„Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe. Und es heißt, es sei gesagt worden: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und alle gefiederten Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels. Die Erde bringe hervor: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes“ –
„… ein jedes nach seiner Art“
Unser Verhältnis zu Tieren, Pflanzen und Flüssen ist gestört. Der innere Zusammenhang aller Lebewesen in der Biosphäre ist von seelischer Art, jedes Lebewesen ist ein seelisches Wesen, ist es das nicht, lebt es nicht. Zur Ökologie der Lebewesen gehören deshalb auch ihre seelischen Beziehungen zueinander. Das Universum des Lebendigen ist eine Hierarchie beseelter und bewußter Wesen, welche alle miteinander kommunizieren. Was da hervorlugt, was da piepst und herumwackelt, was da kreucht und fleucht, das alles ist Ausdruck beseelten Lebens, jedes auf seiner Bewußtseinsstufe, deren jede eine bestimmte Art und Weise hat, mit anderen Wesen in Kontakt zu kommen oder zu sein, und gleichzeitig aber auch einen ganz spezifischen Versuch darstellt, eine Lösung für das Problem des Lebens und des Überlebens zu finden. Jede Stufe ist ein Stück Evolution, ein Stück universeller Forschung und Neugier, ein Organ im Gesamtorganismus, ein Klang in der großen Partitur.
Tiere – und Pflanzen – sind universelle Wesen, ihre höchst meditative Daseinsweise verleiht ihrer Seele und ihrem Körper Fähigkeiten, die wir Menschen nur bei „Geisteskranken“, Heiligen und indischen Yogis finden: Die Fähigkeit zur absoluten Versenkung, Konzentration, Geistesgegenwart, zu einem Höchstmaß von Anspannung und Entspannung, zu elegantester Kraftentfaltung ohne Anstrengung, zu Wunderleistungen der Orientierung, zu äußerster Gelassenheit gegenüber Kälte und Schmerz, zur tranceartigen Stillegung des gesamten Organismus; dies alles sind animalische Fähigkeiten. Würden die Laboranten des wissenschaftlichen Unfugs, die in medizinischen Folterkammern ihre Versuchstiere bei lebendigem Leib zerschneiden, auch nur den Anflug einer Ahnung davon haben, was sie da tun, sie würden sich auf der Stelle in einem Meer von Tränen auflösen. Dieses Tränenmeer aber, unsichtbar existiert es bereits bei allen Kreaturen „unterhalb“ des Menschen, deren Schicksal heute noch ausweglos ist, weil sie sich dem gepanzerten, zugestopften und mechanisierten Menschen nicht mitteilen können. Kindern geht es in der Regel nicht sehr viel anders, wenigen Erwachsenen auch, soweit sie im Innern Tier und Kind geblieben sind. Wäre das übersehene, zertretene, gequälte, mißachtete Leben fähig zu schreien, es wäre ein einziger Schrei auf dieser unserer Erde.
Andere Lebewesen verstehen
Natürlich konnte Franz von Assisi mit Vögeln kommunizieren. Jeder Indianer konnte das, sind doch schließlich alle Lebewesen auf Kommunikation miteinander angelegt. Wo diese nicht mehr stattfindet, sind wesentliche Kanäle verstopft, sind Lebensströme unterbrochen, da ist – mit anderen Worten – ein Defekt im Funktionsgefüge der Biosphäre. Kommunikation ist ein biologischer, bioenergetischer und psychischer Vorgang – der natürlich in der Regel ohne Worte abläuft. Die Ergebnisse der Delphinforschung, die Forschungsberichte über das „geheime Leben der Pflanzen“ und jede vorurteilsfreie, konzentrierte Beobachtung von Tieren zeigt, dass es sich um Lebewesen handelt, die in ihrer Daseins- und Reaktionsweise dem menschlichen Leben durchaus verwandt sind.
Ein dafür innerlich bereiter Mensch kann das ohne weiteres nachvollziehen und verstehen. Das ist es! – Das wäre es jedenfalls: Der Mensch wäre das Lebewesen im Gesamtgefüge des Lebens, welches in der Lage sein könnte, die anderen Lebewesen zu verstehen. Hingegen empfinden wir stattdessen meist Angst, Ekel oder Gleichgültigkeit. Wie nämlich zwischen Menschen, so ist auch zwischen Mensch und Tier Angst die eigentliche Sperre. Nur wird diese Angst als solche meist gar nicht mehr erfahren, weil wir unserer absurden Blindheit wegen gar nicht mehr auch nur auf die Idee kommen, dass da etwas wäre, mit dem wir Kontakt haben könnten.
Eine Reise in uns hinein als den Versuch zu unternehmen, dies wirklich wahrzunehmen, dazu müßte Mensch sich erst einmal innerlich entlasten und entrümpeln, uns aus dem jetzigen Zustand befreien, in welchem wir vor lauter Stauung und Wut und sinnlosen Dingen gar nicht mehr dazu kommen, zu hören, was an leisen Dingen um uns herum zu sehen wäre. Das Schicksal der Arten um die Art Mensch herum wird sich erst nachhaltig bessern können, wenn wir an uns selbst jene Korrekturen vollzogen haben, die uns mit dem „Tier in uns“ wieder ganz und gar versöhnt. Jeder andere Versuch wäre von moralischer Art. Und eben deshalb unrealistisch.