In Israel ist bereits mehr als jeder Zweite mindestens einmal geimpft, in Deutschland nur etwa jeder Zwanzigste. US-Präsident Joe Biden verspricht, dass für alle erwachsenen Amerikaner (das mit dem *innen wümschen wir uns auch für diesmal als „geschenkt bwtrachten) bis Ende Mai eine Dosis zur Verfügung steht. Merkel peilt an, uns bis Mitte September »ein Impfangebot« zu machen. Dänemark, Irland, Portugal, Spanien – halb Europa bekommt die Impferei offenbar besser organisiert als wir.
Dabei haben wir uns doch für die Allerschlausten gehalten. Die Briten: sind so blöd und treten aus der EU aus. Die Amerikaner: wählen einen Verrückten zum Präsidenten. Die Südländer: sympathische Leute, aber leider desorganisiert. So dachten wir in Deutschland und boten den anderen gern an zu erklären, wie man seinen Müll richtig trennt und es schafft, aus der Atomkraft auszusteigen.
Nun würde ja nun wirklich niemand von uns behaupten, unser Staat habe auf ganzer Linie versagt. Viele Länder beneiden uns schließlich um unsere Krankenhäuser und ums Kurzarbeitergeld der Bundesagentur für Arbeit. Deutschland stellt Hilfsgelder für seine Wirtschaft bereit; noch schöner wär’s freilich, wenn das Geld etwas schneller überwiesen würde.
Doch offenbar fehlt uns die Fähigkeit, kreativ auf die Krise zu reagieren. Deutschlands Behörden arbeiten mit der gewohnten bürokratischen Gründlichkeit, Pandemie hin oder her. Lieber bunkern wir Millionen Dosen, anstatt die Impfreihenfolge flexibel anzupassen. Bis alle Zweifel an der Korrektheit von Wohnzimmertests ausgeräumt sind, warten wir lieber erst mal ab.
Ich meine, das deutsche Versagen bestehe in unserer Unfähigkeit, sich anders zu verhalten als – na wie wohl – eben typisch deutsch.