per se rechtswidrig“ sei, ist eine offene Verhöhnung des Völkerrechts und der zahllosen Resolutionen der UNO. Sie ist aber zugleich ein dramatischer Angriff auf die Rechte und das Leben der Palästinenser. Was Trump mit der Anerkennung der Annexion der Golanhöhen und Jerusalems durch die Verlegung der Botschaft begonnen hat, ist offenbar ebenso Teil seines lang angekündigten „Friedensplans“ wie die jetzige Entscheidung. Die israelische Regierung kann sie nur als Aufforderung betrachten, auch die restlichen Teile Palästinas bis zum Jordan zu annektieren. Damit wird die Zwei-Staaten-Lösung der UNO, die schon lange durch den Landraub der Siedlungen nur noch eine Illusion war, auch offiziell begraben. (mehr …)
Die ganze Geschichte „Oma Umweltsau“ wäre eigentlich nicht der Rede wert. Da sich aber NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und WDR-Intendant Tom Buhrow eingemischt haben, wurde der Shitstorm zur Staatsaffäre aufgeblasen. Das ist gar kein gutes Zeichen. Ein Kommentar.
In der Tiefe gibt es eine enorme Artenvielfalt, die Zahlen sind beeindruckend: Forscher gehen davon aus, dass die Mikroben der Erdkruste eine Gesamtmasse von 15 bis 23 Milliarden Tonnen Kohlenstoff ausmachen – 245- bis 385-mal mehr als der Kohlenstoff aller Menschen auf Erden.
Und diese Unmenge an Mikroorganismen bewohnt einen Lebensraum von 2 bis 2,3 Milliarden Kubikkilometern, fasst doppelt so groß als das Volumen der Ozeane. (mehr …)
Alle Jahre wieder diskutiert die Politik über Sinn und Unsinn eines Tempolimits. Wieder einmal. Nachdem auf brandenburg`schen Autobahnen bereits ein Tempolimit 130 kmh gilt, zeigt eine Umfrage im Rest der Republik: Die Mehrheit der Deutschen ist für eine Begrenzung der Geschwindigkeit auf Autobahnen, wohingegen der Verkehrsminister sich unter die Leute gebrachter Weise seiner Sache sicher zu sein vorgab.
„Wir haben weit herausragendere Aufgaben, als dieses hochemotionale Thema wieder und immer wieder ins Schaufenster zu stellen – für das es gar keine Mehrheiten gibt“, sagte Andreas Scheuer angesichts der aktuellen Diskussion über ein Tempolimit auf Autobahnen. Was weiß da wieder und warum wohl ein Minister mal wieder alles anders (und natürlich besser), als es eine Mehrheit der Bürger wollen? Darüber kann spekuliert werden. Tun wir das. Und gehen wählen …
Die Hassrede, oder – wie das neudeutsch heißt – Hate Speech hat nicht ohne Grund einen schlechten Ruf. Und diese ist – zwar – insofern auch berechtigt, als sie die Welt nicht besser macht. Hass aber ist keine Meinung; auch nicht, da wir sie allgegenwärtig oft zu hören bekommen, gerne ergänzt um die Behauptung: „sondern ein Verbrechen“. Hoppla, wäre also Jeder, der (oder die) entweder jemanden oder etwas hasst (ausnamsweise mal „plolitisch korrekt“): ein(e) Verbrecher (in)? Ups. Hass ist keine Meinung, denn Hass ist ein Gefühl. Und damit ist und sei und bleibe Hass erstmal eine ganz private Angelegenheit. (mehr …)
Platon, Thora und Talmud: es war Kant nicht Anfang, sondern Gipfel einer langen Entwicklung: Hermann Cohens Denken kreist um den grössten Philosophen der deutschen Aufklärung, er gewinnt ihm unerwartete Erkenntnisse ab, betonte die Einheit von Philosophie und Theologie.
In der Geistesgeschichte des Westens kam es hin und wieder zu einer Synthese von klassischer und jüdischer Philosophie: Philo von Alexandrien, der im ersten Jahrhundert n. Chr. lebte, übernahm griechisches Denken, um die jüdische Theologie zu erhellen; Maimonides (1135–1204) hat die jüdische Lehre im Sinne des Aristoteles systematisiert; und der führende deutsche Aufklärer, Moses Mendelssohn (1729–1786), hat in seinem Hauptwerk, «Phaidon oder die Unsterblichkeit der Seele» (1767), die Lehren Platons aufgegriffen. (nzz)
Vielleicht der Letzte in dieser brillanten Linie war der deutsch-jüdische Philosoph Hermann Cohen (1842–1918). (mehr …)
Drogen unterm Weihnachtsbaum!
„Es ist ja nicht nur uns Unheiligen
nichts heilig: Auch die
vergleichenden Religionswissenschaften
machensich Gedanken, die – geht es etwa
um die Geburt Jesu aus der Jungfrau
Maria – sich mit jenem Vorkommnis
beschäftigen, das eine dem Christentum
(seien wir doch mal ehrlich) entfremdete
Welt zu Weihnachten feiert und mit
dem unsere abendländische
Zeitrechnung beginnt.
Keine wertfreie Kalenderweisheit ist es,
sondern immerhin die Menschwerdung
Gottes, bei der die Geschichte von vorn
zu zählen beginnt.
In der antiken Mythologie war die Jungfrauengeburt zwar eine alltägliche Sache –
aber auch in d(ies)er Realität:
Vor Gott Vater gab es Gott Mutter, die Erdgöttin“.