In diesem Abschnitt des Jahres wird viel geredet, viel versprochen und auch ein wenig gehadert. Was schenkt man dem Kollegen zum Geburtstag, falls der gefeiert wird?

Nix teures, versteht sich, aber die Zeiten, wo man beim Schrottwichteln seinen alten Kram losgeworden ist, sind ja  leider – auch vorbei.

Tassen!

Tassen, die kann man immer brauchen, und in Büros und Amtsstuben sind sie ohnehin von zentraler Bedeutung. Die Tasse steht für etwas, zuweilen für das Trübe, das unser Verhältnis zur Arbeit charakterisiert. Tasse pur geht schon lange nicht mehr. Es muss was draufstehen. „Beste Kollegin“ beispielsweise. Oder: „Gemeinsam schaffen wir das!“. Oder: „Teamgeist pur!“ Das ist besonders witzig, wenn der Kaffee drin kalt wird.

Jeder tut halt, was er noch kann

Verstehen wir uns nicht falsch. Unsere Welt lebt von Kooperation, aber die hat mit Teamgeist, dem Schlossgespenst der alten Organisationen, nichts zu tun. Kooperation bedeutet eben nicht, dass alle an einem Strang ziehen, sondern an vielen Fäden, die sie dann aufs Beste zusammenleben. Das nennt man Spezialisierung, Fachgebiet, Arbeitsteiligkeit, Talent, persönliche Fähigkeiten, Know-how (und noch einiges mehr). All das sollte der Grund sein, warum man überhaupt arbeitet, also etwas tut, das klar erkennbar zu der Person gehört, die es tut. Jeder und jede tut, was er kann. Das klingt gleich zuversichtlicher als das dröge „Wir geben unser Bestes“. Tja.



 Das gefällt natürlich nicht allen, schon gar nicht denen, die auf Tassen mit „Teamgeist!”-Sprüchen stehen. Sie schwören auf den Arbeitskreis, also das Ding, das man einrichtet, wenn man selber nicht mehr weiter weiß oder es eigentlich gar nicht so genau wissen will. Man schwimmt eben mit. „Team“ sagen ganz besonders die gern, die sich mit diesem Unterkuscheln unter anderen nicht schwer tun. Sie glauben auch, was Gewerkschafter und Manager alten Schlags glauben, dass man Arbeit einfach aufteilen kann wie einen Kuchen. Wenn alle weniger arbeiten, dann haben mehr Leute Arbeit, ist doch klar! Nein, das ist es nicht, siehe Arbeitsteiligkeit, Spezialisierung, persönliches Können… ach so, die können eh nix?

Na dann klappt’s bestimmt.
Gleichheit ist nicht gerecht

Unser Bild von Arbeit ist gestört und gestrig. Wir teilen den Kuchen nicht, wir backen ihn. Wir stehen schon lange nicht mehr am Feld und ackern eine wie der andere nach dem gleichen Muster, und die Allermeisten stehen auch nicht mehr an Fließbändern, wo sie noch tun dürfen, was die Maschine nicht kann oder wofür sie schlicht zu teuer ist. Arbeit ist differenziert geworden. Es herrscht Arbeitsteiligkeit. Um Arbeitsverteilung geht es schon lange nicht mehr. Deshalb ist ein Teambegriff, der nivelliert, eben nicht kooperativ, sondern destruktiv. Kooperation nämlich, das bedeutet, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Dinge tun, die zu etwas Gemeinsamem führen, zu einem Ergebnis. Wenn alle das Gleiche tun, tun sie eigentlich gar nichts, wobei wir hier wieder bei den trüben Tassen wären.

Gleichheit ist nicht gerecht, sondern vernebelt die Persönlichkeit, hemmt Innovationen, fördert die Mitschwimmenden und das Mittelmaß, alles Dinge, die wir uns nicht mehr leisten können. Deshalb ist es ja auch so schädlich, alte Strukturen zu erhalten, weil mit ihnen auch das alte Denken erhalten bleibt, die Unkultur des nämlich falschen „Teamgeists“, bei dem nicht Zusammenarbeit im Mittelpunkt steht, sondern kollektives Verdrängen der Wirklichkeit.

Nota bene – das möchte ich schlußendlich zu guter Letzt auch mal gesagt haben dürfen – ist es eh ziemlich schnuppe, was auf der Tasse steht. Die Wirklichkeit nämlich sagt ja schließlich auch nicht: „Wir schaffen das.“ Sondern: „Das krieg ich hin.“ 

 Und, wenn das dann nun mal endlich klar ist, dann schaffen wir das auch noch. Basta cosi …

Feb. 2024 | Allgemein, Gesundheit, In vino veritas, Sapere aude | Kommentieren