Sie fliehen vor Krieg, kind- und geschlechtsspezifischer Verfolgung, Umweltzerstörung und Perspektivlosigkeit. »Nie waren weltweit mehr Erwachsene, Kinder und Jugendliche gezwungen, ihre Aufenthaltsorte zu verlassen. Wir alle wissen, welchen Gefahren gerade flüchtende Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind.

Es wird deshalb höchste Zeit, dass die Bundesregierung den im Koalitionsvertrag angekündigten Paradigmenwechsel in der Flucht- und Migrationspolitik endlich in die Tat umsetzt», fordert Beat Wehrle, Vorstandssprecher von terre des hommes.

Die Ampel-Koalition hat die Chance, zumindest im nationalen Rahmen einige wichtige Reformen anzustoßen. Doch mit dem ersten Gesetzgebungsverfahren, dem sogenannten Chancenaufenthaltsrecht, werden dringend notwendige Verbesserungen für geflüchtete Kinder und Jugendliche verschleppt. »Ankündigungen aus dem Koalitionsvertrag wie die Erleichterungen beim Familiennachzug finden sich in dem Gesetzentwurf nicht wieder. Auch wenn einige Erleichterungen beim Bleiberecht die Situation von langjährig Geduldeten verbessern, fehlen wichtige Regelungen zum Familiennachzug oder zum Verbot für Abschiebehaft für Minderjährige, die diesen direkt helfen könnten«, erläutert Sophia Eckert, Kinderrechtsexpertin von terre des hommes.

Ferner appelliert terre des hommes an die Bundesregierung, sich jener Menschen anzunehmen, die vor den Taliban aus Afghanistan in die Nachbarländer fliehen mussten. »Uns liegen Fälle von Minderjährigen vor, bei denen sich die Aufnahme aus Pakistan massiv verzögert. Um zu verhindern, dass Familien auseinandergerissen werden oder lange Zeit voneinander getrennt leben müssen, müssen die Kriterien für den Familiennachzug unbedingt weitergefasst werden«, so Sophia Eckert.

terre des hommes

Die Kinderrechtsorganisation terre des hommes setzt sich weltweit für die Rechte geflüchteter Kinder und Jugendlicher ein. terre des hommes unterstützt Projekte von Partnerorganisationen zur Selbstorganisation geflüchteter Minderjähriger, zur psychosozialen Versorgung oder zur Verbesserung ihrer Unterbringungssituation. Daneben setzt sich terre des hommes auf politischer Ebene für die Durchsetzung der Vorgaben der UN-Kinderrechtskonvention gegenüber Bundesregierung, Europäischer Union und Vereinten Nationen ein.

Kinderarbeit

Die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen legt in Artikel 32 fest: Jedes Kind hat das Recht, vor wirtschaftlicher Ausbeutung geschützt zu werden. Was genau damit gemein ist, legt die Internationale Arbeitsorganisation IAO fest:

Ausbeuterische Kinderarbeit laut IAO-Konvention 182 aus dem Jahr 1999:

  • Sklaverei und Schuldknechtschaft und alle Formen der Zwangsarbeit
  • Arbeit von Kindern unter 13 Jahren
  • Kinderprostitution und -pornografie
  • Einsatz von Kindern als Soldaten
  • Illegale Tätigkeiten, wie zum Beispiel Drogenschmuggel
  • Arbeit, die die Gesundheit, die Sicherheit oder die Sittlichkeit gefährdet, also zum Beispiel Arbeit in Steinbrüchen, das Tragen schwerer Lasten oder sehr lange Arbeitszeiten und Nachtarbeit.

Arbeit, die die Gesundheit, Sicherheit oder Sittlichkeit eines Kindes gefährdet, ist in Artikel 3 der IAO Empfehlung 190 definiert:

  • Arbeit, die Kinder körperlichem, seelischem oder sexuellem Missbrauch aussetzt
  • Arbeit unter Tage, unter Wasser, in gefährlichen Höhen oder engen Räumen
  • Arbeit mit gefährlichen Maschinen, mit Ausrüstung oder Werkzeugen, sowie das Tragen schwerer Lasten
  • Arbeit in ungesunder Umgebung, die Kinder gefährlichen Substanzen, zu hohen Temperaturen, Lärm oder Vibrationen aussetzt
  • Arbeit unter schwierigen Bedingungen, wie etwa lange Arbeitszeiten, Nachtarbeit oder isolierte Arbeit, bei der das Kind dem Arbeitgeber ausgesetzt ist.
Sep. 2022 | Allgemein, Gesundheit | Kommentieren