Das Thema „KI“ beherrscht die Medien ebenso wie die Bühnen einiger Marketing-Veranstaltungen. Aus gutem Grund. Denn KI ist keine Modeerscheinung wie NFTs, sondern eine Disruption wie das Internet selbst vor gut 25 Jahren.
Wenn Historiker einmal auf die Jahre um 2024 bis 2030 zurückblicken, werden sie feststellen, dass kaum eine singuläre Entwicklung einen solch starken Impact auf die Menschheit hatte wie KI. Trotz bahnbrechender Fortschritte blicken wir in eine ungewisse Zukunft und rätseln, an welcher Stelle KI welchen Impact haben wird. Wir sind weit davon entfernt, die Implikationen der Künstlichen Intelligenz zu verstehen. Was von dem, was wir über KI lesen und hören, ist Fantasie? Was davon pure PR von Unternehmen, die an KI Geld verdienen wollen? Jetzt heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Für (einige!) Journalisten, Medien, Marketing, Werbung und Media
werden die Auswirkungen enorm sein
Wir erwarten gewaltige Effizienzsprünge bei allen Prozessen, die sich automatisieren lassen: bei Programmatic, Routineaufgaben, ganz besonders bei der Verarbeitung von Texten und Bildern.
Wir erleben bereits erste Auswirkungen. Die KI schreibt eigenständig Texte, generiert selbständig Bilder. Sie wird zahlreiche Prozesse in der Kundenkommunikation übernehmen. Sie wird Kampagnen-Assets entwickeln, steuern sowie einsetzen und schon bald – gebrieft mit Marketingziel, Budget und Zielgruppen – über Mediakanäle entscheiden sowie Mediapläne entwickeln.
Erzeugt KI bessere Kampagnen?
Das erklärt jedoch weder, wie unsere Marketing- und Mediawelt in wenigen Jahren aussehen wird – noch, ob unsere Kampagnen durch KI besser sowie erfolgreicher werden. Denn schon früh wurde im Umgang mit Big Data klar: Wenn wir alle ähnlich gebauten Systeme mit identischen Informationen füttern, kommen immer die gleichen Ergebnisse heraus und die erhoffte Wirkung hebt sich in Wohlgefallen auf. Wir stehen vor einer Zukunft mit neuen Herausforderungen, die wir noch lange nicht beherrschen, und einer Entwicklungsgeschwindigkeit von Technologien, die wir uns kaum noch vorstellen können.
Künstliche Intelligenz oder echte Emotionen?
Anstatt aber weiter zu träumen und in die Glaskugel zu blicken, sollten wir kurz innehalten. Wir befinden uns derzeit in einer Situation, in der wir noch eingreifen können. Wir müssen zuallererst lernen, die KI sinnvoll und in unserem Interesse zu steuern – bevor wir unsere Arbeit einer weiteren Blackbox anvertrauen.
Wir sind dabei, unsere Marketingwelt zu automatisieren und KI wird diese Entwicklung enorm beschleunigen. Aber Markenkommunikation ist stets mit Emotionen verbunden. Maschinen und Bots kaufen keine Produkte. Wir vermitteln mit unseren Visuals in erster Linie Gefühle bei echten Menschen aus Fleisch und Blut. Lässt sich das automatisieren, sodass jede Marke Vorteile daraus gewinnt?
Menschen hinterlassen bei ihrer Mediennutzung und Customer Journey eine große Menge an Daten, wie auch KI sie nicht modellieren kann. Stärker als diese Modelle ist die Interpretation der Daten durch einen Menschen, der mit Gefühl und kreativer Empathie zu Werke geht. Das ist unser USP und unterscheidet die Strategien unserer Kreativen sowie Mediaexperten. Der Mensch bleibt im Mittelpunkt.
Bei allem Fortschritt darf man die Übersicht nicht verlieren. Was ist das Ziel von KI? Die Antwort lautet: mit Daten und Maschinen die Intelligenz der Menschen zu simulieren. Es werden sich Lebensbereiche finden, wo dieser Einsatz weniger notwendig oder gar erwünscht ist als in anderen, wo sie Arbeit erleichtern oder neue Wege eröffnen. Immer da, wo ein Mensch selbst entscheidet, was er kauft oder konsumiert, wird dies bei der Vielzahl und Individualität der Menschen der wertvollere Ansatz sein.
Wir sollten, bevor in unserer Branche ein KI-Wahn ausbricht, die künstlichen Kollegen mit mehr Gelassenheit und Umsicht willkommen heißen. KI kann uns in vielen Lebenssituationen unterstützen. Wir müssen KI vor allem verantwortungsbewusst einsetzen und dabei stets die durch KI-Applikationen erzeugten Emissionen im Auge behalten. Dann wird auch der Mensch nicht zu kurz kommen.