Mit der Europäischen Friedensordnung nach dem Ersten Weltkrieg, ihrer Vorgeschichte, Zielen und Folgen befasst sich Dr. Michael Braun aus Heidelberg im Rahmen seines Vortrags am Donnerstag, 12. Dezember, um 19:30 Uhr im Domhof in Ladenburg, Hauptstraße 7. Alle historisch Interessierten sind zu der Veranstaltung, die das Kreisarchiv Rhein-Neckar-Kreis gemeinsam mit der VHS Ladenburg-Ilvesheim und dem Heimatbund Ladenburg durchführt, bei freiem Eintritt herzlich eingeladen.
Zur 100. Wiederkehr der Pariser Friedenskonferenz von 1919 war der Blick oft in nationaler Perspektive verengt. In Deutschland erinnerte man vor allem an die Gründung der Weimarer Republik, ihre Nationalversammlung und deren Verfassungswerk – ebenso an die Wahl Friedrich Eberts zum ersten demokratischen Staatsoberhaupt. Danach galt die Aufmerksamkeit dem 70. Geburtstag der Bundesrepublik und des Grundgesetzes. Zuletzt erinnerten wir uns an 30 Jahre Mauerfall.
In Buchpublikationen und Features von Fernseh- und Hörfunksendern konnte man erfahren, dass die Zeitgenossen und gleichermaßen – bis heute – die historische Forschung in den Belastungen des Versailler Vertrags eine grundlegende Ursache für die Instabilität Deutschlands sahen. Das gilt analog für die weiteren Pariser Vorortverträge mit den ehemaligen deutschen Verbündeten. Auch sie wurden – ohne effektiv daran mitzuwirken – von den Siegern durch den jeweiligen Waffenstillstand quasi zur Kapitulation gezwungen.
Die darauffolgenden Friedensverträge justierten die Verliererstaaten durch Gebietsabtretungen, Reparationen, wirtschaftliche und militärische Restriktionen neu im europäischen Mächtesystem; neue Staaten entstanden.
Warum konnten die „14 Punkte“ des US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson, von denen im Vorfeld der Verhandlungen viel die Rede war, nicht zur universell akzeptierten Grundlage der Friedensverhandlungen werden? Warum war die 1919 geschaffene Friedensordnung nicht von Dauer, wie hellsichtige Zeitgenossen bald merkten? Die entscheidenden Ursachen dafür liegen in ihrer Vorgeschichte und den sehr unterschiedlichen Erwartungen und Zielen der Beteiligten. Darauf richtet der Referent seinen Fokus in diesem Vortrag.