Mit Wundsiegel der Initiative Chronische Wunden e.V. zertifiziert
Die Klinik für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie wurde gemeinsam mit der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am UKHD als Universitäres Wundzentrum im Februar 2021 von der Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW) mit dem „Wundsiegel“ zertifiziert. „Die fachgerechte Versorgung chronischer Wunden in einem interdisziplinären Kontext ist essentiell, um Amputationen zu vermeiden oder wenigstens im Umfang zu reduzieren“, so Böckler. Einen wesentlichen Beitrag daran haben neben der internistischen Behandlung der Grunderkrankung, z.B. Arteriosklerose oder Diabetes, die Wiederherstellung der Durchblutung und die anschließende plastische Abdeckung der chronischen Wunde: „Selbst wenn das Gewebe nach dem gefäßchirurgischen Eingriff wieder durchblutet wird, dauert es einige Zeit, bis der Wundbereich abgeheilt ist. Solange stellt die Wunde eine potentielle Eintrittspforte für Keime dar. Mit Hilfe von Haut- und Gewebetransplantationen lässt sich diese Pforte schnell schließen“, erläutert Prof. Germann. Das neue OP-Mikroskop im gefäßchirurgischen Operationssaal ermöglicht die komplexe Übertragung von Gewebe samt Blutgefäßen und Nervenverbindungen z.B. vom Rücken des Patienten auf die Wunde an Fuß oder Bein. „Die Patienten müssen nicht mehr verlegt werden und die Zeit zwischen der Wiederherstellung der Durchblutung und dem Verschluss der Wunde ist minimal“, so Germann.
Von chronischen Wunden spricht man, wenn ein Gewebedefekt länger als acht Wochen nicht abheilt. Bei rund der Hälfte der „offenen Beine“ sind Gefäßerkrankungen und damit einhergehende Durchblutungsstörungen die Ursache, die häufig auch in Folge eines Diabetes mellitus oder langjährigen Rauchens auftreten können. Die Behandlung ist komplex und langwierig. „Wichtig für einen langfristigen Behandlungserfolg ist eine interdisziplinäre und vor allem aufeinander abgestimmte Versorgung, die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung sowie Kontrolle der Risikofaktoren“, erläutert Professor Böckler, Gründer des Gefäß- und Aortenzentrums am UKHD, in dem Patienten mit allen Arten von Gefäßerkrankungen fachübergreifend von Gefäßchirurgen, Angiologen und Radiologen gemeinsam mit Herzchirurgen, plastischen Chirurgen sowie Neurologen, Nephrologen, Diabetologen und Orthopäden behandelt werden.
Rat des Experten: Vor Amputation unbedingt Zweitmeinung einholen
Das neue Zentrum für Amputationsprävention und Beinerhalt ist zukünftig außerdem Anlaufstelle bei Wunsch nach einer zusätzlichen Expertenmeinung vor einer Amputation: „Jeder Patient mit diabetischen Fußsyndrom, dem eine Amputation angeraten wurde, hat das Recht auf eine Zweitmeinung. Diese Beratung wird von den Krankenkassen getragen“, so Böckler. „Von diesem Recht sollte jeder Betroffene Gebrauch machen.“
Weitere Informationen
www.klinikum.uni-heidelberg.de/chirurgische-klinik-zentrum/klinik-fuer-gefaesschirurgie-und-endovaskulaere-chirurgie
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