Beim Sturm auf das Kapitol schwenken Trump-Unterstützer die Flagge von »Kekistan« – Symbol aus einer rechtsextremen Foren-Subkultur
Foto: Evelyn Hockstein / The Washington Post

Der Sturm auf das Kapitol war auch ein Sturm der Onlinetrolle. In alternativen Netzwerken hatten sie die Aktion für jedermann sichtbar geplant. Aber die Sicherheitsbehörden schauen dort offenbar – oder tun so, als täten sie das nicht – noch immer nicht hin.“Wir lieben euch, ihr seid großartig«, rief Donald Trump seinen Anhängern in einem getwitterten Video zu, nachdem diese das Kapitol gestürmt hatten. Doch obwohl Twitter das Video kurz darauf löscht, können Trumps Anhänger die Botschaft anderswo ungehindert weiterverbreiten: in alternativen „sozialen Netzwerken“, deren große Stunde gerade schlägt.

Die grüngesichtige Cartoon-Figur Pepe the Frog ist eines der zentralen Symbole der Anhänger von »thedonald«. Ursprünglich stammt das Symbol aus eher linken Kreisen, doch längst haben es sich Anhänger rechter Gruppen wie hier bei einer Pro-Waffen-Demonstration im Januar 2020 zu eigen gemacht
Die grüngesichtige Cartoon-Figur Pepe the Frog ist eines der zentralen Symbole der Anhänger von »thedonald«. Ursprünglich stammt das Symbol aus eher linken Kreisen, doch längst haben es sich Anhänger rechter Gruppen wie hier bei einer Pro-Waffen-Demonstration im Januar 2020 zu eigen gemacht
Eine Demonstrantin trägt bei einem Protest gegen Corona-Maßnahmen im Mai im US-Bundesstaat Washington eine Maske von Pepe the Frog. Beim Sturm auf das Kapitol sangen Angreifer Lieder eines Musikers, der sich nach der bei TheDonald-Anhängern beliebten Comicfigur benannt hat
Eine Demonstrantin trägt bei einem Protest gegen Corona-Maßnahmen im Mai im US-Bundesstaat Washington eine Maske von Pepe the Frog.
Am Tag nach dem Angriff auf das Kapitol zeigt sich auf »thedonald« kein einheitliches Bild. Offenbar war dem Webhoster der Seite die Rolle der Plattform zu gefährlich – er räumte den Machern eine Frist von 21 Stunden ein, alle Gewaltaufrufe zu löschen. Die Moderatoren teilten das den Nutzern mit und wurden prompt beschimpft, sie seien »kompromittiert«. Womöglich muss »thedonald« also bald wieder weiterziehen, in eine andere Nische des Netzes.
Ohnehin scheint der erste Triumph über den vermeintlichen Coup der Stürmung zu verfliegen. Aufgrund der negativen Rückwirkungen spekulieren einige – wie üblich völlig beleglos – darüber, es könne sich um das Werk von Agents provocateurs etwa aus der Antifa gehandelt haben. Andere unterstellen – wie in diesen Kreisen bei fast jedem Thema üblich – George Soros habe seine Hand im Spiel gehabt. Klein beigeben wollen viele aber noch immer nicht, im Gegenteil. Sie sehen die erschossene »Patriotin« als eine von ihnen und als Märtyrerin und rufen weiter zur Schlacht:  »Der erste Schuss in der neuen Revolution wurde von einem Regierungsmitarbeiter abgegeben«, schreibt einer unter dem Pseudonym »Joe Trump«, »Lebt frei oder sterbt !!!!!…es fängt jetzt an!!!!«.
Angreifer mit QAnon-Pullover
Angreifer mit QAnon-Pullover – Foto: Manuel Balce Ceneta 
Auch vor dem Kapitol zeigten sich Trump-Anhänger mit dem Q-Symbol, ein Verweis auf den anonymen Stichwortgeber der QAnon-Bewegung
Auch vor dem Kapitol zeigten sich Trump-Anhänger mit dem Q-Symbol, ein Verweis auf den anonymen Stichwortgeber der QAnon-Bewegung Foto: Ted S. Warren
Betrieben wird 8kun von Jim Watkins von den Philippinen aus. Laut Analysediensten wird die Seite mehr als zwei Millionen Mal pro Monat aufgerufen. Die Attentäter von Christchurch und Poway und El Paso nutzten die Vorgängerseite von 8kun, um darüber ihre Pamphlete zu verbreiten. Auch für Stephan B., den Angreifer von Halle, spielte die rechtsextreme Onlinesubkultur rund um Seiten wie 8chan und 8kun offenkundig eine wichtige Rolle.
Jan. 2021 | Allgemein, Gesundheit, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude, Senioren, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren