Zum 250. Geburtstag Friedrich Hölderlins: Rüdiger Safranskis Biographie über den großen unbekannten Dichter

Dies ist die Geschichte eines Einzelgängers, der keinen Halt im Leben fand, obwohl er hingebungsvoll liebte und geliebt wurde: Friedrich Hölderlin. Als Dichter, Übersetzer, Philosoph, Hauslehrer und Revolutionär lebte er in zerreißenden Spannungen, unter denen er schließlich zusammenbrach. Erst das 20. Jahrhundert entdeckte seine tatsächliche Bedeutung, manche verklärten ihn sogar zu einem Mythos. Doch immer noch ist Friedrich Hölderlin der große Unbekannte unter den Klassikern der deutschen Literatur. Der 250. Geburtstag im März 2020 ist eine gute Gelegenheit, sich ihm und seinem Geheimnis zu nähern. Rüdiger Safranskis Biografie gelingt das auf bewundernswerte Weise.

  • Produktdetails
  • Verlag: Hanser
  • Artikelnr. des Verlages: 505/26408
  • 2. Aufl.
  • Seitenzahl: 335
  • Erscheinungstermin: 21. Oktober 2019
  • Deutsch
  • Abmessung: 218mm x 152mm x 35mm
  • Gewicht: 518g
  • ISBN-13: 9783446264083
  • ISBN-10: 3446264086
  • Artikelnr.: 55963840

Rezensionen
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.10.2019Göttliches Feuer
Poesie ist nicht an die Wirklichkeit gefesselt,
sie schafft neue Wirklichkeiten: Rüdiger Safranskis Dichterbiografie
„Hölderlin: Komm! ins Offene, Freund!“
VON HEDWIG RICHTER
Und verstehe die Freiheit / Aufzubrechen“ – darum geht es in dieser Biografie. Friedrich Hölderlin auf dem Weg von Tübingen nach Stuttgart, von Heidelberg nach Frankfurt und über die Schwäbische Alb in die Schweiz. Am Neckar entlang nach Nürtingen. Und von dort nach Jena, dem Sehnsuchtsort, wo Hölderlin aber auch nicht zu bleiben vermag.
Rüdiger Safranski schreibt eine konventionelle Biografie, die 1770 mit der Geburt in Lauffen am Neckar beginnt, bis zu Hölderlins Tod 1843 im Tübinger Turm, einige Kilometer den Fluss hinauf. Das Werk schließt mit einem letzten Kapitel über die Rezeption des Dichters. Und doch ist dieses Buch so ungewöhnlich schön und „trunken“, voll des „göttlichen Feuers“, das Friedrich Hölderlin nicht loskommen lässt von der Sehnsucht nach der neuen Freiheit. „Göttliches Feuer auch treibet, bei Tag und bei Nacht, / Aufzubrechen, So komm! daß wir das Offene schauen“, heißt es in einer Elegie. „Was also ist das für ein Feuer, das in Leben und Poesie Hölderlins brennt? Das ist die Frage, der dieses Buch nachgeht“, schreibt Safranski einleitend.
Der Autor bietet keine originellen Thesen und keine schlichten Antworten. Safranski erzählt mit großer Meisterschaft und entfaltet die merkwürdig schöne und ungeheure …mehr
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.01.2020Nachricht der Nacht
Rüdiger Safranskis Hölderlin-BiographieDiese Hölderlin-Biographie besitzt alle Qualitäten, für die Rüdiger Safranski steht: Von den Anfängen in der Klosterschule über die geistigen und politischen Aufschwünge im Tübinger Stift, von den Versuchen, eine Position im literarischen Leben um 1800 zu finden, bis hin zur resignierten Einsicht „Sie können mich nicht brauchen“, von der psychischen Erkrankung bis zur Wiederentdeckung im zwanzigsten Jahrhundert wird lebendig und anschaulich von Hölderlin erzählt. Dabei umgeht Safranski keine Herausforderung, er erfasst die philosophischen Positionen, mit denen Hölderlin sich auseinandersetzte, und wenn er auf einer Seite mal eben Kants Grundideen präzise und klar erläutert, dann staunt man darüber – Safranski aber ist schon bei Fichte, den er ebenso zielsicher vorstellt.Natürlich ist das eine Biographie, aber auch eine Erzählung, in der man mit Hölderlin mitgeht, ganz buchstäblich, denn dieser war viel zu Fuß unterwegs, bis hin zur letzten grauenhaften Wanderung nach Bordeaux, wo er wieder einmal eine der Hauslehrerstellen antreten sollte, mit denen er Geld verdienen musste, und von der er äußerlich und psychisch zerrüttet zurückkehrte. Safranski lässt die Mutter auftreten, der Hölderlin zeitlebens Rechenschaft schuldete, die verheiratete Geliebte Susette Gontard, aus deren Haus er vertrieben wurde, den bewunderten und ihn fördernden Schiller (dem Safranski auch eine Biographie …mehr
„Safranski umgeht keine Herausforderung, er erfasst die philosophischen Positionen, mit denen Hölderlin sich auseinandersetzte, und wenn er auf einer Seite mal eben Kants Grundideen präzise und klar erläutert, dann staunt man darüber. … Wer Hölderlin kennenlernen und verstehen will, sollte Safranski lesen.“ Dirk von Petersdorff, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.01.20 „Mit viel Empathie, Kenntnissen lokaler und geistesgeschichtlicher Zusammenhänge gibt er einen Hölderlin für unsere Zeit.“ Tilman Krause, Die literarische Welt, 07.12.19 „Safranski liefert die Eloge mit großer Werkkenntnis und historischer und ideengeschichtlicher Einbettung … Ein Wohlfühlbuch.“ Roman Bucheli, Neue Zürcher Zeitung, 29.11.19 „Er verwebt minutiöse Recherche, politische und literarische Kontexte zu einem gut lesbaren Ganzen.“ Erich Klein, Falter, 11.10.19 „Safranski erzählt mit großer Meisterschaft und entfaltet die merkwürdig schöne und ungeheure Welt des Aufbruchs in die Moderne.“ Hedwig Richter, Süddeutsche Zeitung, 19.10.19 „Bemerkenswert ist, dass der behandelte Gegenstand den Autor diesmal veranlasst, das Genre der Biografie, das gern zu historisierender Beschaulichkeit neigt, in seiner innersten Anlage aufzusprengen, ja fast schon aufzugeben, um Streitschrift, Memorandum und Wegweiser ins Aktuelle zu werden (…) Safranskis neuem Buch sind viele, viele Leser zu wünschen!“ Eberhard Geisler, Frankfurter Rundschau, 20.10.19
Jan. 2020 | €uropa | Kommentieren