Die Umweltschutzorganisation Greenpeace Heidelberg – Mannheim hat in einer nicht ganz freiwilligen „Kooperation“ mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) anlässlich des Weltnichtrauchertags in der letzten Woche denjenigen Mitarbeitern gedankt, die trotz kostenloser Parkplätze den Weg zur Arbeit umweltfreundlich zurücklegen. Dabei wiederholt die Greenpeace die Kritik an der nach wie vor bestehenden Subventionierung des automobilen Pendelns und der mangelhaften Unterstützung des Radverkehrs durch das Institut. So sind entgegen Vorstandsmitglied Ursula Weyrichs Aussagen vom letzten Jahr anlässlich der Verleihung des „Goldenen Betonklotzes“ immer noch keine Verbesserungen bei den Fahrrad-Abstellplätzen erfolgt.
Die Mehrzahl der Stellplätze ist nach wie vor nicht überdacht und entspricht teilweise keinem zeitgemäßen Standard. Greenpeace appelliert deshalb an den Vorstand des DKFZ, auch bei den durch den Autoverkehr verursachten Emissionen so entschlossen zu handeln wie beim Zigarettenrauch, und den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter und Bürger Heidelbergs in den Vordergrund zu stellen.
Dankesbotschaften auf dem DKFZ-Außengelände
„Danke an alle Mitarbeiter, die für den Weg zur Arbeit das Auto stehen lassen“, steht auf den Plakaten, die Greenpeace-Ehrenamtliche auf die „Ohne Rauch geht’s auch!“-Schilder des DKFZ geklebt haben. „Nicht nur Zigarettenrauch ist ein Killer, auch der Rauch aus dem Auspuff von Autos tötet jedes Jahr zahlreiche Menschen“, macht Janina Hornig, Öffentlichkeitskoordinatorin bei der lokalen Greenpeace-Gruppe, deutlich.
Neueste Forschungen belegen die Bedeutung des durch den Autoverkehr emittierten Feinstaubs und der Stickstoffdioxide bei der Entstehung von Lungenkarzinomen, Herzrhythmusstörungen, Diabetes mellitus und neuro-degenerativen Erkrankungen. So ist der Autoverkehr laut Schätzungen für etwa zwölf Prozent der Lungenkarzinome verantwortlich. Erschwerend kommt hinzu, dass die Elektromobilität das Problem nur teilweise löst. Denn der emittierte Feinstaub stammt unter Anderem von Reifen- und Bremsabrieb der Autos. „Der Autoverkehr muss insbesondere in Städten stark reduziert werden,“ so Hornig, „denn dort summieren sich seine negativen Auswirkungen auf engem Raum“.
Entsprechend belastet der tägliche Pendelverkehr des DKFZ die Anwohner*innen Handschuhsheims oder Bergheims. Greenpeace fordert deshalb durch einen attraktiven ÖPNV und durch eine Bepreisung der Parkfläche für Mitarbeiter*innen des Instituts einen Anreiz zu schaffen, um den PKW-Verkehr zu reduzieren.
DKFZ-Vorstand zeigt keine Ambitionen bei der Verkehrswende
„Anstatt als wissenschaftliches Institut, das sich dem Kampf gegen den Krebs verschrieben hat, eine ganzheitliche Vision umzusetzen, versteckt sich der Vorstand hinter vorgeschobenen gesetzlichen Vorschriften“, wundert sich Hornig über die 75 neuen Parkplätze an der Berliner Straße, für die das DKFZ ca. zwei Millionen Euro investiert. Andere Arbeitgeber wie die Heidelberger Energiegenossenschaft haben hier den vorhandenen Spielraum ausgenutzt und bieten eine reduzierte Anzahl von PKW-Stellplätzen an. Diese werden teuer vermietet, eine unentgeltliche Nutzung ist ausgeschlossen. Für Radfahrer stehen u. a. hochwertige Fahrradstellplätze in einem Fahrradparkhaus zur Verfügung. Auch für die Angestellten anderer Universitäten wie z. B. der in Hamburg gibt es keine kostenfreien Parkplätze. Die Kosten liegen hier sogar bei monatlich 50 €.
„Das Mindeste wäre die Einführung von Parkplatzgebühren für Angestellte, wie sie die Universität und das Klinikum im Neuenheimer Feld schon lange haben. Es kann nicht sein, dass ein Krebsforschungsinstitut seine Mitarbeiter nicht an den Kosten der automobilen Infrastruktur beteiligt“, findet Hornig. Dies entspricht auch dem Ergebnis des Masterplans Neuenheimer Feld, das nach wie vor vom Vorstand des DKFZ vernachlässigt wird.
Dabei würde ein ganzheitliches Mobilitätskonzept mit einer Reduzierung und Verteuerung des Parkplatzangebotes bei gleichzeitiger Förderung des Umweltverbundes nachweislich den motorisierten Individualverkehr stark reduzieren und so das Klima und die Gesundheit der Angestellten und der Bürger Heidelbergs schützen. „Es ist Zeit, jetzt zu handeln; das DKFZ muss seine Blockade bei der Verkehrswende im Feld aufgeben“, schließt Hornig.