„Die gesungene kleine None aufwärts, mit der die Verse über Maria am Kreuz ihres Sohnes beginnen, setzt ein Schmerzenszeichen voller Tradition, der Wolfgang Rihm auch nicht ausweicht, wenn sich Bariton und Bratsche zu Konsonanzen finden, reinem B-Dur auf ‚lacrimosa‘, einem Dur-Moll-Wechsel auf ‚gladius‘ – das Schwert, das durch die Seele geht. … Die Viola, meist zweistimmig spielend, wird immer mehr zu (s)einem Alter Ego. Sie widerspricht in höchsten, kaum noch zu greifenden Tönen, wenn der Sänger im Gesang das Haupt zu neigen scheint, sie setzt seinen ‚Liebesdrang‘ zu Jesus ganz allein als Raserei voller Akzente fort. Der Solistin Tabea Zimmermann ist das wirklich auf Leib und Seele komponiert. Sie spielt vollkommen sinnlich, ohne den Verstand zu verlieren – und nimmt uns so mit hinein in den Klang …“ (mehr …)

Okt. 2020 | Allgemein, Feuilleton, Junge Rundschau, Zeitgeschehen | Kommentieren

Das Bild wirkt wie ein typischer Instagram-Post: ein weiches, hellbraunes Deckchen umwickelt ein blondes Baby, das friedlich in der Wiege schläft. Umgeben ist es von seinem Spielzeug: Ein kleiner Plüschwolf, ein hölzernes Schwert, dazu etwas Dekoration. Das warme Licht trägt perfekt zur Stimmung bei. Die pure Unschuld. Mehr als 600 Nutzern gefällt das Bild. Wer es genauer betrachtet, versteht, dass es für sie etwas ganz anderes bedeutet: Das Baby ist ein „Kämpfer“, wie ein Nutzer unter das Bild schreibt. In einigen Jahren werde es bereit für die „Frühlingsangriffe“ sein. Dann sehen auch wir: Das hölzerne Dekorationsstück, rechts neben dem Kopf des Babys platziert, soll eine Schwarze Sonne (Sonnenrad) darstellen – eines der bekanntesten deutschen rechtsextremen Erkennungssymbole der Neuzeit. Es besteht aus mehreren übereinanderliegenden Hakenkreuzen. Das Symbol erinnert an ein bekanntes SS-Ornament.

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Okt. 2020 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren

Wahrlich, wie Trump sich – dreist und dumm zumal – direkt in die inneren Angelegenheiten der Bundesrepublik Deutschland einmischt, das ist nicht zu fassen – und nicht hinnehmbar. Mit unverfrorenen Lügen, die sich lesen, als kämen sie direkt von Pegida oder anderen Dumpfbacken. „Das deutsche Volk wendet sich gegen seine Führung“, twitterte Trump hämisch und log, „die Kriminalität in Deutschland steige steil an. Ein großer Fehler überall in Europa, wo man Millionen Menschen hereingelassen hat, die die Kultur so stark und gewaltsam verändert haben.“
Anfang Mai hatte Horst Seehofer, der Schönrechnerei in diesem Bereich eher unverdächtig, die neueste Kriminalstatistik vorgelegt. Sie belegt, dass die Zahl der erfassten Straftaten in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 1992 gesunken ist.
Doch der Fake-News-King im Weißen Haus legte noch einmal nach. „Die Kriminalität in Deutschland ist um zehn Prozent gestiegen, seit Migranten akzeptiert wurden“, erfand Trump und fantasierte im Stil von Verschwörungstheoretikern: „Die Behörden wollen diese Verbrechen nicht erfassen. In anderen Ländern ist es noch schlimmer. Sei smart, Amerika!“ (mehr …)

Okt. 2020 | Allgemein | Kommentieren

Am 3. November findet die amerikanische Präsidentschaftswahl statt, das Land ist nach vier Jahren Trump gespalten wie nie. Die amerikanische Demokratie ist in größerer Gefahr als nach dem Bürgerkrieg schrieb der New-York-Times-Kolumnist Thomas L. Friedman nach der ersten Fernsehdebatte zwischen Donald Trump und Joe Biden. So düster sieht der britische Politikwissenschaftler David Runciman in seinem Buch die Lage nicht, ihm zufolge befindet sich die Demokratie vielmehr in einer Phase der Orientierungslosigkeit und Erschlaffung. So oder so aber möchte man sich vier weitere Jahre unter Trump nicht ausmalen: (mehr …)

Okt. 2020 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Politik, Zeitgeschehen | Kommentieren

Am Dienstag, 6. Oktober 2020, ist Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren in seinem Haus in Erftstadt verstorben. Komisch und nachdenklich, absurd und manchmal todernst. Der Kabarettist und Autor Herbert Feuerstein prägte die deutsche Humor-Kultur – etwa in der Sendung „Schmidteinander“. Er sah die Dinge immer ein wenig anders und ließ das Publikum daran teilhaben.

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Okt. 2020 | Allgemein, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Sapere aude, Senioren, Zeitgeschehen | Kommentieren

Damit würdigen die Staatlichen Schlösser und Gärten den Bildhauer und Wahl-Kurpfälzer Jürgen Goertz. 23 großformatige Skulpturen aus allen Schaffensperioden des Künstlers sind – noch bis zum 25. Oktober – im Schlossgarten Heidelberg zu sehen. Anlass für die Werkschau war der 80. Geburtstag des Künstlers im vergangenen Jahr: „Es war an der Zeit, Prof. Jürgen Goertz eine große Ausstellung zu widmen – und es hat sich jetzt gezeigt, dass der Schlossgarten von Schloss Heidelberg genau den richtigen Rahmen dafür bietet“, sagt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.

Im März wurde die Ausstellung coronabedingt ganz still eröffnet. Umso festlicher ist nun aber der Abschluss: Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg stellten im Kaisersaal des Ottheinrichsbaus im Schloss Heidelberg den großformatigen Ausstellungskatalog vor ‒ und würdigten im feierlichen Rahmen den Künstler und sein Werk. (mehr …)

Okt. 2020 | Heidelberg, Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Rhein-Neckar-Kreis | Kommentieren

Die katastrophale Notlage auf der griechischen Insel Lesbos war und ist das Resultat einer zynischen Abschreckungspolitik. Wir fordern die EU zur Einhaltung ihrer eigenen rechtlichen Fundamente auf: Kommen Sie Ihrer Verantwortung nach und evakuieren sie die Geflüchteten von Lesbos. Jetzt! Denn die EU ist in ihrer Grenzpolitik nicht dazu bereit, die in der EU-Grundrechtecharta verankerte Einhaltung der Menschenrechte zu garantieren. In der Coronakrise wurde das Leben von Geflüchteten in völlig überfüllten Lagern ohne hygienische Mindeststandards aufs Spiel gesetzt.
Die katastrophale Notlage auf der griechischen Insel ist das Resultat dieser zynischen Abschreckungspolitik. (mehr …)

Okt. 2020 | Heidelberg, Allgemein, Junge Rundschau, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren

Ob Werner Heisenberg, Robert Koch, Max Planck oder Herta Müller – an deutschen Universitäten haben zahlreiche Nobelpreisträger studiert, geforscht oder gelehrt.
An welcher der 40 größten deutschen Universitäten die meisten Nobelpreisträger Spuren hinterlassen haben, das hat gerade die digitale Lernplattform charly.education  anlässlich der Nobelpreisverleihungen untersucht. Hierfür wurden Gast- und Honorarprofessoren, längere Forschungsaufenthalte und Semester als Studierende berücksichtigt.

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Okt. 2020 | Heidelberg, Allgemein, Essay, Politik, Theater, Wissenschaft | Kommentieren

Wenn „die schönsten Sagen des klassischen Altertums“ von Gustav Schwab und seit Gustav Schwab immer wieder neu erzählt werden, um sie uns näherzubringen, dann werden sie auch für uns Heutige unterhaltend und belehrend. Die Frage ist, ob die Bibel – deren (zum Beispiel) Weihnachtsgeschichte wir immer mal wieder hören oder lesen werden – in diesem Sinne als eine Legenden-Sammlung des spätklassischen Altertums verstanden werden kann, für die dann also auch gälte, dass sie durch immer neue Übersetzungen uns immer von neuem attraktiv gemacht werden soll. Am eindeutigsten mit einem Jein ist die Frage zu beantworten, wo sie Theologen betrifft.
Die nämlich können jedenfalls den Anspruch der Bibel, das „Wort Gottes“ zu sein, nicht als Metapher oder gar als Propaganda-Trick abtun …

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Okt. 2020 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, Feuilleton, In vino veritas, Junge Rundschau, Kirche & Bodenpersonal, Sapere aude, Senioren, Wirtschaft | Kommentieren

Von mir aufgefordert, mich zu beschreiben, zu schreiben, wer ich bin, beginne ich zu straucheln wie ein Tausendfüßler, der erklären soll, wie er seine Gehbewegungen koordiniert. 
Wer sich fragt, sage ich mir aber, wer er sei, ist ja schon halbwegs neurotisiert; er gerät sich selbst ins Gehege beim Bemühen um eine Antwort. Verpflichtet er sich schonungsloser Wahrheitssuche, gerät er allzuleicht in Gefahr, sich exhibitionistisch oder auch masochistisch aufzuführen. Trachtet er hingegen danach, aus seiner Existenz das Beste zu machen und darzustellen, idealisiert und stilisiert er sich unangemessen und belügt sich selbst ebenso wie andere.
Was also tun?
Es gibt nur einen Weg aus diesem Dilemma, nämlich wie ich meine diesen: sich selbst als Einzelschicksal nicht allzu wichtig zu nehmen und sich stattdessen zu fragen, was möglicherweise charakteristisch gewesen sei im eigenen Leben und Erleben für die Kennzeichnung der Zeit, in der man seine Erbsenzählereien verbrachte. Und noch verbringt. (mehr …)

Okt. 2020 | Heidelberg, Allgemein, Essay, Feuilleton, In vino veritas, Junge Rundschau, Senioren, Theater, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

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