
Russland verfügt über riesige Bestände aus Sowjetzeiten – die sich aber bereits deutlich reduziert haben.
Wie lang kann Russland seine horrenden Verluste an Kriegsgerät auf dem Schlachtfeld noch verkraften? Eine ganze Weile, sagen viele Experten. Doch trotzdem mehren sich die Hinweise darauf, dass sich die Lage bei Schützenpanzern und Panzern weiter verschlechtert.
„Wir haben in letzter Zeit nur selten Fahrzeuge auf dem Schlachtfeld gesehen. Die Friedhöfe aus zerstörtem Schrott sind jedoch eine Augenweide“, teilte kürzlich Anastasija Blischtschik, die Sprecherin der 47. Mechanisierten Brigade der Ukraine, in sozialen Netzwerken mit. Im TV sagte sie außerdem, den russischen Streitkräften seien die gepanzerten Fahrzeuge ausgegangen. Eine Aussage, die in dieser Absolutheit mit Vorsicht zu genießen ist, doch es gibt trotzdem Anzeichen, dass die Probleme der Kreml-Truppen bei gepanzerten Fahrzeugen und auch Panzern weiter anwachsen.
OSINT-Spezialisten, die Satellitenbilder sowie Fotos und Videos von Kriegsgerät auswerten, kommen in ihren Auswertungen auf rund 9300 Schützenpanzer, die Russland noch zur Verfügung haben soll. Eine zunächst extrem hoch erscheinende Zahl. Viele davon seien jedoch zu alt oder nicht mehr für eine Restaurierung geeignet, heißt es von der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian. Sie gibt die Zahl der einsatzfähigen Schützenpanzer mit rund 5700 an, von denen wiederum lediglich rund 1350 für Fronteinsätze geeignet seien.
Überall in Russland sind riesige Lager vorhanden, in denen massenweise Kriegsgerät herumsteht. Teilweise sogar noch aus dem Zweiten Weltkrieg. OSINT-Spezialisten beziehen sich oft auf Satellitenbilder, auf denen zu sehen ist, inwiefern sich diese Lagerstätten mit der Zeit leeren, weil Schützenpanzer und Co. an die Front geschickt werden. Da sich jedoch auch Kriegsgerät an nicht einsehbaren Orten befindet, können die Zahlen nie absolute Gewissheit geben.
Große Probleme im Jahr 2026?
Einig sind sich viele Experten darin, dass Russland im Jahr 2026 größere Probleme bei der Versorgung seiner Truppen mit schwerem Kriegsgerät bekommen könnte. Und das nicht nur bei Schützenpanzern, sondern auch bei Kampfpanzern.
Ein Analyst mit dem Namen Covert Cabal, der sich mit letzteren besonders intensiv auseinandergesetzt hat, geht davon aus, dass Russland beispielsweise bis Mitte 2026 fast keine der moderneren T-72- und T-80-Panzer mehr besitzen könnte – sofern die derzeitige Intensität der Kampfhandlungen anhält. Möglich ist aber natürlich auch, dass es Strategieanpassungen seitens des Kremls gibt, um dem zu entgehen. Oder dass die Produktion unter dem neuen Verteidigungsminister noch massiver hochgefahren wird.
Die Kreml-Truppen bereiten zwar bereits jetzt altes Kriegsgerät wieder auf und produzieren neue Panzer, doch viele Beobachter gehen davon aus, dass das nicht ausreicht, um die anhaltend horrenden Verluste auf dem Schlachtfeld auszugleichen.
Der OSINT-Analyst „Jonpy99“ sagte „Radio Liberty“: „Russland passt seine Taktik an: weniger Panzerkolonnen, dafür mehr Angriffe durch Infanteriewellen. Man kann aber nicht sagen, dass Russland eines Tages überhaupt keine Panzer und andere Ausrüstung mehr haben wird, weil sie diese weiterhin produzieren. Außerdem haben die Russen immer die Möglichkeit, ehemalige sowjetische Ausrüstung von befreundeten Staaten zurückzukaufen.“ Auch in Belarus oder Kasachstan soll es große Bestände an Kriegsgerät aus Sowjetzeiten geben.