Zum siebten Mal wurde gerade in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar der mit 1.000 Euro dotierte und vom pädagogischen Verlag „das netz“ gestiftete Huckepack-Bilderbuchpreis vergeben.
Gewonnen hat der Titel Ich bin wie der Fluss von Jordan Scott und Sydney Smith in Übersetzung von Bernadette Ott, „als stärkstes Bilderbuch, das sich im Rahmen des Vorlesens dazu eignet, ein Kind emotional zu stärken“.
„In dem poetischen Bilderbuch erzählt ein namenlos bleibender Junge aus der Ich-Perspektive über ein Schlüsselerlebnis, das in entscheidender Weise dazu beiträgt, sich selbst annehmen zu können.
Nach einem besonders schlimmen Tag in der Schule, an dem es dem Jungen aufgrund seiner Sprachstörung nicht gelingt, vor der Klasse zu sprechen, lädt ihn sein Vater zu einem Ausflug an den Fluss ein. Dort, angesichts des sprudelnden und gischtenden Wassers, gibt der Vater seinem Sohn ein inneres Bild, das ihn sein Leben lang begleiten wird: ,Du bist wie der Fluss‘, sagt er, die Identifikation mit dem lebendigen Wasser beruhigt den Jungen.
Er, der sich zuvor in Worten verhedderte und darunter litt, dass sich einzelne Wörter wie Wurzelwerk in seinem Mund verflechten, findet sich in der Metapher wieder und kann sich endlich selbst akzeptieren. In einem Nachwort erfahren die Leser, dass Jordan Scott hier seine eigene Geschichte erzählt. Der kanadische Lyriker dankt mit dem Text seinem Vater. Illustrator Sydney Smith, der auch schon im vergangenen Jahr mit seinem Bilderbuch Unsichtbar in der großen Stadt auf der Auswahlliste für den Huckepacckbilderbuchpreis stand, setzt die Nöte des Jungen in beeindruckender Weise insofern um, als er er anfangs die Farben ineinander verfließen lässt, als würde man durch einen Tränenschleier sehen. Am Fluss ändert sich dann die Bildsprache:
Die Farben werden kühl und klar, die Szenerie bildet eine geradezu spürbare Ruhe ab. Der Moment, in dem der Junge und der Fluss eins werden, wird auch für die Betrachter zu einem Schlüsselerlebnis, weil sich hier die Bilderbuchseiten noch einmal weit aufklappen lassen, so dass ein sehr breit laufendes fotorealistisches Bild vor ihnen liegt, dessen glitzerndes Wasser den Atem stocken lässt.